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image/svg+xml4 5 VORWORT Liebe Freunde dieses Buch enthält mehrere Hunderte Auszüge aus unserer Literatur, die fast alle Aspekte des Lebens in der Gemeinschaft A.A. berühren. Diese Erläuter-ungen können zum Nachdenken anregen, die Gruppendiskussion befruchten und zum Lesen der übrigen Literatur hinführen. Im Verlauf der letzten 20 Jahre habe ich die folgenden Bücher über die A.A. geschrieben: „Anonyme Alkoholiker“, „ Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen“, „ Die Gemeinschaft A.A. wird mündig“, und „ Zwölf Anleitungen für den Weltdienst“, letzteres als Bestandteil unseres „ Handbuches über das dritte Vermächtnis“. Viele Artikel sind für unsere Monatsschrift „A.A. Grapevine“ geschrieben worden, und ich führte stets einen regen und umfangreichen Briefwechsel.
image/svg+xml6 Aus diesem Quellen wurde der Inhalt dieses Buches zusammengestellt. Da die angeführten Stellen aus dem Zusammenhang genommen wurden, war es wegen der Verständlichkeit notwendig, manches zu überarbeiten, ändern neu zu schreiben. Selbstverständlich gibt diese Schrift meine persönliche Ansicht über den Lebensweg der A.A. wieder. Darum ist sie begrenzt und unvollkommen. Trotzdem hoffe ich, mit diesem Buch einem Bedürfnis entgegenzukommen. Ergebenst euer April 1967 7 Zur Ausgabe in deutscher Sprache Die weltweit verbreitete Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker verdankt ihren Gründern Bill W. und Dr. Bob viel. Lange Zeit widmete sich Bill ausschließlich dem Aufbau der Gemeinschaft. Wesentliche Impulse für das geistige Programm, dessen inhaltliche Vertiefung und praktische Handhabung, gehen auf ihn zurück. Der Mitgründer der Gemeinschaft ist so gleichsam auch deren Architekt und Baumeister geworden. Eine Reihe von Büchern, eine Vielzahl von Aufsätzen und schriftlich festgehaltenen Reden geben davon Zeugnis. Dennoch versteht sich Bill stets als einer von Hundert-tausenden Alkoholikern, die durch die Gemeinschaft und ihr Programm Hilfe gefunden haben. Seine in diesem Buch wiedergegebenen Äußerungen sind Meinungen, Ansichten, Deutungen – eben; „ wie Bill es sieht“. Er würde sich zweifellos missverstanden fühlen, wenn wir ihm daraus Absolutheitsansprüche zubilligen wollten. Immer lernen wir wieder voneinander im Austausch von Erfahrungen, indem wir Kraft und Hoffnung teilen.
image/svg+xml8 Von Bill können wir viel lernen und uns seinen Erfahrungen mit dem Programm und mit den Traditionen vielfältig zunutze machen. So ist dieses Buch gemeint. Das Literatur – Team hat sich um eine möglichst wort – und sinngetreue Übersetzung bemüht und gibt dieses Buch in dem Jahr in die Hände der Gemeinschaft, in welchem sie auf ein Vierteljahrhundert segensreicher Tätigkeit im deutschsprachigem Raum zurückschaut. Mai 1978 9 1 Veränderung der Persönlichkeit Oft ist über A.A. gesagt worden, dass wir uns nur mit Alkoholismus befassen. Das stimmt nicht. Wir müssen aufhören zu trinken, um zu leben. Doch jeder, der das Persönlichkeitsbild eines Alkoholikers aus eigener Erfahrung kennt, weiß, dass ein Alkoholiker nie ganz mit dem Trinken aufhören wird ohne eine tiefgreifende Veränderung seiner Persönlichkeit. * Wir glaubten, wegen der „Umstände“ trinken zu müssen. Als wir versuchten, diese Umstände zu ändern, und das nicht nach unserem Wunsch gelang, entglitt uns die Kontrolle über unser Trinken, und wir wurden Alkoholiker. Es kam uns nicht in den Sinn, dass wir uns selbst ändern mussten, um mit dem jeweiligen Umständen fertig zu werden.
image/svg+xml10 2 In Gottes Hand Wenn wir zurückschauen, nachdem wir uns Gott anvertraut haben, wird uns klar, dass alles, was uns zuteil wurde, besser war, als wir es hätten planen können. * Meine Depression vertiefte sich bis ins Unerträgliche, und am Ende kam es mir vor, als sei ich auf dem tiefsten Punkt. In dem Augenblick war der letzte Funke meines stolzen Starrsinns erloschen. Plötzlich hörte ich mich selbst rufen: „ Wenn es einen Gott gibt, so soll er sich zeigen! Ich werde alles tun, alles“ In diesem Augenblick war der Raum von grellem, weißem Licht durchflutet. Mir war, als ob ich mich auf einem Berg befände und ein Strom, nicht Luft, sondern Geist, mich umwehte. Da brach die Gewissheit über mich herein, dass ich ein freier Mensch war. Langsam wich die Verzückung von mir. Ich lag im Bett, aber ich war soeben in einer anderen Welt, einer Neuen Welt des Bewusstseins. Ich war durchdrungen von dem wunderbaren Gefühl der Erscheinung, und ich dachte: „Das ist der Gott der Verheißung.“ 11 3 Schmerz und Fortschritt Früher fühlte ich mit allen Menschen, die litten, jetzt fühlte ich nur mit denen, die in Ungewissheit leiden, die den Grund und den Sinn ihres Schmerzens nicht verstehen. * Jemand sagte einmal, dass Leid der Prüfstein des geistigen Fortschritts sei. Wir AA könne dem aus vollem Herzen zustimmen, da wir wissen, dass die Leiden des Alkoholismus der Nüchternheit vorangehen und der Aufruhr der Gefühle der Gelassenheit vorangeht. * Festigt euch im Glauben. Wendet euch dem Lichte zu, selbst wenn es nicht zu sehen ist.
image/svg+xml12 4 Können wir wählen ? Wir dürfen uns niemals von der irrigen Auffassung blenden lassen, wir seien nur unglückliche Opfer unserer Vererbung, unserer Lebenserfahrung und Umgebung, und dies seien die einzigen Kräfte, die für uns Entscheidungen treffen. Das ist nicht der Weg in die Freiheit. Wir müssen dran glauben, dass wir wirklich wählen können. * Als trinkende Alkoholiker konnten wir nicht mehr wählen, ob wir trinken wollten oder nicht. Wir waren Opfer eines Zwanges, der uns den Weg zu unserer eigenen Vernichtung vorschrieb Schließlich wählten wir das, was uns die Genesung brachte. Wir gelangten zu der Überzeugung, dass wir allein dem Alkohol gegenüber machtlos waren. Das war tatsächlich eine Entscheidung – eine der schwersten. Wir kamen zum Glauben, dass eine Kraft größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann. Wir wurden bereit, nach den zwölf Schritten des AA-Programms zu leben. Kurz gesagt, wir wählten „ die Bereitschaft“ , und niemals haben wir eine bessere Wahl getroffen. 13 5 Beständigkeit und Wachstum Ein Leben voller Verdruss ist wertlos und führt uns ins Unglück. Genau in dem Maße, wie wir Groll gewähren lassen, vergeuden wir wertvolle Stunden. Für den Alkoholiker, dessen Hoffnung in der Beständigkeit und dem Wachstum geistiger Reife liegt, ist das Hegen von Groll eine sehr ernste Gelegenheit, weil er sich damit selbst dem Licht des Geistes verschließt. Die Alkoholkrankheit bricht wieder aus, und wir trinken wieder, und für uns bedeutet Trinken Sterben. Wollten wir leben, so mussten wir uns von Furcht frei machen. Verdruss und plötzliche Wut waren nichts für uns. Furcht ist schon für jeden Menschen ein zweifelhafter Luxus, doch für uns Alkoholiker ist Furcht reines Gift.
image/svg+xml14 6 Alles oder nichts? Lebensbejahung und Vertrauen bringen vollkommene Nüchternheit. Normalerweise stimmt das; es muss stimmen, sonst könnten wir überhaupt nicht leben. Übertragen wir diese Erkenntnis auf unsere Gefühlswelt, stellen wir fest, dass wir nur bedingt zu einem Ergebnis gelangen. Niemand kann wohl von Angst und Furcht und Stolz ganz befreit werden. Darum streben wir in diesem Leben keine Vollkommenheit an, außer in Demut und in der Liebe. Wir müssen uns bei den meisten unserer Probleme auf einen stufenweisen Fortschritt einstellen, häufig unterbrochen von harten Rückschlägen. Unsere alte „Alles-oder-nichts-Einstellung“ müssen wir aufgeben. 15 7 Geistige Werte In alten Zeiten quälte sich der materielle Fortschritt langsam voran. Wissenschaftliche Forschung, Entdeckungen und Erdfindungen nahmen nicht den Raum ein wie in der Gegenwart. Im damaligen Weltbild war des Menschen Geist durch Aberglauben, Tradition und vielerlei fixe Ideen gefesselt. Es gab Zeitgenossen von Kolumbus, die eine runde Welt für unnatürlich hielten. Andere wollten Galilei wegen astronomischen Ketzereien umbringen lassen. Sind nicht einige von uns mit geistigen Dingen gegenüber voreingenommen und eigensinnig, wie sich einst unsere Vorfahren gegenüber dem Fortschritt in Wissenschaft verhielten? * Wir wissen, Gott stellt denen, die ihn suchen, keine zu harten Bedingungen. Uns erscheint die geistige Welt weit, geräumig und allumfassend. Niemals ist sie denen die sie suchen, verschlossen oder versagt. Wir glauben, dass sie allen Menschen offen steht.
image/svg+xml16 8 Ein neues Leben Ist Nüchternheit alles, was wir vom geistigen Erwachen erwarten? Nein, Nüchternheit ist nur ein dürftiger Anfang; sie ist nur das erste Geschenk des ersten wachten Wachwerdens. Wollen wir mehr Geschenke erhalten, müssen wir wach bleiben. Je länger das anhält, desto mehr können wir Stück für Stück das alte Leben, das nichts taugte, beiseite legen, denn das neue Leben kann und wird funktionieren; ganz gleich unter welchen Umständen. Ob wir in dieser Welt Erfolg oder Pech, Leid oder Freude, Krankheit oder Gesundheit haben oder gar den Tod erleben – wir können ein neues Leben voll unendlicher Möglichkeiten führen, wenn wir bereit sind, im Leben die zwölf AA-Schritte zu praktizieren. 17 9 Gruppe und weltweite Gemeinschaft Aus Erfahrung wissen wir, dass die meisten Menschen ohne Gruppen nicht genesen können. Jedem in der Gruppe wird klar, dass er nur ein kleiner Teil der großen Welt und kein persönliches Opfer zu groß ist, um die Gemeinschaft zu erhalten. Er lernt seine Wünsche und Neigungen zu unterdrücken, wenn sie der Gruppe Schaden zufügen könnten. Es ist klar, dass die Gruppe überleben muss, sonst kann es der Einzelne nicht. * Der Seemann, der Soldat in einem fernen Land – alle diese A.A. ohne Gruppe wissen, dass sie zur weltweiten Gemeinschaft der AA gehören, dass sie von den anderen nur räumlich getrennt sind; ihre Freunde sind in Rufweite. Ebenso wichtig ist, sich in Gottes Gnade zu wissen, ob auf hoher See, auf einsamen Wachtposten oder zu Hause.
image/svg+xml18 10 Aus dem Dunkel Durch Selbsterforschung können wir Licht, Leben und Gnade in die dunklen Seiten unserer Persönlichkeit bringen. Damit geht die Entwicklung jener Art von Demut einher, durch die wir Gottes Hilfe erlangen können. Aber das ist nur ein Schritt. Wir möchten weitergehen. Wir wollen, dass das Gute, das in uns allen – selbst in dem schlechtesten - Menschen ist, blüht und wächst. Doch zunächst brauchen wir Sonnenlicht; im Dunkel kann nichts wachsen. Selbstbesinnung ist unser Schritt in die Sonne. * Ein helles Licht scheint auf uns zu fallen – wenn wir unsere Augen öffnen. Weil unser eigenen Charakterfehler Ursache unserer Blindheit sind, müssen wir uns zunächst mit ihnen auseinandersetzen. Eine konstruktive Selbstbesinnung ist die wichtigste Voraussetzung eines jeden neues Schrittes in unserem geistigen Wachsen. 19 11 Quantität oder Qualität Was diesen Rückfall angeht – ich wäre nicht zu sehr entmutigt. Ich glaube, dass du sehr unter einem unnötigen Schuldgefühl leidest, Aus welchen Gründen auch immer, einigen von uns hat der Herr einen härteren Weg vorgeschrieben, und ich meine, du bist genau auf einem solchen harten Weg. Gott verlangt von uns nicht, dass wir erfolgreich sind. Er verlangt nur, dass wir uns darum bemühen. Du versuchst es gewiss, und ich habe es versucht. Darum würde ich nicht aus Mutlosigkeit oder Scham von den A.A. fernbleiben. Genau dort bist du richtig. Warum versuchst du es nicht einmal als A.A.? Du brauchst dir nicht gleich die ganze A.A.-Gemeinschaft aufzuladen, weißt du! * Nicht die Quantität guter Taten, sondern die Qualität zählt. * Vor allem aber, versuche es – einen Tag nach dem anderen.
image/svg+xml20 12 Suche nach falschem Gold Stolz ist die Hauptbrutstätte menschlicher Schwierigkeiten, das größte Hindernis für echten Fortschritt. Stolz verleitet uns zu Ansprüchen gegen uns oder andere, die nicht erfüllt werden können, ohne unsere gottgegebenen Triebe zu missbrauchen oder fehlzuleiten. Wenn es uns nur um die Befriedigung unserer sexuellen Bedürfnisse geht, wenn unser Wunsch nach Sicherheit und nach einem Platz in der Gesellschaft zum Hauptlebensinhalt wird, dann ergreift uns ein Hochmut, der uns zwingt, immer wieder unsere Ausschweifungen zu rechtfertigen. * Ich kann ,,Demut“ für heute“ nur so weit verwirklichen, wie es mir gelingt, einerseits dem Morast von Schuld und Rebellion, andererseits aber auch dem trockenen, doch betrügerischen Land auszuweichen, das mit falschen Goldstücken des Stolzes bedeckt ist. Nur so kann ich die breite Straße der Demut, die zwischen beiden Extremen liegt, finden und auf ihr bleiben. Die ständige Inventur sagt mir sofort, wenn ich von dieser Straße abkomme. 21 13 Geteiltes Geschenk Die Gemeinschaft AA ist mehr als eine Zusammenstellung von Prinzipien; sie ist eine Gesellschaft tätiger Alkoholiker. Wir müssen die Botschaft weitergeben, sonst welken wir dahin, und die, denen wir die Wahrheit nicht gebracht haben, sterben. * Vertrauen ist mehr als unser größtes Geschenk; wir teilen es mit anderen, das ist unsere größte Verpflichtung. Mögen wir A.A. ständig die Weisheit und die Bereitschaft suchen, durch die wir das unendliche Vertrauen rechtfertigen können, das der Spender aller vollkommenen Gaben in unsere Hände gelegt hat.
image/svg+xml22 14 Schwierigkeiten mit Neuen Es liegt die Versuchung nahe, dass wir neuen Freunden gegenüber ziemlich besitzergreifend werden. Vielleicht versuchen wir, sie in Angelegenheiten zu beraten, für die wir wirklich nicht zuständig sind oder zu denen wir nichts sagen sollten. Wir sind verletzt und bestürzt, wenn unser Rat zurückgewiesen wird oder wenn er befolgt wird und noch größeren Ärger bringt. * Du schaffst es nicht, dass ein Pferd Wasser trinkt, wenn es Bier möchte oder wenn es zu dumm ist und überhaupt nicht weiß, was es will. Stell ihm einen Eimer Wasser hin, erzähl ihm, wie und warum das gut ist, und dann lass es allein. Wenn jemand wirklich betrunken werden will, gibt es - soweit ich weiß - keinen Weg, ihn aufzuhalten. Lass ihn also allein und lass ihn sich betrinken. Doch versage ihm nicht den Eimer Wasser, wenn er danach verlangen sollte. 23 15 Bleibende Werte Viele Menschen haben überhaupt keine Beziehung zu geistigen Werten. Perfektionisten, so sagen sie, sind entweder eingebildet, weil sie glauben, sie hätten ein unwahrscheinliches Ziel erreicht, oder sie versinken in Selbstanklage, wenn ihnen das nicht gelingt. Aber ich denke, wir sollten das nicht so sehen. Es liegt nicht an den großen Idealen, dass sie manchmal falsch verstanden und somit billige Ausreden für Schuld, Rebellion und Stolz werden. Im Gegenteil: Wir können nicht wachsen, wenn wir nicht ständig die bleibenden geistigen Werte zu erkennen suchen. * Tagtäglich versuchen wir, uns ein wenig der Vollkommenheit Gottes zu nähern. Wir brauchen uns nicht in rührseligen Schuldgefühlen zu verzehren, über unsere Unfähigkeit, bis nächsten Donnerstag gottgleich zu sein. Fortschritt ist unser Ziel- Gottes Vollkommenheit ist das Leuchtfeuer, Lichtjahre weit entfernt, das uns anzieht.
image/svg+xml24 16 Niemals wieder? Die meisten Menschen fühlen sich mit der 24-Stunden-Methode sicherer als mit dem Entschluss, niemals mehr zu trinken. Sie haben zu viele Versprechen gebrochen. Es ist wirklich eine Sache der persönlichen Wahl; jeder A.A. hat das Recht, das Programm so auszulegen, wie er es möchte. Ich persönlich habe die Hoffnung, dass ich niemals mehr trinken will. Das ist etwas anderes, als wenn ich sage: ,,Ich werde niemals wieder trinken!“ Letzteres bringt die Menschen oft in Schwierigkeiten, weil hier auf persönlicher Basis etwas geschehen muss, was wir Alkoholiker niemals können. Es hat zuviel mit dem Willen zu tun und lässt zu wenig Raum für den Glauben, dass Gott uns von unserer Sucht befreien wird, wenn wir im AA-Programm leben. 25 17 Ehrlichkeit Der verdrehte Wunsch, mieses Handeln nachträglich als gute Taten hinzustellen und all unser Tun ein bisschen zu beschönigen, ist die menschlichste aller menschlichen Eigenschaften. Solch trügerische Selbstherrlichkeit spielt bei dem kleinsten Gedanken und in der geringsten Handlung mit. Wenn wir täglich lernen, Fehler zu erkennen zuzugeben und zu korrigieren, gewinnen wir das Wesentliche für die Entwicklung unserer Persönlichkeit und damit ein gutes Leben. * Die Täuschung anderer ist fast immer in Selbsttäuschung verwurzelt. * Mit Gott allein sein, scheint weniger schwierig, als einem anderen Menschen gegenüberzusitzen. Solange wir uns nicht hinsetzen und laut über das sprechen, was wir so lange verborgen haben, ist unsere Bereitschaft, Hausputz zu halten, nur graue Theorie. Wenn wir einem anderen gegenüber ehrlich sind, beweisen wir, dass wir uns selbst und Gott gegenüber ehrlich waren.
image/svg+xml26 18 Kamerad und Partner Bob war mein ständiger Kamerad und Partner bei diesem großen A.A.-Abenteuer. Als Arzt und große Persönlichkeit sah er in der Arbeit mit anderen seine Hauptaufgabe in der Gemeinschaft A.A., und er hatte Erfolge, die in Quantität und Qualität kaum übertroffen werden können. Mit Unterstützung der unvergleichlichen Schwester Ignatia vom St.-Thomas-Hospital in Akron behandelte er kostenlos 5-000 leidende Alkoholiker, und zwar sowohl medizinisch als auch psychologisch. Trotz aller Mühen und Belastungen in der Pionierzeit der AA fiel zwischen kein hartes Wort. Dies war hauptsächlich sein Verdienst. * Ich verabschiedete mich von Bob mit dem Wissen, dass er sich einer schwierigen Operation unterziehen musste. Auf seinem Gesicht war das altbekannte Lächeln, als er scherzend sagte: „ Denk daran Bill, lass diese Sache nicht im Stich. Lassen wir es unkompliziert!" Ich drehte mich um, nicht fähig, ein Wort zu sagen. Das war das letzte Mal. dass ich ihn sah. 27 19 Der Wein des Erfolges Nicht nur unangenehme und unerwartete Probleme erfordern Selbstkontrolle. Wir müssen genauso vorsichtig sein, wenn wir ein bestimmtes Maß an Geltung und materiellem Erfolg erreicht haben. Denn niemand hat persönliche Triumphe mehr geliebt als wir; wir tranken den Erfolg wie Wein, und damit ging uns das Gefühl der Überheblichkeit niemals verloren. Verblendet durch Stolz und übersteigertes Selbstbewusstsein, konnten wir den großen Mann spielen. Nun sind wir in der Gemeinschaft der AA und nüchtern, gewinnen die Achtung unserer Freunde und Geschäftspartner zurück, aber wir müssen immer noch üben, wachsam zu sein. Als Versicherung gegen die Gefahren des Höhenfluges können wir uns selbst prüfen, indem wir uns erinnern, dass wir heute nur durch die Gnade Gottes nüchtern sind und dass jeder Erfolg weit mehr Sein als unser Verdienst ist.
image/svg+xml28 20 Gelassenheitsspruch Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden. * Wir hüten unseren „Gelassenheitsspruch“, weil er uns ein Licht bringt, das unsere alte und verhängnisvolle Neigung zum Selbstbetrug vertreibt. In diesem Gebet können wir erkennen, dass eine voll akzeptierte Niederlage kein Unglück sein muss. Wir wissen jetzt, dass wir weder davonzulaufen noch erneut zu versuchen brauchen, Widerstände mit dem Bulldozer niederwalzen, weil sich nämlich dann die Hindernisse vor uns schneller aufbauen, als wir sie niederreißen können. 29 21 Wieder Bürger Jeder von uns – also jeder, der nach dem Programm lebt –verbringt in den ersten Jahren sehr viel Zeit mit der Arbeit im zwölften Schritt. Das war bei mir so – und wahrscheinlich wäre ich mit weniger Arbeit nicht nüchtern geblieben. Jedoch kommen früher oder später andere Verpflichtungen auf uns zu – Familie, Freunde, Beruf. Wie du weißt, heißt es im Zwölften Schritt, dass wir „unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten versuchen“ Damit meine ich, dass du dein Gewissen entscheiden lässt ob du eine bestimmte Aufgabe im zwölften Schritt übernimmst oder nicht. Kein anderer kann dir mit Sicherheit sagen, was du zum jeweiligen Zeitpunkt tun sollst. Ich weiß nur, man erwartet von dir an einen gewissen Punkt, dass du mehr tust, als nur die Botschaft an andere Alkoholiker weiterzugeben. In der Gemeinschaft der A.A. streben wir nicht nur nach Nüchternheit – wir versuchen, wieder Bürger dieser Welt zu werden, die wir abgelehnt hatten. Wieder „gesellschaftsfähig“ zu sein, ist das letzte Glied in der Beweiskette für die Tatsache, dass Arbeit im Zwölften Schritt eine überaus wichtige, aber nicht die einzige Aufgabe in unserem Leben ist.
image/svg+xml30 22 Sprungbrett Furcht Die Hauptsache unserer Charakterfehler war krankhafte Furcht – wir könnten etwas verlieren, was uns schon gehörte, oder wir könnten etwas nicht bekommen, was wir wollten. Das Leben mit unerfüllten Forderungen war ein Zustand ständiger Aufregung und Enttäuschung. Wir konnten darum nicht eher Frieden finden, bis wir Mittel und Wege hatten, um unsere Forderungen zurückzuschrauben. * Wir sind der Ansicht, dass Furcht wegen ihrer Zerstörungskraft der Ausgangspunkt für einen besseren Weg sein kann. Furcht kann das Sprungbrett sein zu Weisheit und Achtung anderen gegenüber. Furcht bereitet sowohl den Weg zur Gerechtigkeit als auch zum Hass. Und je mehr Gerechtigkeit und Achtung uns zuteil werden, desto eher werden wir die Liebe finden, die Leiden ertragen lässt und die freiwillig gegeben wird. Außerdem braucht Furcht nicht immer zerstörend zu sein. Wenn wir aus den Folgen lernen, werden wir zu positiven Werten geführt. 31 23 Bewunderer Wir wissen sehr wohl, dass wir Fans gewesen sind. Und wie wir uns zum Narren machten! Haben wir nicht Menschen, Gefühle, Geld und Gut und sogar uns selbst angebetet? Haben wir nicht andächtig den Sonnenuntergang, das Meer oder eine Blume betrachtet? Wer von uns hat nicht irgend etwas oder irgend jemanden geliebt? Bestimmten schließlich nicht diese Empfindungen den Verlauf unseres Lebens? Wir konnten unmöglich sagen, dass wir nicht die Fähigkeit besaßen, zu glauben, zu lieben oder anzubeten. Irgendwie lebten wir – in Vertrauen und eigentlich nur noch davon.
image/svg+xml32 24 Wenn die Tünche runter ist In den Anfängen dauerte es ganze vier Jahre, bis die A.A. nur eine einzige Frau zur Nüchternheit verhelfen konnte. Genau diejenigen, deren Tiefpunkt nicht die Gosse war, sagten die Frauen, dass sie anders seien; die Gemeinschaft A.A. war nichts für sie. Als die Verbindung untereinander besser wurde – häufig von Frauen selbst ausgehend – verändert sich das Bild. Dieser Vorgang der Identifizierung und Weitergabe setzte sich fort. Der Penner glaubte, er sei anders. Dasselbe, sogar noch lauter, sagte der Mann aus der feinen Gesellschaft – und so sprachen die Künstler und Gelehrten, so sprachen Reiche, Arme, Religiöse, Agnostiker, Indianer und Eskimos, Kriegsveteranen und Gefangene. Heute sprechen sie alle – und viele, viele andere – nüchtern darüber, wie sehr wir Alkoholiker uns alle gleichen, wenn die Tünche runter ist. 33 25 Nicht stehen bleiben In den ersten Tagen der A.A. habe ich mir nicht viele Gedanken über die Lebensgebiete gemacht, auf denen ich zum Stillstand gekommen war. Es gab immer ein Alibi, „Schließlich“ ,sagte ich mir, „habe ich viel zu viel mit wichtigeren Dingen zu tun. „So lautete mein fast perfektes Rezept für Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit. * Wie viele von uns nehmen sich heraus zu sagen: „Ich bin nüchtern, und ich bin glücklich. Was will ich noch mehr? Was soll ich noch tun? So geht es mir doch bestens.“ Wir wissen, dass der Preis für solche Selbstzufriedenheit ein unvermeidliches Rückschreiten ist, das an einer bestimmten Stelle durch grausames Erwachen aufgehalten wird. Wir müssen wachsen, sonst zerstören wir uns. Für uns kann der augenblickliche Zustand nur heute Gültigkeit haben, niemals morgen. Wir müssen uns ändern. Wir dürfen nicht stehen bleiben.
image/svg+xml34 26 Wahre Unabhängigkeit des Geistes Je größer unsere Bereitschaft ist, von einer höheren Kraft abhängig zu werden, desto unabhängiger werden wir. Darum ist die in der Gemeinschaft A.A. praktizierte Abhängigkeit tatsächlich ein Weg, die wahre Unabhängigkeit des Geistes zu erlangen. Es ist erschreckend, wenn wir im täglichen Leben entdecken, wie abhängig wir wirklich sind und wie wenig uns diese Abhängigkeit bewusst ist. Jedes moderne Haus hat eine Stromleitung, die für Elektrizität und Licht sorgt. Wir akzeptieren gern unsere Abhängigkeit von diesem Wunder der Wissenschaft; dadurch sind wir persönlich unabhängig, wir haben mehr Bequemlichkeit und Sicherheit. Der Strom fließt genau dorthin, wo wir ihn brauchen. Ruhig und sicher sorgt die Elektrizität, diese nur für wenige Menschen verständliche Energiequelle, für unsere einfachsten Bedürfnisse des täglichen Lebens. Obgleich wir dieses Beispiel gesunder Abhängigkeit bereitwillig akzeptieren, widersprechen wir in vielen anderen Dingen oft heftig einem gleichen Grundsatz, so, wenn empfohlen wird, ihn als Weg zum geistigen Wachstum zu befolgen. Um es klar auszudrücken: Wir werden niemals die Freiheit durch Gott kennen lernen, wenn wir nicht versuchen, Seinen Willen für uns zu erkennen. Wir haben die Wahl. 35 27 Tägliche Frist Wir sind nicht vom Alkoholismus geheilt. Was wir besitzen, ist die Frist eines Tages zur Erhaltung unserer geistigen Gesundheit. Wir A.A. gehorchen den meisten Grundsätzen zunächst weil wir es müssen, dann weil wir es sollten und schließlich weil wir das Leben als Ergebnis dieses Gehorsams lieben. Großes Leid und große Liebe sind die Lehrmeister der AA; mehr brauchen wir nicht.
image/svg+xml36 28 Von Quertreibern lernen Es gibt nur noch wenige unter uns, die befürchten, dass ein Neuer dem Ruf oder der Wirksamkeit der A.A. Schaden zufügen kann. Rückfällige, Schreihälse, Radaubrüder, Spinner, Rebellen gegen das Programm und Geschäftemacher mit dem A.A.-Namen- alle diese Menschen schaden den einer A.A.-Gruppe selten ernsthaft über längere Zeit. Einige von ihnen wurden unsere geachtetsten und geliebtesten Freunde. Einige andere blieben nüchtern, stellten unsere Geduld aber auf harte Proben. Andere blieben fort. Wir sind dazu übergegangen, Quertreiber nicht als Gefahr, sondern als unsere Lehrer anzusehen. Sie zwingen uns zu Geduld, Toleranz und Demut. Es sind nur Menschen, die kränker als wir anderen sind, und wenn wir sie verdammen, sind wir die Pharisäer, deren falsche Selbstgerechtigkeit unserer Gruppe einen größeren geistigen Schaden zufügt. 37 29 Dankbarkeit ist der Weg nach vorn Dankbarkeit ist der Weg nach vorn, nicht zurück. Mit anderen Worten, wenn du die Botschaft an andere weitergibst, kannst du die Hilfe, die dir zuteil wurde, am besten zurückzahlen. Es gibt keine tiefere Zufriedenheit und größere Freude als nach einer guten Arbeit im Zwölften Schritt. Die Augen von Männern und Frauen zu beobachten. wie sie sich vor Staunen öffnen, wenn sie aus dem Dunkel ins Licht treten, zu sehen, wie ihr Leben sehr schnell einen neuen Sinn und eine andere Bedeutung erhält, und vor allem zu beobachten, wie sie die Erkenntnis erlangen, dass es einen liebenden Gott in ihrem Leben gibt - all das ist der Gegenwert, den wir erhalten, wenn wir die A.A.-Botschaft weitergeben.
image/svg+xml38 30 Fort vom Trockenrausch Manchmal sind wir deprimiert. Ich sollte es wissen; ich bin selbst ein Meister des Trockenrausches gewesen. Während die oberflächlichen Gründe leicht erkennbar sind - einer Depression geht immer ein Auslöser voraus -, liegen die eigentlichen Ursachen, davon bin ich überzeugt, sehr viel tiefer. Vom Verstand her konnte ich meine Lage akzeptieren. Vom Gefühl her konnte ich es nicht. Auf diese Probleme gibt es bestimmt keine passenden Antworten. Doch ein Teil der Beantwortung liegt gewiss in dem ständigen Bemühen, alle zwölf Schritte der A.A. zu leben. 39 31 Gottes Wege Im Haushalt Gottes gibt es keine Verschwendung. Durch einen Fehlschlag lernen wir die Lektion Demut, die uns vielleicht noch fehlte, so schmerzlich das ist. * Wir erlangten nicht immer Weisheit durch unsere Tugenden; unser Verständnis liegt oft in schmerzlichen Erfahrungen alter Dummheiten verankert. Weil dies die Substanz unserer persönlichen Erfahrungen ist, ist es auch die Substanz unserer Erfahrung als Gemeinschaft.
image/svg+xml40 32 Moralische Verantwortung Es gibt Menschen, die den Standpunkt der A.A. strikt ablehnen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Sie meinten, dass dieses Konzept die Alkoholiker von ihrer moralischen Verantwortung entbindet. Wie jeder A.A. weiß, stimmt das überhaupt nicht. Wir gebrauchen nicht den Begriff der Krankheit, um uns der Verantwortung zu entziehen. Im Gegenteil, wir benutzen die fatale Krankheit, um dem leidenden Alkoholiker die größte moralische Verpflichtung aufzuerlegen, die Verpflichtung, nach den Zwoelf Schritten der A.A. zu leben, um gesund zu werden. Für die Anfänge der Trinkerzeit mag es gelten, dass der Alkoholiker sich durch Verantwortungslosigkeit schuldig macht. Aber wenn das Trinken zum Zwang geworden ist, kann er nicht mehr voll für sein Verhalten verantwortlich gemacht werden. Er befindet sich in der Sucht, die ihn zum Trinken zwingt, und seine körperliche Abhängigkeit gegenüber dem Alkohol garantiert ihm am Ende Wahnsinn oder Tod. Wenn man ihm jedoch seinen Zustand klargemacht hat, steht er unter dem Druck, das A.A.– Programm für seinen moralischen Wiederaufbau anzunehmen. 41 33 Lebensgrundlage Wir entdecken, das wir in dem Masse eine Leitschnur fuer unser Leben erhalten, wie wir aufhören, Forderungen an Gott zu stellen, die Er auf unseren Befehl und nach unseren Bedingungen erfüllen soll. * Im Gebet bitten wir nur darum, dass Gott uns Seinen willen für diesen Tag so gut wie möglich erkennen lässt und dass wir die Gnade erhalten, ihn auszuführen. * Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Selbstprüfung, Meditation und Gebet. Diese Übungen können, einzeln ausgeführt, große Erleichterung und Segen bringen. Werden sie aufeinander abgestimmt und miteinander verwoben, erhalten wir als Resultat eine unerschütterliche Lebensgrundlage.
image/svg+xml42 34 „ Mit keiner Sekte verbunden…“ Die Gemeinschaft A.A. hat Tausende armer Christen wieder zu ihren Kirchen zurückgeführt, sie hat aus Atheisten und Agnostikern Gläubige gemacht, sie hat aber ebenso Buddhisten, Mohammedaner und Juden zu guten A.A. gemacht. Wir fragen uns zum Beispiel oft, ob unser buddhistischer Freund in Japan sich uns jemals angeschlossen hätte, trügen wir den Stempel einer streng christlichen Bewegung. Du kannst dir leicht vorstellen, wie es wäre, wenn die Gemeinschaft A.A. bei den Buddhisten entstanden wäre, und man hätte dir erzählt, du dürftest nicht eher mitmachen, bis du ein Buddhist geworden seiest. Wärst du unter diesen Umständen ein christlicher Alkoholiker gewesen, dann hättest du dich abwenden und sterben können. 43 35 Verwandeltes Leid Die A.A.- Gemeinschaft ist kein Erfolgs- oder Verkaufsschlager, Sie ist die Geschichte des Leidens, das sich durch Gnade in geistigen Fortschritt verwandelte. * Bobs unersättliche Gier nach Alkohol war gewiss ein physisches Phänomen, das ihn während seiner ersten A.A.- Jahre quälte. In dieser Zeit ließen ihn nur die Tage und Nächte, in denen er die Botschaft an andere Alkoholiker weitergab, seinen Wunsch zu trinken vergessen. Obwohl es hart für ihn war, dieser Gier zu widerstehen, trug sie zweifellos zu dem starken Eifer bei, mit dem die erste A.A.- Gruppe in Akron gebildet wurde. Es war für Bob nicht einfach, die geistige Befreiung zu finden; es war ein schmerzhaft langsamer Weh. Sie war das Ergebnis härtester Arbeit und schärfster Wachsamkeit.
image/svg+xml44 36 Zuerst Demut Wir haben viele A.A. kennengelernt, die zuerst glaubten – wie wir auch - , dass Demut ein anderes Wort für Schwäche sei. Sie halfen uns, vom hohen Ross herunterzusteigen. Ihr Beispiel zeigte uns, dass Demut und Verstand sich miteinander vereinbaren, vorausgesetzt, dass wir Demut an die erste Stelle setzen. Als wir damit begannen, wurde uns das Geschenk des Glaubens zuteil, eines wirksames Glaubens. Dieser Glaube ist auch für dich da. * Früher verstand man unter Demut: zwangsweise Abbitte tun. Jetzt fangen wir langsam an, darunter die Nahrung zu verstehen, die uns Gelassenheit bringt. 45 37 Ein volles und dankbares Herz Eine meiner Überzeugungen besteht darin, das ich versuche, eine vollständige Inventur des widerfahrenen Guten zu machen. Dann übe ich mich drin, die vielen Geschenke – weltliche und geistliche - , die ich erhalten habe, richtig anzunehmen. Wenn ich dieses Gefühl der Dankbarkeit in mir wach halte, ersetzt es schließlich die natürliche Neigung, mir selbst dafür zu gratulieren, dass ich in einigen Lebensbereichen einen Erfolg erzielt habe. Ich versuche ernsthaft, mich an die Wahrheit zu halten, dass ein volles und dankbares Herz sich nichts vormacht. Wer voller Dankbarkeit ist, dessen Herzschlag strömt nur Liebe aus, die schönste Empfindung, die wir kennen.
image/svg+xml46 38 Verbindung zu Gott Ich glaube fest an Fügung und Gebet. Aber ich bin mir voll im Klaren und demütig genug einzusehen, so hoffe ich, dass in meinem Geführt werden nichts fehlgeht. In der Minute, in der ich glaube, ich hätte einen direkten Draht zu Gott, bin ich selbstsüchtig genug geworden, um in ernsthaften Schwierigkeiten zu geraten. Niemand kann mehr unnötigen Kummer verursachen als der Überhebliche, der glaubt, alles von Gott direkt persönlich zu erhalten. 47 39 Mit Groll fertig werden Groll ist der Feind Nummer eins. Er zerstört mehr Alkoholiker als sonst irgend etwas. Hier entstehen alle Arten seelischer Erkrankungen, denn wir sind nicht nur geistig und körperlich krank gewesen, wir waren auch seelisch krank. Um mit unserem Groll fertig zu werden, schrieben wir alle Gefühle auf. Wir nannten Menschen, Institutionen oder Grundsätze, über die wirt uns geärgert hatten. Wir fragten uns, warum wir uns geärgert hatten. Wir stellten in den meisten Fällen fest, dass unser Selbstbewusstsein, unser Geldbeutel, unsere Neigungen, unsere persönlichen Beziehungen( einschließlich Sex) geschädigt oder bedroht waren. * Ein hitziger Brief kann ein wunderbares Sicherheitsventil sein – vorausgesetzt, der Papierkorb steht in der Nähe.
image/svg+xml48 40 Materieller Fortschritt Kein A.A. lehnt materiellen Fortschritt ab. Wir streiten auch nicht mit den vielen herum, die an dem Glauben festhalten, dass der Hauptzweck unseres Lebens ist , unsere natürlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber wir sind sicher, dass es keine Menschen-gruppe in der Welt gibt, die jemals mehr Unheil angerichtet hat bei dem Versuch, nach diesem Grundsatz zu leben, als Alkoholiker. Wir verlangten mehr Sicherheit, Ansehen und Genuss, als uns zustanden. Waren wir auf dem Wege des Erfolges, tranken wir, um noch hochfliegendere Träume zu haben. Waren wir enttäuscht – wenn auch nur ein wenig - ,tranken wir , um zu vergessen. Bei all diesem Bemühen, von dem vieles in bester Absicht geschah, war Mangel an Demut unser lähmendes Hindernis. Uns fehlt die Einsicht, dass Charakter und geistige Werte zuerst stehen und dass materielle Erfolge nur Nebenprodukte, nicht Hauptziele unseres Lebens sind. 49 41 Vereinsvorschriften? Zwischen 1943 und 1944 bat das Central Office die Gruppen, ihre Vorschriften schriftlich niederzulegen und einzusenden. Danach fassten wir alles zusammen. Eine Durchsicht der zahlreichen Vorschriften brachte uns zu einem erstaunlichen Schluss: Wären diese Anweisungen überall und gleichzeitig in Kraft getreten, wäre es einem Alkoholiker praktisch unmöglich gewesen, sich je der Gemeinschaft anzuschließen. Ungefähr neunzig Prozent unserer ältesten und besten Freunde hätten niemals unter uns sein dürfen. * Schließlich lehrte uns die Erfahrung: Wenn wir einem Alkoholiker die Chance entziehen, Nüchternheit in der Gemeinschaft der A.A. zu erlangen, bedeutet das seine Verurteilung zum Tode oder zu endlosem Elend. Wer wagt es, Richter, Gericht und Henker seines eigenen kranken Bruders zu sein?
image/svg+xml50 42 Selbstvertrauen und Willensstärke Als wir anfangs aufgefordert wurden, unsere Niederlage zuzugeben, sträubten sich die meisten von uns dagegen. Wir waren zu den A.A. gegangen in der Hoffnung, dass sie uns Selbstvertrauen lehren. Dann hörten wir, dass, soweit es Alkohol angeht, Selbstvertrauen überhaupt nicht gut ist; dass es im Gegenteil unsere Genesung erschwert. Es gibt keinen persönlichen Sieg über die Alkoholsucht durch bloße Willenskraft. * Erst wenn wir unseren Willen mit dem Willen Gottes in Einklang bringen, setzen wir ihn richtig ein. Für uns alle war dies die größte Offenbarung. Unser Unglück war durch den falschen Einsatz der Willenskraft entstanden. Wir versuchten damit, unsere Probleme zu bombardieren, statt sie mit dem Willen Gottes für uns in Einklang zu bringen. Dass uns dies immer besser gelingt, ist der Sinn der Zwölf Schritte der A.A.. 51 43 Wie weit geht Anonymität? Normalerweise wollte der Neue seine Familie sofort darüber unterrichten, welche Schritte er unternommen hatte. Er wollte es auch anderen mitteilen, die ihm zu helfen versucht hatten - seinem Arzt, seinem Pfarrer und seinen nächsten Freunden. Je größer seine Zuversicht wurde, desto mehr wollte er seinem Arbeitgeber und seinen Mitarbeitern seinen neuen Lebensweg erklären. Er stellte fest, dass es bei passender Gelegenheit immer leicht war, über die A.A. zu sprechen. Diese sachlichen Gespräche halfen ihm, seine Furcht vor dem Stigma des Alkoholismus zu verlieren und über die A.A.-Gemeinschaft in seiner Umgebung zu berichten. Aufgrund dieser Unterhaltungen kamen viele Männer und Frauen zu den A.A. Weil Anonymität nur auf öffentlicher Ebene gewahrt werden soll, entsprechen diese Mitteilungen durchaus dem Sinn der Tradition.
