12. Februar - Menschen loslassen, die nicht im Heilungsprozess sind.
Wir können mit unserem Leben und unserer Heilung fortfahren, auch wenn ein
Mensch, den wir lieben, noch nicht im Heilungsprozess ist.
Stellen Sie sich eine Brücke vor. Auf einer Seite der Brücke ist es kalt und
dunkel. Dort standen wir gemeinsam mit anderen in Kälte und Finsternis, von Gram
gebeugt. Manche entwickelten eine Essstörung, um den Schmerz zu ertragen. Andere
tranken oder griffen zu anderen Suchtmitteln. Wieder andere verloren die
Kontrolle über ihr Sexualverhalten. Manche von uns fixierten sich zwanghaft auf
die Leiden Abhängiger, um sich von ihrem eigenen Leid abzulenken. Manche von uns
taten beides: Wir entwickelten ein Suchtverhalten, von dem wir uns ablenkten,
indem wir uns anderen Süchtigen zuwandten. Wir wussten nicht, dass es eine
Brücke gab. Wir glaubten, wir seien dazu verdammt, auf einer Klippe auszuharren.
Dann hatten einige von uns Glück. Durch die Gnade Gottes wurden uns die Augen
geöffnet, weil die Zeit dafür reif war. Wir sahen die Brücke. Uns wurde gesagt,
was sich auf der anderen Seite befindet: Wärme, Licht und Heilung unserer
Leiden. Wir konnten das kaum fassen oder uns vorstellen; dennoch entschieden wir
uns dafür, die Reise über die Brücke anzutreten.
Wir versuchten, die anderen Menschen auf der Klippe davon zu überzeugen, dass es
eine Brücke zu einem besseren Ort gäbe, aber sie wollten nicht auf uns hören.
Sie konnten die Brücke nicht sehen und konnten nicht daran glauben. Sie waren
nicht bereit, die Reise anzutreten. Wir beschlossen, alleine zu gehen, da wir
den Glauben besaßen und die Menschen auf der anderen Seite uns anspornten.
Je näher wir der anderen Seite kamen, desto mehr konnten wir sehen und spüren,
dass die Verheißung Wirklichkeit war. Dort gab es Licht, Wärme, Heilung und
Liebe. Die andere Seite war der bessere Ort.
Nun stehen wir auf der anderen Seite der Brücke. Manchmal sind wir versucht,
zurückzugehen und die Menschen drüben mit uns zu ziehen, doch das ist nicht
möglich. Niemand kann unter Zwang über diese Brücke gehen. Jeder Mensch muss
selbst die Entscheidung treffen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Manche werden
sich auf den Weg machen; manche werden auf
der anderen Seite bleiben. Wir können darüber nicht befinden.
Wir können die Menschen auf der anderen Seite lieben. Wir können ihnen zuwinken.
Wir können ihnen ermunternd zurufen, so wie andere uns zugerufen und ermuntert
haben. Aber wir können sie nicht ans gegenüberliegende Ufer tragen.
Wenn für uns die Zeit gekommen ist, die Brücke zu überqueren, oder wenn wir sie
bereits überquert haben und im Licht und in der Wärme stehen, brauchen wir keine
Schuldgefühle zu haben. Es ist unsere Bestimmung, hier zu sein. Wir müssen nicht
auf die dunkle Klippe zurückkehren, weil die Zeit eines anderen noch nicht reif
ist.
Das Beste, was wir tun können, ist: im Licht bleiben, denn damit zeigen wir
anderen, dass dies der bessere Platz ist. Und wenn sie sich dafür entscheiden,
die Brücke zu überqueren, werden wir sie aufmuntern und vorantreiben.
Heute will ich in meinem Leben vorwärts kommen, ungeachtet dessen, was andere
tun oder nicht tun. Ich weiß, dass es mein Recht ist, die Brücke zu einem
besseren Leben zu überqueren, selbst wenn ich andere zurücklassen muss. Ich
werde keine Schuldgefühle haben, ich werde mich nicht schämen. Ich weiß, der
Ort, an dem ich mich jetzt aufhalte, ist der bessere Ort: Hier soll ich sein.