12. Oktober
Ich habe beschlossen: "Ich werde mich dem Bösen mutig
widersetzen." Aber schon die kleinste Versuchung treibt mich in die
Enge. Was anfangs unbedeutend erschien, wird schnell zu einer
heimtückischen Falle.
Thomas ä Kempis
Wir bleiben verletzliche Menschen, die jederzeit den Versuchungen ausgesetzt sind, die unser altes Verhalten mit sich bringt. Manchmal erkennen wir diese Gefahr rechtzeitig, ein anderes Mal bilden wir uns ein, wir bräuchten die Versuchung nicht zu fürchten. Vielleicht geraten wir gerade dann in Versuchung, wenn wir es am wenigsten erwarten und überhaupt nicht auf der Hut sind. Die Versuchung kann schon darin bestehen, dass wir süchtig oder abhängig waren und uns unserer Machtlosigkeit nicht voll bewusst sind. Wir müssen uns unsere Machtlosigkeit immer wieder vor Augen führen, um unserem Programm treu bleiben zu können.
Wenn wir hingegen überzeugt sind, wir seien über jede Versuchung erhaben, sind wir von unserem Weg zur Genesung abgekommen. Wenn wir behaupten, dass wir nicht mehr machtlos sind und unser Verhalten jetzt mit dem Willen steuern können, sind wir bereits wieder in unser altes Verhaltensmuster zurückgefallen.
Sich die Wahrheit einzugestehen, ist unangenehm, aber es macht uns ehrlicher, zugänglicher, flexibler und spiritueller. Es ermöglicht uns, mit den Bedrohungen unserer Genesung besser fertig zu werden.
Jeden Tag lebe ich mit meiner Machtlosigkeit. Hilf mir, sie mir einzugestehen.