26. Mai - Klatsch

Intimität ist jenes innige Gefühl der Verbundenheit mit anderen, das uns glücklich macht. In unserem Heilungsprozess erleben wir diese Nähe in erstaunlicher Weise. Wir stellen fest, dass wir vertraute Beziehungen mit Arbeitskollegen, Freunden, Teilnehmern unserer Selbsthilfegruppen entwickelt haben - manchmal auch mit Familienmitgliedern. Viele von uns finden jetzt in ihren Liebesbeziehungen zu wahrer Intimität.

Intimität ist nicht Sex, wobei Sex selbstverständlich sehr intim sein kann. Intimität bedeutet: Wir führen eine gegenseitig
aufrichtige, warme, fürsorgliche, sichere Beziehung - in der ein anderer sein kann, wer er oder sie ist, und wir sein können, wer wir sind - und beide Partner sich schätzen und achten.

Gelegentlich tauchen Konflikte auf. Konflikte sind unvermeidbar. Manchmal gilt es, schwierige Gefühle aufzuarbeiten. Manchmal verändern sich Grenzen oder Begleitumstände von Beziehungen. Doch die Verbundenheit - das Band aus Liebe und Vertrauen - bleibt bestehen. Es gibt viele Blockaden gegen Intimität und vertrauliche Beziehungen. Süchte und missbräuchliche Verhaltensweisen verhindern Intimität. Ungelöste Probleme aus der eigenen familiären Vergangenheit erschweren Intimität. Kontrolle beeinträchtigt Intimität. Unausgeglichene Beziehungen, in denen die Kräfte zu unterschiedlich verteilt sind, lassen Intimität nicht zu. Übertriebene Fürsorge kann Intimität ausschließen. Wenn wir herumnörgeln, uns zurückziehen oder ganz abkapseln, kann Intimität verletzt werden.

Eine dieser Blockaden ist der Klatsch - wir reden über eine Person, um sie herabzusetzen oder zu verurteilen und uns selbst in ein besseres Licht zu rücken. Schwachpunkte, Unzulänglichkeiten oder Misserfolge eines Menschen mit einem Dritten zu besprechen, hat eine vorhersehbare Wirkung auf die Beziehung. Es steht uns zu, Intimität in möglichst vielen Beziehungen zu erleben. Wir verdienen Beziehungen, die von keiner Richtung her sabotiert werden. Das soll nicht heißen, dass wir dabei unseren Kopf in den Wolken haben; es geht vielmehr darum, dass unsere Gespräche von lauteren Motiven bestimmt sind. Besteht zwischen uns und dem anderen Menschen eine ernste Unstimmigkeit, so ist es ratsam, mit ihm direkt darüber zu sprechen. Gezielte, offene Aussprachen reinigen die Atmosphäre und ebnen den Weg zur Intimität; wir fühlen uns mit uns selbst und mit anderen wohler.

Hilf mir heute, Gott, meine Angst vor Intimität abzustreifen. Hilf mir, danach zu streben, meine Kommunikation mit anderen frei zu halten von bösem Klatsch. Hilf mir, mich um Intimität in meinen Beziehungen zu bemühen. Hilf mir, so direkt wie möglich mit meinen Gefühlen umzugehen.