image/svg+xml52 44 Tägliches Akzeptieren Ich verbrachte zuviel Zeit meines Lebens damit, mich mit den Fehlern anderer zu beschäftigen. Das ist die schlechteste Form der Selbstzufriedenheit, weil wir dadurch bequem unsere eigenen Fehler beiseite schieben können. Zu oft hören wir uns sagen; Wäre es nicht. seinetwegen (oder ihretwegen, wie glücklich wäre ich! * Unser wichtigstes Problem ist, unsere jetzige Lage, uns selbst und die Menschen unserer Umgebung so zu akzeptieren, wie sie sind. Nur so gelangen wir zur wirklichen Demut, ohne die ein echter Fortschritt nicht einmal beginnen kann. Wir werden immer wieder neu anfangen müssen, den nackten Tatsachen ins Auge zusehen. Das ist die Übung des Annehmens, die wir jeden Tag unseres Lebens zu unserem eigenen Vorteil ausführen können. Vorausgesetzt, dass wir eifrig versuchen, diesen realistischen Überblick über die Tatsachen nicht verlogene Entschuldigungen für Gleichgültigkeit oder Aufgabe umzumünzen. kann das eine feste Grundlage werden, auf der wachsende seelische Gesundung und damit geistiger Fortschritt aufzubauen sind. 53 45 Weggefährten Heute begrüßen die meisten von uns jede neue Erkenntnis, die die rätselhafte und schlimme Krankheit Alkoholismus beleuchtet. Wir begrüßen jedes neue und wertvolle Wissen, ob es vom Bildschirm, von der Couch eines Psychiaters oder aus Gesundheitsuntersuchungen stammt. Wir freuen uns über jede sachliche Aufklärung der Öffentlichkeit, die die alte Voreingenommenheit gegen den Trinker abbaut. Wir betrachten alle diejenigen, die auf dem Gebiet des Alkoholismus tätig sind, als unsere Gefährten auf dem Weg vom Dunkel ins Licht. Wir sehen ein, dass wir zusammen das erreichen können, was getrennt oder in Rivalität nicht möglich wäre.
image/svg+xml54 46 Richtiger und falscher Ehrgeiz Im Nüchtern werden betrachteten wir uns und unsere Umgebung viel schärfer. Wir stellten fest, dass wir durch übermäßige Angst oder Furcht dahin getrieben worden waren, aus unserem Leben ein Geschäft zu machen, das uns Ruhm, Geld und das brachte, was wir unter Kraft verstanden. So wurde falscher Stolz die Kehrseite einer wertlosen Medaille. Wir mussten einfach Menschen erster Klasse sein, um unsere tief liegenden Mängel zu überdecken. * Wahrer Ehrgeiz ist anders, als wir uns vorgestellt hatten. Wahres Streben ist der tiefe Wunsch, ein sinnvolles Leben zu führen und demütig in der Gnade Gottes zu leben. 55 47 Sehen heißt glauben Der beinahe kindliche Glaube der Brüder Wright, dass sie eine Maschine bauen könnten, die fliegt, war die Triebfeder ihres Erfolges. Ohne diesen Glauben hätte sich nichts abgespielt. Wir Agnostiker und Atheisten hielten an dem Gedanken fest, dass wir aus eigenen Kräften unsere Probleme lösen könnten. Als andere uns zeigten, dass Gottes Kraft mit ihnen zusammen-arbeitete, entstand bei uns das gleiche Gefühl wie bei denen, die beharrlich sagen, die Wrights würden niemals fliegen. Wir sahen einen anderen Flug, die geistige Befreiung von dieser Welt, wir sahen Menschen, die über ihre Probleme hinauswuchsen.
image/svg+xml56 48 Ruhig leben Einer, der gestern zuviel getrunken hat und mit einem schweren Kater aufwacht, führt kein angenehmes Leben. Es gibt noch einen anderen Kater, den wir alle durchmachen, ob wir trinken oder nicht. Das ist der seelische Kater, der sich sofort an eine Orgie negativer Gefühle anschließt: Wut, Angst, Eifersucht und Ähnliches mehr. Wenn wir heute und morgen in Ruhe leben wollen, müssen wir sicherlich diesen Kater abschaffen. Das bedeutet nicht, dass wir krankhaft in unserer Vergangenheit herumwühlen müssen. Wichtig ist, dass wir Fehler zugeben und berichtigen - und zwar jetzt. 57 49 Stärke aus der Niederlage Wenn wir mit dem Trinken aufhören wollen, darf es keine Vorbehalte mehr geben. Wir dürfen auch nicht insgeheim denken, eines Tages wären wir immun gegen Alkohol. Der Wiederaufbau durch die A.A. scheint paradox: Stärke wächst aus Niederlage und Schwäche; der Verlust des alten Lebens ist die Voraussetzung, ein neues Leben zu finden.
image/svg+xml58 50 A.A.: Wohltuende Anarchie und Demokratie In der Gemeinschaft der A.A. finden wir mehr persönliche Freiheiten als in jeder anderen Gesellschaft. Wir werden nicht genötigt, irgend etwas zu tun. In dieser Hinsicht ist unsere Gemeinschaft eine wohltuende Anarchie. Das Wort ,,Anarchie" hat für die meisten von uns einen schlechten Beigeschmack. Der Idealist, der das Konzept entwickelte, ging – glaube ich - davon aus, dass die Menschen bei absoluter Freiheit sich im gegenseitigen Interesse freiwillig zusammenschließen würden. Die Gemeinschaft der A.A. ist ein Zusammenschluss von solch wohltuender Art. Als wir tätig wurden und die Gruppenarbeit begann, stellten wir fest, dass wir auch eine Demokratie werden mussten. Nachdem sich unsere ältesten Freunde zurückgezogen hatten, wählten wir mit Stimmenmehrheit neue Vertrauensleute. In diesem Sinne wurde jede Gruppe ein Parlament. Alle Pläne über Gruppenaktivitäten mussten mit Mehrheitsbeschluss verabschiedet werden. Das hieß, dass kein Einzelner von sich aus für die Gruppe oder für die A.A. als Ganzes handeln konnte. Ebenso wenig konnten sich Diktatoren und Patriarchen bei uns durchsetzen. 59 51 Vertrauen wächst Bei mir war das Vertrauen der Beginn meiner Befreiung von Furcht, ein Vertrauen, das mir trotz aller gegenteiliger Beweise dieser Welt den Glauben schenkte, in einem sinnvollen Universum zu leben. Für mich bedeutet das: Glauben an einen Schöpfer, der Kraft, Gerechtigkeit und Liebe darstellt, an einen Gott, der mir ein Ziel gibt, eine Bedeutung, ein Schicksal, an dem ich wachse, wenn auch nur wenig und langsam, bis ich Seinem Wesen und Bild ähnlich bin. Bevor ich das Vertrauen hatte, lebte ich als Fremder in einer Welt, die mir allzu oft feindlich und grausam erschien. Hier gab es keine innere Sicherheit für mich. * Als der Alkohol mich auf die Knie gezwungen hatte, war ich soweit, dass ich um das Geschenk des Glaubens bitten konnte. Alles änderte sich. Ich habe nie wieder trotz aller Schmerzen und ungelösten Problemen die frühere Verzweiflung durchlebt. Ich sah das Universum im Strahl der Liebe Gottes; ich war nicht mehr allein
image/svg+xml60 52 Wachsam vor dem Rückfall Angenommen wir erreichen unsere gesetzten Ziele nicht und stolpern. Werden wir dann wieder trinken? Manche behaupten ja. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Alles hängt von uns und unseren Beweggründen ab. Bedauern wir, was wir getan haben, und wünschen wir ernsthaft, uns von Gott einen besseren Weg zeigen zu lassen, erlangen wir Vergebung. Wir haben unsere Lektion gelernt. Wenn es uns nicht leid tut und wir weiterhin andere Menschen verletzen, werden wir sicher trinken. Das ist unsere Erfahrung. 61 53 Allein – doch nicht einsam Wie steht es mit den vielen AA, die aus verschiedenen Gründen kein Familienleben führen können? Am Anfang kommen sie sich einsam, verletzt und ausgestoßen vor, wenn sie sich in ihrem Freundeskreis so viel häusliches Glück mit ansehen. Wenn sie dieses Glück nicht haben, kann die Gemeinschaft AA ihnen eine ähnliche beständige Geborgenheit anbieten? Ja – wenn sie ernsthaft danach suchen. Die so genannten Alleinstehenden berichten, dass sie sich inmitten so vieler Freunde nicht mehr einsam fühlen. Zusammen mit anderen Frauen und Männer könne sie sich eine Vielzahl von Aufgaben, Menschen und sinnvollen Plänen widmen. Sie können sich an Vorhaben beteiligen, die anderen mit einer Familie versagt bleiben. Wir beobachten solche A.A. täglich, die Erstaunliches leisten und dafür echte Freude ernten.
image/svg+xml62 54 Wachsende Einsicht Wir müssen unsere persönlichen Beziehungen einer gründlichen Prüfung unterziehen und dabei jede kleinste Information über uns selbst und unsere größten Schwierigkeiten zerpflücken. Da unsere gestörten Beziehungen zu anderen Menschen meist der Grund unseres Leidens waren, einschließlich der Krankheit Alkoholismus, bringt eine Untersuchung dieses Lebensbereiches die besten und wertvollsten Ergebnisse. Eine ruhige und nachdenkliche Betrachtung unserer persönlichen Beziehungen vertieft die Selbsterkenntnis. Wir können uns mit weit mehr Dingen befassen als nur mit denen, die wir auf den ersten Blick als unsere Fehler ansehen. So gelangen wir an die Wurzeln des Übels, eines Übels, das für unser Verhalten verantwortlich war. Gründlichkeit macht sich bezahlt, gut bezahlt. Das haben wir erkannt. 63 55 Gottes Wille Der Mensch soll denken und handeln. Er wurde nicht nach Gottes Ebenbild geschaffen, um ein Automat zu sein. Meine eigene Auslegung dieses Spruches ist wie folgt: Ich überdenke das Für und Wider jeder Situation und bete dabei, dass ich nicht durch eigensüchtige Gedanken beeinflusst werde. Ich bin bereit, Gottes Willen zu tun. Wenn ich dieses Problem in Seine Hand gegeben habe und keine positive oder negative Antwort bekomme, warte ich, dass ich geführt werde. Die Antwort wird mir zuteil, entweder direkt, durch andere Menschen oder Ereignisse. Wenn ich merke, dass ich ungeduldig werde und zu keinem Entschluss komme, wiederhole ich meine Übung mehrmals, versuche, den besten Weg einzuschlagen, und handele. Ich weiß, dass der Himmel nicht einstürzt, wenn ich einen Fehler mache. In jedem Fall habe ich etwas gelernt.
image/svg+xml64 56 Kritik ertragen Manchmal erschrecken wir und werden wütend, wenn andere Fehler bei den A.A. entdecken. Das kann uns so aufregen, dass wir konstruktive Kritik nicht mehr verarbeiten können. Mit diesen Empfindungen gewinnen wir weder Freunde, noch erreichen wir ein Ergebnis. Fest steht, dass wir uns auf diesem Gebiet noch verbessern können. * Harmonie, Sicherheit und künftige Beständigkeit der A.A. hängen weitgehend von unserer persönlichen Haltung in den Beziehungen zur Öffentlichkeit ab. Wir dürfen überhaupt nicht aggressiv, sondern müssen friedlich sein. Wir müssen uns dran halten, denn in unserer Trinkerzeit neigten wir zu Zorn, Feindseligkeit, Widerspruch und Rechthaberei. Obwohl jetzt nüchtern, sind die alten Gewohnheiten noch bis zu einen gewissen Grad in uns. Sie warten nur darauf, bei irgendwelchen günstigen Gelegenheiten wieder zum Vorschein zu kommen. Wir wissen das jetzt. Ich bin darum sehr zuversichtlich, dass wir in unserer Haltung der Öffentlichkeit gegenüber immer die angemessene Zurückhaltung finden werden. 65 57 Besser als Gold Als wir neu in der Gemeinschaft A.A. waren, haben sich viele von uns einem geistigen Rausch hingegeben. Wie ein abgezehrter Goldschürfer, den Gürtel über dem ausgehungerten Leib zusammengezogen, sahen wir Gold. Die Freude über unsere Befreiung von Iebenslanger Enttäuschung kannte keine Grenzen. Der Neue denkt, er habe etwas Besseres als Gold gefunden. Er sieht gewiss nicht sofort, dass er eine endlose Ader nur angekratzt hat, die erst Gewinn abwirft, wenn er bis zu seinem Lebensende weitergräbt und das Gefundene weitergibt.
image/svg+xml66 58 Gerechte Empörung Gerechte Empörung hat nur theoretisch einen positiven Wert - besonders für Alkoholiker. Es bleibt der Vernunft eines jeden Einzelnen überlassen, so wütend zu sein, wie er möchte, vorausgesetzt, er kann für uns in Anspruch nehmen, dass er gerecht ist. * Als wir von Missgunst erfüllt waren und auf Rache für unsere Niederlage sannen, schlugen wir uns selbst mit der schwingenden Keule, die wir für andere vorgesehen hatten. Wir haben gelernt, bei wirklicher Aufregung unsere Erregung zu dämpfen, ganz gleich, wer oder was die Ursache dafür ist. 67 59 Überzeugung und Kompromiss Eine Voraussetzung sinnvollen Lebens ist, geben und nehmen zu können, die Fähigkeit zu freundlichen Kompromissen zu finden. Mit Kompromissen tun wir uns ,,Alles-oder-nichts,, -Trinker schwer. Trotzdem dürfen wir niemals die Tatsache vergessen, dass Fortschritt fast immer durch Verständigung zustande kommt. Natürlich können wir nicht immer Kompromisse schließen. Es gibt Ereignisse, bei denen wir stur auf unserer Überzeugung beharren müssen, bis es zu einer Lösung kommt. Die Entscheidung, ob wir einen Kompromiss schließen sollen oder nicht, muss mit der größten Sorgfalt getroffen werden.
image/svg+xml68 60 Verstand allein? Viele A.A. werden zu dem oder der selbstzufriedenen Intellektuellen sagen: ..Ja , wir waren genau wie du, viel zu schade für diese Welt. Wir hörten es gern, wenn uns die Leute frühreif nannten. Wir nutzten unsere Erziehung dazu, um uns wie Ballons aufzublasen, obgleich wir das vor anderen sorgfältig zu verbergen suchten. Insgeheim waren wir der Meinung, dass wir allein mit der Kraft unseres Verstandes uns über die übrigen Menschen hinwegsetzen könnten.“ Der wissenschaftliche Fortschritt bewies uns, dass es nichts gab, was ein Mensch nicht vollbringen kann. Wissen ist Kraft. Der Intellekt kann die Natur besiegen. Da wir klüger als die meisten Menschen waren (dachten wir), standen, uns wegen unseres Denkens auch die Lorbeeren zu. Der Gott des Intellekts ersetzte den Gott unserer Väter. Aber König Alkohol hatte andere Absichten. Wir, die wir spielerisch die Gewinne eingeheimst hatten, verwandelten uns in ständige Verlierer. Wir erkannten, dass wir alles noch einmal überdenken mussten. Sonst würden wir sterben. 69 61 Frei von Furcht Irgendwie wurde jeder Bereich unseres Lebens von der Furcht berührt. Es war wie eine schreckliche und zerstörerische Bedrohung. Das Gewebe unseres Daseins war zerrissen. Die Furcht setzte tausend Dinge in Bewegung, die uns nur Unglück brachten, das wir vermeintlich nicht verdient hatten. Doch haben wir nicht die Kugel selbst ins Rollen gebracht? * Das Problem, die Furcht zu beseitigen, hat zwei Seiten. Wir sollten versuchen, uns soviel wie möglich von Furcht zu befreien. Das ist möglich. Dann sollten wir Mut und Gnade finden, um mit der restlichen Furcht fertig zu werden.
image/svg+xml70 62 Andere Türen Wenn ein Betrunkener zu uns kommt und sagt, dass er das Programm der A.A., die Menschen oder die Vertrauensleute nicht mag; wenn er behauptet, es ginge ihm anderswo besser; dann machen wir uns keine Sorgen. Wir sagen ihm einfach: ,,Vielleicht liegt dein Fall wirklich anders. Warum versuchst du es nicht einmal anderswo?“ Sagt ein AA, dass er seine eigene Gruppe nicht mag, regen wir uns nicht auf. Wir sagen ihm einfach: ,,Warum gehst du nicht in eine andere Gruppe? Oder gründest eine eigene?“ Denjenigen, die sich ganz von der Gemeinschaft AA trennen wollen, sagen wir freundlich adieu. Wir freuen uns, wenn sie sich woanders wohler fühlen. Schlägt ihr Versuch jedoch fehl, stehen sie vor folgender Entscheidung: Sie können irre werden oder sterben oder zu den A.A. zurückkehren. Die Entscheidung liegt allein bei ihnen. (Tatsache ist, dass die meisten zurückkommen.) 71 63 Befreit von Abhängigkeit lch fragte mich: ,,Warum können diese zwölf Schritte mich nicht von meiner unerträglichen Depression befreien?" Ich starrte auf das Gebet des Hl. Franziskus: ,,Es ist besser zu trösten, als getröstet zu werden." Plötzlich wusste ich die Antwort. Mein Hauptfehler war immer meine Abhängigkeit von Leuten oder Gegebenheiten, von denen ich mir Ansehen, Sicherheit und Vertrauen versprach. Da ich diese Dinge nicht so erhielt, wie ich es mir in meinen perfektionistischen Träumen und Vorstellungen vorgemacht hatte, kämpfte ich darum. Und mit der Niederlage stellte sich meine Depression ein. Gestärkt durch die Gnade des Gebets, erkannte ich, dass ich jede Faser meines Willens und meiner Tatkraft dafür einsetzen musste, diese falsche gefühlsmäßige Abhängigkeit von Menschen und Dingen auszumerzen. Erst dann konnte ich frei sein, um so lieben zu können wie der Hl. Franziskus.
image/svg+xml72 64 Suche nach Entschuldigungen Es gibt einige Freunde unter uns, die behaupten, sie hätten, als sie noch tranken, niemandem geschadet außer sich selbst. Unseren Familien haben wir nichts angetan, denn wir bezahlten alle Rechnungen und tranken selten zu Hause. Unsere Geschäftsfreunde haben wir nicht geschädigt, denn wir haben unsere Arbeit erledigt. Unser Ruf erlitt keinen Schaden, weil wir sicher waren, dass nur wenige Menschen von unserem Trinken wussten. Und die es wussten, versicherten uns, dass ein braver Mensch sich auch mal betrinken darf. Welchen Schaden haben wir also verursacht? Sicher nicht mehr, als wir mit ein paar Entschuldigungen schnell aus der Welt schaffen konnten. Diese Einstellung ist natürlich das Endergebnis zielbewussten Vergessens. Es ist eine Einstellung, von der wir uns nur durch tiefe und ehrliche Erforschung unserer Gründe und Handlungen freimachen können. 73 65 Wachstum durch den Zehnten Schritt In der Gemeinschaft A.A. werden natürlich auch künftig Fehler gemacht. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass wir davor keine Angst zu haben brauchen, wenn wir bereit sind, unsere Fehler zuzugeben und sie sofort zu berichtigen. Das Wachstum jedes Einzelnen beruht darauf, wie er durch Versuch und Irrtum zur Genesung kommt. Und genauso ist es mit unserer Gemeinschaft. Wir wollen stets daran denken, dass jede Vereinigung von Männern und Frauen, die eigene Fehler nicht freimütig berichtigen kann, mit Sicherheit zugrunde geht. Das ist normalerweise die Strafe für unser Fehlverhalten auf dem Weg nach vorn. Genau wie jeder A.A. ständig seine Inventur machen und danach handeln muss, so muss das auch die Gemeinschaft tun, wenn wir überleben und brauchbare und gute Dienste leisten wollen.
image/svg+xml74 66 Nur im Notfall? Ob wir gläubig waren oder nicht, wir gelangten zu der Vorstellung, dass die Höhere Kraft eine Art Feuerwehr war, die man im Notfall rufen konnte. Die Feststellung, dass wir noch unser altes Leben führen würden, hätte Gott uns nicht hin und wieder geholfen, geriet in Vergessenheit. Viele von uns, die sich für religiös hielten, erwachten jedoch mit der gleichen Einstellung. Indem wir uns weigerten, Gott an die erste Stelle zu setzen, hatten wir uns selbst einer Hilfe beraubt. Jetzt bedeuten die Worte „Aus mir bin ich nichts, der VATER schafft die Werke“ frohe Verheißung. 75 67 Viele tausend „Gründer" Ich danke Gott, dass ich zu den ersten A.A. gehöre, doch ich wünsche sehr, dass das Wort „Gründer“ aus dem AA-Vokabular gestrichen wird. Wenn man es genau betrachtet, ist jeder, der erfolgreich im Zwölften Schritt tätig war, der Gründer eines neuen Lebens bei einem anderen Alkoholiker. * Die Gemeinschaft AA wurde nicht erfunden. Die Grundlage wurde uns durch Erfahrung und Weisheit vieler großartiger Freunde zugetragen. Wir haben uns einfach ihre Gedanken entliehen und zu eigen gemacht. * Wir haben dankbar die aufopfernden Dienste vieler Nichtalkoholiker in Anspruch genommen. Dass wir leben, verdanken wir vielen Männer und Frauen aus medizinischen und religiösen Berufen. Und ich spreche für Bob und mich, wenn ich erkläre, wären unsere Frauen Anne und Louis nicht gewesen, keiner von uns hätte mehr erlebt, dass die Gemeinschaft der A.A. ihren Anfang nahm.
image/svg+xml76 68 Erneute Anstrengungen Obwohl ich weiß, wie betroffen und traurig du nach diesem Rückfall sein musst, sorge dich bitte nicht über einen vorübergehenden Verlust deines inneren Friedens. Erneuere, so gelassen wie möglich, deine Bemühungen im A.A.-Programm. Beschäftige dich besonders mit der Meditation und der Selbsterkenntnis. Darf ich auch annehmen, dass du vielleicht starke Schuldgefühle hast? Das ist nichts anderes als falscher Stolz. Ein aufrichtiges Bedauern über das Geschehene ist gut. Aber Schuld - nein! Der Rückfall kann sicherlich durch andere unnötige Schuldgefühle passiert sein, die durch dein Fehlverhalten aufkamen. Du solltest diese Möglichkeit auch in Betracht ziehen. Aber hier solltest du dich nicht für dein Verhalten tadeln, du kannst dich nur selbst bestrafen, wenn du dich weigerst, den besseren Weg zu versuchen. 77 69 Geben, ohne zu fordern Schau dir einen A.A. an, der sich nach sechs Monaten Zugehörigkeit zur Gemeinschaft im Zwölften Schritt versucht. Wenn der Neue zu ihm sagt: ,,Lass mich in Ruhe“, lächelt der Nüchterne nur. Er findet einen anderen Alkoholiker, dem er helfen kann. Auf keinen Fall ist er wütend oder fühlt sich abgelehnt. Der Sponsor ist glücklich, wenn der nächste Hilfesuchende ihn annimmt und dieser die ihm zuteil gewordene Liebe und Beachtung an andere noch Leidende weitergibt. Der Sponsor erwartet keinen Dank. Er ist nicht enttäuscht - seine Belohnung ist, seine Freunde nüchtern und zufrieden zu sehen. Er weiß sehr wohl, dass sein eigenes Leben durch einen zusätzlichen Gewinn bereichert wurde, weil er ohne Forderungen etwas an andere gegeben hat.
image/svg+xml78 70 Befreiende Wahrheit Wie sehr die Wahrheit uns befreit, verstehen wir, die A.A., gut. Sie sprengte die Fesseln, die uns an den Alkohol banden. Sie befreit uns auch weiterhin von Konflikten und Trübsal; sie verbannt Furcht und Einsamkeit. Die Einigkeit unserer Gemeinschaft, die Liebe, die wir zu einander empfinden, die Achtung, die uns in der Welt zuteilwird _ das alles sind Auswirkungen der Wahrheit, die wir von Gott empfangen. * Wann und wie wir die Wahrheit sagen , oder ob wir schweigen , enthüllt, ob unsere Redlichkeit echt ist oder nicht. Schritt Neun beschützt uns ganz besonders gegen den Missbrauch der Wahrheit, wenn es da heißt: „Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut, wo immer es möglich war, es sei denn, wir hätte; dadurch sie oder andere verletzt. „ Weil hier hervorgehoben wird, dass die Wahrheit sowohl verletzen als auch heilen kann, wird diese wertvolle Empfehlung gewiss auf mancherlei Weise in unserer Weiterentwicklung dienlich sein. 79 71 Pearl Harbour An dem Tag, als das Unglück von Pearl Harbour unser Land erschütterte, befand sich ein guter Freund der A.A .in St. Louis. Father Edward Dowling war kein Alkoholiker. Er war einer der Gründer der mit Schwierigkeiten kämpfenden AA-Gruppe seiner Stadt. Da viele seiner normalerweise nüchternen Freunde schon zur Flasche gegriffen hatten, um den Schrecken von Pearl Harbour hinunterzuspülen, befürchtete Father Ed, dass seine geliebte A.A.-Gruppe dasselbe tun könnte. Plötzlich traf er einen AA, nicht ganz ein Jahr nüchtern, der ihn in eine Unterhaltung verwickelte – meist über A.A. - und Father Ed stellte mit Erleichterung fest, dass sein Kamerad absolut nüchtern war. „Wie kommt es, dass du nicht über Pearl Harbour sprichst? Warum wirft dich eine Niederlage nicht um?" ,,Was soll's", sagte der A.A., „jeder in unserer Gemeinschaft hatte sein eigenes Pearl Harbour. Warum sollte uns Alkoholiker so etwas umwerfen?“
image/svg+xml80 72 Gesunde oder ungesunde Abhängigkeit Es gibt nichts Schlimmeres als die totale Abhängigkeit von einem anderen Menschen. Das äußert sich oft in einer Forderung nach Schutz und Liebe, die der andere möglicherweise nicht geben kann. Plötzlich ziehen sich unsere erwählten Beschützer zurück, und wir sind wieder allein - entweder wachsen wir oder wir, oder wir gehen zugrunde. * Wir kamen zu dem Glauben, dass Gott selbst die Quelle ist, aus der wir unsere innere Festigkeit schöpfen. Wir entdeckten, dass Abhängigkeit von seiner vollkommenen Gerechtigkeit, Vergebung und Liebe richtig ist und auch dann wirksam wird, wenn alles andere versagt. Bei richtig verstandener Abhängigkeit von Gott können wir weder bei unseren Freunden den. lieben Gott spielen, noch brauchen wir uns ganz von dem Schutz und der Fürsorge anderer Menschen abhängig zu machen. 81 73 Toleranz nach beiden Seiten Früher hatte ich denselben Standpunkt wie du. Glücklicherweise ist unser Programm so, dass wir uns über die Existenz Gottes nicht zu streiten brauchen; aber zu unserem eigenen Besten sollten wir uns einer Kraft, größer als wir selbst, unterordnen. Du sagst, die Gruppe ist deine Höhere Kraft, und kein aufrichtiger A.A.-Freund wird versuchen, dich von dieser Meinung abzubringen. Wir sollten alle dankbar dafür sein, dass Genesung selbst auf dieser begrenzten Grundlage möglich ist. Anderer Meinung zu sein, ist jedermanns Recht. Wenn du erwartest, dass man deinen Standpunkt duldet, bin ich überzeugt, dass du auch bereit bist, die Ansichten anderer zu akzeptieren. Ich versuche, daran zu denken, dass im Laufe der Jahrhunderte im Streit um den Glauben die geistreichsten Menschen auf beiden Seiten gestanden haben. Ich, der ich viele Jahre später geboren wurde, bin zu der Überzeugung gelangt, dass es viel leichter ist zu glauben, dass Gott die Menschen erschaffen hat, nicht aber die Menschen Gott.
image/svg+xml82 74 Demut gegen Eigensucht Menschen, die von Eigensucht getrieben werden, sind blind gegenüber ihrer eigenen Verantwortung. Einen Freund mit solcher Einstellung sollte man nicht trösten. Wir sollten ihm helfen, eine Öffnung in der selbsterrichteten Wand seines Egos zu entdecken, durch die das Licht der Erkenntnis eindringen kann. * Jeder einzelne der Zwölf Schritte der A.A. beruht auf der Vertiefung der Demut. Ohne ein Quäntchen Demut kann kein Alkoholiker nüchtern bleiben. Auch haben fast alle A.A. erfahren, dass sie kaum glücklich werden können, wenn sie diese edle Eigenschaft nicht weiter fördern, als es für ihre Nüchternheit unbedingt notwendig ist. Ohne Demut ist ihr Leben nicht sinnvoll, im Gegenteil, sie werden niemals den Glauben finden, um mit den Widerwärtigkeiten fertig zu werden. 83 75 Finanzielle Sorgen verlieren Als uns die Entlohnung einer Arbeit mehr bedeutete als die Aufgabe selbst, als uns Gelderwerb zur finanziellen Unabhängigkeit mehr bedeutete als die Abhängigkeit von Gott, wurden wir Opfer unnötiger Sorgen. Und diese Ängste ließen es nicht zu, dass wir ein ruhiges und zweckerfülltes Dasein führen konnten (ganz gleich, wie unsere finanzielle Lage war). Doch im Laufe der Zeit wurde es uns klar, dass wir durch die Zwölf Schritte der A.A .diese Ängste abbauen konnten, wie immer unsere materiellen Erwartungen auch waren. Wir konnten selbst unangenehme Arbeit fröhlich erledigen, ohne uns um den nächsten Tag zu sorgen. Wir fürchteten nicht mehr, dass sich eine gute Situation zum Schlechten kehren könnte. Wir hatten gelernt, dass sich aus allem Negativen irgendetwas Wertvolles für uns und andere ergibt.
image/svg+xml84 76 Gott ist unwandelbar Wandlung ist das Merkmal allen Wachsens. Vom Trinken zur Nüchternheit, von der Unehrlichkeit zur Ehrlichkeit, von Zerrissenheit zur Gelassenheit, von Hass zu Liebe, von kindischer Abhängigkeit zu reifer Verantwortlichkeit - all dies und unendlich mehr kennzeichnen die Wandlung zum Guten. Diese Wandlungen werden erreicht, indem wir an gesunde Grundsätze glauben und sie durchführen. Folglich müssen wir die schlechten und unwirksamen Prinzipien durch gute und gesunde ersetzen. Wir müssen manchmal selbst von guten Grundsätzen lassen, weil wir entdecken, dass es noch bessere gibt. Nur Gott bleibt, wie Er ist. Er ist die Wahrheit. 85 77 Soll ich - oder soll ich nicht? Gewöhnlich meiden wir keine Orte, an denen Alkohol verabreicht wird, wenn unsere Anwesenheit dort unbedingt erforderlich ist. Dazu gehören Gaststätten, Bars, Tanzlokale, Empfänge, Hochzeiten und Partys. Du wirst feststellen, dass du Urteilsfähigkeit erworben hast. Frag dich selbst: ,,Habe ich eine gesellschaftliche, geschäftliche oder persönliche Verpflichtung, an dieser Veranstaltung teilzunehmen? Oder erhoffe ich mir insgeheim ein Ersatzvergnügen?.. Gehe hin oder bleib weg. Tu, was dir richtig erscheint! Aber frag dich vorher, ob du die innere Stärke hast und ob dein Motiv ehrlich ist. Denk nicht daran, was du von dieser Veranstaltung mitbringen wirst, sondern an das, was du hinbringst. Wenn du unsicher bist, setz dich lieber mit einem anderen Alkoholiker zusammen!
image/svg+xml86 78 Wege freimachen Wenn wir im Laufe des Tages Schwierigkeiten gegenüberstehen und Entscheidungen zu treffen haben, sollten wir eine Pause einlegen, und das einfache Gebet sprechen: ,,Dein Wille geschehe, nicht meiner!“ Befinden wir uns in einem Zustand großer innerer Erregung, werden wir unser Gleichgewicht eher bekommen, wenn wir ein passendes Gebet sprechen oder einen Satz, den wir aus einer Schrift oder aus der Meditation in Erinnerung haben. Nur durch ständiges Wiederholen gelingt es, unsere von Ärger Furcht, Misstrauen oder Unverständnis blockierten inneren Wege freizumachen. Dann stoßen wir auf die sicherste Quelle der Hilfe, auf Gott. Wir versuchen, das anzunehmen, was Er in dem Moment der Überbelastung mit uns vorhat. 87 79 Wessen Verantwortung? Eine A.A.-Gruppe kann sich nicht mit allen persönlichen Problemen der Freunde befassen, die den Nichtalkoholikern unserer Umwelt vorbehalten bleiben sollten. Zum Beispiel ist die AA-AA –Gruppe kein Mittler im häuslichen Streit, sie gewährt auch niemandem finanzielle Hilfe. Obwohl ein AA manchmal Unterstützung in diesen Dingen von seinen Freunden erhält, liegt die Hauptverantwortung für die Lösung seiner Probleme in seinem Leben und in seiner Entwicklung bei ihm selbst. Sollte sich eine AA-Gruppe zumuten, Hilfestellungen dieser Art zu geben, würden ihre Fähigkeiten und Kräfte hoffnungslos zerstört. Der Hauptzweck einer Gruppe ist, anderen zur Nüchternheit zu verhelfen – zur Befreiung vom Alkohol im Vermitteln und Vorleben der Zwölf Schritte. Wenn wir uns nicht strikt an dieses einzige Ziel halten, werden wir mit Sicherheit zugrunde gehen. Und wenn das geschieht, können wir niemandem mehr helfen.
image/svg+xml88 80 Soll und Haben Wenn wir uns am Klatsch beteiligt haben, sollten wir uns folgende Fragen stellen: ,,Warum haben wir das gesagt? Wollten wir damit helfen? Versuchten wir, unsere Erfahrungen weiterzugeben? Oder hatten wir nicht das Gefühl der Überheblichkeit, als wir über Fehler des anderen sprachen? Oder wollten wir ihm nicht - aus Angst und Abneigung – einfach eins auswischen?" Mit diesen Fragen stellen wir einen ernsthaften Versuch an, uns selbst zu überprüfen und nicht den anderen. * Eine Inventur braucht nicht immer mit roter Tinte geschrieben zu werden. Es gibt natürlich ganz schlimme Tage, an denen nichts richtig gelaufen ist. Gewöhnlich jedoch sind unsere wachen Stunden mit konstruktiven Dingen ausgefüllt. Wir erkennen gute Absichten, gute Gedanken und gute Taten. Selbst wenn trotz aller Anstrengung etwas schiefgegangen ist, können wir das auf die Habenseite schreiben. 89 81 Gesunder Egoismus Ich verstehe, dass du dich aufregst, wenn im Meeting gesagt wird: ,,Das A.A.-Programm ist egoistisch." Mit ,,egoistisch" bezeichnet man gewöhnlich jemanden, der habsüchtig und fordernd ist und sich keine Gedanken um andere Menschen macht. Natürlich weist das Leben nach dem AA-Programm keine derartigen unschönen Züge auf. Was meinen die Sprecher der A.A.? Jeder Theologe wird dir sagen, dass die Rettung der eigenen Seele die größte Aufgabe ist, zu der ein Mensch berufen wird. Ohne eine solche Rettung - wie man das Wort auch auslegt - werden wir nur wenig oder gar nichts haben. Für uns AA liegt darin sogar eine dringende Notwendigkeit. Können oder wollen wir die Nüchternheit nicht erlangen, sind wir für immer verloren. Wir sind wertlos für alle geworden, auch für uns selbst, bis wir Rettung vom Alkoholismus finden. Darum müssen unsere Genesung und unser geistiges Wachsen an erster Stelle stehen - das ist gesunder Egoismus.
image/svg+xml90 82 Ärger als Aktivposten Meiner Meinung nach ist gerade diese Allgemeine Dienstkonferenz Erfolg versprechend und richtungweisend - weil es Schwierigkeiten gab. Und diese Schwierigkeiten wurden Aktivposten. Sie wurden in Wachstum und Hoffnung umgewandelt. Die Gemeinschaft A.A. bildete sich aus Schwierigkeiten, aus den größten und ernsthaftesten Schwierigkeiten, die ein Mensch überhaupt haben kann, die Schwierigkeiten der unheimlichen und schrecklichen Krankheit Alkoholismus. Jeder einzelne von uns stieß zu den AA als er in Schwierigkeiten war, in unglaublichen Schwierigkeiten, in Hoffnungslosigkeit. Darum kam er zu uns. Wenn diese Konferenz turbulent war, wenn jeder Einzelne tief aufgewühlt ist, kann ich nur sagen : ,,Das ist gut so." Welches Parlament, welche Republik, welche Demokratie hat noch keine Tumulte erlebt? Das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Standpunkte gehört zum Wesen dieser Gremien. Sollten wir uns davor fürchten? 9 1 83 Wir können nicht allein leben In jedem der Zwölf Schritte der A.A. wird uns empfohlen, das Gegenteil unserer natürlichen Wünsche zu tun: Sie alle verkleinern unser Ego. Wenn wir mit dem Abbau unseres Egos beschäftigt sind, gibt es keinen härteren Schritt als den Fünften. Kaum ein anderer Schritt ist für dauerhafte Nüchternheit und innere Ausgeglichenheit wichtiger Wir wissen aus unserer A.A.-Erfahrung, dass wir mit unseren drückenden Problemen und unseren Charakterfehlern, die diese Probleme schaffen oder verschlimmern, nicht allein leben können. Wenn durch den Vierten Schritt alle diese Dinge an die wir uns kaum noch erinnern konnten, vollkommen freigelegt wurden, wird es dringend Zeit, das Leben von gestern mit seinen schrecklichen Alpträumen aufzugeben. Es wird Zeit, dass wir mit jemand darüber sprechen. * Bei der Lösung unserer Schwierigkeiten können wir uns nicht immer auf Freunde verlassen. Ein guter Ratgeber wird niemals für uns denken. Er weiß, dass wir die letzte Entscheidung selbst treffen müssen. Darum wird er uns helfen, Furcht, Ausweglosigkeit und Selbsttäuschung auszuräumen, damit wir Entscheidungen treffen können, die auf Liebe, Weisheit und Ehrlichkeit beruhen.
image/svg+xml92 84 Gewinn aus Verantwortung Glücklicherweise hat die Gemeinschaft A.A. finanziell keine großen Ausgaben. Konnten wir sie aber nicht bezahlen. würden wir uns jeder Verantwortung entziehen, die segensreich für uns ist. Die meisten Alkoholiker sagen, sie hätten nicht allzu viel Schwierigkeiten gehabt, die nicht mit Geld zu beheben gewesen wären. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die immer auf der Jagd nach Geld war, solange wir tranken. Sobald wir anfangen, unsere Rechnungen selbst zu bezahlen, beginnt die Veränderung zum Guten * Mein Freund Henry verlor wegen seines Trinkens eine hochdotierte Stellung. Es blieb ihm ein schönes Haus – doch die Kosten waren dreimal so hoch wie seine kleinen Einkünfte. - Er hätte das Haus vermieten und genug für den Unterhalt einnehmen können. Aber nein! Henry sagte, Gott wolle, dass er dort wohne, und er würde auch für die Bezahlung der Kosten Sorge tragen. Henry ließ in seinen glühenden Glauben alle Rechnungen unbezahlt. Es dürfte kaum jemanden überraschen, dass seine Gläubiger eines Tages alles übernahmen. Heute lacht Henry darüber. Er hat gelernt, dass Gotte denen eher hilft, die bereit sind. sich selbst zu helfen. 93 85 Das Leben ist keine Sackgasse Wenn ein Mann oder eine Frau ein geistiges Erwachen erlebt haben, liegt die größte Bedeutung darin, dass er oder sie jetzt tun, empfinden und glauben können, was vordem mit den schwachen Kräften und Mitteln allein nicht möglich war. Es ist wie eine kostbare Gabe, die eine neue Auffassung vom Bewusstsein und Dasein schenkt. Dem Betreffenden wurde ein Weg gewiesen, und er weiß, dass dieser Weg irgendwohin, führt, er weiß, dass das Leben keine Sackgasse ist und weder zu erdulden noch zu beherrschen ist. Hier hat eine Umwandlung im wahrsten Sinne des Wortes stattgefunden, weil dieser Freund eine Quelle der Kraft freigelegt hat, der er sich bis jetzt versagt hatte.
image/svg+xml94 86 Raum für Verbesserung Wir gelangen zu dem Glauben, dass die AA-Schritte und die A.A.-Traditionen in etwa die Wahrheit enthalten, die wir zu Genesung brauchen. Je mehr wir uns darin üben, desto mehr lieben wir sie. Deshalb werden die A.A.-Prinzipien in ihrer jetzigen Form ohne Zweifel auch weiterhin ihre Gültigkeit behalten. Wenn wir eine stabile Grundlage haben, was bleibt dann noch übrig, das wir ändern oder verbessern könnten? Die Antwort ist schnell gegeben. Da wir unsere Prinzipien nicht zu ändern brauchen, können wir ihre Anwendung auf uns selbst, auf die Gemeinschaft A.A. als Ganzes und auf unsere Beziehungen zur Umwelt wirksamer gestalten. Wir können „unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen ausrichten.“ 95 87 Grundstein für den Triumphbogen Der Alkohol hat uns dahin gebracht, dass wir für geistige Dinge offen wurden. In dieser Hinsicht ist der Alkohol ein großer Überredungskünstler. Am Ende trieb er uns zu Vernunft. * Wir mussten aufhören, Gott zu spielen. Es klappte nicht. Wir beschlossen, Gott zu unserem Regisseur in diesem Lebensdrama zu machen. Er war der Chef, wir waren die Untergebenen. Die meisten guten Gedanken sind einfach, und diese Einstellung war der Grundstein des neuen Triumphbogens, durch den wir in die Freiheit schritten.
