16. September – Rache
Unsere spirituellen Prinzipien mögen noch so gefestigt sein, mitunter überkommt uns das unwiderstehliche Verlangen, eine andere Person zu bestrafen oder Vergeltung zu üben.
Wir sinnen auf Rache.
Wir wollen einem anderen so weh tun, wie er uns weh getan hat. Wir wollen sehen, wie das Leben sich an ihm rächt. Und wir stehen dem Schicksal dabei tatkräftig zur Seite.
Das sind normale Gefühle, die wir allerdings nicht in die Tat umsetzen müssen. Diese Gefühle gehören zu unserer Wut; aber es ist nicht unsere Aufgabe, Vergeltung zu üben.
Wir können zulassen, dass wir die Wut spüren. Es hilft, einen Schritt weiter zu gehen und die anderen Gefühle wahrzunehmen – den Schmerz, das Leid, die Qual. Unser Ziel besteht jedoch darin, die Gefühle freizusetzen, mit ihnen fertig zu werden und sie gleichsam aus der Welt zu schaffen.
Wir können die andere Person zur Rechenschaft ziehen. Wir können die andere Person zur Verantwortung ziehen. Aber es liegt nicht in unserer Verantwortung zu richten. Rachegedanken in die Tat umzusetzen, bringt uns nicht weiter, sondern es blockiert uns und hält uns auf.
Wenden Sie sich davon ab. Hören Sie auf, dieses Spiel mitzumachen. Befreien Sie sich davon. Lernen Sie Ihre Lektion. Danken Sie dem anderen, dass er Ihnen eine wertvolle Lehre erteilt hat. Ziehen Sie einen Schlussstrick. Legen Sie das Thema beiseite, und nehmen Sie sich die Lektion zu Herzen.
Eine bejahende Haltung ist hilfreich. Ebenso das Verzeihen – nicht eines, das den anderen dazu ermutigt, uns erneut zu verletzen, sondern ein Verzeihen, das den anderen loslässt und ihm freistellt, einen getrennten Weg zu gehen – während wir von unserem Zorn und Groll befreit werden. So eröffnet sich die Möglichkeit, dass wir unseren eigenen Weg gehen.
Heute nehme ich mir vor, so wütend zu sein wie ich sein
muss, mit dem Ziel, meine Probleme mit anderen zu bereinigen. Sobald ich meine
Verletzung und Wut losgelassen habe, bemühe ich mich um ein gesundes Verzeihen
– ein Verzeihen mit Grenzen. Ich begreife, dass Grenzen, gepaart mit einer
versöhnlichen Haltung und Mitgefühl, mich voranbringen.