ZWEITER SCHRITT Kamen zu dem Glauben, daß eine Kraft, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben könnte. Im zweiten Schritt geht es um Geisteskrankheit. Wie intelligent wir auch in anderer Hinsicht gewesen sein mögen, immer wenn Alkohol mit im Spiel war, haben wir befremdend wahnsinnig reagiert. Das ist eine harte Sprache, aber ist es nicht wahr? Kein Alkoholiker handelt geistig gesund, solange er trinkt. Chronische Vergiftung durch Alkohol führt zu zwanghaftem Trinken und wahnsinnigem Verhalten. Solange der Zwang nicht aus dem Wege geräumt wurde, hat Willenskraft keinerlei Auswirkungen auf die Genesung. Da Vorbehalte jeden ehrlichen Versuch, mit dem Trinken aufzuhören, zunichtemachen, halten wir es für notwendig. unsere psychische Unbeständigkeit zuzugeben. Der Wahrheit auszuweichen führt lediglich zu verzerrtem Denken und zu Widerstand gegen Hilfe von einer Kraft, die größer ist als wir selbst. Diejenigen von uns, die einen ehrlichen Wunsch hatten, von der Geisteskrankheit, die der Alkohol uns auferlegt hatte, zu genesen, machten von dieser Kraft erfolgreich Gebrauch. Unsere süchtigen Persönlichkeiten fanden eine sichere Kraft- und Heilquelle in Gott, wie wir ihn verstanden. Gott erneuert uns er Bewußtsein und entwirrt unser Denken. Der Zweite Schritt eröffnet den Blick auf Licht am Ende des Tunnels. Er macht Hoffnung, wenn er auf Bereitschaft und Glauben an eine höhere Kraft beruht. Wir hängen unsere Lippen nicht länger an den Geist in der Flasche, sondern unsere Herzen an den heilenden Geist im Universum. Wie wir diese Kraft nennen, ist Ansichtssache. Uns war es doch auch egal, welches Etikett auf der Flasche klebte, solange der Inhalt für uns stimmte? Also nennen wir diese Kraft mit einem Namen wie auch immer. Was zählt ist, daß wir Vertrauen zu diesem liebenden Gott fassen und die uns zufließende Kraft in unserem Leben so nutzbar machen, daß wir geistige Gesundheit und Fitness wiedererlangen. Der Glaube an eine Höhere Kraft ist ein Grundgesetz der Genesung. Das ist im Leben von erfolgreichen Mitgliedern immer offensichtlich. Was sie getan haben, können wir auch tun. In der Anwendung der Zwölf Schritte gewinnen wir eine bewußte Verbindung mit dieser Kraft, um in zufriedener Nüchternheit zu leben. Zwischen uns und der Genesung stehen Blockaden psychischer Natur. Unser Mangel an Selbstkritik verhindert eine ehrliche Einschätzung unseres Alkoholismus. Mag der Ausdruck geistige Gesundheit [sanity] auch unseren falschen Stolz beleidigen, wir geben unsere Sucht zu. Doch rebellieren wir oft, wenn wir meinen, daß uns der gesunde Menschenverstand abgesprochen werden soll. Na schön, wir sind krank; aber doch nicht verrückt! Dieses halbherzige Eingeständnis ist für unsere Nüchternheit ein Risiko. Haben wir vergessen, wie wir uns mit unseren Verrücktheiten sogar noch vor anderen gebrüstet haben? Der Zweite Schritt kommt uns am meisten zugute, wenn wir ihn ohne jeden Vorbehalt akzeptieren. Als Anfänger wird dir dieser Schritt am besten klar werden, wenn du den aufrichtigen Wunsch hast, ihn so zu verstehen, wie er in AA gemeint ist. Erinnere dich daran, daß du das AA-Programm zu deiner Lebensweise machst. Eine neue Lebensweise ist für die Genesung vom Alkoholismus unentbehrlich. Von diesem Programm hängt dein Leben ab: deine psychische und körperliche Gesundheit, dein Glück, die Sicherheit deines Heims - dein ganzes Leben. Es könnte tödliche Folgen haben, wenn du zu irgendeinem Teil davon im Widerspruch stehst, also entschließe dich, dein Herz zu öffnen und die Zwölf Schritte in ihrer Gesamtheit anzunehmen. Manche Mitglieder haben den Zweiten Schritt zeitweilig