2. Juni
Noch etwas vermisse ich nicht, seit ich nüchtern bin: Die quälende Frage nämlich, ob wohl mein Auto in der Garage steht, und wie ich nach Hause gekommen sein mag; mich mühsam zu erinnern versuchen, wo ich gewesen bin, und was ich seit meinem letzten lichten Moment alles angestellt habe; die Minute, da ich zur Arbeit gehen muss, möglichst lange hinauszuschieben und mich ewig wegen meines verkaterten Aussehens zu beunruhigen; kurz - mich vor dem Tag, der vor mir liegt, zu graulen.
Dass ich das alles nicht vermisse, ist doch wohl sonnenklar, nicht wahr?
MEDITATION
Niemand kann an Gott glauben und gleichzeitig weiter seinem Egoismus frönen. Langsam verkümmert die Selbstsucht, stirbt ab, und die Seele wird nach Gottes Ebenbild geprägt. Das Ziel unseres Lebens ist es, durch unsere wachsende Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen allmählich unsere Eigenliebe auszulöschen. Zunächst trägst du nur einen winzigen Keim des Göttlichen in dir, aber allmählich wirst du mehr und mehr seiner würdig, bis jeder, der dich sieht, spürt, wie etwas vom Wirken der göttlichen Gnade von dir ausgeht.
GEBET
Ich bete, dass sich jener winzige Keim des Göttlichen in mir entwickeln möge. Ich bitte, dass andere das Wirken der göttlichen Gnade an mir erkennen.