4. Dezember

Sie erschraken, als sie sich allmählich wohl fühlten, nur weil sie es nicht gewohnt waren. Wie Häftlinge, die nach Jahren in die Freiheit entlassen werden. (Lisa Alther)

Die Abendnachrichten beginnen meist mit Schreckensmeldungen und enden mit einer positiven, aufmunternden Mitteilung. Wenn wir heute Abend über unsere Tagesereignisse berichten sollten, worüber würden wir reden? Über Begebenheiten, die Enttäuschung, Wut, Verdruss und Missverständnisse ausgelöst haben? Oder über das Geben und Lachen, über Nähe, Erfolg und Leistung.

Oft empfinden wir es als beängstigend, uns nur auf die guten Dinge im Leben zu konzentrieren. Häufig haben wir Angst davor, uns wohl zu fühlen, weil wir fürchten, dieses Gefühl würde nicht anhalten. Vielleicht empfinden wir positive Gefühle deshalb als so unangenehm, weil sie uns so wenig vertraut sind. Doch diese Befangenheit wird sich mit der Zeit legen, bis wir uns an die guten Empfindungen gewöhnt haben.

Angenehme Gefühle zu akzeptieren ist, wie jemanden zu treffen, den wir gerne näher kennen lernen würden. Anfangs werden wir Angst und Scheu empfinden, doch wenn wir mehr Zeit miteinander verbringen und gemeinsam etwas unternehmen, fühlen wir uns zusehends gelöster und sicherer. Sich wohl zu fühlen ist wie einen Freund zu haben, der uns mit jedem Tag mehr ans Herz wächst.

Heute Abend will ich nur Gutes in meinen Abendnachrichten bringen.