image/svg+xml96 88 Willenskraft und eigene Entscheidung Wir A.A. kennen die nutzlosen Versuche, die Trunksucht allein mit Willenskraft zu bekämpfen. Wir wissen, es bedarf großer Bereitwilligkeit, die zwölf Schritte der A.A. als einen Lebensweg zu akzeptieren, der uns unsere Gesundheit wiedergeben kann. Wie weit unsere Alkoholsucht schon gewesen sein mag – wir sind glücklich darüber, dass wir noch Entscheidungen treffen können. Zum Beispiel liegt es an uns zuzugeben, dass wir persönlich dem Alkohol gegenüber machtlos sind; dass die Abhängigkeit von einer „Höheren Kraft“ notwendig ist, selbst wenn es nur die einfache Abhängigkeit von einer AA-Gruppe ist. Wir stehen vor der Entscheidung, ein Leben in Ehrlichkeit und Demut zu versuchen, ausgefüllt mit selbstlosem Dienst an unseren Freunden und für „Gott, wie wir Ihn verstehen.“ Je mehr solcher Entscheidungen wir treffen, je mehr wir dieses hohe Ziel anstreben, desto mehr kehrt unsere Gesundheit zurück, und der Zwang zum Trinken verschwindet. 97 89 Rückschau auf den Tag Vor dem Schlafengehen lassen wir unseren Tag noch einmal vorbeilaufen. Waren wir ärgerlich, selbstsüchtig, unehrlich oder ängstlich? Steht noch eine Entschuldigung aus? Haben wir etwas für uns behalten, was sofort mit einem anderen zu besprechen gewesen wäre? Waren wir freundlich und liebenswürdig anderen gegenüber? Was hätten wir besser machen können? Haben wir die meiste Zeit an uns selbst gedacht? Oder haben wir daran gedacht, was wir für andere tun und wie wir unseren Lebensinhalt reicher gestalten können? Wir müssen sorgfältig darauf achten, dass wir uns nicht in Sorgen, Reue oder trübe Gedanken verlieren, weil dadurch unser Wert für uns selbst und für andere gemindert würde. Nachdem wir die Rückschau gehalten haben, bitten wir Gott um Vergebung und fragen Ihn, wie wir es besser machen können.
image/svg+xml98 90 Einsamkeit verschwindet Alkoholiker werden fast ausnahmslos von der Einsamkeit zermürbt. Selbst damals, als unser Trinken noch nicht so schlimm war und die Leute uns noch nicht mieden, litten wir alle unter dem Gefühl des Nicht-Dazugehörens. Wir waren entweder schüchtern und wagten uns nicht an andere ran, oder wir gehörten zu den lauten, guten Typen, die ständig vergeblich Beachtung und Verbrüderung suchten. Immer stand eine unsichtbare Mauer dazwischen, die wir nicht überspringen konnten. Das war ein Grund, weshalb wir dem Alkohol zusprachen. Doch selbst Bacchus hinterging uns; wir waren am Ende geschlagen und in schrecklicher Einsamkeit. * In der Gemeinschaft AA bekommt das Leben einen neuen Sinn. Du siehst Menschen gesund werden, siehst sie anderen helfen, du siehst die Einsamkeit verschwinden, siehst eine Gemeinschaft wachsen, du hast eine Menge Freunde – das sind Erfahrungen, die du dir nicht entgehen lassen solltest. 99 91 Mut und Vorsicht Als wir unsere Furcht nicht loswurden, sie aber als solche erkannten, konnten wir mit ihr fertig werden. Wir fingen an, jedes Übel als eine gottgegebene Chance zu betrachten, um einen Mut zu entwickeln, der aus Demut und nicht aus Prahlerei geboren ist. * Vorsicht ist eine gute Arbeitsgrundlage, ein Kanal, auf dem man geradeaus segeln kann zwischen Hindernissen Furcht auf der einen und Verwegenheit auf der anderen Seite. Vorsicht richtig angewandt, schafft ein bestimmtes Klima, das einzige Klima, in dem Harmonie, Erfolg und beständiger geistiger Fortschritt gedeihen. * Vorsicht ist Klugheit ohne Angst.
image/svg+xml100 92 Auf dem Weg zur Gelassenheit Als ich müde wurde und mich nicht mehr konzentrieren konnte, holte ich mir dadurch neue Lebenskraft, dass ich einfach spazieren ging und tief atmete. Manchmal glaubte ich, selbst das nicht mehr tun zu können – ich war zu schwach. Doch dann merkte ich, dass dies Punkt der Punkt war, an dem ich nicht aufhören durfte, wollte ich nicht in eine noch tiefere Depression verfallen. Ich setzte mir selbst ein kleines Ziel. Ich beschloss, eine Viertelmeile zu laufen. Und ich wollte mich auf meine Atmung konzentrieren – sagen wir: Sechs Schritte laufen, dabei langsam einatmen, und vier Schritte laufen, ausatmen. Nachdem ich so eine Viertelmeile hinter mich gebracht hatte, fühlte ich mich kräftig genug, noch weiter zu laufen, vielleicht eine halbe Meile, und noch eine. Ich schöpfte Mut. Die falsche Vorstellung körperlicher Schwäche verschwand (dieses Gefühl ist charakteristisch für Depressionen). Das Laufen und besonders das Atmen waren kraftvolle Beweise des Lebens. Sie lenkten mich ab von Versagen und Tod. Das Zählen erfordert ein klein wenig Konzentration, die mir Ruhe vor den Strapazen und vor den Tränen der Furcht und Schuld brachte. 101 93 Im Geist der Gnade Die Freunde unter uns, die regelmäßig beten, kommen ohne Gebet genauso wenig aus wie ohne Luft, Nahrung oder Sonne. Aus dem gleichen Grund leiden wir körperlich, wenn wir uns Luft, Licht und Nahrung nicht gönnen. Wenn wir uns von Besinnung und Gebet abkehren, entziehen wir unseren Geist, unseren Gefühlen und unseren Intuitionen die lebensnotwendige Nahrung. Ebenso wenig wie der Körper ohne Nahrung seine Funktion erfüllt, kann es die Seele. Wir brauchen das Licht Gottes, die Zufuhr Seiner Kraft und den Geist Seiner Gnade. Diese drei uralten Wahrheiten finden sich in wunderbarer Weise im A.A.-Programm wieder.
image/svg+xml102 94 „…nach diesen Grundsätzen …“ Der Hauptzweck der A.A. ist die Nüchternheit. Wir alle wissen, dass wir ohne Nüchternheit überhaupt nichts haben. Mann kann, soweit es den einzelnen A.A. angeht, dieses einfache Ziel in größten Unsinn verwandeln. Wir hören einen Freund sagen: „Nüchternheit ist meine eigene Angelegenheit. Ich bin ein ziemlich guter Mensch, außer dass ich mit dem Trinken nicht zurechtkomme. Gebt mir Nüchternheit, dann habe ich’s geschafft.“ Solange unser Freund an diesem bequem Alibi festhält, wird er bei seinen Problemen in seinem Leben und seinen Verpflichtungen einen geringen Fortschritt machen, dass er auf dem richtigen Weg ist, sich wieder zu betrinken. Darum betont der Zwölfte Schritt der A.A., dass wir versuchen, „unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten“. Wir leben nicht nur, um nüchtern zu sein; wir leben, um zu lernen, zu dienen und zu lieben. 103 95 Geistiger Kindergarten Wir betreiben nur einen geistigen Kindergarten, der den Menschen einen Weg zeigt, mit dem Trinken fertig zu werden und die Gnade zu finden, ein sinnvolles Leben zu führen. Die religiöse Einstellung jedes Einzelnen muss seine eigene Angelegenheit bleiben. * Bei der Vorbereitung des Blauen Buches meinten einige Freunde, es sollte streng christlich geschrieben werden. Andere hatten keine Einwände gegen das Wort „Gott“, aber es sollte nicht dogmatisch verwendet werden. Geistig – ja, religiös – nein. Andere dachten an ein psychologisches Buch, für das sich Alkoholiker sicher interessieren werden. Hätte man sie einmal in die Gemeinschaft gelockt, dann könnte es ihnen überlassen bleiben, Gott zu akzeptieren oder nicht, ganz nach Wunsch. Wir anderen fanden solche Gespräche erschreckend, aber Gott sei Dank hörten wir zu. Unser Gruppengewissen arbeitete, damit wir das beste und wirkungsvollste Buch zustande brachten. – Jeder Einzelne spielte eine wichtige Rolle. Unsere Atheisten und Agnostiker erweitern das Tor, so dass alle, die noch leiden, eintreten können, ganz gleich, ob sie glauben oder nicht
image/svg+xml104 96 Nur die schlimmsten Fehler ? Wohl jeder möchte seine schlimmsten Fehler und sichtbarsten Fehler los sein. Niemand möchte so stolz sein, dass er als Angeber verschrien ist, oder so habsüchtig, dass man ihn einen Dieb nennt. Niemand möchte so wütend werden, dass er mordet, so gierig, dass er vergewaltigt, so gefräßig, dass er seine Gesundheit ruiniert. Niemand möchte von ständigem Neid gequält oder von Faulheit gelähmt sein. Natürlich wirken sich bei den meisten Menschen die Charakterfehler nicht bis ins Extrem aus, und wenn wir uns der niedrigen Gefühle entledigen konnten, dürfen wir uns selbst gratulieren. Sollten wir? War es schließlich nicht im eigenen Interesse, dass die meisten von uns versuchten, diese Fehler abzustreifen? Es gehört nicht viel geistige Anstrengung dazu, die übelsten Auswüchse zu vermeiden, weil wir wissen, dass sie bestraft werden. Aber wenn wir die gleichen Charakterfehler unter weniger gewalttätigen Gesichtspunkten betrachten – wo stehen wir dann? 105 97 Selbstachtung Am Anfang opferten wir den Alkohol. Wir wussten, sonst hätte er uns umgebracht. Doch ohne weitere Opfer konnten wir nicht vom Alkohol loskommen. Wir mussten Selbstgerechtigkeit, Selbstmitleid und Zorn direkt aus dem Fenster werfen. Wir mussten die verrückte Jagd nach persönlichem Ansehen und einen dicken Bankkonto einstellen. Wir mussten die persönliche Verantwortung für unseren traurigen Zustand übernehmen und aufhören, andere Menschen dafür verantwortlich zu machen. Waren das Opfer? Ja. Damit wir genug Demut und Selbstachtung bekamen, um überleben zu können, mussten wir unseren liebsten Besitz aufgeben: Unseren Ehrgeiz und unseren falschen Stolz.
image/svg+xml106 98 Streit und Ärger Es wird im Blauen Buch gesagt, dass „der Groll Feind Nummer eins ist.“ Groll ist auch die Hauptursache für einen Rückfall. Wir AA wissen sehr gut, dass Trinken für uns entweder Wahnsinn oder Tod bedeutet. Die gleiche Gefahr schwebt über jeder AA-Gruppe. Sobald sich genug Ärger aufgestaut hat, sind Einigkeit und Ziel dahin. Kommt „berechtigte“ Entrüstung hinzu, kann die Gruppe zerfallen; sie kann tatsächlich sterben. Darum vermeiden wir Streitigkeiten. Darum gibt es bei uns keine Bestrafung für ein Fehlverhalten, ganz gleich wie schlimm es ist. Keinem Alkoholiker kann aus irgendwelchen Gründen die Zugehörigkeit zu unserer Gemeinschaft versagt werden. Strafe heilt niemals. Nur Liebe kann heilen. 107 99 Rückfällige brauchen Verständnis Rückfälle haben oft ihre Ursache in Auflehnung; einige von uns sind rebellischer als andere. Dem Rückfall kann auch die Illusion vorausgehen, Alkoholismus sei heilbar. Rückfälle sind weiterhin auf Sorglosigkeit und Selbstzufriedenheit zurückzuführen. Viele von uns sind nicht in der Lage, die Zeiten der Nüchternheit richtig zu nutzen. Es geht zwei oder drei Jahre gut – dann wird der Betreffende nicht mehr gesehen. Einige von uns leiden unter außergewöhnlichen Schuldgefühlen, weil sie Untugenden oder Gewohnheiten nicht aufgeben können oder wollen. Zu wenig Versöhnlichkeit mit sich selbst und zu wenig Gebete – das ist die Kombination, die zum Rückfall führt. Außerdem haben einige von uns mehr Schaden durch den Alkohol erlitten als andere. Andere sind vom Pech verfolgt und können nicht die geistige Kraftquelle finden, um damit fertig zu werden. Andere sind körperlich krank. Dann gibt es noch die, die mehr oder weniger unter Erschöpfung, Angst und Depression leiden. Dies alles spielt beim Rückfall eine Rolle – manchmal sogar eine ausschlaggebende.
image/svg+xml108 100 Der vergessene Berg Schon als Kind erwarb ich Charaktereigenschaften, die viel mit meiner späteren unersättlichen Gier nach Alkohol zu tun hatten. Ich wuchs in einer kleinen Stadt in Vermont auf, zu Füßen des Mount Aeolus. Ich erinnerte mich, dass ich schon sehr früh diesen mächtigen und geheimnisvollen Berg betrachtete und mich fragte, welche Bedeutung er hat und ob ich ihn je erklimmen könnte. Doch ich wurde sofort von meiner Tante abgelenkt, die mir an meinem vierten Geburtstag einen Teller mit Schokoladenbonbons brachte. In den nächsten 35 Jahren führte ich das „ Schokoladenbonbon-Leben“ und vergaß den Berg. * Wenn Genusssucht nicht zur Zerstörung führt, dann nennen wir sie beim Namen. Wir sagen: „Wir haben unsere Bequemlichkeit.“ 109 101 Geistiges Erwachen Wie oft sitzen wir in einem A.A.-Meeting und hören jemand sagen: „Aber ich habe das geistige Erwachen noch nicht erlebt.“ Und vorher sprach er von dem Wunder der Wandlung, das er erlebt hat – nicht nur seine Befreiung vom Alkohol, sondern auch eine vollkommene Wandlung seiner Einstellung zum Leben. Jeder spürt, dass der Freund ein großes Geschenk erhalten hat, ein größeres, als es aus bloßer Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der A.A. zu erwarten wäre. Darum lächeln wir Zuhörer und denken: „Na, bei diesem Burschen riecht man ja förmlich das geistige Erwachen, nur er selbst scheint noch nichts davon zu wissen.“
image/svg+xml110 102 Heilsames Gespräch Wenn wir einen A.A.- Freund um Rat fragen, sollten wir nicht zögern, ihn um Verschwiegenheit zu bitten. Vertrauliche Gespräche zwischen uns sind normalerweise frei und ungehemmt, und der eine oder andere vergisst schon mal, dass wir von ihm Schweigen erwarten. Dieser unantastbare Schutz ist die Voraussetzung für solch heilsame Aussprache. Er sollte niemals verletzt werden. Diese Art Gespräche bringt unbezahlbaren Nutzen. Hier haben wir die beste Gelegenheit, so ehrlich zu sein, wir nur können. Wir brauchen weder die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass wir andere Menschen verletzen könnten, noch fürchten wir, uns lächerlich oder verächtlich zu machen. Außerdem können wir uns auf diese Art am besten über Selbsttäuschung klar werden. 111 103 Grundsätze vor Zweckmäßigkeit Die meisten von uns dachten, guter Charakter sei wünschenswert. Offensichtlich hatte ein guter Charakter etwas mit Selbstzufriedenheit zu tun. Wenn wir Ehrlichkeit und Moral richtig einsetzen – so glaubten wir - , hätten wir eine bessere Chance, das zu bekommen, was wir möchten. Aber immer, wenn wir zwischen Charakter und Bequemlichkeit zu wählen hätten, verlor sich die Charakterbildung im Nebel unserer Jagd nach dem vermeintlichen Glück. Selten sahen wir in der Charakterformung etwas Erstrebenswertes. Wir dachten nicht daran, Ehrlichkeit, Toleranz und Liebe zu Gott und unseren Nächsten zur Grundlage unseres täglichen Lebens zu machen. * Eine als richtig erkannte Geisteshaltung in die rechte innere Einstellung umzuwandeln und damit in ein leichtes, glückliches und gutes Leben – das ist die eigentliche Aufgabe im Leben.
image/svg+xml112 104 Der neue Chef Wir hatten einen neuen Chef“. Da Er allmächtig war, sorgte Er für unsere Bedürfnisse, falls wir zu Ihm hielten und seine Arbeit richtig ausführten. Auf dieser Basis verloren wir immer das Interesse an uns, an unseren kleinen Plänen und Vorhaben. Gleichzeitig interessierten wir uns mehr für das, was wir zum Leben beitragen könnten. Als wir neue Kraft in uns hereinströmen fühlten, als wir uns des inneren Friedens erfreuten, als wir entdeckten, dass wir dem Leben erfolgreich begegnen konnten, verloren wir die Furcht vor heute, morgen oder später. Wir waren wiedergeboren. *Bill meint in übertragenem Sinne die Höhere Kraft. 113 105 Laufen lernen Wendet man zu viel Zeit für irgendeinen Alkoholiker auf, bedeutet das, einem anderen die Chance vorzuenthalten, zu leben und glücklich zu sein. Einer unserer Freunde erlitt tatsächlich Schiffbruch mit seinem ersten halben Dutzend Trinkern. Er sagte oft, wenn er sich weiter mit ihnen beschäftigt hätte, hätte er viele andere vernachlässigt, die jetzt nüchtern sind, weil sie diese Chance wahrnahmen. Unsere größte Verantwortung dem Neuen gegenüber liegt darin, ihm das Programm hinreichend zu erklären. Reagiert er nicht oder streitet mit uns, bleibt uns nichts, als unsere eigene Nüchternheit zu bewahren. Wenn der Neue allmählich begreift, worum es geht, werden wir nicht müde, ihm auf jede erdenkliche Art zu helfen.
image/svg+xml114 106 Vollkommene Demut Ich suche für mich die beste Definition des Begriffs Demut. Dies ist keine vollkommene Definition, weil ich immer unvollkommen sein werde. Während ich dies schreibe, fällt mir Folgendes ein: „Vollkommene Demut ist ein Zustand völliger Freiheit von mir, Freiheit von allen Ansprüchen, die meine Charakterfehler an mich stellen. Vollkommene Demut könnte die absolute Bereitschaft sein, jederzeit und überall den Willen Gottes zu finden und ihn auszuführen.“ Bei meinen Gedanken erschrecke ich nicht, weil ich das niemals verwirklichen werde. Ich schwelge auch nicht in der Hoffnung, dass mir diese Tugenden eines Tages alle zu eigen sein werden. Ich brauche nur ein wenig in dieser Vorstellung zu verweilen; sie wächst und beginnt, mein Herz zu füllen. Danach ziehe ich einen Vergleich zu meiner letzten persönlichen Inventur. So wird mir eine vernünftige und gesunde Einschätzung meines Standortes auf dem Wege zur Demut zuteil. Ich erkenne, dass meine Reise zu Gott gerade angefangen hat. Damit kehre ich zurück zu meiner richtigen Schuhgröße; meine Ichbezogenheit und meine Wichtigkeit werden lächerlich. 115 107 Zwei Arten von Stolz Die Selbstherrlichkeit der „guten Menschen“ kann genauso viel Schaden anrichten, wie die offenkundigen Verfehlungen der vermeintlichen nicht so guten. Lautstark entrüsten wir uns darüber, dass sich Millionen „guter, frommer Menschen“ gegenseitig im Namen Gottes töten. Das liegt an unserer negativen Grundeinstellung. Nachdem wir zu den A.A. gehörten, mussten wir einsehen, dass diese Einstellung Nahrung für unsere Überheblichkeit war. Beim Auseinanderpflücken der Fehler einiger „frommer“ Menschen fühlten wir uns über alle erhaben. Mehr noch, das lenkte uns von eigenen Fehlern ab. Selbstherrlichkeit – genau das, was wir ständig bei anderen verurteilt hatten – war unsere eigene üble Angewohnheit. Mit großen Sprüchen drückten wir uns auch in Glaubensfragen. In der Gemeinschaft der A.A. kamen wir zu besseren Einsichten.
image/svg+xml116 108 In Stille lernen Im Jahr 1942 wurden wir von einem New Yorker Freund auf einen Zeitungsausschnitt aufmerksam gemacht. In einer Todesanzeige standen die Worte: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“ Niemals sahen wir so viel geistiges Gedankengut unserer Gemeinschaft in so wenigen Worten. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit wurde der Gelassenheitsspruch allgemein übernommen. * In der Besinnung ist kein Platz für Auseinandersetzungen. Wir verweilen Still bei Gedanken oder Gebeten von verstehenden, geistig inspirierten Menschen; nur so wachsen und lernen wir. Dies ist der Zustand, in dem wir oft den bewussten Kontakt zu Gott entdecken und vertiefen. 117 109 Freiheit durch Akzeptieren Wir haben zugegeben, dass wir mit unseren eigenen Kräften dem Alkohol gegenüber machtlos waren. Wir akzeptieren auch, dass die Abhängigkeit von einer Höheren Kraft (und wenn es nur die A.A.-Gruppe ist) dieses bis dahin unmögliche Unterfangen zustande bringen könnte. Zu dem Zeitpunkt, als wir diese beiden Tatsachen voll akzeptieren konnten, setzte die Befreiung vom Verlangen nach Alkohol ein. Für die meisten von uns bedeuteten diese beiden Arten des Akzeptierens eine unwahrscheinliche große Anstrengung. Unsere bis dahin sorgsam gehütete Ansicht, alles alleine zu schaffen, musste aufgeben werden. Mit bloßer Willenskraft war hier nichts zu wollen; statt dessen entstand als Ergebnis unserer Entwicklung die Bereitschaft, dieses neue Leben anzunehmen. Wir liefen weder davon, noch kämpften wir. Wir akzeptierten und begannen, frei zu werden.
image/svg+xml118 110 Schwierigkeiten: Fluch oder Segen? Es gab eine Zeit, in der wir Schwierigkeiten ignorierten in der Hoffnung, sie würden verschwinden. Oder wir liefen in Angst und Schrecken davon, doch die Schwierigkeiten liefen mit. Häufig wehrten wir uns auch voll Unvernunft, Bitterkeiten und Schmach. Diese durch Alkohol geförderten Fehlhaltungen waren Garantie für unseren Untergang. Dann kamen die A.A. Wir hörten bei ihnen, dass Schwierigkeiten in der Tat für jeden Menschen ein Stückchen Leben bedeuten – eine Tatsache, die wir verstehen und mit der wir fertig werden mussten. Wir stellten zu unserer Überraschung fest, dass unsere Schwierigkeiten sich durch die Gnade Gottes in unvorstellbaren Segen verwandeln konnten. Das war also das eigentliche Wesen der A.A.: Schwierigkeiten annehmen. Ihnen offen mit ruhigem Mut begegnen – die Schwierigkeiten werden kleiner und verschwinden häufig. Das ist die Geschichte der A.A., und wir sind ein Teil davon geworden. Derartige Erfahrungen füllen unser Vorratslager für den noch leidenden Alkoholiker. 119 111 Rückblick auf die Vergangenheit Wir sollten eine genaue und wirklich erschöpfende Übersicht über unser vergangenes Leben aufstellen, weil wir auch anderen Menschen Schaden zugefügt haben. Oft werden wir feststellen, dass unser Handeln die andern weniger geschmerzt, als uns geschadet hat. Außerdem bleiben gefühlsmäßige Konflikte sehr tief, manchmal vergessen, im Unterbewusstsein. Darum sollten wir ernsthaft diese Gegebenheiten aus der Vergangenheit in unsere Erinnerung zurückrufen und sie überdenken. Sie sind häufig der Grund unserer Konflikte – und sie bringen uns immer wieder in heftigen Gefühlsstreit. Sie entstellen unsere Persönlichkeit – und unser Leben verändert sich zum Schlechten. * Auf Enttäuschungen reagieren viele von uns stärker als andere Menschen. Wenn wir solche Episoden noch einmal durchleben und sie ganz vertraulich mit einem anderen Menschen besprechen, verkleinern sie sich, und ihre Kraft im Unterbewusstsein wird geringer.
image/svg+xml120 112 Vollkommene Sicherheit? Nachdem wir uns der Gemeinschaft A.A. angeschlossen hatten, versetzten uns die verschwendeten Jahre in Panik. Uns mit Geld wichtig zu machen, war nicht mehr unser Hauptziel. Statt dessen strebten wir jetzt materielle Sicherheit an. Wieder ins Berufsleben zurückgekehrt, wurden wir weiterhin von ständiger Furcht verfolgt. Wir entwickelten uns zu Geizhälsen und Pfennigfuchsern. Wir wollten nur noch finanziell abgesichert sein. Wir vergaßen, dass die meisten A.A. eine beträchtliche, über den Durchschnitt liegende Arbeitskraft haben; wir vergaßen den guten Willen unserer Freunde, die uns gern zu einem besseren Posten verhelfen wollten, wir vergaßen die tatsächliche und mögliche finanzielle Unsicherheit eines jeden Menschen auf der Welt. Und am schlimmsten war, wir vergaßen Gott. In Geldangelegenheiten hatten wir nur zu uns Vertrauen, und davon nicht einmal viel. 121 113 Aufrichtig sein Ich glaube, wir haben zu oft Pläne unserer Freunde, die auf dem Gebiet des Alkoholismus beruflich tätig sind, zerstört oder gar lächerlich gemacht, und zwar nur, weil wir nicht ständig mit ihnen zusammen sind. Wir sollten uns sehr ernsthaft die Frage stellen, wie viele Alkoholiker weiter getrunken haben, nur weil wir mit vielen dieser Stellen nicht so gut zusammengearbeitet haben, wie es notwendig gewesen wäre, ob diese Stellen nun gut, schlecht oder mittelmäßig sind. Kein Alkoholiker sollte mehr wahnsinnig werden oder sterben, weil er am Anfang nicht sofort zu den AA ging. * Unser erstes Ziel wir die Arbeit an der Selbstbeherrschung sein. Das hat Vorrang. Wenn wir hastig und unbesonnen sprechen und handeln, verpufft die Fähigkeit der Aufrichtigkeit und Toleranz auf der Stelle.
image/svg+xml122 114 Keine persönliche Kraft Am Anfang lag mir der Ausweg aus meinen persönlichen Schwierigkeiten so klar vor Augen, dass ich mir nicht vorstellen konnte, irgendein Alkoholiker würde dieses so treffende Angebot ablehnen. Da ich fest daran glaubte, dass Christus alles tun kann, stellte ich mir im Unterbewusstsein vor, Er würde durch mich alles tun – genau dann und genauso, wie ich es wünschte. Nach sechs langen Monaten musste ich einsehen, dass keiner hundertprozentig dem Herrn vertraut, ich war da keine Ausnahme. Das brachte mich zu der gesunden Erkenntnis, dass es noch vieles in der Welt gab, demgegenüber ich persönlich machtlos war – und so war es auch beim Alkohol, wie ich mir gleichzeitig eingestand. Und ich musste zugeben, dass es genauso mit vielem anderen war. Ich sollte schweigen und wissen, dass Er – nicht ich – Gott war. 123 115 Wachsen und reifen Fürchten wir uns niemals von einer nötigen Änderung? Gewiss müssen wir eine Veränderung zum Guten oder zum Schlechten unterscheiden. Aber wenn es klar wird, dass etwas zu ändern ist bei einem Einzelnen, in einer Gruppe oder in der Gemeinschaft der A.A. als Ganzes, dann gilt die alte Erfahrung, dass wir nicht stillstehen oder uns abwenden können. Das Wesentliche allen Wachsens ist die Bereitschaft, sich zum Guten zu ändern, verbunden mit der Bereitschaft, Verantwortung zu tragen.
image/svg+xml124 116 Vorstellung des Einzelnen Abgesehen von dem Bild der Höheren Kraft, wie es sich jeder Einzelne von uns vorstellt, dürfen sich die A.A. als Gemeinschaft niemals auf das Gebiet von Dogma und Theologie begeben. Wir können niemals in diesem Sinn eine Religionsgemeinschaft werden, wenn wir unser Hauptziel durch theologische Streitgespräche nicht aus den Augen verlieren wollen. Es ist eine wirklich erstaunliche Tatsache, dass sich im Programm der A.A. alle Religionen wiederfinden. Zum Beispiel sagen katholische Theologen, dass unsere zwölf Schritte genau den Exerzitien des HL. Ignatius entsprechen. Was im Blauen Buch über Sünde, Krankheit und Tod steht, wird oft von den Bibelforschern zitiert Auch die Quäker stimmen uns zu: Welch glückliche Zufälle! 125 117 Gefühl der Zugehörigkeit Vielleicht ist der beste Lohn aus Besinnung und Gebet das Gefühl der Zugehörigkeit. Wir leben nicht mehr in einer vollkommenen feindlichen Welt. Wir sind nicht länger verloren, ängstlich und nutzlos. In dem Augenblick, in dem wir nur einen Funken göttlichen Lichtes erhaschen, in dem Augenblick, wenn wir beginnen, Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe als wirkliche und ewige Dinge des Lebens zu sehen, sind wir nicht länger verwirrt durch die scheinbaren Gegensätze im menschlichen Bereich um uns herum. Wir wissen, dass Gott in Seiner Liebe über uns wacht. Wir wissen, dass jetzt und später alles gut wird, wenn wir uns Ihm zuwenden.
image/svg+xml126 118 Vorspiel zum Programm Nur wenige Menschen werden ernsthaft versuchen, nach dem AA-Programm zu leben, bevor sie ihren „Tiefpunkt“ erreicht haben. Das Leben nach den Schritten der AA führt zu einer Einstellung und zu einer Handlungsweise, von denen ein noch trinkender Alkoholiker nicht einmal zu träumen wagt. Der „durchschnittliche“ Alkoholiker, maßlos eigensüchtig, kümmert sich nicht um seine Zukunft – bis er muss, wenn er überleben will. * Wir wissen, dass der Neue einen Tiefpunkt erlebt haben muss, sonst kann nicht viel geschehen. Da wir Alkoholiker sind, die ihn verstehen, können wir den Nussknacker der „Sucht-und- Allergie-Theorie“ als Werkzeug benutzen, um sein Ego zu zerbrechen. Nur so kann er die Überzeugung gewinnen, dass seine eigenen schwachen Kräfte nur wenig oder gar keine Chance haben. 127 119 Auf der breiten Straße Ich erkenne heute, dass mein früheres Vorurteil gegen Geistliche blind und falsch war. Sie haben über Jahrhunderte hinweg einen Glauben lebendig gehalten, der schon erloschen sein könnte. Sie zeigten mir die Straße, aber ich schaute nicht mal auf, ich war voller Vorurteile und Ichbezogenheit. Als ich meine Augen öffnete, geschah das nur, weil ich musste. Und der Mann, der mir die Wahrheit brachte, war ein Leidensgenosse und ein Laie. Durch ihn konnte ich sehen, und ich sprang von dem Abgrund zurück auf festen Boden. Ich wusste sofort, entschied ich mich für das Leben, würden sich meine Füße auf der breiten Straße bewegen.
image/svg+xml128 120 Das gesprochene Wort Meiner Ansicht nach gibt es nicht den geringsten Einwand, wenn Gruppen anonym bleiben oder Freunde ihre AA-Zugehörigkeit nicht preisgeben wollen. Das ist ihre Angelegenheit und eine ganz normale Reaktion. Die meisten glauben jedoch, dass so weitreichende Anonymität nicht notwendig, ja nicht wünschenswert ist. Sobald jemand nüchtern und gefestigt ist, sollte es keinen Grund geben, an passender Stelle nicht über die A.A.-Zugehörigkeit zu sprechen. So werden andere Menschen auf uns aufmerksam. Durch das gesprochene Wort können wir am besten die Botschaft weitergeben. Darum kritisieren wir weder diejenigen, die schweigen wollen, noch die Freunde, die zuviel über ihre A.A.-Zugehörigkeit reden, wenn sie das nicht in der Öffentlichkeit oder zum Schaden der A.A. tun. 129 121 Wir kämpfen nicht Wir haben aufgehört, alles oder jeden zu bekämpfen – selbst den Alkohol. Die geistige Gesundheit ist wiedergekehrt. Wir können jetzt vernünftig und normal reagieren, das wurde uns fast automatisch zuteil. Wir erkennen, dass unsere Einstellung dem Schnaps gegenüber wirklich ein Geschenk Gottes ist. Hier liegt das Wunder. Wir kämpfen nicht. Wir meiden die Versuchung nicht. Wir haben nicht einmal einen Eid geleistet. Statt dessen ist das Problem verschwunden. Es besteht für uns nicht mehr. Weder frohlocken wir, noch fürchten wir uns. So reagieren wir – solange wir uns geistig fit halten.
image/svg+xml130 122 Bereitschaft ist der Schlüssel Wie kann man denn – selbst wenn man dies noch so gerne täte – seinen eigenen Willen und sein eigenes Leben so ganz der Sorge Gottes übergeben, von dem man nur eine undeutliche Vorstellung hat? Ein Anfang, und sei er noch so klein, ist alles, was nötig ist. Haben wir erst den Schlüssel der Bereitschaft ins Schloss gesteckt und die Tür ein wenig geöffnet, dann wissen wir, dass wir sie stets etwas weiter öffnen können. Wenn sie auch durch Eigensinn wieder zuschlägt, wie das häufig passiert – der Augenblick, in dem wir den Schlüssel der Bereitschaft wieder aufheben können wird sich wiederholen. 131 123 Der neue A.A. und seine Familie Wenn der Alkoholismus in eine Ehe einbricht, können sich unnatürliche Zustände entwickeln, die der Partnerschaft und einer friedlichen Gemeinschaft entgegenwirken. Ist der Mann betroffen, muss die Frau Hausherrin und oft auch Verdienerin werden. Verschlechtert sich der Zustand, wird aus dem Mann ein krankes und verantwortungsloses Kind, das man behüten und vor endlosen Streitereien und Rohheiten bewahren muss. Ganz langsam, ohne dass die Frau sich dessen bewusst wird, übernimmt sie gezwungenermaßen die Mutterrolle bei einem verirrten Jungen. Der Alkoholiker liebt und hasst mütterliche Fürsorge zugleich. Durch den Einfluss der Zwölf Schritte der AA können diese Verhältnisse oft gerade gerückt werden. * Ob sich die Familie eine andere geistige Grundlage schafft oder nicht, der Alkoholiker ist dazu gezwungen, wenn er genesen will. Die Übrigen müssen von seinem neuen Leben ohne den Hauch eines Zweifels überzeugt sein. In den meisten Familien, die mit einem genesenden Trinker zusammenleben, überzeugt er durch sein Beispiel.
image/svg+xml132 124 Freiheit der Entscheidung Zurückblickend erkennen wir, dass die Freiheit, mit der wir früher unsere unzureichenden Entscheidungen trafen, keine Freiheit war. Als wir unsere Entscheidung trafen, weil wir mussten, konnten wir nicht mehr frei entscheiden. Dennoch gingen wir in die richte Richtung. Als wir unsere Entscheidung trafen, weil wir wollten, ging es uns schon besser. Jetzt haben wir etwas mehr Freiheit gewonnen; und wir werden davon noch mehr erhalten. Wenn wir hin und wieder unbeschwert eine richtige Entscheidung treffen – ohne Starrsinn, Widerstand oder Konflikte – gewinnen wir eine Vorahnung, was Freiheit nach dem Willen Gottes sein kann. 133 125 Jenseits des Horizonts Das Häuschen mit meinem Arbeitsraum steht auf einem kleinen Hügel hinter unserem Haus. Wenn ich über das Tal schaue, sehe ich das Gebäude, in dem sich unsere Gruppe trifft. Jenseits meines Horizontes liegt die ganze Welt der AA. * Die Einigkeit der Gemeinschaft der A.A. ist ihre am sorgsamsten gehütete Eigenschaft. Unser aller Leben und die Leben derjenigen, die sich uns noch anschließen werden, hängen von der Einigkeit ab. Ohne Einigkeit würde das Herz der Gemeinschaft aufhören zu schlagen; durch unsere Welt-Arterien könnte nicht länger die lebensspendende Gnade Gottes fließen.
image/svg+xml134 126 Wir gaben Gott gegenüber zu …“ Falls du beim Vollziehen des Fünften Schrittes nichts auslässt, steigert sich das Gefühl des Befreit seins ständig. Die jahrelang aufgestauten Gefühle brechen aus und verschwinden wie durch ein Wunder, sobald sie freigelegt werden. So wie der Schmerz nachlässt, tritt heilende Ruhe an seiner Stelle. Bei dieser Verbindung von Demut und Gelassenheit wird ein großer Augenblick eintreten. Viele A.A, die früher Agnostiker oder Atheisten waren, berichten uns, dass sie im Vollziehen des Fünften Schrittes erstmals tatsächlich die Gegenwart Gottes spürten. Und selbst denen, die glaubten, wurde Gott bewusst wie nie zuvor. 135 127 Verharren im Gebet Oft neigen wir dazu, Besinnung und Gebet nicht ernst zu nehmen und als überflüssig zu betrachten. Wir spüren, dass beides im Notfall helfen könnte, doch zunächst sehen wir darin häufig einen geheimnisvollen Trick der Theologen, der uns Segen aus zweiter Hand verspricht. * Durch die Gemeinschaft der A.A. wissen wir, dass aus dem Gebet ohne Zweifel gute Ergebnisse kommen. Wissen und Erfahrungen belegen dies. Alle, die beharrlich waren, erhielten mehr Kraft als ihre eigene. Sie fanden Weisheit, größer als ihre eigenen Fähigkeiten, und sie bekamen immer mehr inneren Frieden, der selbst schwierige Situationen überdauerte.
image/svg+xml136 128 Zurück an die Arbeit Wir können anderen Menschen Unredlichkeit unterstellen und dies als plausible Entschuldigung dafür nehmen, dass wir unseren Verpflichtungen nicht nachkommen. Einige besorgte Freunde rieten mir, nicht mehr in die Wall Street zurückzukehren. Sie waren überzeugt, dass harter Materialismus und Verschlagenheit meine geistige Weiterentwicklung zum Stillstand bringen würden. Da sich das so edel anhörte, blieb ich dem einzigen Geschäft fern, von dem ich etwas verstand. Als mein Haushalt schließlich zusammenbrach, wurde mir klar, dass ich mich mit dem Plan, an die Arbeit zurückzugehen, noch nicht richtig auseinandergesetzt hatte. Also kehrte ich in die Wall Street zurück, und ich war froh darüber und habe es nicht bereut. Ich brauchte das: Ich musste wieder entdecken, dass es eine Menge feine Kerle in der New Yorker Finanzwelt gibt. Ich brauche auch die Erfahrung, in der gleichen Umgebung, in der Alkohol mich zugrunde gerichtet hatte, nüchtern zu leben. Eine Geschäftsreise von der Wall Street nach Akron/Ohio hatte mich mit Dr. Bob zusammengeführt. Somit gibt es einen Zusammenhang zwischen der Geburt der Gemeinschaft der AA und meinen Aufgaben als Brötchenverdiener. 137 129 Der Weg der Stärke Wir brauchen uns bei niemandem zu entschuldigen, weil wir in Abhängigkeit zu unserem Schöpfer stehen. Wir haben guten Grund, denen nicht zu glauben, die der Ansicht sind, der geistige Weg wäre der Weg der Schwäche. Für uns ist es der Weg der Stärke. Die Geschichte bezeugt, dass es gläubige Menschen nie an Mut gemangelt hat. Sie vertrauten Gott. Daher brauchen wir uns niemals zu entschuldigen. Statt dessen bemühen wir uns, dass Seine Allmacht durch uns sichtbar wird.
image/svg+xml138 130 Eher ein Denkproblem Solange der Alkoholiker nicht trinkt, handelt er normalerweise wie andere Menschen. Wir wissen mit Sicherheit: Wenn der Alkoholiker in irgendeiner Form Alkohol zu sich nimmt, geschieht etwas mit ihm, und zwar mit seinem Körper und mit seinem Verstand. Es lässt ihn nicht mehr aufhören. Dir Erfahrung unzähliger Alkoholiker bestätigt das. Diese Beobachtungen wären akademisch und inhaltslos, wenn unser Freund nie das erste Glas getrunken und damit den Teufelskreis in Bewegung gesetzt hätte. Deshalb liegt das Problem des Alkoholikers eher in seinem Denken als in seinem Körper. 139 131 Hindernisse auf unserem Weg Wir leben in einer von Neid zerfressenen Welt. Jeder ist mehr oder weniger davon angesteckt. Es scheint als ob uns dieser Charakterfehler eine verwerfliche, aber bestimmte Befriedigung verschafft. Wie können wir sonst so viel Zeit darauf verwenden, uns zu wünschen, was wir nicht haben, statt dafür zu arbeiten, dass wir es bekommen. Oder wir ärgern uns, weil wir niemals bestimmte Eigenschaften haben werden, statt uns mit den Tatsachen abzufinden und sie zu akzeptieren. * Jeder möchte mit sich und seinen Freunden in Frieden leben. Wir möchten sichergehen, dass die Gnade Gottes für uns tun kann, was wir für uns selbst nicht tun können. Wir haben eingesehen, dass die auf Kurzsichtigkeit und unerfüllbaren Wünschen beruhenden Charakterfehler Hindernisse sind, die unseren Weg blockieren, Wir sehen jetzt ganz klar, dass wir an uns selbst, an andere und an Gott unvernünftige Forderungen stellten.
image/svg+xml140 132 Kurzinventur Eine Kurzinventur, mitten im Trubel gemacht, bringt wogende Gemüter zur Ruhe. Diese Kurzinventur befasst sich mit den sich aus dem Tagesablauf ergebenden Schwierigkeiten sollte man sich möglichst erst dann befasse, wenn man sich hierfür Zeit nehmen kann. Diese schnelle Inventur hilft uns bei unserem täglichen Hochs und Tiefs, besonders dann, wenn andere Menschen oder Ereignisse uns aus dem Gleichgewicht bringen und wir in Gefahr sind, Fehler zu machen. 141 133 „ Privilegierte Menschen“ ich erkannte, dass ich zu einsam lebte, zu weit von meinen Freunden entfernt, taub gegen die innere Stimme. Statt mich selbst als einfachen Boten zu sehen, der die Erfahrung weiter-trägt, hielt ich mich für den Gründer der Gemeinschaft der A.A. Wie viel besser wäre es gewesen, ich hätte anstelle von Selbstzufriedenheit Dankbarkeit gefühlt – Dankbarkeit, dass ich die Leiden des Alkoholismus erlebt habe. Dankbarkeit, dass mir das wunder der Genesung durch eine Höhere Kraft zuteil wurde. Dankbarkeit für das Vorrecht, meinen Alkoholiker – Freunden helfen zu dürfen, und Dankbarkeit fuhr die brüderlichen Bande, die mich mit ihnen in Kameradschaft enger verbanden, als das sonst in der menschlichen Gesellschaft üblich ist. Ein Geistlicher sagte mir aufrichtig: „ Ihr Unglück hat sich in Glück verwandelt. Ihr Anonymen Alkoholiker seid privilegierte Menschen“.
