24.Juni - Abstand

Vielen von uns fällt es recht schwer, inneren Abstand zu gewinnen. Sobald wir jedoch den Nutzen dieses Prinzips für unsere innere Heilung erkennen, begreifen wir, wie wichtig dieser Abstand ist. Die folgende Geschichte einer Ehefrau macht uns das klar.

Ich schaffte es zum ersten Mal, Abstand zu gewinnen, als ich mich von meinem alkoholkranken Ehemann trennte. Er trank damals sieben Jahre - seit Beginn unserer Ehe. Genau so lange hatte ich seine Alkoholabhängigkeit verdrängt und versucht, ihm das Trinken abzugewöhnen.

Ich setzte alle Hebel in Bewegung, um ihn von Alkohol fernzuhalten, ihn zur Einsicht zu bewegen, ihm vor Augen zu führen, wie sehr er mich mit seiner Trinkerei verletzte. Ich war wirklich der Überzeugung, mit meinen Kontrollmaßnahmen das Richtige zu tun.

Eines Abends kam die Erleuchtung. Mir wurde klar, dass meine Kontrollversuche das Problem nie lösen würden. Mir war außerdem klar, dass ich mein Leben nicht mehr im Griff hatte. Ich konnte ihn nicht zu etwas zwingen, wozu er nicht bereit war. Seine Alkoholabhängigkeit beherrschte mich, obwohl ich selbst nicht trank.

Ich stellte ihm frei, zu tun, was er wollte. In Wahrheit hat er das ohnehin immer getan. Die Dinge veränderten sich an jenem Abend, da ich auf Distanz ging. Er spürte das genauso wie ich. Indem ich ihn freigab, gewann ich die Freiheit, mein eigenes Leben zu führen.

Seitdem hatte ich oft Gelegenheit, das Prinzip des Abstandnehmens zu praktizieren - Abstand von ungesunden und gesunden Menschen. Es hat immer funktioniert. Der innere Abstand hat sich stets als positiv erwiesen.

Abstand gewinnen ist ein Geschenk, das uns zuteil wird, wenn wir die Bereitschaft dazu mitbringen. Wenn wir anderen die Freiheit geben, befreien wir uns selbst.

Heute will ich liebevoll Abstand gewinnen, wo immer es möglich ist.