2. Mai
Das Leben garantiert eine Chance – nicht eine gerechte Verteilung. (Bernie Y.)
Das Leben ist nicht gerecht. Die meisten von uns wissen das, aber nur wenige akzeptieren es. Etwas in uns hält fest an der Idee, dass am Ende die Gaben gleichmäßig aufgeteilt werden. Meistens wollen wir für die Ungerechtigkeit der Vergangenheit unseren Lohn bekommen. Viele von uns, die wir in der Kindheit benachteiligt wurden, erwarten – nein, verlangen – vom Schicksal Wiedergutmachung. Wir glauben, das Leben sollte das irgendwie so einrichten für uns. Aus diesem Grund fällt es uns derart schwer, immer und immer wieder festzustellen, was wir schon wissen: Das Leben ist nicht gerecht.
Die gute Arbeitsstelle, die wir hätten bekommen sollen, aber nicht bekamen; der Unfall, durch den ein geliebtes Wesen zum Krüppel wurde; ungewollte Kinderlosigkeit – all dies ist nicht gerecht. Aber das Leben ähnelt der Erde, nicht dem Samen. Es gibt die Möglichkeit, zu ernten, doch nur, wenn wir gesät haben. Und selbst dann ernten wir vielleicht nicht, was wir erwartet oder uns gewünscht haben – die Dinge richten sich nicht nach unserem Zeitplan.
Es ist ein Akt des Vertrauens und großen Mutes, weiterhin zu säen, obwohl wir nicht wissen, was uns zuteil werden wird. Aber es ist die einzige Chance, die wir haben. Wir müssen aufhören, von der Erde zu erwarten, dass sie allein für die Saat sorgt.
Heute will ich dafür danken, dass ich am Leben bin. Dieser Tag bietet die Chance für ein erfüllteres Leben – und so will ich die Frucht meiner Bemühungen annehmen.