image/svg+xml142 134 Rechte des Einzelnen Wir glauben, dass es auf der Welt keine andere Gemeinschaft gibt, die den einzelnen Angehörigen mehr Sorge angedeihen lässt. Es gibt bestimmt keine Gemeinschaft, die noch eifersüchtiger über die Rechte des Einzelnen wacht, zu denken, zu reden und zu handeln, wie er möchte. Kein A.A. kann einen anderen zu etwas zwingen, niemand kann bestraft oder hinausgewiesen werden. Unsere Zwoelf Schritte der Genesung sind Empfehlungen; die Zwoelf Traditionen, die die Einigkeit der A.A. garantieren, enthalten nicht ein einziges: „ Du sollst nicht!“ Es wird wiederholt gesagt: „ Wir sollten…“, aber niemals: „ Du musst!“. * Obgleich es Tradition ist, dass in unserer Gemeinschaft niemand gezwungen wird, wissen wir zu jeder Zeit, dass wir als Gemeinschaft nicht unter einem enormen Druck stehen. Persönlich aber stehen wir unter einem enormen Zwang – der aus der Flasche kommt. Unser früherer Tyrann, Koenig Alkohol, ist ständig auf der Lauer, um uns wieder einzufangen. Darum ist die Befreiung vom Alkohol ein großes „ Muss“, dass wir beachten müssen, sonst werden wir verrückt, oder wir sterben. 143 135 Sieg durch Niederlage In der festen Überzeugung, dass ich niemals zweitrangig sein dürfte, schwor ich, mich nie mehr mit dem zweiten Platz zufriedenzugeben. Ich spürte einfach, dass ich immer dominieren musste, was ich auch tat; Arbeit oder Spiel. Als diese schöne Auffassung von einem guten Leben sich nach meinen Erfolgsplänen verwirklichte, wurde ich irrsinnig glücklich. Ging zufällig ein Vorhaben daneben, war ich voller Groll und Niedergeschlagenheit, die ich nur durch den nächsten Triumph beseitigen konnte. Darum bewertete ich sehr rasch alles nach Sieg oder Niederlage – „ alles oder nichts:. Ich spürte dann Zufriedenheit, wenn ich gewann. * Nur durch die Erfahrung der schlimmsten Niederlagen können wir die ersten Schritte zur Befreiung und Stärke tun. Unser Eingeständnis der persönlichen Machtlosigkeit wird eine feste Grundlage, auf der wir ein glückliches und nützliches Leben aufbauen können.
image/svg+xml144 136 Charakterfehler beseitigen Wenn wir die Fehler betrachten, die wir nicht ablegen wollen, sollten wir die harten und festen Linien ausradieren, die wir und selbst gezogen haben. Vielleicht sagen wir in einigen Fällen: „ Ich kann das noch nicht aufgeben….“. Wir sollten aber nicht sagen: „ Das werde ich niemals aufgeben!“ In dem Moment, wenn wir „Nein, niemals!“ sagen, verschließen sich unsere Sinne gegen die Gnade Gottes. Ein solcher Starrsinn kann schrecklich sein. Es wäre besser, wenn wir an fest umrissene Ziele herangingen und so dem näher kamen, was Gott mit uns vorhat. 145 137 Durch Zweifel zum Glauben Wir mit unserer agnostischen Einstellung haben eine Erfahrung gemacht. Sobald wir unser Vorurteil beseitigen und nur ein wenig Bereitschaft zeigen, an eine Kraft zu glauben, die größer ist als wir, stellen sich schon Erfolge ein. Dies geschieht, obwohl es keinem von uns möglich ist, diese Kraft, die Gott ist, zu beschreiben oder zu verstehen. * Viele Leute behaupten ernsthaft, dass der Mensch im Universum keinen besseren Platz hat als im Konkurrenzkampf, der sich durch das ganze Leben hinzieht und der mit dem Sterben endet. Wenn ich das höre, halte ich mich lieber an die sogenannte Illusion der Religion, die mich etwas ganz anderes gelehrt hat.
image/svg+xml146 138 Zwei Wege für alte A.A. Die Gründer vieler Gruppen werden gewöhnlich in zwei Kategorien unterteilt, die man in der A.A.-Sprache. Als „ Erfahrene A.A.“ und“ Blutende Diakone“ bezeichnet. Die Erfahrenen erkennen die weise Gruppenentscheidung zur Selbstbestimmung an, und sie ärgern sich nicht über eine Herabsetzung ihres Stellenwertes. Ihr durch große Erfahrungen untermauertes Urteilsvermögen ist gesund; sie sind bereit, ruhig zuzusehen und geduldig auf die Weiterentwicklung zu warten. Der „Blutende Diakon“ ist fest davon überzeugt, dass die Gruppe ohne ihn nicht weitermachen kann. Er kämpft ständig um seine Wiederwahl und wird von Selbstmitleid verzehrt. Fast jeder alte A.A. hat in gewissem Sinne diesen Prozess erlebt. Glücklicherweise überstehen ihn die meisten und werden „Erfahrene A.A.“. Sie werden echte und beständige Wegweiser der Anonymen Alkoholiker. 147 139 Grundlage der Demut Solange wir überzeugt waren, ausschließlich durch eigene Kraft du Intelligenz leben zu können, so lange war ein tätiger Glaube an eine Höhere Kraft unmöglich. Selbst als wir an die Existenz Gottes glaubten, war es nicht anders. Wir konnten zwar ernsthafte, tief religiöse Überzeugungen haben; sie blieben jedoch unfruchtbar, weil wir immer noch versuchten, Gott zu spielen. Solange wir das Vertrauen in uns an die erste Stelle setzten, war echtes vertrauen auf eine Höhere Kraft ausgeschlossen. Es fehlte die Grundlage der Demut, Gottes Willen zu suchen und ihn auszuführen.
image/svg+xml148 140 Kehrseite der Medaille Mehr als alle anderen Menschen führt der Alkoholiker ein Doppelleben. Er ist ein guter Schauspieler. Der Umwelt zeigt er sich in seiner Bühnenrolle. So sollen ihn die anderen sehen: Er möchte gern einen guten Ruf haben, doch im Innern weiß er, dass er ihn nicht verdient. * Schuld ist die eine Seite der Medaille. Die andere heißt Stolz. Schuld zerstört dich selbst, Stolz zerstört die anderen. * Die innere Inventur ist eine nüchterne Aufzählung der Schäden, die wir im Laufe des Lebens verursacht haben, und das ehrliche Bemühen, sie aus dem richtigen Blickwinkel zu sehen. 149 141 Geistige Gesundheit Unter den trinkenden Alkoholikerin gibt es nur wenige, die eine Ahnung davon haben, wie unvernünftig sie sind, wenn sie ihre Unvernunft erkennen, können sie sich nicht damit auseinandersetzen. Es gibt einige, die sich selbst als „Problemtrinker“ bezeichnen, aber sie können sich nicht mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie wirklich geistig krank sind. In ihrer Blindheit werden sie von ihrer Umwelt bestärkt, die nicht den Unterschied zwischen normalem Trinken und Alkoholismus kennt. „Geistige Gesundheit“ heißt „klarer Verstand“. Kein Alkoholiker kann, ob er nun sein Wohnzimmer oder die eigene Moral zerstört hat, für sich die „Gesundheit seines Verstandes“ in Anspruch nehme, wenn er sich nüchtern mit seinem destruktiven Verhalten auseinandersetzt.
image/svg+xml150 142 Gottgegebene Instinkte Wir wurden von der Schöpfung sinnvoll mit Instinkten ausgestattet. Ohne sie wären wir keine richtigen menschlichen Wesen. Wenn sich Männer und Frauen nicht um Sicherheit bemühen und sich nicht darum kümmern würde, Nahrung zu ernten und sich ein Dach zu bauen, gäbe es kein Überleben. Die Welt wäre nicht bevölkert, wenn wir uns nicht vermehren würden. Wo kein Trieb nach Gemeinschaft vorhanden ist, kann es keine Gesellschaft geben. Diese für unser Leben so wichtigen Triebe überschreiten oft ihre eigentlichen Funktionen. Mächtig, verblendet und oft gemein, treiben und beherrschen sie uns und bestimmen unser Leben. * Wir versuchten, uns eine gesunde Vorstellung von unserem künftigen Sexleben zu machen. Jeder Punkt wurde der Frage unterworfen: War das selbstsüchtig oder nicht? Wir baten Gott, unsere Ideale zu formen und uns zu helfen, danach zu leben. Wir dachten daran, dass unser Sexualtrieb gottgegeben ist. Unser Sexualleben sollte weder leichtsinnig noch selbstsüchtig sein; wir sollten es nicht als etwas Schlechtes betrachten, noch uns davor ekeln. 151 143 Schule des Lebens Ich denke, dass es innerhalb der Gemeinschaft A. A. immer etwas zu nörgeln geben wird. Meist wird es meiner Meinung nach darum gehen, wie wir das Bestmögliche für die größte Anzahl von Trinkern tun können. Bei uns wird es immer kindisches Hickhack über Geldfragen geben oder wer in den nächsten sechs Monaten Gruppensprecher sein soll. Alle heranwachsenden Kinder (und das sind wir) wären nicht normal, wenn sie sich anders verhielten. Das sind die Scherzen des Erwachsenwerdens, und wir reifen an ihnen. Die Überwindung solcher Probleme in der A.A.- Schüler des Lebens ist eine gesunde Übung.
image/svg+xml152 144 Blindes Vertrauen Es steht fest, dass dort, wo keine Liebe ist, auch kein Vertrauen sein kann. Wo Misstrauen herrscht, kann es keine wirkliche Liebe geben. Aber Vertrauen entbindet uns nicht von der Notwendigkeit, die Beweggründe des Handelns bei uns und anderen zu untersuchen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir sollten ganz sicher bei jeder Person, der wir vertrauen, gute und schlechte Eigenschaften abwägen können. Durch solch eine Einschätzung wird der Grad des Vertrauens bestimmt, der sich entsprechend der Situation erweitern kann. Die Einschätzung muss jedoch mit Verständnis und Liebe gemacht werden. Nichts kann unser Urteilsvermögen mehr beeinträchtigen als negative Gefühle, wie Argwohn, Eifersucht und Groll. Wenn wir jemanden unser Vertrauen geschenkt haben, sollten wir ihn unserer vollen Unterstützung versichern. Gerade deshalb wird er häufig sehr positiv darauf reagieren, jedenfalls weit über unsere Erwartung hinaus 153 145 Verantwortung übernehmen Es ist ein aufregendes und faszinierendes Abenteuer zu lernen, wie man mit Männern und Frauen aller Schichten in Frieden, Partnerschaft und Brüderlichkeit leben kann. Doch jeder A.A. weiß, dass er in seinem Lebens-Abenteuer wenig Fortschritte macht, solange er nicht zurückschaut und genaues und lückenloses Bild zeichnet von dem schrecklichen Wrack, das er in seinem Kielwasser zurückgelassen hat. * Die Bereitschaft, alle Konsequenzen aus unserer Vergangenheit zu tragen und gleichzeitig auch die Verantwortung für andere zu übernehmen, ist der Inhalt des Neunten Schrittes.
image/svg+xml154 146 „Mach`s wie ich!“ Es ist uns oft gar nicht bewusst, wie wenig wir uns mit den Alkoholikerin befassen, die darunter leiden, dass sie zu Glaubensdingen keinen Zugang finden. Niemand ist gegen geistigen Perfektionismus, Stolz und Angriff empfindlicher als sei. Ich bin davon überzeugt, dass wir das zu oft vergessen. In den ersten Jahren des Bestehens der Gemeinschaft der A.A. hätte ich mit meiner unbewussten Arroganz fast alles mühsam Aufgebaute zerstört. Gott, wie ich ihn verstand, musste von allen angenommen werden. Manchmal war meine Aggression zynisch, manchmal laut. Beides war zerstörerisch, besonders schlimm für die vielen, die nicht glauben konnten. Dies ist bestimmt nicht auf den Zwölften Schritt begrenzt. Es hat seine Auswirkungen auf unsere Beziehungen zu allen Menschen. Ich ertappe mich noch heute oft bei dem alten, selbstherrlichen Spruch: „Mach`s so wie ich, glaube so wie ich – sonst …“ 155 147 Leitstern der Hoffnung Wir können dankbar sein für jede Stelle oder jede Behandlungsmethode, die sich mit der Lösung des Alkoholproblems befasst – ganz gleich, ob medizinischer, religiöser, aufklärender oder wissenschaftlicher Art. Solchen Bemühungen gegenüber können wir aufgeschlossen sein, wir können auch Anteil nehmen, wenn sie durch falsche Anwendung fehlschlagen. Wir erinnern uns daran, dass die Gemeinschaft der A.A. jahrelang auf „Versuch und Irrtum“ aufgebaut wurde. Als Einzelne können und sollten wir mit denen zusammenarbeiten, die uns Erfolg versprechen – auch wenn dieser noch so klein ist. * Jeder Einzelne der Pioniere auf dem Gebiet des Alkoholismus wird sagen. Ohne den lebendigen Beweis der Genesung in der Gemeinschaft der A. A. hätte er aufgeben müssen. Die Gemeinschaft der A. A. war ihr Leitstern der Hoffnung und Hilfe.
image/svg+xml156 148 Mehr als Trost Wenn ich deprimiert bin, wiederhole ich folgende Sprüche: „Schmerzen sind Prüfsteine des Fortschritts“ – „Fürchte dich nicht vor Unangenehmen“- „Dies wird auch vorübergehen“- „Diese Erfahrung wird dir gut tun“. Diese gestammelten Gebete bringen mehr als nur Trost. Durch sie bleibe ich auf dem richtigen Weg der Hinnahme; sie zerstören meine Zwangsvorstellung von Schuld, Depression, Aufruhr und Stolz, und manchmal geben sie mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, Unterschiede zu erkennen. 157 149 Zum besseren Leben Kaum einer von uns schätzte die Selbsterforschung, den Abbau unseres Stolzes, die Beichte unserer Charakterfehler, so wie es die Schritte empfehlen. Doch wir sahen, dass das Programm anderen tatsächlich half. Wir begannen zu glauben - aus der Hoffnungslosigkeit heraus, in der wir lebten. Als wir von denen, die das Problem gelöst hatten, angesprochen wurden, blieb uns nichts weiter zu tun, als die Kiste mit dem geistigen Rüstzeug aufzuheben, die vor unseren Füßen lag. * Alle A.A. – Traditionen gehen davon aus, dass unser Gemeinschaft nicht ohne Fehler ist. Wir geben zu, dass wir auch als Gemeinschaft Schwächen haben und dass diese uns ständig bedrohen. Unsere Traditionen sind Wegweiser für besseres Arbeiten und Leben, sie bedeuten für den Bestand und die Harmonie der Gruppen das, was die Zwölf Schritte der A.A. für die Nüchternheit und den inneren Frieden jedes Einzelnen bedeuten.
image/svg+xml158 150 Keine Grenzen Meditation kann immer weiter entwickelt werden. Es gibt keine Grenzen in Weite, Höhe und Tiefe. Durch Anleitung und Beispiel kann jeder dieser Erfahrung machen. Das Ziel ist immer gleich: den bewussten Kontakt zu Gott, seine Gnade, Weisheit und Liebe zu vertiefen. Lasst uns immer daran denken, das Meditation äußerst praktisch ist. Die Ernte ist von Anfang an unsere Ausgeglichenheit. Damit können wir den Kanal zwischen uns und Gott, wie wir ihn verstehen, verbreitern und vertiefen. Durch Meditation können wir die Verbindung zu Gott, wie wir Ihn verstehen, festigen. 159 151 Mit Vergebung beginnen Sobald wir anfangen, über eine gestörte oder zerbrochene Verbindung mit einem anderen Menschen nachzudenken, begeben wir uns in Abwehrstellung. Damit wir nicht an unsere Fehler denken müssen, beleuchten wir voller Zorn das, was uns angetan wurde. Wir beharren triumphierend auf dem kleinsten Fehlverhalten des anderen, weil das eine perfekte Entschuldigung ist, unsere eigenen Fehler herunterzuspielen oder zu vergessen. Genau an dieser Stelle müssen wir uns scharf zur Ordnung rufen. Wir sollten daran denken, dass Alkoholiker nicht die einzigen Menschen mit einer kranken Gefühlswelt sind. In vielen Fällen haben wir es mit Leidensgenossen zu tun, mit Menschen, deren leiden wir noch vergrößert haben. Wenn wir bereit sind, für uns um Vergebung zu bitten, warum sollten wir nicht anfangen, auch den anderen ein für allemal zu vergeben?
image/svg+xml160 152 Wunderbare Kraft Ganz tief im Innern eines jeden Menschen ist eine Grundvorstellung von Gott. Sie ist jedoch durch Elend, Wohlstand oder Anbetung anderer Dinge undeutlich geworden, aber sie ist da. Das Vertrauen in eine Kraft, größer als wir selbst, und die wunderbaren Beweise für ihr Vorhandensein sind Tatsachen, sie so alt sind wie die Menschheit. * Der Glaube wird uns oft durch ein gutes Wort oder durch das überzeugende Beispiel eines anderen Menschen zuteil. Manchmal gelangen wir durch Vernunft zum Glauben. Zum Beispiel glauben viele Priester, dass der Hl Thomas von Aquin tatsächlich die Gegenwart Gottes durch reine Logik bewies. Was soll man aber tun, wenn das all nicht hilft? Genauso war es bei mir. Erst als ich fest daran glaubte, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos war, erst als ich mich an Gott wandte, dem es vielleicht gab, erlebte ich das geistige Erwachen. Diese Erfahrung, die nur die Freiheit brachte, macht ich zuerst, dann folgte der Glaube – wie ein Geschenk. 161 153 Ohne Zorn Angenommen, die Gemeinschaft A.A. würde heftiger öffentlicher Kritik ausgesetzt oder arg verspottet. Wir können uns nur wenig oder gar nicht rechtfertigen. In diesen Situationen wäre unsere beste Verteidigung überhaupt keine Reaktion, nämlich völliges Stillschweigen in der Öffentlichkeit. Wir können unsachliche Kritik ruhig unbeachtet lassen, umso schneller verstummt sie. Sind aber die Angriffe beharrlich und liegen ihnen offensichtlich falsche Informationen zugrunde, wäre es klug sich auf privater Ebene mit dem Kritiker zusammenzusetzen und ruhig und aufklärend mit ihm zu sprechen. Wenn allerdings die Kritik an der Gemeinschaft der A.A. teilweise oder ganz gerechtfertigt ist, sollten wir das in einem privaten Gespräch unseren Kritikerin gegenüber zugeben und ihnen unseren Dank aussprchen. Unter keinen Umständen sollten wir Zorn zeigen und mit dem Gericht drohen. * Wir müssen einsehen, dass wir tatsächlich an einigen unserer Fehler ein wirkliches Vergnügen haben. Manchmal macht es uns sogar Freude uns über andere zu ärgern nur weil dabei ein Überlegenheitsgefühl empfinden.
image/svg+xml162 154 Rückfälle und die Gruppe Wir hatten früher immer Angst vor Ausrutschern und Rückfällen. Anfangs fing fast jeder Alkoholiker, dem wir helfen wollten. Wieder an zu trinken, falls er überhaupt trocken wurde. Andere waren sechs Monate oder vielleicht ein Jahr trocken und hatten dann einen Rückfall. Das war jedes Mal eine echte Katastrophe. Wir schauten uns an und sagten: „Wer wird der nächste sein?“ Obwohl Rückfälle eine sehr ernste Sache sind, nehmen wir sie heute als Gruppe hin. Die Furcht ist verdampft. Alkohol ist immer eine Gefahr für den Einzelnen, aber wir wissen, dass er das gemeinsame Wohlergehen nicht zerstören kann. * Es wäre sinnlos, sich mit Rückfälligen über geeignete Mittel zum Trockenwerden zu streiten. Warum sollten schließlich Menschen, die trinken, denen die nicht trinken, erzählen wie es gemacht wird? Lasst die Burschen herumalbern und fragt sie. Ob sie Spaß haben. Wenn sie zu laut werden und Ärger machen, geht ihnen freundlich aus dem Weg. 163 155 Auf festen Fundament Wir danken unseren himmlischen Vater, der es uns durch so viel Freunde und so viele Mittel und Wege ermöglicht hat, dieses herrliche Gebäude des Geistes zu errichten, in dem wir nun wohnen – diese Kathedrale, deren Eckpfeiler schon fest auf der Erde stehen. Wir haben unsere Zwölf Schritte der Genesung in das Fundament geschrieben. Die Seitenwände sind durch die Verstrebungen der A.A. Traditionen verbunden. Sie halten uns in Einigkeit zusammen, solange Gott will. Warmherzigkeit und der Fleiß unserer Hände haben die Spitze unserer Kathedrale errichtet. Diese Spitze trägt die Bezeichnung „Dienst“. Möge die immer zu Gott empor weisen! * Es sind nicht nur die wenigen, denen wir die bemerkenswerte Entwicklung unserer Gemeinschaft und unsere Kraft verdanken, die A.A. Botschaft überall hinzutragen. Es sind die vielen, es ist in der Tat die Arbeit von uns allen, der wir diesen Segen verdanken.
image/svg+xml164 156 Einsicht durch Demut Eine positivere Auffassung von der Demut bewirkt eine unglaubliche Veränderung unserer Ansichten. Unsere Augen beginnen sich vor den gewaltigen Werten zu öffnen, die direkt aus dem schmerzvollen Selbstzerfleischen erwuchsen. Bis jetzt sind wir in unserem Leben immer nur vor Kummer und Problemen weggelaufen. Flucht zur Flasche war immer unsere Lösung. In der Gemeinschaft der A.A. schauten wir und hörten wir zu. Überall entdeckten wir, dass Versagen und Elend durch Demut in unschätzbar Gutes verwandelt wurden. * Für diejenigen, die in der Gemeinschaft der A.A. bereits Fortschritte gemacht haben, bedeutet Demut die klare Einsicht, was und wer wir wirklich sind, verbunden mit dem ernsthaften Bemühen, das zu werden, was wir sein könnten. 165 157 Konstruktive Phantasie Wir denken etwas wehmütig daran, welche Welt wir uns durch unsere Phantasie aufgebaut hatten, die uns durch die Flasche wie die Wirklichkeit erschien. Wie schwelgten wir doch in solchen Gedanken! Und versuchen wir nicht oft – obwohl wir heute nüchtern sind – dasselbe zu wiederholen? Vielleicht lag unsere Schwierigkeit darin, dass wir unsere Phantasie nicht nutzten. Vielleicht lag die wirkliche Schwierigkeit in unserer Unfähigkeit, die Einbildungskraft in die richtige Richtung zu lenken. Es ist nichts auszusetzten an ehrlicher, konstruktiver Phantasie, auf ihr beruhen alle großen Erfolge. Schließlich kann kein Mensch ein Haus bauen, wenn er nicht zuerst eine Vorstellung davon hat.
image/svg+xml166 158 Toleranz üben Wir haben erkannt, dass die Prinzipien von Toleranz und Liebe auch in der Praxis geübt werden müssen. Wir können niemals u jemand sagen, nicht einmal andeuten, er würde ausgeschlossen, wenn er nicht unsere Ansicht teilt. Es kann geschehen, dass ein Atheist in einem Meeting aufsteht und berichtet – obwohl er noch Gott verleugnet -, wie schnell er sich in seiner Haltung und seinem Aussehen geändert hat. Unsere Erfahrung sagt uns, dass er seine Meinung über Gott ändern wird, doch niemand sagt ihm, dass er sie ändern muss. Wir dehnen das Prinzip der Toleranz noch weiter aus und stellen keine religiösen Forderungen. Jeder, der ein Alkoholproblem hat und damit fertig werden möchte, um in seiner Umgebung glücklich zu leben, wird ein A.A, indem er sich uns einfach anschließt. Es ist nicht weiter als Aufrichtigkeit erforderlich. Doch selbst die verlangen wir nicht. In dieser Atmosphäre leben die Orthodoxen, die Unorthodoxen und die Ungläubigen glücklich und sinnvoll miteinander. Allen steht der Weg zum geistigen Wachsen offen. 167 159 Demut und Fortschritt Die Frage ist, ob wir etwas aus unseren Erfahrungen lernen können, so dass wir wachsen und anderen helfen, nach dem Ebenbild Gottes zu wachsen. Wir wissen, dass wir bestraft werden, wenn wir uns dagegen auflehnen, etwas zu tun, was uns möglich ist. Und wir werden ebenfalls bestraft, wenn wir bei uns eine Vollkommenheit voraussetzen, die einfach nicht da ist. Offensichtlich liegt der richtige Wert zwischen Demut und Fortschritt irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Auf unserem langsamen Weg fort von der Auflehnung liegt die wahre Vollkommenheit zweifellos mehrere Lichtjahre weit entfernt.
image/svg+xml168 160 Die Angeber und die Bescheidenen Wir Alkoholiker sind die größten Angeber der Welt. Mit der Ausrede, dass wir große Dinge für die Gemeinschaft der A.A. tun, könnten wir durch Anonymitätsbruch unsere alte und zerstörerische Jagd nach Kraft und Prestige, öffentlichen Ehren und Geld wieder beginnen – die gleichen hässlichen Triebkräfte, die uns früher, wenn wir enttäuscht waren, zum Trinken brachten. * Dr. Bob war viel demütiger als ich, und für ihn war es leicht seine Anonymität zu wahren. Als es feststand, dass er todkrank war, schlugen einige seiner Freunde vor, ein Denkmal für ihn und seine Frau Anne zu errichten – zu Ehren des Gründers und seiner Frau. Als er mir davon erzählte, grinste Dr. Bob und sagte: „Gott behüte! Siemeinen es gut. Aber du und ich wollen genau wie andere Menschen beerdigt werden.“ Auf dem einfachen Stein, der Dr. Bobs und Annes Grab auf dem Friedhof von Akron schmückt, steht kein Wort über A.A. Dieses letzte Beispiel der Bescheidenheit hat beständigen Wert für die Gemeinschaft der A.A. als jede öffentliche Beachtung oder ein großes Denkmal. 169 161 Wessen Inventur? Wir sprechen nicht über persönliche Erfahrungen eines anderen Freundes, ehe wir nicht sicher sind, dass er damit einverstanden ist. Wir halten uns möglichst an unsere eigene Geschichte. wenn jemand sich selbst kritisiert oder verlacht, wirkt das positiv auf andere, aber das Gegenteil ist der Fall, wenn andere kritisiert oder lächerlich gemacht werden. * Ständige Betrachtung unserer Fortschritte und Verpflichtungen und der ehrliche Wunsch, daraus zu lernen und daran zu wachsen, sind für uns notwendig. Wir Alkoholiker suchen uns den schwersten Weg. Aber auch klügere Leute als wir haben überall und immer schonungslos Selbsterforschung und Selbstkritik geübt.
image/svg+xml170 162 So einfach wie möglich Wir müssen genau zwischen der Einfachheit in geistigen und in organisatorischen Dingen unterscheiden. Wenn wir sagen, die Gemeinschaft der A.A. verficht keine theologischen Behauptungen außer der, dass wir Gott, wie wir ihn verstehen, anerkennen, so vereinfachen wir uns das Programm beträchtlich und vermeiden dadurch Konflikte und Exklusivität. Wenn es jedoch um Fragen geht, die unsere Tätigkeit als Grupp, als Bezirk oder unsere Gemeinschaft als Ganzes betreffen, müssen wir in gewissem Umfang organisiert sein, um die Botschaft weitergeben zu können – sonst stehen wir vor einem Chaos. Und Chaos bedeutet nicht Einfachheit. * Ich habe gelernt, dass vorübergehend oder scheinbar Gutes des Besten schlimmster Gegner werden kann. Wenn es um das Überleben der Gemeinschaft der A.A. geht, wird nur das Beste ohne Abstriche gut genug sein. 171 163 Erlösung und Freude Wer macht eine Aufstellung über all die schlimmen Dinge, die einst zu uns gehörten, und wer kann die Erlösung und Freude ermessen, die uns spätere Jahre brachten? Wer kann den Segen ermessen, den Gott durch die A.A. bewirkt? Und wer kann das tiefe Geheimnis unserer Befreiung aus der Sklaverei durchdringen, diese Fessel an die hoffnungslose und schlimme Sucht, die jahrelang unseren Geist und unseren Körper knebelte? * Frohsinn und Lachen tun uns gut. Andere Menschen sind häufig schockiert, wenn wir bei der Erwähnung eines scheinbar tragischen Erlebnisses aus unserer Vergangenheit in Fröhlichkeit ausbrechen. Warum sollen wir denn nicht lachen? Wir sind genesen, und wir haben anderen zur Genesung verholfen. Gibt es noch einen schöneren Grund zur Freude?
image/svg+xml172 164 Ein heilsamer Grundsatz Das Bekennen eigener Fehler einem anderen gegenüber ist natürlich seit altersher bekannt. Man kennt es aus jedem Jahrhundert, und es charakterisiert das Leben weiser und wahrhaft gläubiger Menschen. Heutzutage findet man diesen heilsamen Grundsatz nicht nur im religiösen Bereich. Psychiater und Psychologen wissen wie notwendig es ist, dass jeder Einblick in sein Inneres gewinnt, jeder Mensch seine Fehler erkennt und darüber mit einem verständnisvollen Menschen seines Vertrauens sprechen kann. Soweit Alkoholiker betroffen sind, gehen die A.A. noch weiter. Die meisten von uns sagen, dass wir ohne das furchtlose Bekenntnis unserer Charakterfehler einem anderen Menschen gegenüber nicht nüchtern bleiben können. Die Gnade Gottes scheint uns nicht zuteil zu werden, um uns von unserer zerstörenden Sucht zu befreien, bevor wir nicht bereit sind, einen Versuch in dieser Richtung des Bekennens zu machen. 173 165 „Erfolg“ im Zwölften Schritt Wir wissen jetzt, dass sofortige Ergebnisse aus unserer Tätigkeit im Zwölften Schritt nicht so wichtig sind. Es kann geschehen, dass Freunde mit anderen zusammenarbeiten und sogleich Erfolg haben. Das macht sie eingebildet. Und andere, die nicht sofort einen Erfolg sehen, werden deprimiert. Der Erfolgreiche unterscheidet sich von dem Nichterfolgreichen eigentlich nur dadurch, dass er mehr Glück mit seinen Schützlingen hat. Er trifft einfach nur auf Leute, die bereit sind und sofort aufhören können. Mit diesen Menschen käme der scheinbar nicht so Erfolgreiche zu den gleichen Ergebnissen. Du musst schon mit einer Menge Neuer zusammenarbeiten, bis sich das Gesetz des Mittelwertes bestätigt. * Jede ehrliche Verbindung ist auf Gegenseitigkeit begründet. Wir haben gelernt, dass sich jeder Sponsor demütig seine eigenen Nöte eingestehen sollte, so wie er auch klar die des Neuen erkennen muss.
image/svg+xml174 166 Sei nicht ängstlich Wir A.A. leben in einer von schrecklicher Furcht gekennzeichneten Welt, wie es sie noch nie zuvor in der Geschichte gegeben hat. Dennoch sehen wir weitverbreiteten Glauben und die gewaltigen Bemühungen um Gerechtigkeit und Brüderlichkeit. Kein Prophet kann voraussehen, ob die Welt flammende Zerstörung oder nach Gottes Absicht den Beginn des strahlendsten Zeitalters der Menschen hervorbringen wird. Ich Weiß bestimmt, dass wir A.A. dies alles verstehen werden. Im Mikrokosmos haben wir den gleichen Zustand schrecklicher Ungewissheit durchgemacht, jeder in seinem eigenen Leben. Ohne Überheblichkeit können wir sagen, dass wir uns nicht vor dem Ende der Welt fürchten, wie es auch ausgehen mag. Wir können aus tiefster Überzeugung sagen: „Wir fürchten uns nicht vor dem Bösen – und Dein Wille, nicht unser geschehe!“ 175 167 Fortschritt ist besser als Vollkommenheit Beim Lesen der Zwölf Schritte riefen viele von uns: „Was sind das für Vorschriften! Das schaffe ich nie!“ Seid nicht entmutigt! Niemand von uns wird es wohl je fertig bringen, diese Grundsätze in irgendeiner Weise vollkommen zu verwirklichen. Wir sind keine Heiligen. Wir wollen nur aufgeschlossen sein für neues Denken und geistiges Wachsen. Wir streben nach geistigem Fortschritt, nicht nach Vollkommenheit. * Wir nüchternen Alkoholiker sind nicht so sehr durch unsere Tugenden verbunden wie durch unsere Charakterfehler und durch unser gemeinsames Bemühen, sie zu überwinden.
image/svg+xml176 168 Gottes Geschenk annehmen Viele Theologen sind der Ansicht, dass man durch ein geistiges Erlebnis in den Kreis der Auserwählten aufgenommen, sozusagen mit einem himmlischen Auftrag versehen wird. Ich bezweifle es. Jedes menschliche Wesen, ganz gleich, wie viele gute und schlechte Eigenschaften es hat, ist ein Teil der göttlichen geistigen Schöpfung. Darum hat jeder seinen Platz, und ich erkenne nirgends Gottes Absicht, den einen höher zu stellen als den anderen. Wir alle sollten daher mit größter Demut alle die positiven Geschenke annehmen, die wir erhalten. Wir sollten stets daran denken, dass erst unser negatives Verhalten uns bereit machte, auf dem Wege der Umwandlung gute Geschenke annehmen zu können. Dein Alkoholismus und die schreckliche Niederlage bilden die Grundlage dieser geistigen Erfahrung. 177 169 Lernen hört nie auf Meine jahrelange Erfahrung in der Gemeinschaft der A.A. verläuft ungefähr parallel mit deiner oder mit der anderer Freunde. Wir alle wissen, dass eine Zeit kommen wird, da wir nicht mehr die Aufgaben der Gruppen, Bezirke oder – wie in meinem Falle – der Gemeinschaft der A.A. als Ganzes übernehmen und beeinflussen dürfen. Schließlich sind wir immer nur soviel wert, wie unser Beispiel zeigt. So gesehen, werden wir Vorbilder – das ist alles. Ich bin ein Schüler der A.A. geworden und nicht der Lehrer, der ich einmal zu sein glaubte.
image/svg+xml178 170 Wessen Wille? Wir haben viele A.A. beobachtet, die mit großem Ernst und mit viel Vertrauen um Gottes klare Weisung für die verschiedensten Angelegenheiten baten, angefangen bei einer schwierigen häuslichen Krise bis zu kleineren Fehlern, wie zum Beispiel Nachlässigkeit. Ein Mensch, der versucht, sein Leben streng nach Gebeten dieser Art auszurichten, indem er auf selbstsüchtige Forderungen Gottes Antwort erwartet, liegt schief. Wird Zweifel oder Kritik an seinem Handeln laut, beruft er sich darauf, um Gottes Führung in allen großen und kleinen Dingen gebetet zu haben. Wahrscheinlich hat er vergessen, dass sein vermeintliches Geführtwerden nichts anderes ist als Wunschdenken und die menschliche Neigung, mit Gott zu feilschen. In Wirklichkeit versucht er nur, in allen Situationen und bei allen Problemen seinen Willen durchsetzen. Dabei wiegt er sich in der bequemen Sicherheit, unter Gottes besonderer Leitung zu handeln. 17 9 171 Gewinn und Geheimnis Die vordergründige Beschäftigung der Gemeinschaft der A.A. mit der Nüchternheit wird häufig falsch verstanden. Einigen kommt es vor, als sei diese eine Tugend der einzige aus unserer Gemeinschaft zu ziehende Gewinn. Man sieht in uns trockengelegte Saeufer, die sich wenig oder überhaupt nicht zum Guten hin geändert haben. Diese Ansicht geht weit an der Wahrheit vorbei. Wir wissen, dass dauerhafte Nüchternheit nur durch eine radikale Veränderung der Lebensumstände und der Persönlichkeit jedes Einzelnen und durch ein geistiges Erwachen erreicht werden kann, das den Wunsch zu trinken auslöscht. * Wie wir alle fragst du dich: „ Wer bin ich? – Wo bin ich? – Wohin gehe ich?“ Die Erleuchtung kommt ziemlich langsam. Doch schließlich finden wir etwas bei unserer Suche. Die geistigen Geheimnisse liegen in der Einfachheit verborgen. Die Bereitschaft zum Wachsen liegt im Wesen jeder geistigen Entwicklung.
image/svg+xml180 172 Die Sache mit der Ehrlichkeit Nur Gott kennt die vollkommene Ehrlichkeit. Dennoch sollte jeder von uns nach besten Kräften nach diesem hohen Ideal streben. Fehlbar, wie wir sind und in diesem Leben immer sein werden, können wir nicht annehmen, dass wir je die absolute Ehrlichkeit erreichen. Wir können nur eine bessere Qualität der Ehrlichkeit anstreben. Manchmal sollten wir der Liebe den Vorzug geben vor der nüchternen, nackten Ehrlichkeit. Wir sollten uns nicht als Wahrheitsfanatiker gebärden und andere grausam und unnötig verletzen. Du musst dich immer fragen: „Was und wie kann ich etwas aus Liebe tun?“ 181 173 Wurzeln der Wirklichkeit Wir begannen mit einer persönlichen Inventur im Vierten Schritt: Ein Geschäft, in dem nicht regelmäßig eine Inventur gemacht wird, üblicherweise bankrott. Eine kaufmännische Inventur ist ein Vorgang, bei dem die Bestände gezählt und bewertet werden. Man möchte sich ein wahres Bild über die Vorräte verschaffen. Dazu gehört auch, dass man schadhafte oder unverkäufliche Ware heraussucht und sie schnell und ohne Bedauern entfernt. Ein erfolgreicher Geschäftsinhaber kann sich über seinen Bestand nicht selbst belügen. Mit unserem Leben mussten wir es genauso machen. Wir machten eine ehrliche Bestandsaufnahme. * Augenblicke der Erkenntnis sind Bausteine für ein Leben voll geistiger Gesundheit. Ich weiß das aus gutem Grund. Die Wurzeln der Wirklichkeit, die das neurotische Unterholz verdrängen, halten den starken Stürmen stand, die uns zerstören wollen oder deren wir uns zur Selbstzerstörung bedienen.
image/svg+xml182 174 Konstruktive Kräfte Ich war genau solch ein sturer Klotz wie die vielen neuen Leute bei den A.A, die heute sagen, sie wären Atheisten oder Agnostiker. Ihr Unglaube ist so stark, dass sie sich sogar mit einem Leichenbestatter zusammentäten, um eine gründliche Forschung nach unserem Gott anzustellen. Glück für mich und die meisten solcher Menschen, die sich seither unserer Gemeinschaft angeschlossen haben, dass wir durch die A.A. diese Kräfte konstruktiv anwenden und damit dieses gewaltige Hindernis fast überwinden konnten. Vom Alkohol bitter geschlagen, mit dem lebendigen Beispiel der Freiheit konfrontiert und umgeben von Menschen, die aus dem Herzen zu uns sprechen, haben wir schließlich aufgegeben. Und dann fanden wir uns paradoxerweise in einer neuen Dimension wieder, in der wirklichen Welt des Geistes und des Glaubens. 183 175 Gedanken über die Toleranz Die verschiedenartigsten Menschen haben den Weg zu den A.A. gefunden. Vor einiger Zeit saß ich in meinem Buero und sprach mit einer A.A.-Freundin, die den Titel Gräfin führt. Am gleichen Abend ging ich zu einem A.A.-Meeting. Es war Winter. Ein freundlicher alter Man nahm mir den Mantel ab. Ich fragte: „ Wer ist das?“ Und jemand antwortete mir: „ Oh, er ist schon lange bei uns. Jeder mag ihn. Er gehörte zu der Bande von Al Capone“. So allumfassend ist unsere Gemeinschaft heute. * Wir wollen niemand davon überzeugen, dass es nur einen Weg zum Glauben gibt. Wir alle, ganz gleich welcher Rasse, welchen Glauben oder welcher Hautfarbe, sind Kinder eines lebendigen Schöpfers, zu dem wir durch einfache und verständliche Mittel eine Verbindung herstellen können, sobald wir bereit und ehrlich genug sind den Versuch zu wagen.
image/svg+xml184 176 Zerrüttete Bindungen Die Hauptursache für zerrüttete Bindungen ist, dass wir unsere völlige Unfähigkeit nicht eingestehen wollen mit einem anderen Menschen eine geordnete Partnerschaft einzugehen. Unsere Ich-Besessenheit stellt uns da zwei schlimme Fallen. Entweder versuchen wir dauernd die Menschen die wir kennen zu beherrschen, oder wir machen uns viel zu sehr von ihnen abhängig. Wenn wir uns zu stark auf einen Menschen stützen, dann wird er uns früher oder später enttäuschen. Auch der andere ist nur ein Mensch und kann unmöglich alle unsere Erwartungen erfüllen. Dadurch aber wächst unsere Unsicherheit und wird zur eiternden Wunde. Wenn wir dagegen immer darauf aus sind die anderen nach unseren eigenwilligen Wünschen zu behandeln, dann lehnen diese sich dagegen auf und widersetzen sich heftig. Und wir spielen nun die Beleidigten; wir tun so als ob wir die Verfolgten wären und suchen nach Vergeltung * Meine Abhängigkeit war eine Forderung – eine Forderung, die Menschen und meine Umgebung zu besitzen und sie zu kontrollieren. 185 177 Geld – vorher, nachher Als wir noch tranken, führten wir uns so auf als ob unsere Geldquellen unerschöpflich wären, obwohl wir zwischen den Sauftouren schon mal ins andere Extrem verfielen und uns elend fühlten. Ohne dass es uns bewusst wurde, haben wir nur Geld für das nächste Gelage gespart. Geld war ein Symbol für Freude und Selbstbestätigung. Als unser Trinken schlimmer wurde, war Geld ein von uns dringend benötigtes Mittel, mit dem wir uns das nächste Glas und damit vorübergehendes Vergessen beschaffen konnten. * Für viele hat eine finanzielle Gesundung die größte Bedeutung, aber wir können nicht Geld an die erste Stele setzen. Wir wissen, dass materieller Wohlstand die Folge des geistigen Fortschritts ist; niemals umgekehrt.
