25. April
Zu sich selbst finden heißt ... fähig sein, an der eigenen Identität festzuhalten und zugleich in Beziehung zu anderen zu stehen. (Denise McAllister Cook)
Ein gemeinsames Merkmal der Menschen, die ihre Probleme aus der Kindheit mit sich tragen, besteht darin, dass für sie die Grenze zwischen der Welt der anderen und ihrer eigenen unscharf wird. Wir wissen nicht, wo jene endet und diese anfängt. Und so haben wir häufig die Erfahrung gemacht, dass die eigene Integrität zwangsläufig ins Wanken kommt und verloren geht, wenn wir unsere Selbstachtung preisgeben, um Beifall zu ernten – wenn wir ja sagen zu dem, womit wir nicht übereinstimmen, wenn wir lachen, obwohl uns die Situation nicht amüsant erscheint, wenn wir nach Wertvorstellungen leben, die wir eigentlich ablehnen. Jedes Mal, da wir auf diese Weise reagieren, erleidet unsere Integrität Schaden. Mit der Zeit ist es möglich, sie Stück für Stück zu verlieren, bis nichts mehr von ihr bleibt. Und da unsere Selbstachtung direkt abhängt vom Grad der Integrität, den wir bewahren konnten, ist dieses Opfern innerer Maßstäbe von eminenter Bedeutung.
Wenn ich es verstehe, mit einem anderen Menschen zusammen zu sein und dabei nicht meine eigene Identität zu verlieren; wenn ich etwas für ihn empfinde und ihm doch nicht zustimmen muss; wenn ich fähig bin, nein zu sagen, und dabei nicht gelähmt werde durch die Angst, gescholten oder verlassen zu werden, dann weiß ich, dass ich gute Fortschritte mache auf dem Weg zur Selbstfindung.
Ich will das Maß meiner Integrität täglich prüfen und dabei sicherstellen, dass ich nicht mich selbst herabgewürdigt habe, um Anerkennung zu erhalten.