8. Oktober
Die stürmischen Wogen an der Oberfläche werden in der Tiefe des Meeres nicht
wahrgenommen. (William James)
Stellen wir uns einen verträumten See vor, seine Oberfläche erscheint wie Glas,
in dem sich der Himmel spiegelt, und seine Ufer sind dicht von Bäumen gesäumt.
Nicht weit vom Seeufer entfernt gleitet eine Schar Gänse ruhig über das Wasser,
ohne die leiseste Wellenbewegung hervorzurufen. Was für ein friedliches Bild!
Doch unter der Wasseroberfläche kämpfen sich eifrig die kleinen Gänsefüße
vorwärts. Aus dieser Szene können wir folgende Lehre ziehen: Die Dinge sind
nicht immer so, wie sie aussehen: Hinter einem lächelnden Gesicht kann sich ein
gebrochenes Herz verbergen. Ein sanft schlummerndes Kind kann von Alpträumen
geplagt sein. Eine tüchtige Arbeitskraft kann in Wirklichkeit nur nach
Anerkennung streben. Einem pflichtbewussten Erwachsenen sieht man nicht immer
das verletzte und zornige Kind an, das in ihm steckt.
Heute Abend wollen wir über unser äußeres Erscheinungsbild nachdenken, das wir
den anderen gegenüber an den Tag legen. Sind wir wie diese sanft dahin
gleitenden Gänse, und verbergen wir unsere verzweifelten Anstrengungen vor den
anderen? Heute Abend wollen wir zur Einsicht gelangen, dass wir nicht den Schein
zu wahren brauchen.
Ich brauche nichts vorzutäuschen, sondern kann mich so geben, wie ich bin.
Ich will ganz ehrlich sein und meine Gefühle nicht hinter einer Fassade
verbergen.