image/svg+xml186 178 Zurück zur Erde Wer lange Zeit in einer Welt der Verstellung gelebt hat, wird vielleicht eingesehen haben, wie kindisch das alles ist. Diese Traumwelt gibt es nicht mehr. Wir haben dagegen einen sinnvollen Lebensinhalt erfunden, verbunden mit der wachsenden Erkenntnis von Gottes Kraft in unserem Leben. Wir gelangten zu der Überzeugung, dass es sein Wunsch ist, wenn wir in Gedanken mit Ihm verbunden sind. Doch unsere Füße müssen fest auf der Erde bleiben. Hier sind unsere Weggefährten, und hier müssen wir unsere Arbeit erledigen. Das ist die Wirklichkeit für uns. Wir sehen nirgends, dass machtvolle geistige Erfahrung und ein leben voll Gesundheit und Glück nicht miteinander zu vereinbaren sind. 187 179 Wie wird man mit Ärger fertig? Es gibt wenige Menschen, die mehr unter Zorn zu leiden haben as wir Alkoholiker. Ein Temperamentsausbruch kann einen ganzen Tag verderben – lang gehegter Groll lähmt unseren Erfolg beträchtlich. Wir waren noch nie besonders geschickt darin, berechtigten von unberechtigtem Ärger zu unterscheiden. Nach unserer Ansicht ist unser Zorn immer berechtigt. Ärger ist ein Luxus, den sich ausgeglichene Menschen mehr erlauben können. Uns kann er für lange Zeit in einem dauernden Hin und Her der Gefühle festhalten. Diese „Trockenräusche“ führen oft geradewegs zur Flasche. * So zahlt sich nichts so gut aus wie die Beherrschung von Zunge und Feder. Wir sollten uns vor voreiliger Kritik, wütend überkochendem Zorn, Übellaunigkeit und schweigender Verachtung hüten. Das sind Fallen für Gefühlsnarren. Die Köder heißen Stolz und Rachsucht. Werden wir von dem Köder angelockt, sollten wir automatisch einen Schritt zurücktreten und nachdenken. Wir können weder sinnvoll denken noch handeln, ehe wir uns nicht Selbstbeherrschung zur Gewohnheit gemacht haben.
image/svg+xml188 180 Gesellschaftsprobleme Die Antwort auf das Problem Alkoholismus ist eine Aufklärungsfrage – Aufklärung in den Schulen, in medizinischen Vorlesungen, bei Geistlichen und Arbeitgebern, in der Familie, in der ganzen Öffentlichkeit. Von der Wiege bis zur Bahre sollte der Trinker und potentielle Alkoholiker echtes und tiefes Verständnis in seiner Umgebung finden und ständig mit Informationen versorgt werden. Das ist richtig angewandte, realitätsbezogene Aufklärung. Bis jetzt wurde in der Aufklärung stets mehr die Verwerflichkeit des Trinkens als die Krankheit Alkoholismus herausgestellt. Wer führt diese Aufklärung durch? Offensichtlich ist es sowohl eine Aufgabe für die Gesellschaft als auch für Spezialisten. Wir A.A. können als Einzelne helfen; doch als Gemeinschaft der A.A. können und sollten wir uns nicht direkt auf diesem Gebiet betätigen. Wir müssen uns darum auf andere Stellen und Freunde außerhalb unserer Gemeinschaft und auf ihre Bereitschaft verlassen, viel Geld und Mühe dafür aufzuwenden. 189 181 Eingebildete Vollkommenheit Als wir ersten A.A. eine leise Ahnung davon bekamen, was geistiger Hochmut ist, wurde das Wort geprägt: „ Versuche nicht, bis nächsten Donnerstag ein Heiliger zu werden!“ Diese altmodische Warnung sieht vielleicht so wie eines der praktischen Alibis aus, die wir als Entschuldigung nehmen, wenn wir nicht den besten Weg versuchen wollen. Doch wenn man zweimal hinschaut, entdeckt man das Gegenteil. In der Gemeinschaft A.A. warnen wir vor blindem Stolz und eingebildeter Vollkommenheit. * Nur der Erste Schritt, in dem wir vorbehaltlos zugeben, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind, kann mit absoluter Vollkommenheit vollzogen werden. In den übrigen elf Schritten sind Idealbilder aufgezeichnet. Sie geben Ziele an, auf die wir schauen, und sie sind der Maßstab, an dem wir unseren Fortschritt messen.
image/svg+xml190 182 Realität geistiger Erfahrungen Vielleicht fragt ihr, ob es sich bei dem göttlichen Bild einer wahren geistigen Erfahrung nicht um eine Halluzination handelt. Ich bezweifle, ob überhaupt jemals der Begriff Halluzination von kompetenter Seite definiert worden ist. Natürlich beschwören alle, die geistigen Erfahrungen machen durften, deren Realität. Der beste Beweis für die Realität liegt in den Früchten. Alle, die Geschenke der Gnade erhalten, werden andere Menschen. Sie haben sich fast alle dauerhaft zum Guten verändert. Davon kann doch wohl kaum die Rede ein bei denen, die Halluzinationen haben. Vielleicht denken einige von euch, es sei vermessen, wenn ich sage, dass meine eigene geistige Erfahrung Tatsache ist. Dennoch kann ich mit Sicherheit behaupten, dass in meinem Leben und in dem vieler anderer Menschen die Früchte der Erfahrung echt und die Segnungen daraus nicht zu zählen sind. 191 183 Tugendwächter ich hatte einige erfolglose Jahre, in denen ich mich in einem Zustand befand, als ob ich herumliefe wie ein Tugendwächter zum Wohle der Gemeinschaft. Ich dachte, es wäre meine Aufgabe, ständig „die Verhältnisse zu verbessern“. Es gab selten einen Freund, der mir sagen konnte, was ich tun sollte. Und es ist niemandem gelungen, mir genau zu sagen, was ich tun musste. ich musste den harten Weg der eigenen Erfahrung gehen. Als ich auszog, um die anderen zu überprüfen, stellte ich oft bei mir selbst Angst fest, Angst vor dem, was sie taten, vor ihrer Selbstherrlichkeit und der ganz offensichtlichen Intoleranz. Folglich gelang es mir kaum einmal etwas richtig zu stellen. Statt dessen habe ich Barrieren aus Groll errichtet, die mir den Zugang zu Empfehlungen, Beispielen, Verständnis und Liebe versperrten. * Wir A.A sagten häufig: Unsere Vertrauensleute handeln nicht, weil sie einen Auftrag haben; sie führen uns durch ihr Beispiel. Wenn wir andere Menschen günstig beeinflussen wollen, müssen wir das ausführen was wir predigen – und das Predigen vergessen. Das gute, ruhige Beispiel spricht für sich.
image/svg+xml192 184 Aus Fehlern lernen Unser geistiges und seelisches Wachstum in der Gemeinschaft der A.A. beruht nicht so sehr auf Erfolg als auf unseren Fehlern und Rückschlägern. Wenn du daran denkst, dann wird dein Rückfall dich die Treppe hinauf- und nicht hinunterstoßen. Wir A.A. hatten keinen besseren Lehrer als den alten Meister „ Schaden“, ausgenommen da, wo wir uns nicht von ihm belehren lassen wollten. * Dann und wann sind wir alle heftiger Kritik ausgesetzt. Es ist schwierig, Gleiches nicht mit Gleichem zu vergelten, wenn wir wütend und verletzt sind. Aber wir können uns zurückziehen und uns selbst fragen, ob unsere Kritiker alle Rechte hatten. Wenn ja, können wir zu ihnen gehen und unsere Fehler zugeben. Hierdurch wird normalerweise die Luft gereinigt und gegenseitiges Verständnis geschaffen. 193 185 Bumerang Mit zehn Jahren war ich lang und unbeholfen. Kleinere Kinder konnten mich im Streit herausstoßen. Ich weiß, dass ich ungefähr ein Jahr lang ziemlich deprimiert war, doch dann entwickelte ich den mutigen Entschluss zu gewinnen. Eines Tages kam mein Großvater. Er brachte mir ein Buch über Australien mit und sagte: „ In diesem Buch steht, dass nur ein australischer Buschmann weiß, wie man einen Bumerang macht und wirft.“ „ Das ist meine Chance“, dachte ich. „ Ich werde der erste Mensch in Amerika sein, der einen Bumerang macht und wirft.“ Nun, jedes andere Kind hätte sicher auch so gedacht, vielleicht zwei Tage oder zwei Wochen lang. Doch bei mir hielt die Antriebskraft sechs Monate an, bis ich einen Bumerang machte, der auf dem Friedhof vor dem Haus herumflog – und meinen Großvater fast am Kopf getroffen hätte, als er zurückkam. Gefühlsmäßig hatte ich schon mit dem Entwurf eines anderen Bumerangs begonnen – dem, der mich später fast tötete.
image/svg+xml194 186 Die einzige Voraussetzung Die Dritte Tradition spricht jedem Problemtrinker ungefähr so an: „ Du bist ein A.A, wenn du es sagst. Du kannst seinen Zutritt zu unserer Gemeinschaft selbst erklären; niemand kann dich ausschließen. Es ist unwichtig wie tief du gesunken bist, wie schwer deine emotionellen Störungen sind, selbst, welche verbrechen du begangen hast. Wir möchten dich nicht ausschließen, wir möchten dir die gleiche Chancen zur Nüchternheit geben, die auch uns gegeben waren.“ * Wir möchten niemandem die Chance der Genesung vom Alkoholismus vorenthalten. Wir heißen jeden willkommen, wir sind nicht wählerisch. 195 187 Worte oder Taten? Es ist nicht sehr geschickt, wenn wir uns bei einem Menschen entschuldigen wollen, dem eine von uns zugefügte Ungerechtigkeit noch weh tut, und ihm dabei erzählen, wir seien jetzt religiös geworden. Das hieße, mit dem Kopf durch die Wand gehen. Warum sollten wir uns als gebrandmarkte Fanatiker oder religiöse Verbohrte darstellen? Damit verbauen wir uns die Möglichkeit, später einmal eine gute Nachricht bringen zu können. der Mensch, dem wir unsere Entschuldigung vortragen, wird bestimmt von unserem ehrlichen bemühen beeindruckt sein, unser Unrecht wieder gut zu machen. Er wird sich mehr für den Beweis unseres guten Willens interessieren als für einen Vortrag über religiöse Entdeckungen. noch zwei
image/svg+xml196 188 Überlebens - Chancen Jede Methode zur Bekämpfung des Alkoholismus, die einen kranken Menschen vor der Versuchung schützen soll, ist nach unserer Meinung zum Scheitern verurteilt. Wenn der Alkoholiker versucht, sich selbst zu schützen, mag das eine Zeitlang gut gehen, aber gewöhnlich endet dieser Versuch mit einer noch größeren Explosion. Wir alle haben diese Methoden ausprobiert. Dieses Bemühen, Unmögliches wahr zu machen, ist fehlgeschlagen. Befreiung vom Alkohol und nicht Flucht vor dem Alkohol – so lautet unsere Antwort. * „ Glaube ohne Taten ist ein toter Glaube.“ Wie zutreffend für den Alkoholiker! Wenn nämlich ein Alkoholiker nichts dafür tut, um durch Arbeit und Opfer für andere sein geistiges Leben zu vervollkommnen und zu erweitern, kann er bestimmte Versuchungen und Tiefpunkte, die noch auf ihn zukommen werden, nicht überleben. Wenn er nicht an sich arbeitet, wird er sicher sterben. Dann ist der Glaube ebenfalls gestorben. 197 189 Probieren geht über studieren Uns Agnostikern gefiel die Gemeinschaft A.A. recht gut, und wir waren schnell dabei zu sagen, es sei ein Wunder geschehen. Doch vor Gebet und Besinnung schreckten wir zurück wie der Wissenschaftler, der sich weigert, ein bestimmtes Experiment durchzuführen, weil sich dann seine Lieblingstheorie als falsch erweisen könnte. Als wir schließlich den Versuch wagten, zeigten sich unerwartete Ergebnisse. Wir fühlten uns ganz anders; wir hatten jetzt ein anderes Wissen, und jetzt brauchten wir Gebet und Besinnung. Und das kann, wie wir wissen, jedem passieren, der es versucht. Es ist schon richtig, wenn man sagt, dass „ die einzigen, die das gebet verspotten, diejenigen sind, die es nicht probiert haben.“
image/svg+xml198 190 A. A. zu Hause Wenn ein Alkoholiker nichts von dir wissen will, ist das noch lange kein Grund, sich nicht um seine Familie zu kümmern. Du solltest weiterhin freundlich zu ihr sein, du solltest Alkoholismus und seine Behandlung zu erklären versuchen. Wenn die Angehörigen dies akzeptieren und unser Prinzip auf ihre Problem anwenden, ist die Genesungs-Chance für den Alkoholiker viel größer. Auch wenn er noch weitertrinkt, so wird das Leben für die Familie doch erträglicher. * Solange die Familie eines Neuen nicht ausdrücklich den Wunsch äußert, nach geistigen Grundsätzen zu leben, sollte der Alkoholiker sie nicht bedrängen. Sie wird ihre Einstellung mit der Zeit ändern. Sein verändertes Verhalten überzeugt mehr als Worte. * Heute ist das der Hauptzweck der Al-Anon-Familiengruppen. Hier finden sich die Angehörigen von Alkoholikerin zusammen. Die Erfolge von Al-Anon bei der Wiederherstellung zerstörter Familien sind beträchtlich. 199 191 Beginn der Demut In den Zwölf Schritten sind kaum unveränderliche Bestandteile enthalten. Die meisten Schritte können frei interpretiert werden, je nach Erfahrung und Ansichten des Einzelnen. Darum kann jeder mit den Schritten da anfangen, wo er kann oder will. Gott, wie wir Ihn verstehen, wird „eine Kraft größer als …“ oder „Höhere Kraft“ genannt. Für viele Tausende von uns war die A.A.-Gruppe am Anfang die „Höhere Kraft“. Das ist sehr leicht verständlich, denn schon ein Neuer sieht, dass die meisten A.A. nüchtern sind, er aber ist es noch nicht. Sein Eingeständnis ist der Beginn der Demut – zumindest ist der Neue bereit, seine Einstellung aufzugeben, dass er selbst Gott ist. Mehr braucht man am Anfang nicht. Wenn er in seinem Fortschritt immer gelassener wird und so viele Schritte praktiziert wie möglich, wir er bestimmt geistig wachsen.
image/svg+xml200 192 Die Botschaft weitergeben Die wunderbare Kraft, die uns der Zwölfte Schritt vermittelt, indem wir die Botschaft an noch leidende Alkoholiker weitergeben und alle zwölf Schritte in all unseren Angelegenheiten anwenden, ist der Lohn, die herrliche Realität der A.A. * Sprich niemals zu einem Alkoholiker von einem moralischen oder geistigen Podest herab; breite nur den Satz geistiger Werkzeuge vor ihm aus, damit er sie sich ansieht. Zeige ihm, wie sie bei dir funktionieren. Biete ihm Freundschaft und Kameradschaft an! 201 193 Geistiges Alibi Unsere ersten Versuche mit der Inventur stellten sich als unrealistisch heraus. Ich war ein Meister der unrealistischen Selbsteinschätzung. Manchmal wollte ich nur den Teil meines Lebens sehen, der gut war. Dann übertrieb ich maßlos meine guten Eigenschaften, die ich mir offensichtlich schon angeeignet hatte. Als nächstes wollte ich mir selbst zu meiner großartigen Leistung in der Gemeinschaft der A.A. gratulieren. Natürlich entstand daraus der schreckliche Drang nach noch „größeren Leistungen“ und noch mehr Beifall. Ich fiel in das Verhalten meiner Trinkerzeit zurück. Dasselbe alte Streben war wieder da – nach Kraft, Ruhm und Beifall. Daneben hatte ich das bekannteste Alibi - das geistige Alibi. Durch die Tatsache, dass ich wirklich ein geistiges Ziel hatte, sah ich diesen Unsinn auch noch als völlig richtig an.
image/svg+xml202 194 Fixe Ideen Jeder Problemtrinker hat die fixe Idee, eines Tages kontrolliert trinken und sich daran erfreuen zu können. Die Beharrlichkeit, mit der an dieser Illusion festgehalten wird, ist erstaunlich. Viele werden dadurch zum Wahnsinn oder in den Tod getrieben. * Alkoholismus, nicht Krebs, war meine Krankheit. Wog der Unterschied? Hat Alkoholismus nicht ebenso Körper und Geist zerstört? Alkoholismus tötet auch, es dauert nur etwas länger. Daher beschloss ich, Hilfe bei dem „Großen Arzt“ zu suchen, wissend, dass Er meine Krankheit heilen kann. 203 195 Sprache des Herzens Warum hat Gott gerade an diesem Punkt der Geschichte beschlossen, seine heilende Gnade so vielen von uns zuteilwerden zu lassen? Jeder Aspekt dieser Offenbarung enthält das entscheidende Wort. Das Wort heißt: Kommunikation. Es gibt einen lebensrettenden Kreislauf der Kraft zwischen uns, unserer Umwelt und Gott. Von Anfang an Bestand diese Verbindung in der Gemeinschaft A.A. nicht nur aus der Weitergabe von guten Ratschlägen und Verhaltensweisen. Wegen unserer Gemeinsamkeit im Leiden und da unsere Möglichkeiten zur Befreiung von uns selbst nur dann genutzt werden können, wenn wir sie ständig an andere weitergeben, bedienen wir uns der Sprache des Herzens.
image/svg+xml204 196 Mittel gegenFurcht Die durch unsere Fehler entstandene Furcht macht uns innerlich krank. Und diese Krankheit erzeugt wiederum neue Charakterfehler. Die unbegründete Furcht, unsere Wünsche könnten nicht erfüllt werden, bringt uns dazu, das zu begehren was anderen Menschen gehört, nach Sex und Kraft zu verlangen, wütend zu werden, wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, neidisch zu werden, wenn sich die Pläne anderer offensichtlich verwirklichen und unsere nicht. Wir essen und trinken und gieren nach mehr, als wir benötigen, weil wir Angst haben, nicht genug zu bekommen. Und wenn ehrliche Arbeit in Angriff zu nehmen ist, sind wir faul. Wir bummeln und zaudern, bestenfalls erledigen wir meckernd und mit halber Kraft unsere Aufgabe. Diese Ängste sind die Termiten, die unentwegt die Grundlage unseres Lebens zerstören, wie auch immer wir es aufzubauen versuchen. * Mit unserem Glauben wächst auch unsere innere Sicherheit. Die tiefliegende unbegründete Furcht beginnt zu schwinden. Wir A.A. haben festgestellt, dass unser bestes Mittel gegen die Furcht geistiges Erwachen ist. 205 197 Wohin uns Ausreden bringen … Ihr kennt euer Talent, für alles eine vernunftgemäße Erklärung parat zu haben. Wenn wir uns gegenüber einem Rückfall rechtfertigen, wird unsere geistige Einstellung bestimmt den nächsten auch rechtfertigen, vielleicht mit anderen Entschuldigungen. Eine Ausrede führt zur nächsten, und im Handumdrehen sind wir wieder voll mit der Flasche beschäftigt. * Allzu oft zeigt die Erfahrung, dass selbst der „kontrollierte“ Pillenschlucker seine Kontrolle verlieren kann. Dieselben verrückten Erklärungen, die er einst für sein Trinken anführte, werden jetzt seine Existenz vernichten. Er glaubt, dass die Pillen gegen seine Schlaflosigkeit auch seinen Kummer heilen könnten. Unsere Freunde, die Ärzte, können nur selten für die schrecklichen Folgen unseres eigenen Tuns verantwortlich gemacht werden. Es ist für den Alkoholiker viel zu einfach, sich diese gefährlichen Drogen zu beschaffen. Wenn sie sich seiner bemächtig haben, wird der Alkoholiker sie unbesehen nehmen.
image/svg+xml206 198 In der Öffentlichkeit reden? Prominente, die unserer Gemeinschaft angehören, sagen hin und wieder: „Wenn ich in der Öffentlichkeit erzähle. Dass ich bei den Anonymen Alkoholikern bin, werden viele andere zu uns kommen.“ Darum sind sie der Ansicht, dass unsere Anonymität-Tradition falsch ist – wenigstens für sei. Sie vergessen, dass ihr Hauptziel in der Trinkerzeit Prestige und materieller Erfolg waren. Ihnen ist nicht klar, dass sie durch ihren Anonymitätsbruch unbewusst wieder den alten und gefährlichen Illusionen nachlaufen. Sie vergessen, dass die Wahrung der Anonymität oft ein Opfer bedeutet, die Unterdrückung des Wunsches nach Kraft, Geltung und Geld. Sie sehen nicht ein, dass ihr Verhalten – sollte es in unserer Gemeinschaft allgemein üblich werden – der Entwicklung schaden würde. Die Saat der Selbstzerstörung wäre ausgestreut. Ich bin glücklich, sagen zu können, dass zwar viele versucht sind – ich war einer von ihnen – dass aber bei uns in Amerika sehr wenige Freunde ihre Anonymität in öffentlichen Medien brechen. 207 199 Arroganz und das Gegenteil Wir nahmen einen hartgesottenen Neuen mit zu seinem ersten A.A.-Meeting, bei dem zwei Sprecher – fast schon Hilfsprediger – Vorträger über „Gott, wie ich ihn verstehe“ hielten. Ihre Worte trieften vor Arroganz. Der letzte Sprecher schoss tatsächlich weit über das Ziel hinaus bei der Erläuterung seiner persönlichen religiösen Überzeugung. Beide gaben nur eine Wiederholung der eigenen Vorstellung, die ich vor Jahren gegeben hatte. Aus allem, was sie sagten, klang ungefähr Folgendes heraus: „Leute, hört auf uns! Wir haben die einzige und wahre Auslegung des A.A. –Programms – und ihr richtet euch besser danach!“ Der Neue sagte, er hätte verstanden – und er hatte. Sein Sponsor protestierte und versuchte, ihm zu erklären, dass das nicht wirklich die A.A. seien. Doch es war zu spät: Danach konnte ihn niemand mehr ansprechen. * Ich betrachte „Demut für heute“ als einen sicheren und festen Mittelweg bei starken Gefühlsschwankungen. Sie ist ein ruhiger Platz, an dem ich mir genug Einblick und Ausgeglichenheit verschaffen kann, um den nächsten kleinen Schritt auf dem markierten Weg zu tun, der zu beständigen Werten führt.
image/svg+xml208 200 Quelle der Kraft Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde unser Verhältnis zur Höheren Kraft einer ersten großen Probe unterzogen. A.A. zogen in den Krieg und wurden in der ganzen Welt verstreut. Würden sie Disziplin aufbringen, im Feuerhagel stehen und die Monotonie und das Leiden des Krieges überstehen? Würde die Form der Abhängigkeit, die sie in der Gemeinschaft der A. A. gelernt hatten, sie durchbringen? Ja, es ging gut. Es gab sogar noch weniger Rückfälle oder seelische Zusammenbrüche als bei den A.A. die sicher zu Hause geblieben waren. Sie waren genauso beständig und wertvoll wie andere Soldaten. Ob in Alaska oder am Strand von Salerno, ihre Abhängigkeit von der Höheren Kraft funktionierte. Das war bei weitem keine Schwäche. Diese Abhängigkeit war die Quelle ihrer Kraft. 209 201 Grenzenlose Auswahl Viele Alkoholiker sind der falschen Meinung. Sie würden in eine bestimme Form des Glaubens oder der Religion gepresst, sobald sie in die Nähe der A.A. geraten. Ihnen ist einfach nicht klar, dass der Glaube niemals ein Muss für die A.A.- Zugehörigkeit ist. Die Nüchternheit kann mit einem leicht zu akzeptierenden Minimum an Glauben erreicht werden. Unsere Vorstellung von der Höheren Kraft und Gott, wie wir Ihn verstehen, bietet jedem eine fast grenzenlose Auswahl an geistigem Glauben und Handeln an. Wenn du zu einem Alkoholiker sprichst, lege unser geistiges Programm ganz frei aus. Handelt es sich um einen Agnostiker oder Atheisten, dann sage ihm ausdrücklich, dass er mit unserer Vorstellung von Gott nicht übereinzustimmen braucht. Er kann sich jedes Bild machen, vorausgesetzt, er sieht einen Sinn darin. Für ihn ist es am wichtigsten, an eine Kraft zu glauben, die größer ist als er, und nach geistigen Grundsätzen zu leben
image/svg+xml210 202 Stunde der Entscheidung Nicht alle großen Entscheidungen können einfach so getroffen werden, dass man sich das Für und Wider der jeweiligen Situation anhört, so nützlich das auch sein mag. Wir können uns nicht immer auf das verlassen, was uns logisch erscheint. Wenn wir an unserer Logik zweifeln, warten wir auf Gott und hören auf die Stimme Seiner Eingebung. Hören wir diese Stimme ganz klar in unserer Meditation, dann wird uns genügend Selbstvertrauen zuteil, danach und nicht nach unserer Logik zu handeln. Wenn wir uns nach diesen Übungen noch unsicher fühlen, sollten wir um weitere Führung bitten und wichtige Entscheidungen möglichst noch hinausschieben. Dann erkennen wir die Situation besser, und Logik und Eingebung werden uns den richtigen Weg weisen. Doch wenn eine Entscheidung sofort zu treffen ist, sollten wir uns nicht von Furcht beeinflussen lassen. Ob richtig oder falsch, wir lernen aus jeder Erfahrung. 211 203 Wahre Toleranz Nach und nach lernen wir, die schlechten und die guten Seiten unserer Freunde zu akzeptieren. Wir prägten den bedeutsamen Satz: „Lasst uns immer das Beste in unseren Nächsten lieben und uns niemals vor ihren Schlechtigkeiten fürchten!“ * Schließlich sahen wir auch ein, dass alle Menschen, uns eingeschlossen, bis zu einem gewissen Grade seelisch krank sind und auch häufig unrecht haben. An diesem Punkt kommen wir echter Toleranz näher und erkennen, was wahre Liebe zu unseren Freunden wirklich bedeutet.
image/svg+xml212 204 Charakteraufbau Wir sind fast alle mit einer Vielfalt natürlicher Begierden geboren. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir ihren Sinn weitgehend verkennen. Wenn wir uns blind von ihnen führen lassen und fordern, dass sie uns mehr Befriedigung oder Freuden verschaffen, als uns gut tut, bewegen wir uns von der wahren Vollkommenheit fort, die Gott für uns auf Erden wünscht. Das ist der Maßstab für unsere Charakterfehler oder – wenn ihr wollt – für unsere Sünden. Wenn wir Gott darum bitten, wird Er uns unsere Fehler gewiss vergeben. Doch keinesfalls wäscht Er uns weiß wie Schnee, und keinesfalls führt Er uns auf diesem Weg ohne unser Zutun. Deshalb müssen wir die Bereitschaft zur Arbeit an uns selbst zeigen. Er verlangt nur, dass wir uns nach Kräften bemühen, um Fortschritte am Aufbau unseres Charakters zu machen. 213 205 Tugend und Selbstbetrug Ich fühlte mich wohl in meinem übersteigerten Glauben an meine eigene Ehrlichkeit. Meine Landsleute in New England hatten mich in die Geheimnisse aller Geschäftsabschlüsse und Verträge durch folgenden Spruch eingeweiht: „Ein Mann – ein Wort!“ Mit dieser strengen Regel war es leicht, im Geschäft ehrlich zu sein; ich habe niemals jemand übers Ohr gehauen. Aus diesem kleinen Stück einer ehrlich erworbenen Tugend entwickelte sich bei mir eine merkwürdige Neigung: Ich versäumte keine Gelegenheit, meinen Freunden in der Wall Street Vorhaltungen zu machen, wenn sie ihre Kunden übervorteilten, Das war schon arrogant genug, doch noch schlimmer war der Selbstbetrug. Meine geschätzte geschäftliche Ehrlichkeit verwandelte sich in einen bequemen Anzug, in dem ich viele schwere Fehler, die andere Bereiche meines Lebens gefährdeten, versteckte. Dieser einen Tugend gewiss, war es leicht für mich, daraus zu schließen, ich besäße auch alle anderen. Das hinderte mich jahrelang, mich selbst näher zu betrachten.
image/svg+xml214 206 Für andere beten Selbst wenn wir aufrichtig beten, können wir noch in Versuchung geraten. Wir machen uns eigene Gedanken über Gottes Willen für andere. Wir sagen zu uns: „Dieser sollte von seiner schweren Krankheit genesen“. Oder: „ Jener sollte von seinem seelischen Schmerz erlöst werden.“ Für diese Dinge beten wir. Solche Gebete sind natürlich gut, doch liegt ihnen die Annahme zugrunde, dass wir Gottes Willen für denjenigen kennen, für den wir beten. Das bedeutet, dass gleichzeitig mit einem ernsthaften Gebet ein gewisser Dünkel und Eigensinn in uns vorhanden sein können. Unsere Erfahrung in der Gemeinschaft der A.A. ist, dass wir um Gottes Willen, wie er auch sein mag, für andere und für uns beten sollen. 215 207 Die Zukunft der Gemeinschaft Es hat sich erwiesen, dass die Gemeinschaft auf eignen Füßen stehen kann, ganz gleich, wo und unter welchen Bedingungen. Sie ist jeder Abhängigkeit von Persönlichkeiten entwachsen. Sie braucht nicht mehr das Mitwirken jener Handvoll älterer A.A. wie ich einer bin. Neue fähige und tatkräftige Menschen streben nach vorn und sind da, wo sie gebraucht werden. Außerdem hat die Gemeinschaft der A. A. genügend geistige Reife, um zu wissen, dass ihre Abhängigkeit schließlich bei Gott liegt. (Zitat aus einem 1940 geschriebenen Brief) Unsere erste Aufgabe hinsichtlich der Zukunft unserer Gemeinschaft liegt ganz klar darin, mit voller Kraft zu erhalten, was wir besitzen. Das können wir nur durch sorgfältige Aufmerksamkeit erreichen. Wir sollten uns nie durch den großen Zuspruch und den Erfolg, der uns überall wiederfährt, von Selbstzufriedenheit einlullen lassen. Darin liegt eine schleichende Gefahr, die uns heute zum Stillstand und morgen vielleicht auseinanderbringt. Wir haben uns immer zusammengesetzt und Fehler und Krisen überwunden. Probleme waren Antriebskräfte. Wie gut werden wir mit den Problemen des Erfolges fertig?
image/svg+xml216 208 Brücke zum Glauben Wir wurden häufig mit der Frage des Glaubens konfrontiert und konnten uns davor nicht drücken. Einige sind schon über die Brücke der Vernunft in das ersehnte Land des Glaubens gegangen, wo sich ihnen freundliche Hände zur Begrüßung entgegenstreckten. Wir waren dankbar, dass uns die Vernunft so weit gebracht hatte. Doch irgendwie konnten wir das Land nicht betreten. Vielleicht hatten wir uns auf dem letzten Stück des Weges zu sehr auf die Vernunft gestützt und wollten diesen Halt nicht verlieren. War nicht dort, wo wir standen, schon – ohne, dass wir es wussten – ein bestimmter Glaube? Glaubten wir nicht an unsere eigene Vernunft? Hatten wir kein Vertrauen in unser Denkvermögen? Welcher Art Glauben war das? Ja, wir waren gläubig, wir hatten den kleinen Glauben an den Gotte der Vernunft. So entdeckten wir, dass, auf die oder andere Art, der Glaube die ganze Zeit mit im Spiel war. 217 209 Niemals wieder derselbe Wenn ein Alkoholiker einem anderen die wahre Natur seiner Krankheit erklärt, wird dieser niemals wieder derselbe sein. Er wird sich bei jeder nächsten Trinkerei sagen: „Vielleicht haben diese A.A. doch recht!“ Nach einigen solcher Erlebnissen wird er vielleicht überzeugt zu uns kommen, noch bevor sich ernsthafte Schwierigkeiten einstellen. * In den ersten Jahren waren die A.A. die bei uns nüchtern wurden, schreckliche und fast hoffnungslose Fälle. Doch dann hatten wir auch Erfolge bei Menschen, die noch nicht durch ein so schlimmes Leid gegangen waren, und sogar bei einigen nur potentiellen Trinkern. Jüngere Leute tauchten auf. Viele kamen zu uns, die noch ihre Stellung, Familie, Gesundheit hatten und die in der Gesellschaft noch angesehen waren. Natürlich mussten auch diese Neuen einen seelischen Tiefpunkt haben. Aber sie brauchten nicht jeden nur denkbaren Tiefpunkt, um einzusehen, dass sie besiegt waren.
image/svg+xml218 210 Befreit Beim Dritten Schritt sagten viele zu unserem Schöpfer, wie wir Ihn verstehen: „Gott, ich gebe mich Dir hin – stärke mich – tue mit mir, was Du willst. Befreie mich von meinen eigenen Fesseln, damit ich Deinen Willen besser ausführen kann. Nimm meine Schwierigkeiten fort, damit ich durch meinen Sieg jenen Zeugnis geben kann, denen ich helfen will, von Deiner Kraft, Deiner Liebe und Deinem auserwählten Weg zum Leben. Gib, dass ich immer Deinen Willen ausführe!! Bevor wir diesen Schritt in Angriff nahmen, hatten wir die gute Absicht, und wir waren unserer Bereitschaft sicher. Erst dann konnten wir beginnen, uns selbst ganz in seine Hände zu geben. 219 211 Demut erstreben Wir brauchten nicht immer in die Demut getrieben oder gestoßen zu werden. Wir konnten sie ebenso durch unser freiwilliges Streben erreichen wie durch unablässiges Leid. * Wir suchen zunächst nur ein wenig Demut, weil wir wissen, das wir sonst am Alkoholismus zugrunde gehen. Später fangen wir an, obwohl wir noch etwas rebellieren, Demut zu üben, weil wir wissen, dass das Recht ist. Schließlich kommt der Tag, an dem wir von unserer Auflehnung befreit sind, und wir werden demütig, weil wir das aufrichtig als unseren Lebensweg wünsche.
image/svg+xml220 212 Glaube und Tat Vielleicht hat dein neuer Freund ein umfassenderes Wissen und eine größere Praxis in der Religion als du. Dann möchte er gern wissen, was du ihm noch beibringen kannst. Ihn wird es vielleicht interessieren zu erfahren, warum sein Glaube ihm nicht geholfen hat und warum es bei dir so gut klappt. Vielleicht ist er ein Beispiel dafür, dass Glaube allein nicht genügt. Ein lebendiger Glaube verlangt Selbstaufopferung und uneigennütziges konstruktives Handeln. Gib ihm gegenüber zu, dass er mehr über Religion weiß als du, und gib ihm zu überlegen, warum sein tiefer Glaube und sein umfassendes Wissen ihm nicht geholfen haben. Dr. Bob braucht mich nicht als Religionslehrer. Er wusste mehr als ich. Was ihm fehlte, als wir uns zum ersten Mal trafen, waren die alles offenlegende Aussprache und das Verständnis, das nur ein Alkoholiker dem anderen geben kann. Ich hingegen brauchte Demut und die geistige Verwandtschaft zu einem Menschen seiner Art. 221 213 Mach keinen halben Hausputz Viele Neue haben versucht, Schlechtes aus ihrem Leben für sich zu behalten. Sie gingen der Demutserfahrung des Fünften Schrittes aus dem Weg und versuchten es mit leichteren Methoden. Fast ausnahmslos tranken sie wieder. Obwohl sie den Rest des Programms beharrlich erfüllten, wunderten sie sich über ihren Rückschlag. Der Grund liegt darin, dass sie mit ihrem Hausputz niemals fertig geworden sind. Sie haben zwar eine Inventur gemacht, doch an einigen ihrer schlechtesten Stücke im Bestand blieben sie hängen. Sie meinten, sie hätten Egoismus und Furcht verloren; sie meinten, sie hätten sich erniedrigt. Doch Demut, Furchtlosigkeit und Ehrlichkeit im richtigen Sinne lernten sie erst, als sie ihre ganze Lebensgeschichte einem anderen Menschen erzählten.
image/svg+xml222 214 Nur versuchen Als Junge musste ich Athlet sein, weil ich kein Athlet war. Ich musste Musiker sein, weil ich keinen Ton halten konnte. Ich musste der Klassenerste sein. Ich musste überall der Erste sein, weil ich mich meinem verschrobenen Hirn für das geringste Geschöpf Gottes hielt. Ich war nicht in der Lage, mit meinen Minderwertigkeitskomplexen fertig zu werden. Darum drängte ich mich danach, Spielführer der Baseballmannschaft zu werden. Ich lernte Geige spielen. Ich musste führen – sonst … Darin lag schon die Forderung „Alles oder nichts“, an der ich später fast gestorben wäre. Ich freu mich, dass du es mit dieser neuen Stelle versuchen willst. Aber „versuche“ wirklich nur. Wenn du mit der Einstellung „Ich muss Erfolg haben – ich darf nicht versagen – ich kann nicht versagen“ an die Sache herangehst, hast du schon den Garantieschein für einen Rückfall in der Tasche. Wenn du den Start jedoch nur als einen konstruktiven Versuch ansiehst, dann wird alles gut gehen. 223 215 Konstruktive Gedankengänge Es gibt leider in unserer Gemeinschaft einige Freunde, die wir als „destruktive Kritiker“ bezeichnen. Sie sind die Antreiber, sie sind die „Politiker“, sie sind die Ankläger, sie wollen ihr Ziel erreichen – natürlich „Alles nur zum Besten der A.A!“ Wir haben inzwischen eingesehen, dass solche Menschen nicht unbedingt nur Schaden anrichten. Wir sollten genau hinhören, was sie uns zu sagen haben. Manchmal sagen sie die ganze Wahrheit. Wenn wir in ihre Schusslinie geraten, kann uns die ganze oder die halbe Wahrheit oder die Unwahrheit unangenehm sein. Doch wir sollten ihnen bei der ganzen oder halben Wahrheit danke schön sagen, uns mit unserer eigenen Inventur beschäftigen und zugeben, dass wir Unrecht hatten. Erzählen sie jedoch Unsinn, sollten wir überhaupt nicht hinhören oder versuchen, sie zu überzeugen. Wenn das fehlschlägt, sind wir traurig, weil sie zu krank sind, um uns zuzuhören. Wir sollten versuchen, die ganze Angelegenheit zu vergessen. Es gibt kaum ein besseres Mittel, Selbsteinsicht und Geduld zu erlangen, als die Gedankengänge dieser zwar wohlmeinenden, doch irrenden Freunde ertragen zu lernen.
image/svg+xml224 216 Nach den „Flitterwochen“ Die meisten von uns erleben die erste Zeit bei den A.A. wie Flitterwochen. Sie haben einen neuen und wahren Grund zum Leben gefunden und erfreuen sich vielfältiger Aktivitäten. Eine Zeitlang werden sie von den Problemen des Lebens abgelenkt. Das alles ist nur zu ihrem Besten. Eines Tages gehen die Flitterwochen zu Ende, und wir müssen uns wieder wie normale Menschen benehmen. Jetzt beginnen die Prüfungen. Vielleicht hat uns die Gruppe schon in die Seile geboxt. Vielleicht sind die Schwierigkeiten zu Hause oder in unserer Umgebung größer geworden. Die alten Verhaltensweisen tauchen wieder auf. In dem Maße, wie wir sie erkennen und mit ihnen fertig werden, stellen wir unsere eigenen Fortschritte fest. * Kluge Leute haben es immer gewusst: Kein Mensch kann etwas aus seinem Leben machen, bevor die Selbsterforschung nicht zur Gewohnheit wird und er alles, was er findet, zugeben und annehmen kann und ehe er nicht geduldig und beharrlich versucht, alle Fehler zu korrigieren. 225 217 Neue Hoffnung Brief an Dr. C. G. Jung: „Die meisten Erfahrungen mit dem Persönlichkeitswandel, so vielfältig sie auch sein mögen, haben einen gemeinsamen Nenner, einen tiefgreifenden Zusammenbruch des Ego. Der Einzelne steht vor einem unbegreiflichen Chaos. In meinem Fall entstand das Chaos durch mein süchtiges Trinken, und meine große Hoffnungslosigkeit wurde durch meinen Arzt noch vertieft. Es wurde noch viel schlimmer, als ich durch meine Freunde, ebenfalls Alkoholiker, hörte, wie hoffnungslos sie über den Fall Roland H. urteilten. Ich hatte aufgrund meiner geistigen Erfahrung die Vision von einer Gemeinschaft von Alkoholikerin. Wenn jeder Alkoholkranke jedem anderen Menschen, der ein Trinkproblem hat, die Botschaft der Hoffnungslosigkeit dieser Krankheit brächte, würde damit gleichzeitig die Erkenntnis geweckt, das ein geistiger Umwandlungsprozess notwendig ist. Dieses Konzept wurde die Grundlage des großartigen Erfolges, den die A.A. haben.“
image/svg+xml226 218 Frei sind wir glücklich Für die meisten Menschen bedeutet Trinken Befreiung von Sorgen, Langeweile und Ärger. Es bedeutet fröhliches Zusammensein mit Freunden und das Gefühl, dass das Leben lebenswert ist. Ganz anders war es mit uns, besonders in der Schlussphase unserer Trinkerzeit. Die alten Freuden waren dahin. Wir jammerten ständig dem schönen Leben nach und klammerten uns an den verhängnisvollen Irrtum, dass wir durch ein Wunder unser Trinken wieder kontrollieren könnten. Das war immer wieder als ein neuer Versuch – und immer wieder ein neuer Reinfall. Gott möchte uns glücklich, fröhlich und frei sehen, dessen sind wir gewiss. Darum können wir auch ohne weiteres sagen, dieses Leben sei ein Tränental, wenn gleich es das für uns einmal war. Aber wir wissen jetzt genau, dass wir uns das meiste selbst zuzuschreiben haben. 227 219 Zum Glauben bereit Lass dich nicht durch irgendwelche Vorurteile gegen geistige Begriffe davon abschrecken, dich ehrlich zu fragen, was sie dir bedeuten. Mehr als Bereitschaft zu fragen, brauchten wir zu Beginn nicht. Wir konnten geistig wachsen und unsere erste bewusste Verbindung zu Gott, wie wir ihn verstehen, herstellen. Später entdeckten wir bei uns selbst, dass wir vieles bekamen, was zuvor außer Reichweite lag. Das nannten wir Wachstum. Wenn wir wachsen sollten, mussten wir irgendwo beginnen. Darum machten wir uns zunächst unsere eigene, sehr bescheidene Vorstellung von Gott. Wir brauchten uns nur die einfache Frage zu stellen: „Glaube ich jetzt, oder bin wenigstens bereit, an eine Kraft, größer als ich, zu glauben?“ Sobald jemand zugeben kann, dass er glaubt, wenn auch nur ganz klein wenig, oder dass er bereit ist zu glauben, können wir ihm versichern, dass er auf dem richtigen Weg ist.
