23. April
Ich brauchte Jahre, um herauszufinden, dass Mama dasselbe brauchte wie ich. Auch sie hat es von niemandem bekommen. (Patty A.)
Warum sollte man sich der eigenen Familie wieder zuwenden? Gewiss nicht, um jemandem Schuld zu geben. Und auch nicht, um irgend etwas zu beschönigen. Ein hilfreiches Verständnis ist zwischen diesen beiden Extremen angesiedelt. Wir kehren zurück, um erneut, als Erwachsene, auf Menschen und Ereignisse der Vergangenheit zu achten. Wir müssen begreifen, dass die uns zuteil gewordene Zuneigung – egal, wie unzulänglich oder unpassend sie gewesen sein mag – wahrscheinlich die tiefste war, die man uns zu schenken wusste.
Wissen die Menschen, die wir am meisten lieben, was wir fühlen? Geben wir unserer Liebe nur unzureichend Ausdruck? Vielleicht hatten die Menschen in der Vergangenheit die gleiche Schwierigkeit wie wir, diese Kluft zu überwinden. Es ist sehr erhellend und oft entscheidend, die Umstände und Mechanismen zu verstehen, durch welche die Menschen erzogen und geprägt worden sind. Waren sie selbst versehen mit jenen Gaben, die wir so verzweifelt von ihnen bekommen wollten? Die Hege und Pflege, die wir brauchten und verdienten, die Sicherheit, nach der wir uns sehnten – waren sie so aufgewachsen, hatten sie diese Liebe erfahren? Vielleicht erhielten wir nicht, was sie ganz einfach nicht zu geben hatten.
Böse Absichten und Unfähigkeit sind nicht dasselbe. Ich will die Menschen meiner Vergangenheit genauso freundlich beurteilen, wie ich es von anderen erhoffe, die mich beurteilen.