Der Engel der Fairness

Fair ist ein Begriff aus der Sportwelt. Einen Sportler nennen wir fair, wenn er sich an die Spielregeln hält und seinen Gegner anständig behandelt, ihn nicht mit Tricks zu überlisten sucht. Ein fairer Fußballspieler kämpft durchaus mit seinem Gegner. Er fordert alles von ihm ab und sucht ihn zu überspielen. Aber er bleibt immer fair, er wird keine versteckten Fouls austeilen. Vor allem aber spricht man von einem fairen Verlierer. Viele können nicht verlieren. Sobald sie im Spiel besiegt worden sind, schieben sie die Schuld auf den Schiedsrichter, auf den schlechten Platz oder auf das Wetter. Aber man will sich nicht eingestehen, dass man eben den Kürzeren gezogen hat. Einer muss immer verlieren. Fair ist der, der seine Niederlage eingesteht und dem Sieger gratulieren kann. Wer den Sieger schlecht macht, ist auch ein schlechter Verlierer.

Auch im Geschäftsleben gibt es faire Verhaltensweisen. Natürlich will jeder gewinnen und seinen Nutzen aus dem Geschäft ziehen. Das erkennt auch jeder an. Fair ist der, der sich an Vereinbarungen hält, der klar kämpft, der seine Bedingungen offen darlegt und mit dem man dann auf anständige Weise einen Kompromiss schließen kann. Wer bei Verhandlungen lügt oder die Wahrheit verschleiert, wer mit falschen Versprechungen arbeitet, die er nicht einhält, der ist unfair. Wer unfaire Geschäfte abschließt, der wird zwar kurzfristig gewinnen. Aber auf Dauer wird sich seine unfaire Art rächen. Er wird Kunden und ehrliche Lieferanten verlieren. Und er wird bei seinen Kontrahenten einen stärkeren Widerstand gegen sich hervorrufen, der ihm dann zum Verhängnis werden wird.

Ich erlebe viele Ehepaare, die sich auseinander gelebt haben. Die große Liebe ist verflogen. Sie mögen sich noch, aber sie spüren, dass sie sich fremd geworden sind, dass vieles von den hohen Eheidealen zerbrochen ist. Manche meinen dann, sie müssten sich sofort voneinander trennen. Denn nebeneinanderher leben, das wäre keine Lösung. Ehe sei doch mehr. Das stimmt. Doch ich versuche ihnen dann immer zu vermitteln, dass es doch schon viel sei, fair miteinander umzugehen. Auch wenn es nicht mehr die große Liebe ist, so ist doch schon viel gewonnen, wenn Mann und Frau fair miteinander leben. Zu dieser Fairness gehört, dass jeder erst einmal für sich sorgt, damit er gut leben kann, dass er aber auch den anderen gelten lässt und ihm den Raum zugesteht, in dem er wachsen kann. Oft ist das Wachsen der Ehepartner phasenverschoben. Die Frau hat sich schon früher auf den Weg gemacht und an sich gearbeitet. Der Mann ist noch so mit seinem Beruf verflochten, dass er für die persönliche Reifung gar keine Zeit hatte. Fair zu warten, bis der andere nachreift, ist schon viel. Oft ergibt sich dann eine neue Beziehung und eine nüchterne Liebe, die bis zuletzt durchträgt. Natürlich gibt es Situationen, in der auch die Fairness nicht genügt, um ein Fortbestehen der Ehe zu rechtfertigen.

Fairness kann man nicht einfach machen. Man kann sie zwar erlernen. Aber es ist gut, dabei den Engel der Fairness an seiner Seite zu wissen, der einen einführt in den Geist der Fairness. Der Engel muss die Seele verwandeln, dass sie frei wird von dem Kampf ums Überleben, der sich tief in sie eingeprägt hat.

Ich wünsche Dir den Engel der Fairness in Deiner Beziehung zu Deinem Ehepartner, in Deinem beruflichen Umfeld und in Deinem Freundeskreis. Und ich wünsche Dir, dass der Engel der Fairness in Deiner Seele die Haltung der Klarheit, der Anständigkeit und der Sauberkeit hervorruft. Der Engel der Fairness wird nicht nur den Menschen in Deiner Nähe, sondern auch Dir selbst gut tun.