4. Mai

Was wäre, wenn das Ich seine Interessen soweit ausdehnen könnte, dass wir das menschliche Drama aus einer göttlichen Perspektive betrachten könnten? Misserfolg wäre dann so natürlich wie Erfolg, und beides nähme der Betroffene so wenig persönlich, wie der Schauspieler die Rolle des Verlierers auf der Bühne eines Freilichttheaters!
Huston Smith

Die Dinge mit Abstand zu betrachten, ist eine weise und reife Art, mit den Ereignissen des Lebens umzugehen. Manchmal fällt es uns schwer, diesen Abstand zu wahren, weil er unsere Reife fordert. Wie könnten wir auch Misserfolge auf die leichte Schulter nehmen, wo uns doch von Kind an beigebracht wurde, Sieger zu sein und jedes Wagnis einzugehen! Wie verhalten wir uns einem geliebten Menschen gegenüber, der von Ängsten geplagt wird? Wie können wir ihn unterstützen, ohne sein Problem zu unserem zu machen?

Wir sollten einige unserer alten Vorstellungen in Frage stellen. Vielleicht haben wir geglaubt, wir müssten immer der charmante Märchenprinz sein, der die Jungfrau aus den Dornen rettet. Wahrscheinlich hinderte uns unsere Idee vom rettenden Prinzen sogar daran, echte Freunde zu gewinnen.

Während sich meine Sichtweise verändert, gelingt es mir immer besser,
einen gesunden Abstand zu wahren.