27. Dezember
Das Leben gleicht einem Violinsolo in der Öffentlichkeit, für das man noch
ein paar Griffe einstudieren muss. (Edward Bulwer-Lytton)
Ein Violinvirtuose, dessen Konzerte ausverkauft sind, hat unzählige Übungsstunden hinter sich, um es zu solcher Vollendung zu bringen. Er würde aber trotzdem nie auf die Idee kommen, das Publikum zu einer Übungsstunde einzuladen, denn dabei würde es auch Fehler zu hören bekommen.
Wir sind zwar keine Violinvirtuosen, aber dennoch ständig einem Publikum ausgesetzt. Jeder kann sowohl unsere guten als auch die schlechten Darbietungen sehen. Deshalb müssen wir auch so oft gegen Ungeduld und Enttäuschung ankämpfen, wenn wir einen guten Eindruck auf andere machen wollen. Doch im Beisein anderer tun wir uns alle schwer. Ebenso wie unsere Mitmenschen unsere Schwächen erkennen, bleiben uns auch ihre Schwächen nicht verborgen. Keiner von uns ist ein Virtuose des Lebens. Um lebenstüchtig zu werden, müssen wir jeden Tag ganz bewusst erleben und immer Neues dazulernen.
Ich muss keine Spitzenleistungen erbringen oder ein Perfektionist werden. Ich kann in Gegenwart anderer so sein, wie ich bin.