22. März - Die Opferhaltung aufgeben:
Es ist wirklich in Ordnung, einen guten Tag zu haben.
Es ist in Ordnung, sich wohl zu fühlen in der Zuversicht, dass wir unser Leben
im Griff haben.
Um zu überleben, haben viele von uns etwa gelernt, dass wir nur in der
Opferrolle die Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten, die wir uns wünschen. Wenn
unser Leben leidvoll, beschwerlich, ungerecht und nicht zu bewältigest ist, dann
akzeptieren uns die anderen und erkennen uns an - meinen wir.
Diese Einstellung haben wir in unseren Beziehungen zu Menschen erworben, die
ihrerseits gelernt haben, als Opfer das Leben zu fristen.
Wir sind keine Opfer. Wir müssen uns nicht zu Opfern machen lassen. Wir müssen
nicht hilflos sein und außer Kontrolle geraten, um die erwünschte Aufmerksamkeit
und Liebe zu erhalten. Die Liebe, die wir suchen, werden wir auf diese Weise
nicht bekommen.
Die Liebe, die wir wirklich wollen und brauchen, bekommen wir nur dann, wenn wir
uns der eigenen Stärke versichern. Wir lernen, auf eigenen Beinen zu stehen,
auch wenn wir uns mitunter nach einer starken Schulter zum Anlehnen sehnen. Wir
begreifen, dass die Menschen, an die wir uns anlehnen, uns nicht stützen. Sie
stehen lediglich neben uns.
Wir alle haben schlechte Tage - Tage, an denen die Dinge nicht so laufen, wie
wir es wünschen, Tage, an denen wir uns traurig und ängstlich fühlen. Dennoch
können wir mit unseren schlechten Tagen und düsteren Gefühlen so umgehen, dass
dadurch unsere Selbstverantwortung, nicht unsere Opferhaltung zum Ausdruck
kommt.
Es ist auch völlig in Ordnung, einen guten Tag zu haben. Darüber gibt es zwar
weniger zu reden, um so mehr Freude können wir empfinden.
Hilf mir, Gott, dass ich mich von dem Bedürfnis löse, Opfer zu sein. Hilf
mir, dass ich von der Überzeugung loskomme, eine Opferhaltung einnehmen zu
müssen, um geliebt zu werden und Aufmerksamkeit zu erhalten. Lass mich im Kreis
von Menschen sein, die mich lieben, auch wenn ich mir der eigenen Stärke bewusst
bin.