26. Juli
Die Lust an der Macht hat ihren Ursprung nicht in der
Stärke, sondern in der Schwäche.
Erich Fromm
Wie unsicher, hilflos, erbärmlich und unterprivilegiert kamen wir uns vor! Wie oft haben wir uns geschworen, letzten Endes doch aus allem als strahlender Sieger hervorzugehen!
Unsere Schwäche ist uns bewusst, und sie verfolgt uns noch lange, nachdem wir sie eigentlich überwunden haben. Vielleicht verbirgt sich dahinter ein Problem spiritueller Natur. Vielleicht sind wir blind für die Realität unseres gegenwärtigen Lebens.
Wir streben nach mehr Sicherheit, mehr Liebe, mehr Geld. Wir versuchen, noch attraktiver für noch mehr Menschen zu werden und vergessen dabei, dass wir - ganz im Gegenteil - innehalten und uns klarmachen müssen, welche positiven Qualitäten wir schon heute besitzen. Der Schmerz und die Unsicherheit der Vergangenheit treiben uns dazu, beides mit allen möglichen Mitteln zu bekämpfen. Aber wir müssen über sie hinauswachsen und uns an höheren Prinzipien und an unseren Mitmenschen orientieren.
Unsere Probleme lösen sich nicht dadurch, dass wir sie in den Griff bekommen - dass wir mehr erreichen, uns mehr absichern, sondern dadurch, dass wir uns endlich mit der Tatsache abfinden, dass das Leben unsicher ist.
Heute will ich nicht mehr alles erreichen. Ich will im Laufe des Tages immer wieder das Loslassen üben, damit meine Schwäche aufhört, mich zu regieren.