19. Januar
Weil ich Durst empfand, grab´ ich einen Brunnen, aus dem die andren trinken. (Arabisches Sprichwort)
Wir tun, was uns gefällt. Wenn wir gehen wollen, gehen wir. Wenn wir bleiben wollen, bleiben wir. Wir sind gewohnt, uns frei zu bewegen, und sind uns dessen gar nicht bewusst. Wir verlassen uns darauf, dass eine Tür sich öffnet, sobald wir die Klinke drücken und schieben. Leider schätzen wir nicht, was uns selbstverständlich vorkommt – und das spricht nicht für uns.
Ein junger Mann erzählte bei einem unserer Gruppentreffen, dass er gerade aus dem Gefängnis entlassen worden sei, also von dort komme, wo die Türen verschlossen sind. Nach der Entlassung sei er gleich als erstes immer wieder vor und zurück durch die automatische Türe der Busstation marschiert. Er wollte derjenige sein, der eine Tür sich schließen und wieder öffnen lässt. Die Leute, die herumstanden, hätten ihn ausgelacht, sagte er, aber das sei ihm egal gewesen. Er genoss die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, dorthin zu gehen, wo er wollte. Nach der Erfahrung dieses höllischen Zustands, als die Türen sich nicht aufgetan hatten, besaß er eine Wachheit, die uns anderen fehlte. Auf dem Weg seiner Selbstfindung wird er mit jenen Menschen, die in ihrem eigenen, inneren Gefängnis festgehalten worden sind, wichtige Erfahrungen austauschen können.
Möge ich Einblicke gewinnen, um meine besonderen Fähigkeiten zu erkennen, und bereit sein, andere an ihnen teilhaben zu lassen.