2. August – Zwischenstation
Eine der schwierigsten Aufgaben der inneren Heilung besteht darin, sich von allem Alten und Vertrauten zu lösen, das man nicht mehr mag. Wir müssen bereit sein, mit leeren Händen dazustehen und zu warten, dass Gott sie anfüllt.
Das gilt auch für unsere Gefühle. Wir sind vielleicht verbittert und voll Wut. In gewisser Hinsicht sind uns diese Gefühle zur Gewohnheit geworden. Wenn wir uns mit unserem Kummer schließlich auseinandersetzen und uns davon befreien, fühlen wir uns eine Zeitlang leer. Wir stehen zwischen dem Schmerz und der Freude, gelassen zu sein und die Dinge zu akzeptieren.
Dieser Zustand des Dazwischenseins lässt sich zudem auf unsere Beziehungen anwenden. Um uns auf Neues vorzubereiten, müssen wir uns zunächst von Altem trennen. Das löst Ängste und Gefühle der Leere und Verlassenheit aus. Wir kommen uns grenzenlos einsam vor und fragen uns, was mit uns nicht stimmt, da wir den sprichwörtlichen Spatz in der Hand fortfliegen ließen, ohne die Taube auf dem Dach überhaupt zu Gesicht bekommen zu haben.
Ein solches Zwischenstadium existiert in einer Reihe weiterer Lebensbereiche – etwa dann, wenn wir den Beruf oder die Wohnung wechseln und unsere Ziele ändern. Wir legen etwas Altes ab und sind nicht sicher, wodurch wir es ersetzen sollen. Dabei handelt es sich vornehmlich um Verhaltensweisen, die uns bislang beschützt und gute Dienste geleistet haben, wie zum Beispiel andere bevormunden und kontrollieren.
In diesem Zwischenstadium befällt uns Trauer, weil wir etwas losgelassen oder verloren haben; die Unsicherheit, Angst und Ratlosigkeit vor dem, was vor uns liegt, bedrängt uns. Das sind ganz normale Empfindungen. Akzeptieren Sie sie, spüren Sie sie, und lassen Sie dann los.
Wir befinden uns in keiner angenehmen, aber notwendigen Zwischenphase. Sie wird nicht ewig dauern. Die Zeit ist nicht verloren. Wir haben auf unserer Reise von einem Ort zum nächsten nur einen Zwischenaufenthalt eingelegt. Wir haben die Endstation noch nicht erreicht.
Auch jetzt stehen wir nicht still, auch jetzt machen wir Fortschritte.
Heute will ich den Ort, an dem ich stehe, als den für mich idealen akzeptieren. Ich befinde mich auf einer Zwischenstation und bemühe mich um das Vertrauen, dass dieser Aufenthalt nicht ohne Sinn ist; ich steuere von hier den nächsten Ort an, an dem mich Gutes erwartet.