image/svg+xml228 220 Partnerschaft Durch unseren geistigen Fortschritt wurde uns klar, dass wir Geben und Nehmen zu unserer Lebensgrundlage machen müssen. Sobald wir seelisch etwas gefestigt sind, müssen wir in uns die Vorstellung entwickeln, dass wir mit allen Menschen um uns herum in guter Partnerschaft oder Freundschaft leben sollten. Wir haben erkannt, dass wir ständig geben müssen, ohne Bezahlung zu fordern. Als wir so handelten, stellten wir fest, dass sich immer mehr Menschen zu uns hingezogen fühlten. Das hatte es nie zuvor gegeben. Und selbst wenn sich einige von uns abwandten, brachten wir Verständnis auf, und wir fühlten uns nicht allzu sehr getroffen. Die Einigkeit, die Wirksamkeit, ja selbst das Überleben der Gemeinschaft der A.A. basieren auf unserer ständigen Bereitschaft, etwas von unseren persönlichen Gewohnheiten und Wünschen zugunsten unserer gemeinsamen Sicherheit und unseres Wohlergehens aufzugeben. Ebenso wie Opfer das Leben des Einzelnen retten, bedeuten Opfer auch Einigkeit und Überleben der Gruppe und der Gemeinschaft der A. A. 229 221 Gott lässt uns nicht im Stich Wie ich höre, wirst du erstaunlich gut mit deiner Not fertig, einer Not, die aus deiner Krankheit resultiert. Ich möchte meine Dankbarkeit ausdrücken für deine Genesung in der Gemeinschaft der A.A. und besonders, weil du uns allen jetzt so deutlich beweist, wie wirksam die A.A.-Prinzipien für uns alle sind. Du freust dich vielleicht zu hören, dass die A.A. in dieser Hinsicht einen einmaligen Rekord aufgestellt haben. Das kommt meiner Meinung nach daher, weil wir sicher sind, dass Gott uns nicht im Stich lässt, wenn es uns schlecht geht; Er hat es ja auch nicht getan, als wir noch tranken. Und so wird es auch für den Rest unseres Lebens bleiben. Natürlich sehen Seine Pläne nicht vor, dass Er uns vor allen Schwierigkeiten und allem Elend bewahrt. Auch wir Er uns am Ende unserer Tage nicht vor dem sogenannten Tod retten – weil das nur die Eingangspforte zu einem neuen Leben ist, in dem wir in Seinem Haus verweilen dürfen. Wenn ich von diesen Dingen spreche, dann nur, weil ich sicher bin, dass du einen zuversichtlichen Glauben hast.
image/svg+xml230 222 Wer ist schuld? Beim Vierten Schritt befassten wir uns streng mit unseren Fehlern. Wo sind wir selbstsüchtig, unehrlich, anmaßend und ängstlich gewesen? Zugegeben: Für bestimmte Dinge waren wir nicht allein verantwortlich; aber wir versuchten, die ganze Schuld auf Mitbeteiligte abzuwälzen. Schließlich erkannten wir, dass wir unsere eigene Inventur machen mussten, nicht die des Anderen. Wir gaben unser Fehler ehrlich zu und wurden bereit, diese Dinge in Ordnung zu bringen. 231 223 Eine Gemeinschaft – viele Religionen Wir dürfen als Gemeinschaft niemals so überheblich werden, dass wir uns als Urheber und Gründer einer neuen Religion betrachten. Wir geben demütig zu, dass alle Grundsätze der A.A. aus alten Quellen entliehen sind. * Ein Priester aus Thailand schrieb: „Wir haben die Zwölf Schritte der A.A. in einem großen Buddhisten – Kloster dieser Provinz vorgelegt. Der Oberpriester sagte zu uns: „Diese Schritte sind sehr gut. Für uns Buddhisten wären sie jedoch noch verständlicher, wenn Sie in Ihren Schritten das Wort „Gott“ durch „gut“ ersetzt hätten. Sie sprechen jedoch von Gott, wie Sie Ihn verstehen, und das schließt sicher das Gute eine. Ja, die Zwölf Schritte der A.A. werden bestimmt von den Buddhisten hier akzeptiert werden“ * Viele alte Freunde aus St. Louis erinnern sich noch, wie ihnen Pater Edward Dowling bei der Gruppengründung half, die meisten Alkoholiker waren Protestanten, doch das kümmerte ihn kein bisschen.
image/svg+xml232 224 Führung in der AA. -Gemeinschaft Keine Gesellschaft kann ohne fähige Führungspersönlichkeiten auf allen Ebenen funktionieren; unsere Gemeinschaft bildet keine Ausnahme. Doch wir A.A. liebäugeln manchmal mit dem Gedanken, dass es bei uns ohne Führungspersönlichkeiten klappt. Wir vereinfachen die traditionelle Vorstellung „Prinzipien vor Persönlichkeiten “so, dass keine „Persönlichkeiten“ in der Führung unserer Gemeinschaft mehr übrigbleiben. Das würde heißen: Wir brauchten gesichtslose Roboter, die versuchen, es allen Recht zu machen. Eine Führungspersönlichkeit in der Gemeinschaft der A.A. ist ein Mann oder eine Frau, die Prinzipien, Pläne und Zielvorstellung so aufopfernd und wirksam in die Tat umsetzen kann, dass wir anderen gern bereit sind, diese Tätigkeit zu unterstützen und dem Betreffenden zu helfen. Wenn ein Leitender uns seine Kraft spüren lässt, begehren wir auf, entwickelt er sich zu einem schwachen Befehlsempfänger ohne eigenes Urteilsvermögen – nun, dann kann er überhaupt nichts führen. 233 225 Antwort im Spiegel Als wir noch tranken, waren wir davon überzeugt, dass unsere Intelligenz, gepaart mit Willenskraft, unser Innenleben kontrollieren und unsere Erfolge in der Umwelt garantieren würde. Die „schöne Philosophie“, nach der jedermann Gott spielt, hörte sich ganz gut an, doch der Härtetest stand noch aus: Wie sieht es in Wirklichkeit aus? Ein langer Blich in den Spiegel brachte die Antwort. * Mein geistiges Erwachen war wie ein elektrischer Schlag, Ich war vollkommen überzeugt. Plötzlich wurde ich ein Teil – wenn auch nur ein winziger Teil – des Kosmos, der durch die Gerechtigkeit und Liebe Gottes regiert wird. Das war die Wahrheit, ganz gleich, wie schwer die Folgen der eigenen Willenlosigkeit und Unsicherheit bei mir und bei meinen Weggefährten auf Erden waren. Diese neue und positive Einstellung hatte ich nun, und sie verließ mich nie wieder.
image/svg+xml234 226 Demut – auch für die Gemeinschaft Wir A.A. prahlen oft mit den Vorzügen unserer Gemeinschaft. Es ist gut, wenn wir uns daran erinnern, dass nur weniges davon wirklich verdient ist. Wir wurden gezwungen, sie zu erarbeiten, und zwar zunächst durch die grausame Fessel des Alkoholismus. Wir machten uns diese Vorzüge zu Eigen, nicht weil wir das wünschten, sondern weil wir mussten. Als sich mit der Zeit die offensichtliche Richtigkeit unserer Grundsätze bestätigte, lebten wir danach, denn wir hielten das für richtig. Manche von uns – und ich gehörte auch dazu – akzeptierten diese Prinzipien nur mit großem Widerwillen. Doch schließlich gelangten wir zu dem Punkt, an dem wir freudig diese Grundsätze ausführten, die durch Gottes Gnade nach unseren Erfahrungen aufgestellt werden konnten. 235 227 Ist Nüchternheit genug? Der Alkoholiker fegt wie ein Orkan durch das Lebend anderer Menschen. Gebrochen Herzen bleiben zurück. Zärtliche Verbindungen zerbrechen. Die Liebe stirbt. Selbstsüchtige und unüberlegte Handlungen halten die Familie in ständiger Aufregung. Nach unserer Meinung ist ein Mensch gedankenlos, wenn er sagt, Nüchternheit sei genug. Er gleicht dem Bauern, der nach einem Wirbelsturm aus dem Keller und sein zerstörtes Haus betrachtet. „Mutter“, sagt er zu seiner Frau, „hier ist nicht viel passiert. Ist es nicht toll, dass der Wind nicht mehr bläst?“ Was meinen wir damit; wir hätten andere Menschen „verletzt“? Welche Arten von „Verletzung“ fügen sich Menschen gegenseitig zu? Um das Wort „Verletzung“ einfach zu definieren, könnten wir sagen, es ist das Ergebnis von Gefühlskonflikten, durch die Menschen in unserer Umgebung körperlich, geistig, seelisch und gefühlsmäßig Schaden erleiden.
image/svg+xml2 36 228 Beginn echter Beziehungen Als wir zu den A.A. kamen und zum ersten Mail in unserem Leben von Menschen umgeben waren die uns zu verstehen schienen, überkam uns ein überwältigendes Gefühl des Dazugehörens. Wir meinten, unser Problem der Einsamkeit überwunden zu haben. Doch recht bald kamen wir dahinter, dass wir zwar im gesellschaftlichen Sinn nicht mehr allein waren, aber immer noch unter der alten Qual des ängstlichen Beiseitestehens litten. Wir gehörten nicht dazu, bevor wir nicht mit voller Aufrichtigkeit über unsere Konflikte sprachen und anderen Freunden mit gleichen Problemen zuhörten. Die Antwort gab der Fünfte Schritt. Hier begannen wir, und mit anderen Menschen und mit Gott verwandt zu fühlen. 237 229 Tag der Heimkehr So wie Nüchternheit langes Leben und Glück für den Einzelnen bedeutet, so bedeutet Einigkeit das gleich für unsere Gemeinschaft als Ganzes. Vereint leben wir; getrennt gehen wir unter. * Wir denken sehr oft an all die Kranken, die sich uns noch anschließen werden. Während sie versuchen, den Glauben und das Leben zu finden, möchten wir, dass ihnen alles aus der Gemeinschaft der A.A. zukommt, was wir hier gefunden haben, ja, sogar noch mehr. Keine Mühe, keine Anstrengung, keine Aufmerksamkeit werden uns je zu schwierig sein, um die Wirksamkeit und geistige Kraft der A.A. zu erhalten, damit wir am Tage ihrer Heimkehr bereit sind.
image/svg+xml238 230 Jeden lieben? Es gibt nur wenige Menschen, die ganz ehrlich sagen können, sie liebten jeden. Meist sagen wir, dass wir nur ganz wenige Menschen lieben, dass uns viele gleichgültig sind – und was die übrigen angeht, so mögen wir sie wirklich nicht, ja, machen hassen wir regelrecht. Wir A.A. brauchen etwas Besseres zur Erhaltung unseres Gleichgewichts als diese Reihenfolge. Wir müssen uns Schritt für Schritt von der Vorstellung befreien, dass wir nur wenige besitzergreifend lieben können, uns nicht für die vielen anderen interessieren und im Übrigen die Menschen fürchten oder hassen. Wir stellen denen, die wir lieben, keine unvernünftigen Forderungen mehr. Wir zeigen dort Freundlichkeit, wo wir früher gleichgültig waren. Wir können zumindest damit beginnen, denen, die wir nicht mögen oder die wir hassen, Gerechtigkeit und Höflichkeit zukommen zu lassen; vielleicht versuchen wir sogar, sie zu verstehen und ihnen zu helfen. 239 231 Miteinander reden Jeder wird zustimmen, dass wir A.A. unsagbar glückliche Menschen sind; glücklich, weil Leid hinter uns liegt, glücklich, weil wir jetzt einander verstehen und lieben können. Diese Eigenschaften und Tugenden sind in ihrer Vielfalt selten verdient. Doch die meisten von uns wissen sehr wohl, dass es sich um seltene Geschenke handelt, deren Ursprung in unserer Verwandtschaft des gemeinsamen Leidens und der gemeinsamen Erlösung durch die Gnade Gottes liegt. Darum haben wir das Vorrecht, miteinander in vorbehaltloser Offenheit zu reden, was mit Nichtalkoholikern aus unserem Freundeskreis in dieser Art oft nicht möglich ist. * „Ich schäme mich meines Zustandes, und deswegen sprach ich nicht darüber. Doch heute bekenne ich freimütig, dass ich depressiv bin. Das zog viele Depressive an. Die Zusammenarbeit mit ihnen hat mir sehr geholfen.“ * * Bill hat später gesagt, er habe seit 1955 keine Depressionen mehr gehabt.
image/svg+xml240 232 Von der Kraft des Willens Neue in unserer Gemeinschaft, die einen leichteren, aber dafür umso längeren Abwärtsgang hinter sich haben, neigen zu der Ansicht, dass der menschliche Wille vollkommen wertlos ist. Sie kommen zu der Überzeugung – manchmal zu Recht -, dass auch Probleme neben dem Alkohol nicht im Sturmangriff mit der Waffe des Willens aus der Welt zu schaffen sind. Es gibt jedoch bestimmte Dinge, die der Einzelne allein tun kann. Ganz für sich allein und entsprechend seiner eigenen Lage muss er die Fähigkeit der Bereitschaft entwickeln. Wenn der die Bereitschaft erlangt hat, ist er der einzige Mensch, der die Entscheidung treffen kann, sich um geistigen Fortschritt zu bemühen. Dieser Versuch ist ausschließlich auf seinen eigenen Willen zurückzuführen. Er setzt seine Fähigkeiten richtig ein. Natürlich erfordern alle zwölf Schritte der A.A., dass wir uns persönlich sehr große Mühe geben, nach diesen Grundsätzen und damit auch, wie wir glauben, nach Gottes Willen zu leben. 241 233 Alltagsleben Die A.A. legen einen ganz besonderen Wert auf die persönliche Inventur, weil sich viele von uns selbst niemals richtig einschätzten konnten. Ist die heilsame Übung einmal zur Gewohnheit geworden, finden wir sie so wichtig und nützlich, dass uns die Zeit, die wir dafür aufwenden, nicht fehlt. Diese Minuten – manchmal sogar Stunden – der Selbstprüfung machen alle anderen Stunden unseres Tages besser und glücklicher. Mit der Zeit wird unsere Inventur notwendiger Bestandteil unseres Alltagslebens: Sie ist nicht mehr ungewöhnlich oder seltsam.
image/svg+xml242 234 Befreite Gefangene Brief an eine Gefängnisgruppe: Jeder A.A. war sozusagen ein Gefangener, jeder hat sich aus der Gesellschaft ausgesperrt; jeder kannte die gesellschaftliche Ächtung. Euer Los ist sogar noch schlimmer. In eurem Fall hat die Gesellschaft eine Mauer um euch herum gebaut. Allerdings, wie alle A.A. wissen, bestehen zwischen euch und uns keine wesentlichen Unterschiede. Wenn ihr also in die Welt der A.A. – draußen – kommt, könnt ihr sicher sein, das niemand danacht fragt, was ihr in der letzten Zeit getan habt. Bei uns zählt nur, was ihr zu sein versucht und nicht, was ihr gewesen sein. Manchmal werden wir schlecht mit geistigen oder gefühlsmäßigen Schwierigkeiten fertig, wenn wir nüchtern bleiben wollen. Auf lange Sich erkenne wir, dass das Fertigwerden mit solchen Probleme ein echter Test im A.A.-Leben ist. Im Elend wachsen wir schneller als im Wohlstand und Erfolg. 243 235 Suche nach verlorenem Glauben Es gibt eine große Zahl von A.A., auf die folgender Ausspruch genau zutrifft: „Wir kamen von unserem Kindheitsglauben ab. Mit dem materiellen Erfolg stellte sich auch das Gefühl ein, dass wir das Spiel des Lebens gewinnen würden. Das war sehr heiter, und wir waren glücklich.“ Warum sollen wir uns mit theologischen Abhandlungen und religiösen Pflichten belasten oder gar mit dem Zustand unserer Seele, jetzt und später? Der Wille zu siegen wird uns schon durchbringen. Doch dann bemächtigte sich unser der Alkohol. Wir bekamen nur noch miese Karten, und als wir erkannten, dass ein weiteres schlechtes Blatt uns sofort aus dem Spiel werfen würde, mussten wir unseren verlorenen Glauben suchte. Wir fanden ihn in der Gemeinschaft der A.A. wieder.
image/svg+xml244 236 Vollkommenheit – nur ein Ziel Wir Menschen können die vollkommene Demut niemals erreichen. Wir können bestenfalls die Bedeutung und Größe solch einer vollkommenen Eigenschaft ermessen: Nur Gott selbst kann sich in Vollkommenheit offenbaren; wir Menschen müssen auf einer parallelen Ebene leben und wachsen. Darum suchen wir den Fortschritt in der Demut, nur für heute. * Wenige von uns sind leicht und schnell bereit, geistige und moralische Vollkommenheit anzustreben; wir bewegen uns lieber auf Vervollkommnung zu, und zwar in dem Ausmaß, das wir im Leben erreichen können. Allerdings sind die Vorstellungen über das Erreichbare individuell sehr verschieden. Irrtümlich streben wir nach selbst gesteckten Zielen, anstatt unsere ganze Kraft dem absoluten Ziel, das Gott heißt, zuzuwenden. 245 237 Keine Befehle Weder die Allgemeine Dienstkonferenz der A.A., die Ausschüsse und Vertrauensleute noch das bescheidene Gruppenkomitee können einem A.A. auch nur einen einzigen Auftrag erteilen, den er ausführen muss, und diesen für ihn bindend machen, geschweige denn ihm eine Strafe auferlegen. Wir haben das schon einige Male versucht, aber die Resultate waren stets ein Fehlschlag. Gruppen haben manchmal versucht, jemanden auszuschließen. Die Ausgeschlossenen kamen wieder ins Meeting, setzten sich an den Tisch und sagten: „Das hier ist unser Leben, ihr könnt uns nicht verstoßen!“ Es gab Ausschüsse, die A.A.- Freunden die Weisung erteilten, sich nicht länger mit chronisch Rückfälligen zu befassen, doch die Antwort war immer nur: „Wie ich meine Aufgabe im Zwölften Schritt erledige, ist allein meine Sache. Wie könnt ihr euch als Richter aufspielen?“ Das bedeutet nicht, dass ein A.A. nicht gern einen guten Rat oder eine Empfehlung von einem Erfahrenen annimmt. Er weigert sich nur. Befehle anzunehmen.
image/svg+xml246 238 Zuviel Selbstmitleid Selbstmitleid gehört zu den unglücklichen und zerstörendsten Charaktereigenschaften, die wir kennen. Selbstmitleid behindert jeden geistigen Fortschritt und unterbindet die nützliche Aussprache mit unseren Freunden, weil es zu viel Kraft bindet und weil es an den Bindungen nagt. Es ist eine rührselige Art, den Märtyrer zu spielen, und wir kommen damit schlecht an. Gibt es Gegenmittel? Ja, schauen wir uns selbst ganz genau an und betrachten wir die Zwölf Schritte der Genesung noch genauer! Wir werden erkennen, dass viele unserer A.A.-Freunde nach diesen Schritten leben, um Schmerz und Elend zu überwinden. Das sollte uns Anregung sein, diese lebensspendenden Grundsätze auch für uns selbst anzuwenden. 247 239 Wann und wie wir geben Leute, die Geld und Obdach zur Voraussetzung für ihre Nüchternheit machen, sind auf dem falschen Weg. Es kann schon mal vorkommen, dass wir einem Neuen beides verschaffen – jedoch nur, wenn wir sicher sind, dass er seine Genesung an die erste Stelle setzt. Die Frage heißt nicht, ob wir geben sollen, sondern wann und wie. Wenn wir unsere Tätigkeit mit materiellen Dingen verbinden, verlässt sich der Alkoholiker lieber auf Almosen als auf eine Höhere Kraft und die A.A. – Gruppe. Er wird weiterhin dass er erst mit dem Alkohol fertig wird, wenn seine materiellen Angelegenheiten in Ordnung sind. Unsinn! Viele von uns mussten harte Schläge einstecken, um die Wahrheit zu erkennen: Ob Beruf oder kein Beruf, ob Frau oder keine Frau, wir hörten einfach nicht auf zu trinken, solange die Abhängigkeit von materiellen Dingen oder von anderen Menschen vor die Abhängigkeit von Gott gestellt wurde.
image/svg+xml248 240 Hart, aber rücksichtsvoll Wir können unseren Frauen oder unseren Eltern gegenüber nicht enthüllen, was verletzt und unglücklich macht, Wir haben nicht das Recht, unsere eigene Haut auf ihre Kosten zu retten. Diesen Teil unserer Geschichte, der beim anderen Schaden anrichten wird, erzählen wir einem anderen, der verständnisvoll, aber unbeteiligt ist. Es gilt, hart gegen uns selbst, aber rücksichtsvoll gegen andere zu sein. * Beim richtigen Abwägen werden wir zu dem Schluss kommen, dass wir uns Zeit lassen sollten, uns bei unserer Familie zu entschuldigen. Es kann sehr unklug sein, qualvolle Geschichten sofort wieder aufzuwärmen. Auch wenn wir bereit sind, das Schlimmste zu enthüllen, sollten wir immer daran denken, dass wir unseren Seelenfrieden nicht auf Kosten anderer kaufen können. 249 241 Der goldene Mittelweg Über die Anonymität der A. A. gehen die Ansichten manchmal bis ins Absurde auseinander. Einzelne A. A. haben derart wenig gemeinsam, dass sie weder ihre Nachnamen noch irgendetwas über ihre Lebensgewohnheiten wissen. Sie leben wie in einer geheimen Untergrundorganisation. Andererseits begegnen wir aber auch genau dem Gegenteil. Es ist schwierig, A.A. davor zurückzuhalten, laut in der Öffentlichkeit herum zu tönen, auf spektakuläre „Vorlesungs-Reisen“ zu gehen oder den großen Mann zu spielen. Ich weiß, dass wir aus diesen beiden Extremen langsam zu einer vernünftigen Grundlage gelangen. Die meisten „Wanderprediger“ halten sich nicht lange, und die Super- Anonymen werden aus ihren Verstecken kommen und sich ihren A.A. – Freunden, Geschäftspartnern und anderen anvertrauen. Ich meine, die Wahrheit liegt in der Mitte, und sollten wir es halten.
image/svg+xml250 242 Sich fallen lassen Nachdem ich des Öfteren Misserfolge beim Trockenlegen von Betrunkenen zu verzeichnen hatte, erinnert mich Dr. Silkworth an die Feststellung von Professor William James, wonach eine echte geistige Umwandlung fast immer auf Elend und Zusammenbruch aufbaut. „Hör auf, ihnen zu predigen!“ sagte Dr. Silkworth. „Gib ihnen zunächst die harten medizinischen Fakten. Dann werden sie so weich, dass sie bereit sind, etwas zu tun, damit es ihnen besser geht. Und dann kann es sein, dass sie deine geistigen Vorstellungen akzeptieren werden – vielleicht sogar die Höhere Kraft.“ Wir erwarten von dir, gleich von Anfang an furchtlos und gründlich zu sein. Einige konnten sich von ihren alten Gewohnheiten nicht trennen; das Ergebnis war Null – bis sie sich ganz fallen ließen. 251 243 Morgengedanken Nach dem Erwachen denken wir an die vor uns liegenden vierundzwanzig Stunden. Wir bitten Gott, unsere Gedanken zu lenken, wir bitten Ihn besonders, uns von Selbstmitleid, Unehrlichkeit oder Selbstsucht zu befreien. Sobald wir hiervon frei sind, können wir unsere geistigen Fähigkeiten nutzen, denn Gott gab uns unseren Verstand. Unser geistiges Leben bewegt sich auf einer höheren Ebene, wenn unsere Gedanken von allen falschen Vorstellungen gereinigt sind. Wenn wir zwischen zwei Richtungen zu entscheiden haben, bitten wir Gott um Erleuchtung, geistige Erkenntnis oder um eine Entscheidung. Wir entspannen uns und sorgen uns nicht. Oft sind wir überrascht, welche richtigen Antworten sich aus dieser Übung ergeben. Wir beenden unsere Meditation mit einem Gebet um Führung durch den ganzen Tag, besonders aber bitten wir, von zerstörerischem Eigenwillen verschon zu bleiben.
image/svg+xml252 244 Reife Vielen alten Freunden mangelt es noch an zufriedener Nüchternheit, obwohl sie unsere „A.A.-Entwöhnungskur“ ernsthaft und erfolgreich ausprobiert haben. Um zu zufriedener Nüchternheit zu gelangen, müssen wir echte Reife und Ausgeglichenheit – man kann auch Demut sagen – in unseren Beziehungen zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu Gott entwickeln. * Die Gemeinschaft der A.A. darf niemals eine geheime Zunft werden; wir sollten unsere Erfahrungen, ganz gleich, wozu sie nützen, niemals vor unserer Umwelt verbergen. Jeder Einzelne von uns sollte sich für alle Gebiete menschlicher Belange interessieren. Lasst uns die Erfahrungen und den Geist der A.A. auf alle nützlichen Betätigungsfelder übertagen! Gott hat uns nicht nur vom Alkoholismus gerettet, die Welt hat uns wieder. 253 245 Einzelkampf Es gibt einige wenige Menschen, die, vom Alkohol angegriffen, den Einzelkampf wagten und siegten. Aber die Statistiken sagen aus, dass es für den Einzelnen fast unmöglich ist, durch eigene Kraft zu gewinnen. * Hoch oben in Point Barrow ins Alaska gab es ein paar Goldgräber, die sich mit einer Kiste Scotch-Whisky in eine Hütte zurückgezogen hatten. Plötzlich schlug das Wetter um, die Temperatur sank auf minus 20 Grad Celsius, und sie betranken sich derart, dass sie nicht mehr auf das Feuer achteten und es erlosch. Gerade noch kurz vor dem Erfrierungstod wachte einer von ihnen auf und begann, das Feuer wieder zu entfachen. Er ging nach draußen und suchte Brennmaterial. Dabei schaute er in ein altes Ölfass, das mit gefrorenem Wasser gefüllt war. Unter der Eisschicht entdeckte er einen rötlichgelben Gegenstand. Er schlug das Eis auf und zog ein A.A.-Buch heraus. Einige der Trunkenbolde lasen das Buch und wurden nüchtern. Sie gründeten die nördlichste A.A.- Gruppe der Welt.
image/svg+xml254 246 Selbsterhaltungstrieb Männer und Frauen, die so viel Alkohol in sich hineinschütten, dass sie ihr Leben zerstören, handeln wieder der Natur. Sie missachten ihren Selbsterhaltungstrieb, sie scheinen sich selbst zu zerstören. Sie arbeiten gegen ihre ureigensten Instinkte. Sie werden immer weiter durch die schrecklichen Schläge des Alkohols gedemütigt, doch die Gnade Gottes kann auch sie erreichen und sie von ihrer Sucht befreien. Dann wird ihr mächtiger Lebenstrieb mit dem Wunsch ihres Schöpfers zusammenarbeiten, um ein neues Leben zu gestalten. * Das Wichtigste der geistigen Erfahrung liegt darin, dass derjenige, der die Erfahrung machen darf, eine neue und unverhältnismäßig bessere Einstellung zu Ordnung, Glauben oder Vertrauen erhält. Durch solche Erfahrungen werden wir nicht sofort geheilt; doch sie sind wie eine Wiedergeburt zu neuem und sicherem Leben. 255 247 Hast du nachgedacht? Da Aufgeschlossenheit und Experimente Bestandteile unserer wissenschaftlichen Zivilisation sind, kommt es mir seltsam vor, dass so viele Wissenschaftler zögern, die Frage zu untersuchen, ob Gott zuerst kam oder der Mensch. Sie ziehen es vor zu glauben, der Mensch sei ein Zufallsergebnis der Entwicklung, und Gott, der Schöpfer, existiere nicht. Ich kann nur von mir sagen, dass ich über beide Ansichten nachgedacht habe. Ich habe für mich Gott als die bessere Lebensgrundlage herausgefunden. Das ist besser als das Konzept, das den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Ich werde trotz allem immer der Erste sein, der dein Recht verteidigt, das zu denken, was du willst. Ich stelle dir nun die einfache Frage: „Hast du in deinem Leben schon einmal wirklich versucht, zu denken und zu handeln, als ob es einen Gott gäbe? Hast du nachgedacht?“
image/svg+xml256 248 Hilfe von anderen Es hat sich herausgestellt, dass einsame Selbsteinschätzung und das Eingeständnis unserer Charakterfehler nicht genug waren. Wir brauchten Hilfe von anderen, um ganz sicher die Wahrheit über uns zu erfahren und einsichtig zu werden. Wir brauchten die Hilfe Gottes und die eines anderen Menschen. Nur indem wir über uns sprachen und nichts zurückhielten, nur indem wir bereit waren, Rat und Anleitung anzunehmen, kamen wir auf den Weg zu klarem Denken, zu wahrer Ehrlichkeit und echter Demut. * Ein echter Freund sieht sofort, dass wir uns etwas vormachen. Nachdem er uns geschickt von unseren Illusionen abgelenkt hat, stellen wir zu unserer größten Überraschung fest, dass wir nur noch ganz wenige Gründe haben, uns vor der unangenehmen Wahrheit zu verteidigen. Nur so können Furcht, Stolz und Unwissenheit dahin schmelzen. Etwas später wird uns klar, dass wir fest auf einem neuen Fundament der Rechtschaffenheit stehen, und wir können unserem Sponsor nur dafür danken, dass er uns diesen Weg gewiesen hat 257 249 Gottes Gaben Die Sonne geht über der Gemeinschaft A.A. niemals unter; mehr als 350.000* Menschen haben mit den A.A. ihre Krankheit zum Stillstand gebracht. Überall haben wir angefangen, die Rassen-, Glaubens- und Nationalitätsschranken niederzureißen. Die Gewissheit, dass so viele von uns noch in der Lage waren, eigene Verantwortung für Nüchternheit, Wachstum und Wirksamkeit in dieser unruhigen Welt zu übernehme, erfüllt uns mit einer großen Freude und Zufriedenheit. Doch als Menschen, die alles auf dem harten Weg erlernen müssen, werden wir uns gewiss nicht beglückwünschen. Wir sehen alles Gute als Gottes Gaben an, die zum Teil aus unserer Bereitschaft gewachsen sind, Seinen Willen für uns zu finden und ihn auszuführen. * Die Zahl stammt aus dem Jahr 1965. 2005 waren es ca. 2,1 Millionen Alkoholkranke.
image/svg+xml258 250 Unter seelischem Druck Sobald ich mich in einem Zustand starker Spannung befinde, verlängere ich meinen täglichen Spaziergang und wiederhole langsam unseren Gelassenheitsspruch im Rhythmus meiner Schritte und meines Atmens. Wenn in mir das Gefühl aufkommt, dass andere mitschuldig an meiner Unruhe sind, versuche ich zu wiederholen: „Gott, gib mir die Gelassenheit, das Beste in ihnen zu lieben und mich niemals vor ihren Schlechtigkeiten zu fürchten“. Dieser segensreiche, heilende, manchmal sich tagelang hinziehende Vorgang des Wiederholens hat mir bis jetzt immer geholfen; ich bin zumindest immer auf eine annehmbare Gefühlsebene und zu brauchbaren Ansichten zurückgekommen. 259 251 Seinen Mann stehen Sei nicht so entmutigt wegen deines Rückfalls. Wir Alkoholiker müssen praktisch alles auf die harte Tour lernen. Dein Gedanke, irgendwo anders hinzuziehen, mag gut sein, vielleicht auch nicht, vielleicht steckst du seelisch oder wirtschaftlich in solch einer Klemme, dass du dort, wo du jetzt bist, nicht herauskommst. Vermutlich tust du aber auch genau das, was wir alle hin und wieder getan haben: Vielleicht läufst du einfach davon. Warum überlegst du nicht alles noch einmal ganz sorgfältig? Steht bei dir die Genesung wirklich an erster Stelle, oder machst du sie von anderen Menschen, Orten oder Umständen abhängig? Du wirst einsehen, dass es viel besser ist, an Ort und Stelle für alles geradezustehen. Mit Hilfe des A.A.-Programms wirst du schon durchkommen. Bevor du irgendeine Entscheidung triffst, wäge alles sorgfältig ab!
image/svg+xml260 252 Nie mehr allein Alkoholismus war ein Zustand der Einsamkeit, obwohl wir von Menschen, die uns liebten, umgeben waren. Doch nachdem wir durch unsere Tyrannei alle vor den Kopf gestoßen hatten und die Einsamkeit perfekt war, spielten wir den großen Mann in billigen Lokalen. Als das auch nicht mehr ging, standen wir allein auf der Straße und wurden vom Mitleid der Vorübergehenden abhängig. Wir versuchten, inneren Frieden zu finden, indem wir andere beherrschten oder uns von ihnen abhängig machten. Selbst wenn noch etwas Geld vorhanden war, standen wir einsam in der Welt. Wir suchten immer noch vergeblich Sicherheit durch unsere ungesunde Auffassung vom Beherrschen und von der Abhängigkeit. Für diejenigen von uns, denen es ähnlich ergangen ist, hat die Gemeinschaft der A.A. eine ganz besondere Bedeutung. Hier fingen wir an zu lernen, was Gemeinschaft mit Menschen heißt, die uns wirklich verstehen, wir brauchen nie mehr allein zu sein. 261 253 Vorsicht und Klugheit Kluge Männer und Frauen räumen der Vorsicht einen wichtigen Rang ein. Sie wissen aber, dass außerdem noch ein bisschen Weisheit dazugehört. Nur ein Blick, bevor man springt, ist nicht genug. Wenn dein Blick von Furcht, Misstrauen oder Angst getrübt ist, solltest du lieber die Finger davon lassen. * Wir verlieren unsere Angst, große und kleine Entscheidungen zu treffen, wenn uns klar wird, dass wir aus jeder Erfahrung lernen können, ob wir richtig oder falsch gehandelt haben. Haben wir die richtige Entscheidung getroffen, können wir Gott danken, dass Er uns den Mut und die Gnade zum richtigen Handeln gegeben hat.
image/svg+xml262 254 Zufriedenheit im Leben Wie wunderbar ist das Gefühl, dass wir uns vor unseren Freunden nicht besonders auszuzeichnen brauchen, damit wir uns nützlich vorkommen und glücklich sind. Nur wenige können bekannte Größen sein; die meisten wollen es auch gar nicht. Freudig erfüllter Dienst, gut erledigte Aufgaben, akzeptierte oder mit Gottes Hilfe gelöste Schwierigkeiten das Wissen, dass wir zu Hause und in der Gesellschaft Partner sind in gemeinsamen Bemühungen, die Tatsache, dass in den Augen Gottes alle Menschen wichtig sind der Beweis, dass freiwillig gegebene Liebe in noch größerem Maße zurückkommt die Gewissheit, dass wir nicht länger einsam und allein in selbstgebauten Gefängnissen sind und die Gewähr, dass wir in Gottes Universum eingefügt sind und dazugehören - das alles bringt Zufriedenheit im Leben, die weder durch Luxus, Lebensumstände noch durch materielle Besitztümer ersetzt werden kann 263 255 Mehr Verständnis Um mehr Alkoholiker erreichen zu können, müssen das Verständnis für die A.A. und die öffentliche Meinung über den A.A. besser werden. Es ist erforderlich, dass wir ein besseres Verhältnis zu Medizin, Religion, zu Arbeitgebern, Regierungsstellen, Gerichten, Gefängnissen, Heilstätten und zu allen Einrichtungen auf dem Gebiet des Alkoholismus schaffen. Wir brauchen noch mehr Wohlwollen von Redakteuren, Schriftstellern, von Fernsehen und Radio. Diese öffentlichen Informationskanäle müssen noch weiter geöffnet werden. * Nichts ist für die Zukunft der Gemeinschaft der A.A. so bedeutungsvoll wie die Art und Weise, in der wir mit den gewaltigen Kommunikationsmitteln umgehen. Bei uneigennütziger und guter Nutzung werden die Resultate unsere derzeitigen Vorstellungen bei weitem übersteigen. Wenn wir uns dieser großartigen Instrumente falsch bedienen, werden wir durch die Selbstdarstellung unserer eigenen Leute gefährdet. Unser Schutz und Schild gegen diese Gefahr ist die Anonymität der A. A. in der Öffentlichkeit.
image/svg+xml264 256 Eine „besondere“ Erfahrung Ich erlebte eine großartige mystische Erfahrung oder „Erleuchtung“, und zunächst kam es mir ganz natürlich vor, dass ich wegen dieser Erfahrung ein ganz besonderer Mensch war. Doch wenn ich heute auf dieses großartige Ereignis zurückblicke, kann ich nur sehr dankbar sein. Es ist mir jetzt klar, das einzige Besondere an meiner Erfahrung war die plötzliche, überwältigende und sofortige Überzeugung, die ich dadurch gewann. In jeder anderen Hinsicht, dessen bin ich gewiss, glich meine eigene Erfahrung genau der, die andere A.A. durch beharrliches Ausführen unseres Genesungsprogramms gemacht haben. Sicherlich stammt die Gnade, die ihnen zuteil wird, auch von Gott; der einzige Unterschied liegt darin, dass sie sich nur schrittweise des Geschenks bewusst werden. 265 257 Schlüssel zur Nüchternheit Jeder A.A. hat die Fähigkeit, sich selbst mit dem Neuen zu identifizieren und ihm Genesung bringen zu können. Daher ist der Neue in keiner Weise auf die Lehre, die Beredsamkeit oder irgendwelche besonderen Geschicklichkeit eines bestimmten A.A. angewiesen. Wichtig ist nur, dass es ein Alkoholiker ist, der den Schlüssel zur Nüchternheit gefunden hat. * In meinem ersten Gespräch mit Dr. Bob hob ich stark die medizinische Hoffnungslosigkeit seines Falles hervor und bediente mich dabei der Worte von Dr. Silkworth, der das Dilemma des Alkoholismus als „Sucht plus Allergie“ beschrieb. Dies war selbst dem Arzt Dr. Bob neu – eine schlechte Neuigkeit für ihn. Die Tatsache, dass ich als Alkoholiker aus eigener Erfahrung wusste, wovon ich sprach, machte diesen Schlag noch härter. Ich sah, unser Gespräch war eine Sache der Gegenseitigkeit. Ich predigte nicht mehr. Ich wusste, dass ich diesen Alkoholiker genauso brauchte wie er mich.
image/svg+xml266 258 Unter der Oberfläche Manche von uns mögen viele Fragen nicht, die bei der inneren Inventur zu beantworten sind, weil sie meinen, ihre Charakterfehler seien nicht so groß. Daher sollten wir uns an die Empfehlung halten, dass nur durch eine gewissenhafte Prüfung alle Fehler beseitigt werden können, auf die sich diese Fragen beziehen. Wenn unsere oberflächliche Inventur im Ergebnis nicht so schlecht aussah, so mussten wir doch beschämt einsehen, dass sie uns einfach vorkam, weil wir die eigentlichen Fehler tief unter der dicken Schicht von Selbstgerechtigkeit vergraben hatten. Es waren genau die Fehler, die uns zuvor zum Alkoholismus und ins Elend getrieben hatten. 267 259 Diener, nicht Meister In der Gemeinschaft der A.A. wurde uns klar, dass unsere materielle Lage keine große Rolle spielt; bedeutsam war unsere geistige Verfassung. Je mehr wir geistig gesundeten, um so mehr wurde das Geld für uns Mittel zum Zweck und beherrsche uns nicht mehr. Es wurde nur ein Zahlungsmittel, um damit Gutes zu tun. In Australien gibt es einen Loner, einen Schafzüchter, der zweitausend Meilen von der nächsten Stadt entfernt wohnt, wo er einmal im Jahr seine Wolle verkauft. Damit er die besten Preise erzielen kann, muss er in einem bestimmten Monat dorthin fahren. Als er erfuhr, dass das große A.A.-Treffen dort zu einem späteren Zeitpunkt stattfand, wenn der Wollpreis schon gefallen war, nahm er gern einen finanziellen Verlust in Kauf und trat seine Reise später an. So viel bedeutete ihm ein A. A. – Meeting.
image/svg+xml268 260 Ohne Ziel? Aus den ständigen wissenschaftlichen Studien der Erdmaterie ist klar zu ersehen, dass das äußere Bild überhaupt nicht der Realität des Innern entspricht. Der wuchtige Stahlträger besteht aus einer Masse von Elektronen, die sich mit unendlicher Geschwindigkeit umeinander drehen. Das sagt uns die Wissenschaft, und wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln. Wenn uns jedoch die logische Vorstellung nähergebracht wird, dass unendlich weit entfernt von dieser materiellen Erde eine allmächtige, richtungsweisende und schöpferische Kraft existiert, gewinnen unsere kranken Gedanken wieder die Oberhand, und wir versuchen, uns selbst davon zu überzeugen, dass das nicht stimmt. Wäre unsere Ansicht richtig, dann würde doch das Leben aus dem Nichts kommen, nichts bedeuten und nirgendwo hinführen. 269 261 Licht im Nebel Meine Selbstanalyse war häufig falsch. Manchmal habe ich über meine Fehler nicht mit den richtigen Leuten gesprochen; manchmal sprach ich mehr über ihre als über meine eigenen Mängel. Ein anderes Mal bestand mein Zugeben der Charakterfehler in lauten Beschwerden über meine Verhältnisse und meine Probleme. * Wenn die A.A. eine furchtlose innere Inventur empfehlen, wird es jedem Neuen vorkommen, als ob mehr von ihm verlangt würde, als er tun kann. Wenn er versucht, in sein Inneres zu schauen, sagt sein Stolz: „Du brauchst diesen Weg nicht gehen!“ Und seine Furcht sagt: „Du wagst nicht hinzusehen!“ Doch diese Art von Furcht und Stolz sind nur Schreckgespenster – sonst nichts. Sobald wir die ehrliche Bereitschaft zeigen, Inventur zu machen und uns ganz mit dieser Aufgabe beschäftigen, fällt ein herrliches Licht auf den Nebel. Bleiben wir dann beharrlich, erwächst in uns ein vollkommen neues Gefühl des Vertrauens. Und wir spürten eine große Erleichterung, weil die Auseinandersetzung mit uns selbst unbeschreiblich ist.