immer wieder gelesen und sind schließlich bei seiner wahren Bedeutung angelangt: "Kamen zu dem Glauben, daß eine Kraft, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben könnte." Tatsächlich haben die meisten Mitglieder nur im Rausch verrückt gespielt. Das geht jedem Trinker so, der sich "volllaufen" läßt, aber für den Spiegeltrinker, der die Pausen zwischen den Rauschphasen immer kürzer werden läßt und sie schließlich zu einem einzigen langen "Suff' zusammenschmilzt, wird es ein ernstes Problem. Ab und zu mal "die Sau rauszulassen" gehört zum gesellschaftlich akzeptierten Verhalten. Verrücktes Benehmen wird bei jemand, der abends mal einen über den Durst getrunken hat, im allgemeinen verziehen. Wenn das aber über Wochen und Monate oder gar jahrelang so geht, wird es zum Schema, daß sich im Gehirn festsetzt. Die schädlichen Wirkungen fortgesetzten Alkoholmißbrauchs, die krankmachenden psychischen Folgen, die zu selbstgefälliger Mißachtung jeglichen gesunden Denkens und Verhaltens führen, sind unübersehbar. Saufende Alkoholiker folgen oft fixen Ideen, sie haben ihre Antriebe nicht im Griff. Sie lallen, sie torkeln, ihr Denken und Handeln wirkt zunehmend unkoordiniert. Es scheint nicht nur so. Das ist so. Ständiger Alkoholmißbrauch schädigt das Gehirn und führt zu Säuferwahnsinn. Anzeichen von solchen Schädigungen scheinen bei allen Alkoholikern vorhanden zu sein, je nachdem, wie widerstandsfähig ihr Körper gegen alkoholische Vergiftungen ist, und wie lange sie anormal getrunken haben. Alkoholiker, die an der Illusion festhalten, daß sie beim Trinken gesunden Menschenverstand besitzen, sind herzlich dazu eingeladen, ihren Fall der allgemeinen Definition von Wahnsinn gegenüberzustellen. Eine einfache Definition von Wahnsinn lautet: eine Störung des Verhaltens, das auftritt, wenn die Impulse des Körpers im Gehirn kein Koordinationszentrum zur Einschränkung des Verhaltens mehr finden. Wenn dieser Zustand aufkommt, wird das Verhalten der Betroffenen unvorhersehbar. Sie sind dann zu allem im Stande und werden im Sinne des Gesetzes unzurechnungsfähig, also wahnsinnig. Das Verhalten eines maßlosen Trinkers, der zum Alkoholiker geworden ist, ist ebenfalls unberechenbar Freunden und Angehörigen entgleisen oft genug die Gesichtszüge, wenn der Alkoholiker die Vernunft auf den Kopf stellt und oft reichlich vorhandenen Begabungen unbedacht verkommen läßt. Sein Selbsterhaltungstrieb scheint erloschen. Der Alkoholiker wird verantwortungslos und zur Bedrohung für sich selbst und die Gesellschaft. Er weiß, wenn er erst mal anfängt, hört er so schnell nicht mehr auf. Und dennoch tut er es. Was soll man vom Alkoholismus und der wahnsinnigen Gier sagen, die ihn oder sie treibt, nach dem ersten Glas zu greifen, mit dem prompt ein neues Besäufnis beginnt? Ist das eine geistig gesunde Handlungsweise? Ist der Alkoholiker besessen? Ist es das Ergebnis von irrationalem Denken? Hat es überhaupt mit Denken zu tun? Würde geistige Gesundheit bei einem Alkoholiker nicht zur Folge haben, daß er die Fähigkeit der Wahl besitzt, diesen ersten Schluck anzunehmen oder abzulehnen? Hat er keine Wahl mehr, sind bei ihm Hopfen und Malz verloren? Ist er nun mehr Sklave seines Wahnsinns? Ja! Ja! Ja! Ja, das glauben wir in der Tat. Wir glauben nicht, daß sich ein Alkoholiker selbst helfen und am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Auch andere Menschen können das nicht. Aber Gott kann es und will es, wenn wir ihn suchen. Die Versuche unserer Angehörigen und unsere eigenen zur Selbsthilfe sind allesamt kläglich gescheitert. Wir glauben und wissen aus Erfahrung, daß eine Kraft, größer als wir