20. Mai - Traurigkeit
Wenn wir unsere Verluste betrauern, lassen wir unseren Gefühlen freien Lauf.
Viele von uns haben große Verluste erlitten, haben häufig Abschied genommen,
haben viele Veränderungen durchgemacht. Nun wollen wir den Gang der
Veränderungen vielleicht aufhalten - nicht, weil Veränderung schlecht wäre,
sondern weil wir so viele Veränderungen, so viele Verluste erleben mussten.
Manchmal, wenn wir mitten in Schmerz und Trauer stecken, verlieren wir den
Überblick, werden kurzsichtig, wie einige Angehörige jenes Eingeborenenstammes,
von dem im Film Out of Africa die Rede ist.
"Wenn man sie ins Gefängnis sperrt", sagt da eine Figur über die
Stammesangehörigen, "sterben sie."
"Warum?" fragt sein Gesprächspartner.
"Weil sie keine Vorstellung davon haben, dass sie eines Tages wieder freikommen.
Sie halten den Zustand für unabänderlich und ewig. Also sterben sie."
Viele von uns haben große Trauerarbeit zu leisten. Manchmal glauben auch wir,
unser Kummer oder Schmerz sei ein
Dauerzustand. Der Schmerz wird vergehen. Sobald wir unsere Gefühle wahrgenommen
und zugelassen haben, führen sie uns an einen besseren Ort, als es der war, wo
wir begannen. Wenn wir unsere Gefühle wahrnehmen, statt sie zu verleugnen oder
herunterzuspielen, heilen wir uns von unserer Vergangenheit und bewegen uns auf
eine bessere Zukunft zu. Die eigenen Gefühle wahrzunehmen bedeutet, sie
loszulassen.
Das mag vorübergehend schmerzlich sein, doch auf der anderen Seite warten immer
Frieden und eine bejahende Haltung. Es ist also ein neuer Anfang.
Hilf mir, Gott, dass ich meine Endpunkte bereitwillig hinnehme und überwinde,
um für Neuanfänge bereit zu sein.