image/svg+xml270 262 Verantwortung des Einzelnen Wir wollen festhalten, dass unsere Abneigung, uns gegenseitig oder andere zu bekämpfen, nicht als eine besondere Tugend anzusehen ist, die uns das Gefühl gibt, über anderen Menschen zu stehen. Diese Abneigung bedeutet auch nicht, dass wir A.A. uns vor unseren Pflichten als Bürger drücken. Hier sollten wir uns so verhalten, wie es in der heutigen Zeit von uns verlangt wird. Sobald es jedoch um A.A. als Ganzes geht, sieht die Sache anders aus. Als Gruppe mischen wir uns niemals in öffentliche Auseinandersetzungen, weil wir sicher sind, dass unsere Gemeinschaft zugrunde gehen würde, wenn wir damit anfingen. 271 263 Furcht und Glaube Frei zu werden von Furcht ist eine Lebensaufgabe, die niemals ganz erfüllt werden kann. Unter schwerem Druck, bei akuter Krankheit oder in allen anderen Situationen großer Unsicherheit überkommt uns die Furcht – so gut oder böse die Sache aussehen mag. Nur wer sich selbst betrügt, wird frei von dieser Furcht sein. * Wir erkannten schließlich, dass der Glaube zu Gott Teil unseres Werdens wurde. Manchmal mussten wir lange suchen, doch er war da. Er war genauso existent wie wir. Wir fanden die große Wirklichkeit ganz tief in unserem Innern.
image/svg+xml272 264 Schritt zum Wachstum Wenn unsere Freunde uns häufig sagen, wie gut wir alles machen, wissen wir es in unserem Innern besser. Wir wissen, dass wir es nicht gut genug machen. Wir werden immer noch nicht mit dem Leben fertig – so wie es ist. Es muss ein starker Hemmschuh in unserer geistigen Betätigung und Entwicklung vorhanden sein. Was ist das? Unsere Chancen stehen besser, wenn wir erkennen, dass die Ursache in der falschen Auslegung oder in der Vernachlässigung des Elften Schrittes der A. A. liegt – Gebet, Besinnung und Führung durch Gott. Durch die anderen Schritte können die meisten von uns nüchtern bleiben undkommen irgendwie durch. Doch der Elfte Schritt verhilft uns zum Wachstum, wenn wir hart und dauerhaft daran arbeiten. 273 265 Geborgen in Gott Als wir wie kleine Kinder forderten, dass andere Menschen uns schützen oder umsorgen müssten und dass die Welt uns unseren Lebensunterhalt schulde, ernteten wir nur Misserfolg. Die Menschen, die wir am meisten liebten, stießen uns zurück oder wendeten sich ganz von uns ab. Wir konnten unsere Enttäuschung nur schwer verkraften. Wir konnten nicht einsehen, dass wir uns – obwohl erwachsen an Lebensjahren – noch immer kindisch aufführten, und versuchten, jedem – Freunden, Ehefrau, Ehemann, selbst Außenstehenden – die Rolle beschützender Eltern aufzubürden. Wir weigerten uns zu akzeptieren, dass zu große Abhängigkeit von anderen Menschen zu nichts führt, weil alle Menschen schwach sind. Auch die Besten lassen uns manchmal fallen, besonders dann, wenn unsere Forderungen nach Beachtung unvernünftig werden. * Jetzt stehen wir auf einem anderen Standpunkt: Wir haben die Basis des Vertrauens und der Zuversicht zu Gott. Wir vertrauen dem unendlichen Gott mehr als uns sterblichen Wesen. Wir vertrauen demütig auf ihn in der Gewissheit, von ihm geführt zu werden.
image/svg+xml274 266 Dank sagen Obgleich es mir immer noch schwer fällt, die Lasten und Ängste des heutigen Tages mit der richtigen Gelassenheit zu ertragen – wie dies die meisten Reiferen können – kann ich trotzdem für die vorhandenen Mühen danken. Die Bereitschaft dazu finde ich, indem ich mir die Lektionen des vergangenen Leidens wiederhole – Lektionen, die all das Gute brachten, dessen ich mich heute erfreue. Ich denke daran, wie die Qualen des Alkoholismus, der Schmerz des Widerstandes und falscher Stolz mich der Gnade Gottes und somit der Freiheit nähergebracht haben. 275 267 Ausreden Wir Alkoholiker sind Meister im Erfinden von Entschuldigungen und große Schauspieler. Es sollte Sache der Psychiater sein, die tieferen Gründe für unser Verhalten zu erforschen. Obwohl wir von Psychiatrie keine Ahnung haben, können wir doch nach kurzer Zeit bei den A.A. erkennen, dass unsere Motive nicht so waren, wie wir glaubten. Wir wurden von Kräften angetrieben, die uns zuvor unbekannt waren. Darum sollten wir mit großem Respekt, Interesse und zu unserem Vorteil auf die Erfahrungen der Psychiatrie schauen. Geistiges Wachstum durch Anwenden unserer Zwölf Schritte – verbunden mit der Unterstützung eines guten Sponsors – kann gewöhnlich die meisten Wurzeln unserer Charakterfehler ausrotten, wenigstens in dem Maße, wie wir es für die Praxis brauchen. Trotz allem sollten wir unseren Freunden der Psychiatrie dankbar sein, dass sie so stark die Notwenigkeit der Suche nach falschen und oft unbewussten Beweggründen betonen.
image/svg+xml276 268 Anderen verzeihen Genau wie du habe ich mich oft als Opfer dessen gesehen, was andere Menschen sagen und tun. Jedes Mal wenn ich über die Fehler anderer Menschen sprach, besonders über solche, die ich selbst nicht hatte, richtete ich noch größeren Schaden an. Mein eigener Groll und mein Selbstmitleid machten es unmöglich, für irgendjemand noch von Nutzen zu sein. Wenn heute jemand übe mich spricht, wodurch ich mich verletzt fühlen könnte, frage ich mich zuerst, ob nicht ein Körnchen Wahrheit daran ist. Finde ich nichts, dann versuche ich, mich daran zu erinnern, dass es auch bei mir Zeiten gab, das ich schlecht über andere sprach; dieser verletzende Klatsch ist nur ein Symptom unserer seelischen Erkrankung; und schließlich sage ich mir, dass ich niemals über die Unvernunft kranker Menschen wütend werden darf. Bei mir gab es immer wieder sehr viele Gelegenheiten, anderen zu verzeihen – auch mir selbst. Hast du das schon versucht? 277 269 Den Kinderschuhen entwachsen Denke daran, dass jede A. A. –Gruppe üblicherweise durch die Bemühungen eines einzigen Menschen und seiner Freunde gegründet wird – den Gründer und seine Helfer. Einen andern Weg gibt es nicht. Aber wenn die Anfänge vorüber sind, müssen die Gruppenersten immer Platz machen für die Demokratie, die sich Wege bahnt und vielleicht selbstgewählte Führer der Vergangenheit beiseiteschiebt. Brief an Dr. Bob: „Die A.A. – Gruppen haben überall ihre Aufgaben in eigene Hände genommen. Gruppengründer und ihre Freunde stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Ich werde niemals verstehen, warum das so viele Menschen vergessen, wenn ich an die Zukunft für unseren Weltdienst denke. Jede Gruppe tritt einmal eine Erbschaft an. Vielleicht wird sie damit verschwenderisch umgehen. Es ist unwahrscheinlich, dass das geschieht. Sie sind jedenfalls reif geworden, die Gemeinschaft der A. A. gehört ihnen, sie sollen sie auch bekommen.“
image/svg+xml278 270 Ehrlichkeit und Genesung Bei einer Inventur sind Fragen wie die folgenden zu beantworten: Inwieweit habe ich durch mein selbstsüchtiges Verhalten in meinen sexuellen Beziehungen anderen und mir selbst geschadet? Welche Menschen habe ich verletzt? Wie sehr habe ich sie verletzt? Wie habe ich mich damals verhalten? Hatte ich starke Schuldgefühle? Oder war ich der Ansicht, dass ich verfolgt wurde und nicht der Verfolger war und dass mir somit vergeben war? Wie habe ich bei sexuellen Enttäuschungen reagiert? Wollte ich mich bei Widerstand rächen, oder wurde ich deprimiert? Habe ich meine Stimmungen an andern Menschen ausgelassen? Wenn ich zu Hause auf Kälte oder Ablehnung stieß, habe ich das als Vorwand für den Ehebruch benutzt? * Ein Alkoholiker sollte niemals sagen, er könne nicht genesen, ehe er nicht seine Familie zurück habe. Seine Genesung hängt nicht von Menschen ab. Sie ist abhängig von seiner Beziehung zu Gott, was immer er darunter versteht. 279 271 Demut und Verantwortung Jeder Fortschritt bei den A.A. kann einfach in zwei Worte zusammengefasst werden: Demut und Verantwortung. Unsere geistige Entwicklung kann genau nach dem Grad unserer Verbundenheit mit diesen beiden großartigen Normen gemessen werden. Immer größer werdende Demut, zusammen mit einer ständig wachsenden Bereitschaft, klar umrissene Aufgaben anzunehmen – und entsprechend zu handeln: Das sind die echten Prüfsteine des Wachstums im geistigen Leben. Sie bringen uns die wahre Würze rechten Lebens und rechten Handelns. Nur dadurch können wir Gottes Willen finden und ihn ausführen
image/svg+xml280 272 Hausgemachter Ärger Selbstsucht und Eigenliebe! Das sind nach unserer Meinung die Ursachen unserer Schwierigkeiten. Bedrängt von hundert Sorten Furcht, Selbsttäuschung und Selbstmitleid treten wir unseren Freunden auf die Füße, und sie treten zurück. Manchmal verletzen sie uns offensichtlich ohne böse Absicht. Aber wir sind fest davon überzeugt, dass irgendwann in der Vergangenheit etwas mit unserem Ich geschehen sein muss, weil wir immer gleich verletzt sind. So liegen die Ursachen für unsere Schwierigkeiten, wie wir annehmen, bei uns selbst. Sie stammen von uns, und der Alkoholiker ist ein extremes Beispiel für rebellischen Eigensinn, obwohl er das häufig gar nicht einsieht. Vor allem müssen wir Alkoholiker von dieser Selbstsucht loskommen. Wir müssen, sonst wird sie uns töten. 281 273 Tätige Liebe Das Leben jedes A.A. und jeder Gruppe ist eingebaut in die Zwölf Schritte und in die Zwölf Traditionen. Wir wissen, dass die Folgen bei häufiger Nichtbeachtung dieser Prinzipien Tod für den Einzelnen und Untergang der Gruppe bedeuten. Doch es gibt noch eine stärkere Kraft für die Einigkeit unserer Gemeinschaft; es ist unsere tätige Liebe zu unseren Freunden und für unsere Grundsätze. * Glaubt ihr, die Angestellten in der Zentralen Dienststelle der A.A in New York hätten persönliche Autorität? Nein, die Vertrauensleute wie auch die Sekretärinnen sind längst dahintergekommen, dass sie nicht mehr tun können, als den Gruppen ganz unverbindlich Empfehlungen zu geben. Sie haben ein paar Sätze parat, die in jedem zweiten Brief auftauchen: „Natürlich habe ihr die Freiheit, die Angelegenheit so zu erledigen, wie es euch gefällt. Doch die Erfahrung der A. A. scheint folgenden Weg zu empfehlen…“ Die A. A.- Weltdienststelle erteilt keine Aufträge; sie ist die Börse der A.A. – Erfahrungen.
image/svg+xml282 274 Im Alleingang In geistigen Dingen ist ein Alleingang gefährlich. Wie oft haben wir von Menschen gehört, die in bester Absicht die Behauptung aufstellen, sie hätten die Weisung Gottes befolgt, obwohl es ganz offensichtig ist, dass sie falsch handeln. Da ihnen sowohl die Praxis als auch die Demut fehlten, betrogen sie sich selbst und konnten somit den schlimmsten Unsinn mit der Behauptung rechtfertigen, Gott habe sie geführt. Menschen, die auf einer hohen geistigen Entwicklungsstufe stehen, beharren darauf, Weisungen, die sie ihrer Meinung nach von Gott erhalten haben, mit Freunden oder Beratern durchzusprechen. Darum sollte ein Neuer jeder Gefahr, dumme, vielleicht tragische Fehler zu machen, aus dem Wege gehen. Wenn auch die Bemerkungen oder die Ratschläge von anderen nicht immer unfehlbar sind, so ist es doch besser, über eine erhaltene Weisung mit jemanden zu sprechen, solange wir noch wenig Erfahrung im Kontakt mit einer haben, die größer ist wie wir selbst. 283 275 Geben und genesen Beschreibe einem Neuen die Wirksamkeit des Programms, erkläre ihm, wie du zur Selbsterkenntnis gelangt bist, wie du mit deiner Vergangenheit fertig wurdest und warum du dich jetzt bemühst, ihm zu helfen. Dem Neuen muss es einleuchten, dass dein Versuch, ihm dies alles weiterzugeben, ein wichtiger Teil deiner eigenen Genesung ist. Es kann sein, dass er dir mehr hilft als du ihm. Und erkläre ihm genau, dass er dir nicht verpflichtet ist. * In den ersten sechs Monaten meiner Trockenheit habe ich hart mit anderen Alkoholikern zusammengearbeitet. Nicht einer war ansprechbar, Doch meine Tätigkeit hielt mich nüchtern. Ich habe nicht gefragt, ob diese Alkoholiker mir etwas geben könnten. Meine Standfestigkeit wuchs aus dem Versuch zu geben und nicht aus der Forderung, etwas zu bekommen
image/svg+xml284 276 Höhere Kraft für Atheisten Mit Atheisten habe ich schon viele Erfahrungen gesammelt – meistens gute. Jeder hat innerhalb der Gemeinschaft der A. A. das Recht auf seine eigene Meinung. Ist es nicht besser, als Gemeinschaft offen und tolerant zu sein, als andere Meinungen zu unterdrücken? Ich kenne niemand, der von uns fortging und am Alkoholismus stab, nur wegen einiger Atheisten und ihrer Ansicht über den Kosmos. Doch ich flehe solchen Leute immer an, eine „Höherer Kraft“ anzuerkennen, wenigsten ihrer eigene Gruppe. Am Anfang sehen sie dort, dass die meisten in der Gruppe nüchtern sind, sie dagegen betrunken. Darum ist die Gruppe die „Höhere Kraft“. Das ist für den Beginn ausreichend, und die meisten wachsen daran. Ich fühle mit ihnen, denn ich war genauso 285 277 Unsere Last erleichtern Es gibt nur eine Überlegung, die unseren Wunsch rechtfertigt, über angerichteten Schaden Stillschweigen zu bewahren. Das trifft dann zu, wenn ein genauer Bericht denjenigen, bei dem wir uns entschuldigen wollen, ernsthaft verletzten würde oder – genauso berechtigt – andere Menschen. Wir können zum Beispiel nicht einen detaillierten Bericht über unsere außerehelichen Abenteuer auf den Schultern unseres vertrauensseligen Ehepartners abladen. Unsere Last wird nicht dadurch leichter, dass wir unbekümmert das Kreuz anderer schwerer machen. * Bei unseren Entschuldigungen sollten wir feinfühlig, taktvoll, überlegt und demütig vorgehen, ohne kriecherisch oder schmeichelnd zu sein. Als Gottes Geschöpf stehen wir aufrecht und kriechen nicht vor anderen herum.
image/svg+xml286 278 Sprich ohne Furcht Es gibt nur weniger unter uns, sie sogar in ihren alltäglichen Kontakten anonym bleiben. Auf dieser Ebene haben wir die Anonymität aufgegeben, denn unsere Freunde und Partner sollen die Gemeinschaft der A. A. kennen und wissen, was sie für uns getan hat. Wir möchten auch die Furcht vor dem Eingeständnis verlieren, Alkoholiker zu sein. Wenn wir auch Reporter dringend bitten, unsere Namen nicht zu nennen, so sprechen wir doch in halböffentlichen Veranstaltungen. Wir möchten die Zuhörer überzeugen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, vor der wir uns nicht länger fürchten, über die wir mit jedem sprechen können. Sobald wir diese Grenze jedoch überschreiten, werden wir das Prinzip der Anonymität bestimmt für immer verlieren. Würde jeder A. A. ohne Hemmungen seinen Namen, sein Bild und seine Geschichte veröffentlichen, wären wir bald von einer großen Welle schädlicher Publizität überschwemmt. * Während die sogenannten öffentlichen Meetings von vielen A.A. in Frage gestellt werden, halte ich viel davon, vorausgesetzt, dass meine Anonymität in der Presse gewahrt bleibt und dass wir außer Verständnis nichts für uns verlangen. 287 279 Nichts als Ausreden Die meisten A.A. haben in ihrer Trinkerzeit schwer unter ihrer Selbstgerechtigkeit gelitten. Diese Selbstrechtfertigung trieb uns zu Entschuldigungen für unser Trinken und für unser verrücktes und verletzendes Verhalten. Wir waren Künstler im Erfinden von Ausreden. Wir mussten trinken, ob es uns schlecht ging oder gut. Wir mussten trinken, weil wir zu Hause mit Liebe überschüttet wurden – oder überhaupt keine erhielten. Wir mussten trinken, weil wir in unserer Tätigkeit so erfolgreich oder weil wir Versager waren. Wir mussten trinken, weil unser Land einen Krieg gewonnen hatte – oder einen Frieden verloren. Und so ging es immer weiter – bis zum bitteren Ende. * Manchmal brauchten wir lange Zeit, um zu erkennen, wie sehr uns unsere fehlgeleiteten Gefühle quälten, Wenn es um andere Menschen ging, mussten wir das „schuldig“ aus unserem Wortschatz und aus unseren Gedanken streiche.
image/svg+xml288 280 Geistig fit Vorausgesetzt, dass wir geistig fit sind, können wir alles tun, was man von Alkoholikern eigentlich nicht erwartet. Man sagt, wir dürften nicht dahin gehen, wo Schnaps ausgeschenkt wird; wir dürften keinen Alkohol zu Hause haben; wir müssten Freunde meiden, die trinken; wir dürften nicht in Lokale gehen; unsere Freunde müssten ihre Flaschen wegstellen, wenn wir sie besuchen; wir dürften überhaupt nicht an Alkohol denken oder daran erinnert werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass das überhaupt nicht so zu sein braucht. Wir leben tagtäglich unter diesen Bedingungen. Ein Alkoholiker, der damit nicht fertig wird, denkt immer noch alkoholisch. Mit seiner geistigen Verfassung stimmt irgendetwas nicht. Seine einzige Chance nüchtern zu werden, wäre ein Fleckchen Erde am Eismeer in Grönland, aber selbst dort kann ein Eskimo mit einer Flasche Scotch-Whisky auftauchen und alles kaputtmachen. 289 281 Jeder für sich Es gibt nur einen sicheren Beweis für alle geistigen Erfahrungen: „ An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Darum sollten wir meiner Meinung nach niemals den Persönlichkeitswandel eines anderen Menschen untersuchen – ob er sich nun plötzlich oder schrittweise vollzieht. Wir sollten uns auch nicht nach einem bestimmten anderen Menschen richten, weil die Erfahrung lehrt, dass wir aus eigenen Kräften das Beste für unsere eigenen Bedürfnisse schaffen können. * Es gibt nicht zwei Menschen, die vollkommen gleich sind, und darum muss jeder von uns bei seiner Inventur festlegen, welche eigenen Charakterfehler er hat. Wenn er die passenden Schuhe gefunden hat, sollte er sie anziehen und mit neu erworbenem Vertrauen losmarschieren, denn er ist endlich auf der richtigen Straße.
image/svg+xml290 282 Wilde Triebe Immer wenn jemand anderen Menschen mit Hemmungslosigkeit begegnet, erwächst daraus Unglück. Wenn man auf der Jagd nach Reichtum andere niedertrampelt, weil sie zufällig im Wege stehen, werden Zorn, Eifersucht und Rachegefühle erzeugt. Bei ausschweifendem Sexualleben gibt es natürlich ähnlichen Gefühlsaufruhr. Wenn man von anderen Menschen zuviel Aufmerksamkeit, Schutz und Liebe fordert, werden Herrschsucht oder Abneigung geweckt. Diese beiden Empfindungen sind genauso krankhaft wie die Forderungen, durch die sie entstehen. Sobald das Geltungsbedürfnis eines Einzelnen unkontrolliert wird, ob in einem Nähzirkel oder an einem internationalen Konferenztisch, leiden andere Menschen, oftmals wehren sie sich dagegen. Durch den Zusammenprall dieser verschiedenen Naturtriebe kann alles entstehen, was zwischen kalter Zurückhaltung und zorniger Auflehnung liegt. 291 283 Dem Alkohol gegenüber machtlos Mit mir ging es ständig bergab. Eines Tages im Jahre 1934 lag ich oben im Krankenhaus, und ich wusste zum ersten Mal, dass ich ein vollkommen hoffnungsloser Fall war. Lois war unten, und Dr. Sikworth versuchte in seiner freundlichen Art, ihr zu erklären, was mit mir nicht stimmte und dass bei mir keine genesungsaussichten bestanden. „ Aber Bill hat ungeheure Willenskraft“, sagte sie, „ er hat ganz verzweifelt versucht, gesund zu werden. Wir haben alles versucht, Doktor, warum kann er nicht aufhören?“ Er erklärte ihr, dass mein gewohnheitstrinken zur Sucht geworden war, zur richtigem Wahnsinn, der mich gegen meinen Willen zum Trinken zwang. * Im letzten Stadium unseres Trinkens ist der Wille zum Widerstand verschwunden. Wenn wir unsere Niederlage ohne Einschränkungen eingestehen und vollkommen bereit sind, die A.A.-Prinzipien auszuprobieren, schwindet unsere Sucht. Es öffnet sich uns eine neue Dimension – Freiheit durch Gott, wie wir ihn verstehen.
image/svg+xml292 284 Glauben, planen, arbeiten Die Grundidee des „ 24-Stunden-Programms“ zieht auf die innere Einstellung des Einzelnen. Das heißt, dass wir nicht in der Gefühlswelt von gestern oder der von morgen leben dürfen. Aus meiner Sicht spricht jedoch nichts dagegen, wenn wir als Einzelne, als Gruppe oder als Gemeinschaft der A.A. darüber nachdenken, wie wir uns morgen oder sogar noch in fernerer Zukunft betätigen werden. Mit Glauben allein konnte das Haus in dem lebst, nicht gebaut werden. Man braucht einen Bauplan – und eine Menge Arbeit, um das Haus fertig zu stellen. Nichts passt treffender auf die A.A. als das biblische Wort „ Glaube ohne Arbeit ist tot.“ Die Dienststellen der A.A, durch die mehr und bessere Arbeit im Zwölften Schritt ermöglicht wird, verrichten Aufgaben, die unser Leben und unser Wachstum sicherstellen, indem sie uns vor Anarchie oder Stillstand bewahren. 293 285 Falscher stolz Das Gefährliche am blinden Stolz ist die Leichtigkeit, ihn zu rechtfertigen. Wir brauchen nicht weit zu schauen, um zu erkennen, dass Selbstgerechtigkeit überall Harmonie und Liebe zerstört. Dadurch wird sich Mensch gegen Mensch stellen, Nation gegen Nation. Selbstgerechtigkeit kann sogar der Dummheit und der Gewalttätigkeit einen ehrbaren Anstrich geben. Es wäre falscher Stolz, wenn wir für die Gemeinschaft der A.A. den Anspruch erheben würden, allheilend zu sein. Diese Einschränkung ist sogar für den Alkoholismus gültig.
image/svg+xml294 286 Mit Groll fertig werden Wir sahen allmählich ein, dass die Welt und ihre Menschen uns wirklich beherrschten. Unter diesen unglücklichen Umständen konnte das Fehlverhalten anderer, ob eingebildet oder tatsächlich, unseren Tod bedeuten, weil der Groll uns wieder zum Trinken brachte. Wir erkannten, dass wir mit diesen Gefühlen fertig werden mussten, aber wie? Wir konnten sie uns nicht wegwünschen. Darum machten wir uns klar, dass die Menschen, die uns unrecht taten, vielleicht seelisch krank waren. Wir baten Gott um Beistand, diesen Menschen die Toleranz, Anteilnahme und Geduld zu zeigen, die wir einem kranken Freund auch gern entgegenbrächten. Heute vermeiden wir Vergeltung und Streit. Damit können wir kranke Menschen nicht behandeln. Tun wir es trotzdem, berauben wir uns der Möglichkeit, hilfreich zu sein. Wir können nicht allen Menschen helfen, doch schließlich wird Gott uns lehren, jeden freundlich und tolerant zu betrachten. 295 287 Geistige Aspekte Unter den A.A. gibt es immer noch ziemlich verworrene Ansichten über das Materielle und das Geistige. Ich neige zu der Ansicht, dass es immer auf die Motive ankommt. Wenn wir zu selbstsüchtig mit unseren irdischen Besitztümern umgehen, sind wir Materialisten. Teilen wir diese Besitztümer jedoch mit anderen, unterstützt die materielle Hilfe die geistige. * Es hat sich beharrlich die Vorstellung festgesetzt, dass alle Triebe in erster Linie schlecht sind und den geistigen Fortschritt blockieren. Ich glaube, dass der Unterschied zwischen Gut und Böse nicht dem Unterschied zwischen einem geistigen und einem triebhaften Menschen entspricht; es handelt sich um den Unterschied zwischen richtigem und falschem Gebrauch der Instinkte. Das Erkennen und richtiges Umgehen mit den Triebkräften sind wesentlich auf dem Weg zur Vollkommenheit.
image/svg+xml296 288 Nüchternheit der Gefühle Wenn wir jede seelische Verstimmung, ob klein oder groß ist, genau untersuchen, stellen wir fest, das der Grund dafür in krankhafter Abhängigkeit und den sich daraus ergebenden falschen Erwartungen liegt. Lasst uns ständig mit Gottes Hilfe versuchen, diese hinderlichen Eigenschaften abzustreifen. Dadurch werden wir frei, zu leben und zu lieben. Wir werden fähig, im Zwölften Schritt uns und anderen zur Nüchternheit der Gefühle zu verhelfen. 297 289 Wenn Konflikte wachsen Ich stand manchmal Situationen gegenüber, in denen ich eine schlechte Figur abgab. Sofort setzte die Suche nach Entschuldigungen ein. „ Das“, sagte ich, „ sind Fehler, die jeder rechtschaffende Mensch hat.“ Half mein bester Dreh nicht, dachte ich: „ Nun, wenn diese Leute mich nur richtig behandeln würden, brauchte ich mich nicht so zu verhalten, wie ich es jetzt tue.“ Als Nächstes kam: „ Gott weiß ganz genau, dass ich dieses schreckliche Suchtverlangen habe. Ich kann einfach nicht damit fertig werden. Darum muss Er mich davon befreien. „ Schließlich kam die Zeit, als ich ausrief „ Das werde ich ganz bestimmt nicht tun, geschweige es versuchen!“ Natürlich häuften sich meine Konflikte sehr schnell, weil ich randvoll war mit Entschuldigungen, Weigerungen und offenen Widerstand. * Wenn wir unsere Selbstbetrachtung allein machen, kann sie vielleicht manchmal, ohne dass wir es erkennen, entsprechend unseren eigenen Vorstellungen und unseren Wunschdenkens zurechtgestutzt sein. Der Vorteil des Gespräches mit einem anderen Menschen liegt darin, dass dieser sofort mit seinen Einwänden Und Ratschlägen zur Stelle ist.
image/svg+xml298 290 Zeit und Geld Mit Zeit sind wir großzügiger als mit Geld. Wir wenden viel Zeit auf für Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft A.A. zu unserem eigenen Nutzen und Wachstum, aber auch für unsere Gruppen, unsere Gebiete und die Gemeinschaft als Ganzes – und vor allem für die Neuen. In Geld umgerechnet, würden diese Aufwendungen insgesamt eine hübsche Summe ausmachen. Wenn es jedoch darum geht, Geld auszugeben, besonders für unsere A.A.- dienste, sind viele von uns zurückhaltend. Da denken wir zuerst an die Verdienstausfälle in unseren Trinkerjahren und an die Summen, die wir für Notfälle oder für die Ausbildung der Kinder auf die hohe Kante legen wollen. Diese Einstellung hat sich jedoch in den letzten Jahren überall gewandelt; sie verschwindet ganz, sobald die Notwendigkeit einer A.A.- Dienstleistung erkannt wird. Die Spender sehen nur selten ein greifbares Resultat. Aber sie wissen auch, dass vielen Tausenden von Alkoholikern und ihren Familien geholfen wird. 299 291 Kein Schmerzmittel Ich glaube, dass wir in der Hauptsache tranken, um diesen oder jenen Schmerz zu töten – körperlich, seelisch oder geistig. Natürlich hat jeder Mensch einen Punkt, an dem das Maß überlauft – und ich vermute, du hattest ihn erreicht. Dennoch hast du wieder Zuflucht bei der Flasche gesucht. Wäre ich an deiner Stelle, würde ich aufhören, mich dafür mit Vorwürfen zu überhäufen. Andererseits sollte diese Erfahrung deine Überzeugung stärken, dass Alkohol auf Dauer als Schmerztöter nicht wirkt. * In jeder A.A.- Geschichte war der Schmerz die Eintrittskarte zu einem neuen Leben. Doch mit dieser Eintrittskarte haben wir mehr erworben, als wir erwarteten. Wir wurden zu einer Demutshaltung geführt, die sich sehr bald als Schmerzheiler herausstellt. Wir fürchteten uns nicht mehr so sehr und wünschten sehnlichst nichts weiter als Demut.
image/svg+xml300 292 Bessere Partnerschaft bei einem durch Alkohol ziemlich zerrütteten Familienleben wird eine lange Zeit geduldiger Bemühungen erforderlich sein. Nachdem sich der Mann A.A. angeschlossen hat, kann es sein, dass seine Frau unzufrieden wird. Vielleicht nimmt sie es sogar der Gemeinschaft der A.A. übel, das erreicht zu haben, was ihr in all den Jahren der Aufopferung nicht gelungen ist. Vielleicht wird der Mann von der Gemeinschaft der A.A. und seinen neuen Freunden so beansprucht, dass er möglicherweise häufiger von zu Hause fort ist als früher in seiner Trinkerzeit. Dann macht man sich gegenseitig Vorwürfe. Doch höchstwahrscheinlich wird der Alkoholiker , der jetzt richtig begreift, wie sehr er seine Frau und seine Kinder verletzt hat, alles unternehmen, um sein früheres Verhalten innerhalb der Familie wieder gut zu machen. Er ist bereit, in Ordnung zu bringen, was ihm möglich ist, und zu akzeptieren, was ihm nicht möglich ist. Er lebt ständig nach den Zwölf Schritten der A.A, und häufig wirkt sich das auch in seiner Familie positiv aus. Er beginnt sich liebevoll wie ein zuverlässiger Partner zu benehmen und nicht wie ein böser Junge. 301 293 Widerstand oder Hinnahme Jeder von uns kann zeitweise nur mit größter Anstrengung beten. Manchmal ist es sogar noch schlimmer. Wir sind innerlich von heftigem Widerstand erfüllt, dass wir einfach nicht beten wollen. Wenn das passiert, sollten wir uns selbst nicht zu schlecht sehen. Wir sollten uns einfach bemühen, sobald es wieder geht, mit dem Beten anzufangen, weil wir wissen, dass es gut für uns ist. * Ein Mensch, der im Gebet verharrt, hat ein großes Geschenk bekommen. Sieht er sich großen Unannehmlichkeiten gegenüber, weiß er, mit ihnen fertig zu werden. Er kann sich selbst und seine Umwelt akzeptieren. Das gelingt ihm, weil er jetzt einen Gott anerkennt, der allmächtig ist und der allen Menschen Liebe gibt. Wenn er spricht: „ Vater unser, der Du bist im Himmel. Geheiligt werde dein Name“, meint er es ehrlich und demütig. In diesem Zustand der Besinnung und frei vom Lärm der Welt weiß er sich in Gottes Hand. Sein eigenes Schicksal steht fest, jetzt und später – komme, was kommen mag.
image/svg+xml302 294 Wachstum durch Liebe und Verstand Mir scheint, Wachsen ist das Hauptziel jedes Menschen. Das ist die Absicht Gottes, der Ursprung allen Wachsens. Unser Streben muss allerdings auf die Realität des Erreichbaren bezogen sein. Das schließt die Verwirklichung dessen ein, was wir Liebe nennen und fühlen. Da jeder Mensch die Fähigkeit zu lieben besitzt, stammt die Liebe sicherlich von seinem Schöpfer. In der Theologie fand ich große Hilfe. Ich glaube, dass ich in einem Universum der Vernunft unter einem liebenden Gott lebe und dass meine eigenen Unvernunft Stück für Stück beseitigt werden kann. Das ist, so glaube ich, der Wachstumsprozess, zu dem wir geschaffen wurden. 303 295 Richtig Beten Wir dachten, wir hätten die Erfüllung unserer religiösen Pflichten ernst genommen. Bei ehrlicher Selbstprüfung mussten wir uns jedoch eingestehen, dass wir sehr oberflächliche waren. Oft gingen wir ins Extreme und badeten uns in Gefühlen. Das hielten wir fälschlicherweise auch für religiöses Empfinden. In beiden Fällen forderten wir, ohne etwas geben zu wollen. Wir beteten nicht richtig. Wir sagten stets:“ Erfülle mir meine Wünsche“, statt“ Dein Wille geschehe!“ Wir haben überhaupt nicht verstanden, was die Liebe Gottes und die der Menschen bedeutet. Darum haben wir uns selbst betrogen, und wir waren nicht fähig, die Gnade entgegenzunehmen, die wir zur Genesung brauchten.
image/svg+xml304 296 Tägliche Inventur Wenn wir über den Tag nachdenken, kommen wir nur bei genauerer Erforschung auf die tatsächlichen Beweggründe unseres Handels. Manchmal tauchte unser alter Freund „Ausrede“ wieder auf und rechtfertigte unser falsches Verhalten. Immer liegt die Versuchung nahe zu glauben, wir hätten gute Gründe für unser Handeln. Aber das stimmt nicht. Wir haben zum Beispiel einen Freund, der es unserer Ansicht nach nötig hatte, „ konstruktiv kritisiert“. In Wirklichkeit ging es uns darum, einen nutzlosen Streit zu gewinnen. Oder wir redeten über einen Abwesenden unter dem Vorwand, anderen seine Wesensart erklären zu müssen. In Wirklichkeit ging es uns darum, ihn schlecht zu machen, um uns überlegen zu fühlen. Wir verletzten die, die wir liebten, weil wir „ ihnen eine Lektion erteilen mussten“, doch in Wirklichkeit wollten wir sie strafen. Wir waren deprimiert und klagten über unseren schlechten Zustand, doch in Wirklichkeit suchten wir nur Sympathie und Aufmerksamkeit. 305 297 Bessere Einsicht Obwohl viele von uns um ihre Nüchternheit kämpfen mussten, brauchte unsere Gemeinschaft noch nie zu kämpfen, um zerstörte Einigkeit zurückzugewinnen. Wir betrachten darum dieses eine große Geschenk manchmal als selbstverständlich. Wir vergessen, dass Millionen von Alkoholikern, die noch nicht wissen, „ wie man es macht“, niemals ihre Chance erhalten werden, wenn bei uns keine Einigkeit mehr besteht. * Wir verhielten uns den großen A.A. –Treffen gegenüber skeptisch. Wir meinten, das sei eine übertriebene Selbstdarstellung. Doch schließlich erkannten wir den großen Wert dieser Treffen. Während sich das Interesse eines jeden A.A. hauptsächlich auf seine Umgebung und seine Gruppe konzentrieren sollte, sind beide Arten von Treffen notwendig und wünschenswert, damit wir auch eine bessere Einsicht in die Gesamtgemeinschaft erhalten. Die Allgemeine Dienstkonferenz in New York ist ebenfalls wertvoll für diejenigen, die daran teilnehmen. Bei diesen Treffen wird das Blickfeld erweitert.
image/svg+xml306 298 Kraftvoller Anfang Selbst der Neueste unter den Neulingen entdeckt, dass er einen unvorstellbaren Gegenwert erhält für sein Bemühen, einem anderen Alkoholiker zu helfen, der noch weniger Weiß als er. Er gibt ein Geschenk, das überhaupt nichts kostet. Er erwartet auch nicht, dass der andere ihm dafür etwas bezahlt, ja nicht einmal, dass der andere ihn dafür gern hat. Und dann entdeckt er, das er durch diese paradoxe Art zu schenken seinen eigentlichen Lohn bekommt, ganz gleich, ob der Mitleidende etwas davon hat oder nicht. Selbst wenn sein Charakter noch schwere Fehler aufweist, erkennt er irgendwie, dass Gott ihm einen kraftvollen Anfang gewährt. Er spürt, dass er am Beginn neuer Geheimnisse, Freuden und Erfahrungen steht, von denen er sich früher nie hätte träumen lassen. 307 299 Anonymität und Nüchternheit Mit dem Wachsen der A.A.-Gruppen wuchsen auch die Anonymitätsprobleme. In unserer Begeisterung über die wunderbare Genesung eines anderen Alkoholikers besprachen wir manchmal mit anderen intime und schlimme Seiten seines Falles, die eigentlich nur für die Opfer erklärte dann mit Recht, sein Vertrauen sei missbraucht worden. Als solche Geschichten außerhalb der Gemeinschaft der A.A. bekannt wurden, wog der Vertrauensverlust zu unserem Anonymitätsversprechen schwer. Viele blieben fern. Es musst ganz klar gesagt werden, dass der Name und die Geschichte jedes Alkoholikers vertraulich bleiben muss, wenn er es wünscht. * Es ist uns bewusst, dass hundertprozentige persönliche Anonymität in der Öffentlichkeit genauso lebenswichtig für die Gemeinschaft der A.A. ist, wie hundertprozentige Nüchternheit lebenswichtig ist für den Einzelnen. Dies ist keine Empfehlung, die aus Furcht erteilt wird; es ist die kluge Stimme einer langen Erfahrung.
image/svg+xml308 300 Gläubige Menschen Wir, die wir einen langen Weg durch Unglauben oder Atheismus gegangen sind, bitten dich, dein Vorurteil gegen die Kirche abzulegen. Wir haben erkannt, dass trotz aller menschlichen Schwächen in den verschiedensten Glaubensrichtungen jeder Glaube Millionen Menschen einen Sinn und eine Richtung gegeben hat. Gläubige Menschen haben eine vernünftige Einstellung zum Leben. Wir hatten in der Tat überhaupt kein vernünftiges Konzept. Wir machten uns einen Spaß daraus, geistige Glaubensrichtungen und religiöse Übungen zynisch zu zerpflücken, wenn wir sahen, dass viele Menschen aller Rassen, Hautfarbe und Nationalitäten aufgrund ihrer geistigen Haltung Festigkeit, Glauben und Zielvorstellungen besaßen, die wir besser für uns selbst angestrebt hätten. 309 301 Sicherheit zurückgewinnen In unserem Verhalten in Bezug auf finanzielle und innere Sicherheit haben Furcht, Gier, Habsucht und Stolz bei uns oft großen Schaden angerichtet. Beim Rückblick auf unsere geschäftlichen oder beruflichen Leistungen kann sich fast jeder Alkoholiker folgende Fragen stellen: Welche Charakterfehler haben zusätzlich zu meinem Trinkproblem, zu meiner schlechten finanziellen Lage beigetragen? Haben Angst und Minderwertigkeitsgefühle mein Selbstvertrauen zerstört und mich mit Konflikten beladen? Oder habe ich mich überbewertet und den großen Mann gespielt? Berufstätige Frauen in der Gemeinschaft der A>A. werden feststellen, dass diese Fragen auch auf sie zutreffen. Auch die Hausfrau, die Alkoholikerin ist, kann ihrer Familie finanziell großen Schaden zufügen. Jeder Alkoholiker muss sich tatsächlich nach allen Richtungen hin schonungslos überprüfen, um zu erkennen, wie seine Sicherheit durch seine Charakterschwächen beeinträchtigt wurde.
image/svg+xml310 302 Im Rettungsboot Wir A.A. verhalten uns wie die Passagiere eines großen Schiffes nach Rettung aus Seenot, wenn auf dem Dampfer vom Zwischendeck bis zum Kapitänstisch Kameradschaft, Freude und Demokratie herrschen. Im Gegensatz zu den Empfindungen der Schiffspassagiere schwindet unsere Freude über die Rettung aus dem Unglück nicht, wenn wir unsere eigenen Wege gehen. Das Gefühl der Gemeinsamkeit in der Gefahr – Rückfall in den Alkoholismus – bleibt ein wichtiger Bestandteil des starken Betons, der uns A.A. zusammenhält. * Unsere erste Alkoholikerin war eine Patientin von Dr. Harry Tiebout, der ihr ein Manuskript des Blauen Buches gab. Als sie es zum ersten Mal las, war sie überzeugt. Sie kam sofort zu einem Meeting, das wir in unserem Wohnzimmer hielten, und ging dann in das Sanatorium zurück, wo sie einem Mittpatienten die klassische Botschaft überbrachte: „ Wir sind nicht mehr allein.“ 311 303 Liebevoller Ratgeber Hätte ich nicht so kluge und liebvolle Ratgeber gehabt, wäre ich schon längst gestorben. Ein Arzt rettete mich vor dem Tod durch Alkoholismus, weil er mich zwang, die Tödlichkeit dieser Krankheit einzusehen. Ein anderer Arzt, ein Psychiater, verhalf mir später zur Genesung, indem er mich von tiefliegenden Mängeln befreite. Von einem Priester erfuhr ich die Prinzipien der Wahrheit, nach denen wir A.A. heute zu leben versuchen. Diese wertvollen Freunde haben bei mir mehr getan, als es ihr Beruf verlangte. Ich wusste, dass ich mit allen Problemen zu ihnen gehen konnte. Ganz umsonst hatte ich teil an ihrem Wissen und an ihrer Rechtschaffenheit. Viele meiner besten A.A.- Freunde standen in genau der gleichen Beziehung zu mir. Oft konnten sie mir helfen, wenn andere es nicht konnten, einfach weil sie A.A. waren.