selbst, diese Besessenheit von ihm nehmen, sein verdrehtes Denken entwirren und den Alkoholiker zu gesundem Denken und Verhalten zurückführen kann. Diejenigen, die den Ausdruck geistige Gesundheit [sanity] im Zweiten Schritt mißbilligen, sind gewöhnlich Alkoholiker, denen das Glück vergönnt war, von den ernsteren Symptomen des Alkoholismus bisher verschont zu bleiben. Natürlich, was sie betrunkenerweise angerichtet haben war gefährlich, schrecklich, ja kriminell. Aber sie klammern sich daran, zwischen ihren Sauftouren vollkommen normal gewesen zu sein. Das ist Selbstbetrug. Wer bei klarem Verstand ist, begibt sich nicht leichtfertig in Gefahr. Alkoholiker, die sich brüsten in ihrer Trinkerlaufbahn bisher keine ernstlichen Schäden angerichtet oder erlitten zu haben, können sich damit trösten, daß sie das alles noch bekommen werden. Sie brauchen nur so weiterzumachen wie bisher. Es lohnt sich den Wahnsinn des Alkoholismus zu erkennen und zu durchschauen. Am leichtesten geht das, wenn wir den Geschichten anderer Alkoholiker lauschen. Da sehen wir sofort, wo sie falsch lagen, verrückte Dinge taten und sich etwas vormachten. Womöglich entdecken wir am Ende: Das sind unsere Spiegelbilder. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, daß die Kraft der Vernunft im Laufe der fortschreitenden Entwicklung des Alkoholismus allmählich nachläßt. In diesem Zustand sind wir geneigt, uns psychische Gesundheit und körperliche Fitness vorzugaukeln; so züchten wir ein überhebliches Gefühl falscher Selbstsicherheit. Als Beweismaterial für diese Tatsache lassen sich die folgenden bedrohlichen Symptome anführen, die im allgemeinen bei Alkoholikern beobachtet werden: 1. Die Vorstellung: Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren. Wer sagt eigentlich, daß ich nicht zivilisiel1 trinken kann wie andere? Also Prost! Ich hab' alles im Griff auf dem sinkenden Schiff... Das muß doch zu machen sein! Diesmal wird alles gut gehen und nichts Schreckliches passieren. Wir können nicht ständig alte Fehler wiederholen und erwarten, daß sie zu neuen, besseren Ergebnissen führen. 2. Die Haltung: Das kann man ja nüchtern gar nicht aushalten... Jetzt muß ich mich erst mal stärken, sonst krieg' ich das nicht auf die Reihe... Alkohol kann körperliche Reserven und psychische Kräfte mobilisieren, doch das ist Raubbau und geht an die Substanz. Wir werden zum Wrack. 3. Der gute Rat zum Katerfrühstück: Fang' morgens mit der Sorte an mit der du am Abend zuvor aufgehört hast. Oft wurde die morgendliche Ration zum "Muß", ohne die wir nicht mehr in die Gänge kamen. 4. Die Haltung: §l Ich habe immer Recht. §2 Sollte ich einmal nicht Recht haben, tritt automatisch §I in Kraft. Schuld sind sowieso immer nur die anderen! Unsere Fähigkeit ehrlicher Selbstkorrektur verkümmerte. Bald gingen wir über Leichen und merkten es noch nicht einmal mehr. 5. Die Haltung: Laß' die nur reden. Irgendwie werd' ich mich auch diesmal durchmogeln. - Man kann sich alles erlauben, solange einem die passende Ausrede einfällt. Wenn alle Stricke reißen, kann ich es immer noch ins Lächerliche ziehen oder vom Thema ablenken ... Wenn wir im Unrecht waren erklärten wir es (so-)fort statt es zuzugeben? Mit kindischen Erklärsystemen und lächerlichem Betragen ist das Leben nicht zu meistern. Wir degenerieren zum trotzigen Kleinkind. 6. Alkoholische Logik: Ich fahre besser, wenn ich was getrunken habe... - Ich hab' schon zu viel drin, um noch laufen zu können, also gib mir gefälligst sofort die Autoschlüssel, blöde Kuh! - Laß das erste Glas stehen, sagt ihr? Na, gut, trink' ich eben nur das zweite, dritte, vierte ... Das ist nicht logisch, sondern lebensgefährlicher Leichtsinn. Solcher Unsinn fällt Alkoholikern auch bei anderen Anlässen ein. 7. Die bedenkliche Körperverfassung und Verwahrlosung, die wir erreichten und das fortgesetzte Leiden, das wir nach maßloser Trinkerei erduldeten. 