28. November

Die Selbstsucht legt es darauf an, um sich herum absolute Uniformität zu schaffen. Sie Selbstlosigkeit anerkennt die unendliche Mannigfaltigkeit als etwas Wunderbares, akzeptiert sie, fördert sie und erfreut sich an ihr (Oscar Wilde)

Wenn wir solche Menschen als selbstsüchtig betrachten, die um ihre eigene Person besorgt sind, sollten wir uns überlegen, was wir unter dem Begriff Selbstsucht verstehen. Wenn wir abends lange aufbleiben und uns mit unserem Partner unterhalten wollen, der aber lieber schlafen ginge, wer von beiden ist dann selbstsüchtig? Der eine, der müde ist und zu Bett gehen möchte, oder der andere, der darauf besteht, dass man ihm Gesellschaft leistet?

Der Wunsch, sich abzugrenzen, hat nichts mit Selbstsucht zu tun. Wir nehmen dabei nur Rücksicht auf unsere Bedürfnisse und sagen ehrlich unsere Meinung. Selbstsucht aber wäre, wenn wir auf Kosten eines anderen unseren Willen durchzusetzen versuchten. Selbstsucht ist unehrenhaft, weil sie die Offenheit des anderen nicht ehrt.

Um selbstlos zu sein, müssen wir als erstes dem anderen zuhören können. Und wenn wir dazu fähig sind, müssen wir auch die Meinung des anderen respektieren. Um aber völlig selbstlos zu sein, müssen wir uns an der Andersartigkeit unserer Mitmenschen erfreuen können. Wenn wir die Vielfalt der Menschen um uns herum schätzen, dann wissen wir, was Selbstlosigkeit ist.

Stört mich die Andersartigkeit meiner Mitmenschen? Ich will versuchen, den anderen zuzuhören, um mich davon zu überzeugen, wie verschieden wir doch alle sind.