image/svg+xml312 304 Ein einziger Zweck Manche schwärmen davon, dass die Prinzipien der A.A. gut eine Richtschnur für ein geistiges Erwachen in der ganzen Welt werden könnten. Wenn unsere Freunde so sprechen, sind wir großzügig und gelassen. Doch wir A.A. müssen daran denken, dass so viel Ehre und eine solche Voraussage für die meisten von uns ein Trinkanstoß sein könnten. Dies aber nur dann, wenn wir davon überzeugt wären, dass die Gemeinschaft der A.A. tatsächlich einen solchen Zweck hätte und wir darauf hinarbeiteten. Darum bleibt unsere Gemeinschaft klugerweise bei ihrem einzigen Zweck: die Botschaft an den weiterzugeben, der noch leidet. Wir wollen auf die stolze Anmaßung verzichten, dass wir – weil Gott es uns ermöglicht hat, auf einem Gebiet Gutes zu tun – dazu auserkoren sind, einem jeden die rettende Gnade zu ermitteln. 313 305 Wachsende Demut Der Grundsatz, dass wir keine dauerhafte Kraft finden, ehe wir nicht unsere Niederlage vollkommen zugegeben haben, ist die Hauptwurzel, aus der unsere Gemeinschaft wächst und blüht. * Wir sagen jedem neuen, und er erkennt es auch bald selbst, dass dein demütiges Eingeständnis der Machlosigkeit dem Alkohol gegenüber der erste Schritt zur Befreiung von dieser lähmenden Gewalt ist. Deshalb ist die Demut für uns so wichtig. Doch ist erst ein bescheidener Anfang. Es braucht lange, bis wir unseren Widerwillen, demütig zu sein, aufgeben und sie als eine Straße zur echten Freiheit des menschlichen Geistes sehen. Ein ganzes Leben, das nur auf Ichbezogenheit eingestellt war, kann nicht sofort umgedreht werden.
image/svg+xml314 306 Ist Glück das Ziel? Ich glaube nicht, dass es um Glück oder Unglück geht. Die Frage heißt eher; Wie werden wir mit dem Problemen fertig, denen wir gegenüberstehen? Was lernen wir von ihnen und wie geben wir unsere Erfahrungen am besten an andere weiter, die von uns lernen wollen? Aus meiner Sicht sind wir hier auf Erden Schüler in der Hohen Schule des Lebens. Wir sollten versuchen, zu reifen und unseren Weggefährten zu helfen, damit auch sie in der Liebe aufwachsen, die keine Forderungen stellt. Kurz gesagt, wir versuchen, uns dem Ebenbild Gottes, wie wir ihn verstehen, zu nähern. Wenn wir Schmerzen verspüren, hoffen wir, dadurch bereitwillig zu lernen und anderen beim Lernen zu helfen. Kommt das Glück zu uns, nehmen wir es als Geschenk an und danken Gott dafür. 315 307 Kreis und Dreieck Während des Internationalen Treffens in St. Louis 1955 wehte über uns eine Fahne mit dem damals neuen Symbol für die A.A, einen Kreis, der sich um ein Dreieck schließt. Der bedeutet die ganze Welt der A.A, das Dreieck steht für die drei Vermächtnisse: Genesung, Einigkeit, Dienst. Vielleicht ist es kein Zufall, dass im Altertum Priester und Seher dieses Zeichen für die Austreibung der bösen Geister nutzten. * Als wir alten A.A. 1955 die drei Vermächtnisse der gesamten Gemeinschaft übergaben, vermischte sich Wehmut nach vergangenen Tagen mit Dankbarkeit für den großartigen Tag, den wir erlebten. Ich brauchte jetzt nie mehr für die A.A. zu handeln, zu entscheiden oder sie zu beschützen. Einen Augenblick lang fürchtete ich mich vor dem bestehenden Wechsel. Doch dieses Gefühl ging schnell vorüber. Auf das von Gott gelenkte Gewissen der A.A. konnten wir uns verlassen. Es würde die Zukunft der A.A. sichern. Nun stand es fest, dass meine Aufgabe von jetzt an darin bestehen würde, die Dinge unter Gottes Obhut ihren Gang nehmen zu lassen.
image/svg+xml316 308 Ein Weg aus der Depression Versuche bei einer akuten Depression nicht, dein ganzes Leben sofort wieder in Ordnung zu bringen. Wenn es dir so schwer fällt, eine Aufgabe zu übernehmen, weil du glaubst, du würdest sofort versagen, dann lässt du dich von deinem Unterbewusstsein täuschen. So wartest du nur auf einen nächsten Fehlschlag, und wenn er eintritt, dient dir das als Alibi, um noch tiefer in die Depression zu sinken. Kurz gesagt, die „ Alles-oder-nichts“-Einstellung ist zerstörerisch. Am besten ist es, mit einem winzigen bisschen Aktivität zu beginnen. Gehe später daran, jeden Tagein wenig mehr zu tun. Sei nicht enttäuscht bei einem Rückschlag – fang danach noch einmal an. 317 309 Erfahrungen Es ist eine Grunderfahrung auf geistigem Gebiet, dass etwas mit uns nicht stimmt, wenn wir aus irgendeinem Grund in Aufregung sind. Wenn uns jemand verletzt und es uns schmerzt, sind auch wir im Unrecht. Gibt es keine Ausnahme von dieser Regel? Wie steht es mit „ gerechtfertigtem Zorn“? Wenn uns jemand betrügt, haben wir nicht das Recht, wütend zu sein? Und sollten wir nicht auf die Selbstgerechtigkeit anderer Menschen ärgerlich reagieren? Für uns A.A. sind diese Erlebnisse mit der Wut manchmal recht gefährlich. Wir haben eingesehen, dass wir berechtigten Zorn denen überlassen sollen, die besser damit umgehen können.
image/svg+xml318 310 Vertrauen lernen Das gesamte Programm der A.A. basiert auf dem Prinzip gegenseitigen Vertrauens. Wir vertrauten auf Gott, wir vertrauten auf die Gemeinschaft der A.A, und wir vertrauten einander. Darum vertrauen wir auch unseren betrauten Dienern im Weltdienst. Das „ Recht auf Entscheidung“, das wir ihnen zubilligen, hat nicht nur praktische Erwägungen, damit sie wirklich handeln und leiten können, sondern es ist auch das Symbol unseres uneingeschränkten Vertrauens. * Wenn du ohne irgendeine religiöse Einstellung zu den A.A. kommst, kannst du die Gemeinschaft der A.A. selbst oder die A.A.-Gruppe zu deiner „ Höheren Kraft“ wählen. Hier ist eine große Gruppe von Menschen, die ihr Alkoholproblem gelöst haben. In dieser Hinsicht stellen sie tatsächlich eine Kraft dar, die grösser ist als du. Schon dieses bisschen Vertrauen ist zunächst ausreichend. Viele von uns, die genauso die Schwelle überschritten haben, können dir berichten, dass sich ihr Glaube später vergrößerte und vertiefte. Sie wurden von der alkoholischen Sucht befreit, ihr Leben veränderte sich unbeschreiblich, sie fanden den Glauben an eine Höhere Kraft, und die meisten begannen, von Gott zu sprechen. 319 311 Schlimme Geschichten Mein Hauptthema war stets, wenn auch in den verschiedensten Variationen: „ Was bin ich für ein verdammt schlechter Kerl!“ Genauso wie ich meist den geringsten Fortschritt voller Stolz übertrieb, genauso übertrieb ich meine Fehler aus Schamgefühl. Ich ließ mit freien Lauf und beichtete alles (und noch viel mehr) denen, die es hören wollten, Ob ihr es glaubt oder nicht, ich wertete die weitschweifige Ausbreitung meiner Sünden als Zeichen meiner großen Demut. Ich dachte, das seien ein großartiger geistiger Pluspunkt und ein Stück Wiedergutmachung. Doch später erkannte ich in aller Deutlichkeit, dass ich das Unrecht, das ich anderen zugefügt hatte, gar nicht wirklich bedauerte. Ich benutzte diese Episoden nur zum Geschichtenerzaehlen und zur Schaustellung. Mit diesem Bewusstwerden stellte sich bei mir ein wenig Demut ein.
image/svg+xml320 312 Toleranz hält uns nüchtern Durch Ehrlichkeit gegen uns und andere werden wir nüchtern, die Toleranz jedoch hält uns nüchtern. Aus Erfahrung können wir sagen, dass nur ganz wenige Alkoholiker einer Gruppe fernbleiben, weil was ihnen dort nicht gefällt. Die meisten kehren zurück und passen sich den jeweiligen Gegebenheiten an. Andere schließen sich einer anderen Gruppe an oder gründen eine neue. Mit anderen Worten: Wenn sich ein Alkoholiker darüber vollkommen im Klaren ist, dass er es allein nicht schafft, wird er schon einen Weg finden, sich in der Gesellschaft anderer wohl zu fühlen. So ist es seit den Anfängen der A.A. gewesen, und wahrscheinlich wird es immer so sein. 321 313 Im Sonnenlicht Als der Gedanke ausgesprochen wurde, dass es meinen persönlichen Gott geben könnte, gefiel mir das gar nicht. Da machte mein Freund Ebby mir einen Vorschlag, der mir damals ungewöhnlich erschien. Er sagte: „ Warum machst du dir nicht deine eigene Vorstellung von Gott?“ * Vielleicht kann man eine Erklärung für geistige Erfahrung finden. Ich habe oft versucht, meine eigenen zu schildern, doch es gelang mir nur, den Ablauf zu erzählen. Ich kenne das Gefühl und die Folgen dieser Erfahrung, aber ich weiß, dass ich niemals das Wie und Warum ganz verstehen werde.
image/svg+xml322 314 Tiefpunkte Als unsere Gemeinschaft noch klein war, befassten wir uns nur mit Menschen, die einen sehr schlimmen Tiefpunkt gehabt hatten. Weniger heruntergekommene Alkoholiker versuchten es mit den A.A. allerdings ohne Erfolg, weil sie die Hoffnungslosigkeit der Krankheit nicht einsehen konnten. Das änderte sich in den folgenden Jahren. Auch Alkoholiker, die noch ihre Gesundheit, Familie, Stellung, sogar zwei Autos in der Garage hatten, fingen an, ihre Krankheit zu erkennen. Mit der Zeit kamen auch junge Menschen zu uns, die kaum mehr als alkoholgefährdet waren. Wie wurden diese Menschen mit dem Ersten Schritt fertig? Mit unserer eigenen alten Trinkergeschichte erläuterten wir ihnen, wie wir schon vor vielen Jahren die Kontrolle verloren hatten, bevor es uns bewusst geworden war. Unser Trinken war keine bloße Angewohnheit, es war schon damals der Anfang einer schrecklich fortschreitenden Krankheit. 323 315 Grösser als wir selbst Würden ein moralisches Gesetz oder eine bessere Lebensphilosophie genügen, um mit dem Alkoholismus fertig zu werden, wären viele von uns schon vor langer Zeit gesund geworden. Doch wir wissen, dass solche Gesetze oder Philosophien uns nicht helfen konnten, so sehr wir uns auch bemühten. Wir konnten uns wünschen, moralisch einwandfrei zu sein, wir konnten uns wünschen, in der Philosophie Trost zu finden, wir konnten das sogar mit aller Kraft wollen – doch die dazu notwendige Kraft hatten wir nicht. Unsere menschlichen Fähigkeiten, die vom Willen beherrscht wurden, reichten nicht aus; sie setzten schließlich ganz aus. Keine Kraft: Das war unser Dilemma. Wir mussten eine Kraft finden, durch die wir leben konnten, und es musste eine Kraft sein, grösser als wir selbst.
image/svg+xml324 316 Schützender Mantel Fast jeder Zeitungsreporter, der über die A.A. berichteten will, klagt zunächst, wie schwer es ist, eine Geschichte ohne Namen zu schreiben. Aber er stellt seine Bedenken zurück, wenn ihm bewusst wird, dass es sich um eine Gruppe Menschen handelt, die keinen Beifall wollen. Es kann sein, dass er zum ersten Mal in seinem Leben über eine Organisation berichtet, die keine personenbezogene Werbung macht. Selbst wenn er ein zynischer Reporter ist, wird ihn diese klare Aufrichtigkeit schnell zum Freund der A.A. werden lassen. * Im Sinne der Anonymität versuchen wir, unsere natürlichen Wünsche nach persönlichem Prestige als A.A. aufzugeben, und zwar sowohl innerhalb unserer Gemeinschaft als auch in der Öffentlichkeit. jeder von uns , der diese menschliche Schwäche beiseite legt, webt an einem Schutzmantel, der unsere gesamte Gemeinschaft bedeckt und unter dem wir in Einigkeit wachsen und arbeiten können. 325 317 Ausblick auf morgen Ein Ausblick ist meiner Ansicht nach die Fähigkeit, abwägen zu können, und zwar sowohl für die nahe als auch für die ferne Zukunft. Vielleicht denken einige jetzt, dass dies ketzerisch gegen unser „nur für heute“ ist. Aber dieser wertvolle Grundsatz bezieht sich nur auf unser geistiges und seelisches Leben. Es bedeutet hauptsächlich, dass wir nicht so dumm sein sollen, uns über die Vergangenheit zu grämen oder Wunschträume für die Zukunft nachzuhängen. Es bekäme uns als Einzelwesen und als Gemeinschaft schlecht, wenn wir die Planung für morgen dem albernen Gedanken an die Vorsehung überließen. Die Vorsehung Gottes hat uns Menschen mit der Fähigkeit zum Vorausplanen ausgestattet. Gott erwartet, dass wir diese Fähigkeit nutzen. Natürlich werden wir uns oft verkalkulieren, wenn wir ganze Abschnitte oder Teilbereiche der Zukunft planen. Doch das ist besser, als überhaupt nicht daran zu denken.
image/svg+xml326 318 Vergebung Durch Erleben des fünften Schrittes entwickelte sich ein Gefühl in uns, dass uns vergeben würde, ganz gleich, was wir gedacht oder getan hatten. Es kam oft vor, während wir uns zusammen mit unserem Sponsor oder einem anderen geistigen Ratgeber mit diesem Schritt befassten, dass wir wirklich die Fähigkeit verspürten, anderen vergeben zu können, wie tief sie uns auch verletzt haben mochten. Durch unsere innere Inventur gelangten wir zu der Überzeugung, dass allseitige Vergebung erstrebenswert war. Doch erst als wir ernsthaft den Fünften Schritt in Angriff nahmen, wussten wir, dass wir ebenso Vergebung annehmen, wie wir anderen vergeben konnten. 327 319 Zwei Autoritäten Man wundert sich oft, wie die Gemeinschaft der A.A. in der scheinbaren Anarchie funktioniert. Andere Gesellschaften brauchen Gesetz und Kraft, Genehmigung und Strafe. Hierfür sind Bevollmächtigte zuständig. Zu unserem Glück haben wir erkannt, dass wir keine Vorgesetzten brauchen. Wir haben zwei Autoritäten, die weit bedeutender sind. Eine ist gut, die andere ist schlecht. Da ist Gott, unser Vater, der ganz einfach sagt: „ Ich warte, bis du meinen Willen ausführst!“ Die andere Autorität heißt König Alkohol. Er sagt: „ Du musst dem Willen Gottes gehorchen, sonst werde ich dich töten!“ * Die Traditionen der A.A. sind weder regeln noch Vorschriften, noch Gesetze. Wir befolgen sie gern, weil es wichtig ist und weil wir es möchten. Vielleicht liegt das Geheimnis ihrer Wirksamkeit darin, dass diese lebenswichtigen Empfehlungen sin unseren Erfahrungen und in Liebe verwurzelt sind.
image/svg+xml328 320 Eine Show schmeißen Die meisten versuchen in ihrem Leben, alle anderen in Bewegung zu halten. Jeder kommt sich wie ein Schauspieler vor, der die ganze Show schmeißen möchte. Er kümmert sich um Beleuchtung und Dekoration. Die anderen Schauspieler müssen seinen Anweisungen folgen. Wenn seine Inszenierung so liefe, wenn alle Menschen so handelten, wie er es will, wäre die Vorstellung großartig. Was passiert gewöhnlich? Seine Show kommt nicht richtig an. Er gibt wohl zu, dass etwas falsch gemacht wurde, doch er weiß ganz sicher, dass die anderen schuld sind. Er wird wütend, empört und bemitleidet sich selbst. Ist er nicht im Grunde auch dann noch auf der Suche nach sich selbst, wenn er versucht, nützlich zu sein? Ist er nicht ein Opfer der Täuschung, dass er der Welt Zufriedenheit und Glück abtrotzen kann, wenn er es nur geschickt genug anstellt? 329 321 Erfolg des Geldes Der Zweifler, der sich im Gebet versucht, sollte damit beginnen, alle Erfolge aufzuschreiben. Wenn er beharrlich bleibt, wird er gewiss mehr Gelassenheit, mehr Toleranz, weniger Furcht und weniger Zorn haben. Ihm wird ein stiller Mut zuteil, der nicht spannungsgeladen ist. Er kann „Versagen“ und „ Erfolg“ genau so sehen, wie sie wirklich sind. Probleme oder Notlagen sind lehrreich für ihn, schaden ihm nicht. Er fühlt sich freier und gesünder. Der Gedanke, er hätte sich jetzt selbst etwas vorgemacht, ist lächerlich. Sein Sinn für Zweckmäßigkeit und Zielstrebigkeit vergrößert sich. Seine Ängste werden blasser. Dagegen stabilisiert sich seine körperliche Gesundheit. Auf ihn kommen wunderbare und unbeschreibliche Dinge zu. Das Verhältnis zu seiner Familie und zu seiner Umwelt wird sich erstaunlich verbessern.
image/svg+xml330 322 Mach‘s dir nicht schwer – aber mach‘s Trägheit ist tatsächlich ein Faultier mit zwei Silben. * Nach meiner Beobachtung können einige Menschen damit leben, bestimmte Dinge hinauszuschieben, doch nur wenige können in offenem Widerstand leben. * Wir hatten bei vielen Problemtrinkern damit Erfolg, dass wir sie vor die schreckliche Alternative stellten: „ So machen es wir A.A…. sonst sterben wir.“ Wenn sich das einmal in dem Kopf eines Newcomers festgesetzt hat, wird sich bei fortgesetztem Trinken die Spule nur noch fester aufwinden. Schon mancher Alkoholiker sagte: „ Ich war an dem Punkt, an dem es hieß: Entweder die A.A. finden oder aus dem Fenster springen. So bin ich also hier.“ 331 323 Den Weg zu Gott ertasten Ich denke, dass Alkoholiker mehr als andere Menschen wissen möchten, wer sie sind, was dieses Leben bedeutet, ob sie göttlichen Ursprungs sind und ob ihr Geschick vorherbestimmt ist, ob es die umfassende Gerechtigkeit und Liebe gibt. Viele von uns haben in den Anfängen der Trinkerzeit noch einen Sinn für Höheres gehabt; manchmal hatten sie eine Ahnung von Vollkommenheit und für Augenblicke das Gefühl der Zugehörigkeit zur weltumfassenden Ordnung. Obwohl diese Vorstellungen und Gefühle zweifellos echt waren, wurden sie schnell entstellt und schließlich durch den Alkohol weggeschwemmt. In der Gemeinschaft der A.A. und vielen religiösen Bestrebungen finden Alkoholiker viel mehr von dem, was sie früher nur flüchtig sahen oder fühlten, wenn sie im Alkoholrausch ihren Weg zu Gott zu ertasten versuchten.
image/svg+xml332 324 Geisteshaltung und Geld Manche fragen immer: Was versteht man unter dem dritten Vermächtnis? Und auf welchem Gebiet spielt sich dieser „ Dienst“ ab? Ich möchte mit meinem Sponsor Ebby beginnen. Als Ebby hörte, wie schlimm mein Trinken geworden war, entschloss er sich, mich zu besuchen. Er war in New York; ich wohnte in Brooklyn. Sein Entschluss war nicht alles: er musste handeln und Geld ausgeben. Er rief mich an und fuhr anschließend mit der Untergrundbahn – Gesamtauslagen 10 Cents. Zwischen dem Telefonhäuschen und dem Drehkreuz der Untergrundbahn begannen sich Geisteshaltung und Geld zu vermischen. Eines ohne das andere hätte zu nichts geführt. Genau dort und in diesem Moment stellte Ebby den Grundsatz auf, dass Handeln im Sinne der Gemeinschaft der A.A. viel Zeit, aber auch etwas Geld kostet. 333 325 Demut ist Hoffnung Nun, da wir nicht mehr zur Kundschaft von Lokalen und Bordellen zählen, da wir unser Geld nach Hause tragen, da wir so aktiv bei den A.A. geworden sind, nun, da andere uns zu dem sichtbaren Fortschritt gratulieren – bringen wir es tatsächlich fertig uns selbst zu beglückwünschen. Natürlich sind wir noch nicht in Rufweite zur Demut. * Wir sollten zur Demutbereit sein. Wir sollten versuchen, unsere anderen Mängel genauso zu beseitigen, wie wir zugaben, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind, und wie wir glaubten, dass nur eine Kraft, grösser als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann. Wenn wir durch Demut die Gnade finden, die tödliche Alkoholsucht zu verlieren, dann muss es auch die Hoffnung geben, bei anderen Problemen zum gleichen Ergebnis kommen zu können.
image/svg+xml334 326 Kritik ist willkommen Vielen Dank für deinen kritischen Brief. Ich weiß, dass die Gemeinschaft der A.A. ohne ihre harten Kritiker viel langsamer vorwärts gekommen wäre. Ich selbst schätze die Menschen, die mich kritisiert haben, sehr hoch ein, ob nun ihre Kritiken vernünftig oder unvernünftig waren. Beides hat mich häufig davor bewahrt, viel Schlimmeres zu tun, als ich getan habe. Die Unvernünftigen haben mir, wie ich glaube, ein wenig Geduld beigebracht. Die vernünftigen haben immer einen großartigen Beitrag zu unserer Gemeinschaft geleistet. Sie haben mir manch wertvolle Lektion erteilt. 335 327 Drei Möglichkeiten Unser Streben zielt auf Nüchternheit, auf die Befreiung vom Alkohol und seinen schrecklichen Folgen. Ohne diese Befreiung haben wir überhaupt nichts. Es ist doch paradox, dass wir nicht von der Alkoholsucht frei werden können, ehe wir nicht bereit sind, uns mit all den Charakterfehlern auseinanderzusetzen. Durch die wir in diesen hilflosen Zustand gekommen sind. Bei dieser Sucht nach Freiheit werden uns immer drei Möglichkeiten angeboten. Erste Möglichkeit: Die hartnäckige Weigerung, an unseren hervorstechendsten Charakterfehlern zu arbeiten, kommt einem Fahrschein in die Hölle gleich. Zweite Möglichkeit: Wir können vielleicht eine Zeitlang trocken bleiben, indem wir ein klein wenig an uns arbeiten – und dann in der bequemen, aber gefährlichen Mittelmäßigkeit stehen bleiben. Schließlich bleibt uns noch die dritte Möglichkeit, uns ständig hart um die hervorragenden Eigenschaften zu bemühen, die zum Schönsten und Reinsten in Geist und Tat führen. Das ist die wahre und dauerhafte Freiheit durch Gott
image/svg+xml336 328 Neu entdeckte Vorsehung Wenn du mit einem Neuen zusammen bist, der eine agnostische oder atheistische Einstellung hat, erkläre ihm die geistigen Grundsatze am besten in einer alltäglichen Sprache. Es hat keinen Zweck, irgendwelche Vorurteile gegen religiöse Auffassungen oder Ansichten wachzurufen, weil bei ihm diesbezüglich schon Verwirrung genug herrscht. Lass solche strittigen Punkte am besten weg, ganz gleich, wie deine Überzeugung ist. * Jeder Einzelne, der sich den A.A. angeschlossen hat und bei ihnen bleiben möchte, hat schon, ohne es zu wissen, mit dem Dritten Schritt begonnen. Stimmt es denn nicht, dass jeder, der mit dem Alkoholismus zu kämpfen hat, bereit ist, sein Leben der Sorge, dem Schutz und der Lenkung der Gemeinschaft der A.A. anzuvertrauen? In einem Punkt ist schon eine Bereitwilligkeit zustande gekommen, nämlich den eigenen Willen und eigene Gedanken zum Alkoholproblem im Austausch gegen die Vorschläge der A.A. aufzugeben. Wenn das nicht bedeutet, seinen Willen und sein Leben einer neu entdeckten „ Vorsehung“ anzuvertrauen, was soll es denn sonst sein? 337 329 Dein Wille geschehe Beim Beten liegt die Versuchung nahe, um ganz besondere Lösungen für ganz besondere Probleme zu bitten und um die Fähigkeit, anderen Menschen zu helfen, so wie ihnen nach unserer Meinung geholfen werden sollte. In diesem Fall bitten wir Gott, nach unserer Vorstellung zu handeln. Wir sollten bei jeder Bitte sorgfältig überleben und das Gute und schlechte herauszufinden versuchen. Auch wenn wir ganz bestimmte Anliegen haben, ist es gut hinzuzufügen: „…. wenn das Dein Wille ist.“
image/svg+xml338 330 Erwachsen werden Der jugendliche Drang, den so mancher von uns brauchte, um Beifall, Sicherheit und die vollkommene Liebe zu finden – ein Drang, wie man ihn bei siebzehnjährigen findet - ,ist erwiesenermaßen unmöglich, wenn jemand zwischen 47 oder 57 Jahre alt ist. Seit den Anfängen der A.A. habe ich schon große Sprünge auf allen diesen Gebieten gemacht, weil ich in Herz und Hirn nicht erwachsen werden konnte. * Bei unserem geistigen Wachstum wird es notwendig, unsere frühere Einstellung zu unseren natürlichen Instinkten einer drastischen Prüfung zu unterziehen. Unsere Forderungen nach innerer Sicherheit, Wohlstand, persönlichem Ansehen und Kraft müssen zurückgeschraubt und in eine andere Richtung gelenkt werden. Die Befriedigung dieser Forderung kann nicht der einzige Sinn und Zweck unseres Lebens sein. Wir können nicht die Karre vor das Pferd spannen, sonst werden wir in die Ernüchterung zurückgetrieben. Doch wenn wir bereit sind, geistiges Wachstum an die erste Stelle zu setzen, dann und nur dann haben wir eine echte Chance, in gesunder Erkenntnis und reifer Liebe zu wachsen. 339 331 Die große Wirklichkeit Wir wissen, dass wir nur wenig wissen. Gott wird dir und uns ständig mehr offenbaren. Frage Ihn jeden Morgen bei deiner Meditation, was du heute für den Menschen tun kannst, der noch krank ist. Du erhältst eine Antwort, wenn bei dir selbst alles in Ordnung ist. Du kannst sicher nichts weitergeben, was du nicht hast. Sieh zu, dass deine Beziehungen zu Ihm in Ordnung ist, und große Ereignisse werden auf dich und unzählige andere zukommen. Das ist für uns die große Wirklichkeit. Für den Neuen: Überlass dich Gott, wie du ihn verstehst. Gib Ihm und deinen Kameraden gegenüber deine Fehler zu. Räume die Trümmer deiner Vergangenheit fort. Gib freiwillig von dem ab, was du bekommst, und schließe dich uns an. Wir werden mit dir in der Gemeinschaft des Geistes vereint sein, und du wirst bestimmt einigen von uns wieder begegnen auf dem beschwerlichen Weg, der in eine glückliche Zukunft führt. Gott segne und erhalte dich - bis dahin.
image/svg+xml340 332 Ich bin verantwortlich….. Wenn irgendjemand irgendwo um Hilfe ruft, möchte ich, dass die Hand der A.A. ausgestreckt ist, denn: Ich bin verantwortlich! (Erklärung zum dreißigjährigen bestehen der A.A. bei der Internationalen Konvention 1965) * Liebe Freunde, seit 1938 habe ich den größten Teil meines Lebens in der Gemeinschaft der A.A. damit verbracht, bei der Schaffung, Gestaltung, Leitung und Sicherung der Funktionsfähigkeit und Wirksamkeit der A.A. Weltdienste mitzuhelfen, und durch diese Dienststelle konnte unsere Gemeinschaft als vereintes Ganzes überall auf dem Globus tätig sein. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass alle durch die Vertrauensleute ausgeführten wichtigen Aufgaben viel zu unserer derzeitigen Größe und unserer allseitigen Wirksamkeit beigetragen haben. Die Allgemeine Dienststelle der A.A. ist die größte Übermittlerin der A.A. –Botschaft. Durch ihre 341 Bemühungen kote die Gemeinschaft der unruhigen Welt, in der wir leben, angepasst werden. Sie hat die Saat unserer Gemeinschaft allenthalben gehegt. Die A.A.- Weltdienste sind bereit, jeden Hilferuf einer Gruppe oder eines Einzelnen nachzugehen. Entfernungen und Sprache spielen keine Rolle. Die in vielen Jahren zusammengetragene Erfahrung steht uns zur Verfügung. Die Mitglieder unserer Vertrauensausschüsse – das General Service Board der A.A> - werden die Wegweiser in allen weltumfassenden Angelegenheiten sein. Diese hohe Verantwortung wurde ihnen schon vor langer Zeit übertragen: sie sind die Nachfolger von Dr. Bob und mir im Weltdienst, und sie sind der Gemeinschaft A.A. als Ganzes direkt verantwortlich. Dies ist das Vermächtnis der Verantwortung im Weltdienst, das wir abtretenden Alten euch, den A.A. von heute und morgen, übergeben. Wir wissen, dass ihr dieses weltweite Vermächtnis schützen, tragen und lieben werdet, da es die größte Gesamtverantwortung ist, die die Gemeinschaft der A.A. jemals haben kann. In Vertrauen und Liebe ( Bill starb am 24.Januar 1971 )
image/svg+xml342 * Stichwortverzeichnis Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf die Artikelnummern Abhängigkeit: von Menschen 63, 72, 176, 239, 252, 265, 288 von Gott siehe Höher Kraft Abscheu: siehe Ärger, siehe Groll Alibi: siehe vernunftmäßige Betrachtung Alles- oder- nichts- Einstellung: siehe Perfektionismus Ambitionen: siehe Ehrgeiz Andacht: siehe Gebet Angst: 22, 43, 46, 51, 61, 75, 91, 112, 154, 166, 196, 253, 261, 263, 278 Annahme: 6, 20, 30, 44, 49, 109, 114, 131, 138, 148, 169, 194, 254, 293 Anonymität: 43, 120, 160, 198, 241, 255, 278, 299, 316 Anziehungskraft: siehe Information der Öffentlichkeit Ärger: 5, 39, 56, 58, 98, 113, 153, 179, 184, 168, 285, 309, 320 Arroganz: siehe Ehrlichkeit Aufgeschlossenheit: 7, 26, 87, 115, 119, 137, 152, 174, 189, 219, 247, 260, 300, 313 Aufrichtigkeit: siehe Ehrlichkeit Aufschieben: 25, 322 Ausrede: siehe vernunftmäßige Betrachtung 343 Ausrutscher: siehe Rückfall Bequemlichkeit: 12, 100, 142, 330 Bereitschaft: 4, 88, 106, 109, 115, 122, 137, 171, 115, 219, 226, 232, 32^, 327, 328 Besinnung: siehe Meditation Bestandsaufnahme: siehe Inventur Beziehung zur Familie: 123, 176, 190, 230, 265, 270, 277, 292 Charakterfehler: 17, 48, 54, 80, 83, 96, 97, 103, 131. 136, 142, 149, 196, 204, 216, 258, 281, 301, 311, 325, 327 Dankbarkeit: 19, 29, 37, 67, 133, 155, 163, 165, 168, 231, 249, 253, 256, 266, 267, 303, 326 Demut: Wunsch nach 10,36, 38, 40, 46, 74, 97, 106, 139, 160, 168, 199, 212, 223, 226, 244, 271, 304, 325 Wege zur 2, 12, 31, 44, 83, 91, 106, 126, 149, 156, 159, 191, 211, 213, 236, 246, 248, 291, 305, 311, 316 Depressionen: 2, 30, 63, 92, 148, 231, 308 Dienst_ 13, 18, 53, 138, 147, 155, 162, 180, 183, 188, 220, 224, 244, 254, 259, 269, 273, 284, 287, 290, 297, 307, 310, 324, 332 siehe auch: Verantwortung siehe auch: Zwölfter Schritt Egoismus: 81, 227, 270, 272, 282, 287 Ehrgeiz: 19, 40, 46, 131, 135, 138, 160, 185, 193, 198, 214, 235, 282
image/svg+xml344 Ehrlichkeit: 17, 20, 44, 70, 74, 83, 102, 140, 141, 156, 172, 173, 205, 213, 222, 227, 238, 25, 258, 277, 279, 312 Eingeständnis: 17, 24, 48, 65, 83, 88, 102, 111, 126. 135, 149, 164, 209, 213, 228, 231, 248, 261, 289, 305, 311, 314, 318 Einigkeit: 9, 50, 82, 125, 143, 149, 154, 155, 162, 198, 207, 220, 229, 249, 273, 297, 302, 307, 319, 332 Einsamkeit: 51, 53, 72, 90, 117, 228, 252, 302 Enttäuschung: 1, 22, 40, 63, 111, 131, 135, 176, 265, 320 Erfolg: 19, 40, 46, 165, 177, 207, 235, 254 Erwachen: siehe: geistig-spirituelles Erwachen Familie: siehe:Beziehung zur Familie Fehler: siehe: Charakterfehler Finanzielle Probleme: 75, 84, 112, 128, 177, 205, 239, 259, 287, 290, 301, 324 Fortschritt: A.A. oder Gruppe: 31, 50, 65, 82, 86, 115, 143, 207, 269, 326 persönlicher: siehe: Wachstum Freiheit: 4, 26, 50, 55, 124, 134, 158, 191, 201, 218, 237, 273, 319 Freundschaft: siehe: Liebe Frustration: siehe: Enttäuschung Gebet: 20, 33, 55, 63, 78, 89, 93, 108, 117. 127, 148, 170,189, 202, 206, 210, 243, 250, 264, 274, 286, 293, 295, 321, 329, 331 345 Geistig-spirituelles Erwachen oder Erlebnis: 2, 8, 85, 101, 152, 168, 171, 178, 182, 217, 225, 242, 246, 256, 281, 313 Geistig-spirituelles Leben: 5, 7, 8, 27, 40, 81, 88, 95, 103, 123, 167, 177, 190, 254, 259, 280, 287, 323, 324, 330, 331 Gelassenheit: 20, 36, 48, 72, 104, 126, 127, 150, 173, 196, 250, 254, 261, 288, 293, 321 Gesundheit: 121, 130, 141 siehe auch: Krankheit Glaube: 3, 13, 16, 23, 26, 36, 47, 51, 84, 112, 114, 117, 129, 152, 166, 188, 196, 208, 212, 219, 221, 225, 260, 263, 284, 300, 310 siehe auch: Höhere Macht Groll: 5, 39, 56, 58, 98, 176, 179, 268, 286 Heute: im Heute leben: 11, 16, 75, 89, 92, 132, 157, 233, 243, 284, 296, 308, 317 Hochmut: siehe Stolz Höhere Kraft: 2, 7, 13, 15, 34, 38, 51, 76, 95, 108, 116, 119, 126, 146, 150, 152, 168, 170, 175, 178, 201, 204, 219, 223, 225, 236, 263, 274, 294, 310, 313, 323, 331 Agnostiker und Atheisten und H.M.: 7, 26, 47, 95, 126, 137, 146, 158, 174, 201, 247, 260, 276, 300, 313, 328 Alkoholische Zwangsvorstellung und H.M.: 2, 4, 9, 11, 16, 19, 42, 88, 114, 194, 246, 315
image/svg+xml346 Die Gruppe als H. M. : 73, 109, 191, 276, 310, 328 Verbundenheit zur H.M.: 26, 33, 55, 66, 72, 78, 87, 93, 104, 117, 122, 129, 139, 155, 200, 206, 210, 221, 239, 249, 265, 293, 319, 329 siehe auch: Gebet, siehe auch: Glaube Identifikation: 24, 195, 212, 228, 231, 252, 257, 302, 303 Information der Öffentlichkeit: 195, 255, 278, 316 Innere Ruhe: siehe: Gelassenheit Intoleranz: siehe: Toleranz Inventur: Hilfe zur: 10, 17, 33, 39, 80, 96, 111, 132, 142, 144, 193, 205, 213, 215, 222, 248, 258, 261, 267, 270, 279, 281, 289, 296, 301, 303 Wert der: 10, 12, 17, 54, 64, 68, 106, 111, 140, 149, 161, 173, 216, 133, 261, Kapitulation: 2, 42, 49, 60, 87, 118, 121, 135, 168, 174, 209, 217, 218, 235, 242, 245, 246, 283, 305, 314, 322 Krankheit: Alkoholismus als: 4, 27, 32, 35, 45, 88, 118, 121, 130, 141, 180, 194, 217, 218, 257, 283 Liebe: 18, 23, 27, 37, 53, 90, 144, 172, 203, 230, 273, 294, 303 Mängel: siehe : Charakterfehler 347 Meditation: 10, 33, 93, 108, 117, 127, 150, 189, 202, 243, 264, 331 Minderwertigkeitsgefühl: 46, 90, 135, 140, 185, 214, 252 Mitgliedschaft in A.A.: siehe Zugehörigkeit Mut: 61, 91, 129, 166, 200, 221, 253, 321 Neid: 131 Neuling: siehe: Newcomer Newcomer: 14, 28, 57, 62, 69, 105, 118, 123, 146, 165, 186, 190, 191, 199, 207, 209, 212, 198, 314, 331 Niedergeschlagenheit: siehe: Depressionen Öffentlichkeit: siehe: Informationen Oldtimer: 138, 169, 207, 244, 269, 307 Patenschaft: siehe: Zwölfter Schritt Perfektionismus: 6, 15, 135, 167, 172, 181, 214, 308 Persönlichkeiten und Prinzipien: siehe: Prinzipien und Persönlichkeiten Persönlichkeits-Veränderung: siehe: Wachstum Prinzipien und Persönlichkeiten : 143, 215, 224, 312, Privatsphäre: 102, 161, 299, Rache: siehe: Ärger Rationales Denken: siehe: Vernunftmäßige Betrachtung Rechtfertigung: siehe: Vernunftmäßige Betrachtung Religion: siehe: Höhere Kraft Reue: siehe: Schuld Rückfall: 11, 52, 68, 99, 154, 184, 197, 213, 214, 251, 291
image/svg+xml348 Schäden die der Alkohol verursacht: siehe Krankheit Schmerz: siehe: Schwierigkeiten Schuld: 11, 48, 68, 83, 92, 99, 140, 311 Schwierigkeiten: 3, 20, 27, 31, 35, 71, 78, 82, 110, 132, 156, 184, 200, 211, 221, 234, 250, 263, 266, 288, 291, 306, 321 Selbstständigkeit: siehe: Wille Selbstgefälligkeit: 25, 94, 96, 133, 153, 159, 193, 205, 207, 226, 227, 258, 325, 327 Selbstmitleid: 138, 176, 238, 261, 268, 320 Selbstzufriedenheit: siehe: Selbstgefälligkeit Sexuallität: 12, 142, 270, 277, 282 Sich gehen lassen: siehe: Bequemlichkeit Sorge: siehe: Angst Sponsorschaft: siehe: Zwölfter Schritt Stolz: 12, 37, 74, 107, 118, 133, 140, 181, 261, 285, 304 Streit: 56, 59, 98, 143, 153, 215, 262, 326 Toleranz: 28, 41, 62, 113, 120, 134, 145, 147, 151, 175, 186, 203, 215, 230, 234, 268, 286, 312, 326 gegenüber religiösen Ansichten: 34, 73, 95, 116, 158, 175, 201, 223, 276 Trockenrausch: siehe: Ärger, siehe: Depressionen Überheblichkeit: 33, 38, 60, 114, 139, 146, 176, 183, 199, 206, 225, 320 Unduldsamkeit: siehe: Toleranz 349 Unehrlichkeit: siehe: Ehrlichkeit Unterlegenheit: siehe: Minderwertigkeitsgefühl Veränderung der Persönlichkeit: siehe: Wachstum Verantwortung: als A.A.: 9, 13, 32, 50, 57, 79, 84, 125, 229, 255, 271, 290, 297, 307, 317, 319, 331, 332 im täglichen Leben: 21, 32, 84, 94, 97, 115, 123, 128, 145, 178, 202, 253, 262, 271, 292,317, siehe auch: Dienst, siehe auch: Zwölfter Schritt Vergebung: 52, 89, 151, 204, 268, 318 Vernunftmäßige Betrachtung: 17, 25, 39, 44, 58, 64, 80, 107, 128, 151, 160, 170, 179, 193, 197, 251, 258, 167, 270, 279, 285, 289, 296, 308 Verschwiegenheit: 102, 161, 299 Versuchung zu Trinken: 77, 121, 128, 188, 280 Vertrauen: 144, 224, 248, 269, 303, 307, 310, 332 Veteranen: siehe: Oldtimer Vierundzwanzig- Stunden- Leben: siehe Heute Vorurteil: siehe: Gelassenheit Wachstum: persönliches: 1, 8, 10, 12, 25, 44, 65, 76, 85, 101, 104, 115, 124, 136, 156, 157, 171, 204, 144, 264, 271, 294, 306, 327, 330 allmähliches und stetiges: 6, 15, 59, 159, 167, 181, 191, 219, 236 durch Not: 3, 22, 31, 35, 49, 75, 184, 234, 266, 326
image/svg+xml350 der Gemeinschaft der A.A. oder der Gruppe: siehe: Fortschritt Wiedergutmachung: 64, 70, 111, 145, 151, 187, 227, 277, 311 Wille: 4, 16, 33, 42, 47, 55, 66, 87, 88, 109, 122, 124, 139, 170, 210, 225, 232, 245, 272, 282, 293, 295, 315, 320, 328, 329 Wut: siehe: Ärger Zögern: siehe: Aufschieben Zufriedenheit: 29, 53, 57, 69, 163, 216, 218, 233, 249, 254, 298, 302, 306, 321 Zugeben: siehe: Ehrlichkeit Zugehörigkeit: 34, 41, 62, 134, 158, 175, 186, 234, 237, 276 Zusammenarbeit ohne Zusammenschluss: 45, 113, 147, 180, 255, 267 Zwang zum Trinken: siehe: Krankheit Zwangsvorstellung: siehe: Krankheit Zwölfter Schritt: 18, 21, 67, 195, 304, 331 erster Kontakt im: 14, 24, 69, 105, 114, 118, 146, 165, 190, 192, 199, 201, 217, 237, 239, 242, 257, 275, 314, 324, 328 für die eigene Nüchternheit: 13, 29, 35, 69, 163, 192, 212, 257, 275,