8. Die finanziellen Risiken, die wir eingingen - die Beschämung, die Sorgen und oft auch die Armut, die wir unseren Familien aufbürdeten. 9. Der idiotische Groll, mit dem unsere Holzköpfe vollgepfropft waren. Der Verlust unserer Verantwortung. Wie wir uns betrunken haben, um jemandem eins auszuwischen oder andere zu verletzen. Die irrige Annahme zu glauben, wir hätten die Fähigkeit, etwas zu trinken und die Flasche stehen zu lassen, wenn wir es wollten. Unsere unnötige Geldverschwendung. 10. Filmrisse, Blackouts: Wo bin ich und wie bin ich hierhergekommen? Wer liegt da neben mir im Bett? Wo habe ich mein Auto, meine Jacke gelassen? Wo kommt nur die Platzwunde am Kopf her? Waaas? Den Kleiderschrank soll ich im Suff mit der Toilette verwechselt haben?? 11. Suizid-Gedanken, Selbstmordversuche: Keiner liebt mich, keiner versteht mich, alle sind so schlecht zu mir. Ade, du schnöde Welt! Ihr werdet schon noch sehen, was ihr an mir hattet, wenn ich erst weg bin. Dies sind nur einige der Symptome von Alkoholikern, die Geisteskrankheit erkennen lassen. Sie rechtfertigen unsere Schlußfolgerung, daß Alkohol für uns - ob in kleinen oder in großen Dosen - ein Gift geworden ist, das unberechenbares Verhalten und eingeschränkte innere Koordination herbeiführt. Es ist sinnlos, sich selbst über das Schicksal des Alkoholikers, der seinen Alkoholmißbrauch fortsetzt, hinwegzutäuschen. Es gibt nur zwei Fluchtmittel aus der Trunksucht: Das eine ist Wahnsinn; das andere ist Tod. Ziel und Zweck des AA-Programms ist eine Lebensweise, die beides vermeidet, indem sie die Krankheit, die Sucht, den Alkoholismus zum Stillstand bringt. Als Alkoholiker können wir unser Verhalten in der Vergangenheit nicht ungeschehen machen; wir können jedoch unser Wissen, daß wir dem Wahnsinn und dem Tod entgehen können, als Anregung nutzen, in einer Verbindung mit Gott Hilfe zu suchen, damit Er uns vor zukünftigem Trinken bewahrt. Der Himmel weiß, wie oft wir das aus eigener Kraft versucht haben und gescheitert sind. Eine Chance, um gescheiter zu werden?! Wir haben nun das Recht, die Hilfe einer Kraft, die größer ist als wir selbst, in Anspruch zu nehmen, um unseren Alkoholismus zu stoppen. Das Sündenregister unseres Vorlebens ist nicht die Grundlage, nach der Gott unsere Zukunft beurteilt. Er ist nicht nachtragend. Wenn wir ehrlich bereuen und bereit sind wiedergutzumachen, liegt ein neues Kapitel im Buch des Lebens vor uns - mit der Überschrift "Amnestie". Es liegt an uns, ob wir den uns zugedachten "Persil-Schein" abholen oder in der Hölle des Alkoholismus zugrunde gehen wollen. Nüchternheit, geistige Gesundheit, Sicherheit und innerer Frieden liegen innerhalb unserer Reichweite. Daran glauben wir. Glaub' du's auch, und dann werden wir einander helfen, daß es Wirklichkeit wird. Das ist die Botschaft des zweiten Schritts. Die Zukunft, mit dem AA-Programm als Lebensweise, wird uns ein geistig gesundes, nützliches und glückliches Leben bringen. Wir haben unsere Lektion gelernt: Alkohol ist für uns ein Gift, das Geisteskrankheit und wahnsinniges Verhalten verursacht. Mit diesem Wissen können wir sicherlich nie wieder behaupten, geistig gesund zu sein, wenn wir erneut diesen ersten Schluck trinken.
Geistige Trunkenheit Entgegen allem besseren Wissen haben manche von uns eigensinnig ihre Egozentrik fortgesetzt. Wir ignorierten unsere Geisteskrankheit. Augen zu! Was man nicht sieht, existiert nicht. Trocken besoffen? Ohren zu! Davon wollten wir nichts hören. Alkoholismus raubte unserem Körper die Kräfte und brachte uns um den Verstand. Ein undichter Reifen pumpt nicht von selber auf, nachdem das Loch geflickt wurde. Ebenso wird alkoholkrankes Denken nicht von selbst zu geistiger Gesundheit, wenn der Stoff aus dem Körper verbannt und der Raubbau gestoppt wird. Geistige Trunkenheit läßt in unserem Herzen keinen Platz für Demut, und wir kehren zu körperlicher Trunkenheit zurück, aus Mangel an spirituellem Fortschritt und Verständnis. Wenn wir unser Versagen unter die Lupe nehmen, entdecken wir, daß wir Vorbehalte, Selbstmitleid und körperliche oder innere Erschöpfung aufgebaut haben, und unser Glaube an eine Kraft, größer als wir selbst, war unzulänglich. Wir sollten niemals vergessen, daß jedem Rückfall zum Trinken Trockenräusche vorangehen, die in spirituellen Blackouts [Kontaktverlust mit der Höheren Kraft] enden. Sie lassen uns blind und hilflos werden und trennen uns von der Kraft, von der unsere geistige Gesundheit und Nüchternheit abhängen. Wir können sie entdecken, wenn wir auf die Gefahrensignale achten, die beim Entstehen eines Trockenrausches auftreten. ZUSAMMENFASSUNG: Daß auch eine Art Geisteskrankheit vorliegen muß, leuchtet uns ein, nachdem wir von unserer körperlichen Allergie gegen Alkohol wissen. Ein gesund denkender Allergiker würde sich nicht wissentlich dem krankheitsauslösenden Stoff aussetzen. In unserem kranken Körper haust kein gesunder Geist. Wir können nicht gesund denken oder handeln, schon gar nicht solange wir trinken oder im Entzug sind. Unser Wille unterliegt noch dem Einfluß der alkoholischen Vergiftung. Nach der Entgiftung ist der freie Wille einigermaßen wiederhergestellt. Er ist jedoch weder zuverlässig noch dauerhaft. Die Geisteskrankheit [obsession - Besessenheit] besteht im unbetrunkenen Zustand fort, wenn nichts zu ihrer Heilung [Schritte 3 bis 9] unternommen wird. Der Teufelskreis schließt sich nach einiger Zeit, sobald die verrückte Idee von uns Besitz ergreift, wir könnten wieder trinken. Dann sind alle Erinnerungen und Ängste vor den schrecklichen Folgen wie ausgelöscht und wir trinken uns in die nächste Katastrophe hinein. In AA begegnen uns jedoch Menschen, die sich in die Obhut eines liebenden Gottes begeben haben und auf diese Weise fähig wurden, den Teufelskreis dauerhaft zu durchbrechen. Wir kommen zu dem Glauben: Was bei ihnen ging, kann auch bei uns funktionieren. Dies sind die wichtigsten Genesungsgrundlagen des Zweiten Schrittes. ANZEICHEN VON GEISTESKRANKHEIT: Fortwährende Trinkerei. Filmrisse [Blackouts]. Geistige Trunkenheit. Vermeidung von Selbstkritik. Emotionale Unbeständigkeit. Zwanghaftes Denken [Kopfkino].Tiefer Groll. Wutausbrüche. Selbstmordgedanken und -versuche. Selbsttäuschung und Wahnvorstellungen. BEHANDLUNG: Ehrliche Einschätzung unserer Suchtpersönlichkeit und die Einsicht, daß menschliche Willenskraft kein geeignetes Heilmittel ist. Unser Weg zur Hölle war mit guten Vorsätzen gepflastert. Richten wir die uns eigene Gier endlich mal auf was Positives. Seien wir gierig nach der Höheren Kraft, die uns Genesung bringen kann. Setzen wir alles auf eine Karte. Denn die Methode "Wasch' mir den Pelz aber mach mich nicht naß" funktioniert nicht. Kommen wir zu dem Glauben, daß eine Kraft, größer als wir selbst, uns gesundes Denken und Verhalten wiedergeben kann. Vertrauen wir auf eine Höhere Kraft bei der Genesung von unserer Geisteskrankheit. GENESUNG: Wir erlangen spirituelle Kraft, Verständnis, Demut, emotionales Gleichgewicht, inneren Frieden und zufriedene Nüchternheit. |