15. Mai
Einsamkeit ist das erste, was Gottes Auge als nicht gut erachtete. (John Milton)
Einsamkeit ist ein beherrschendes Faktum im Leben vieler Menschen. Sie ist auch eine Folge – sie wird verursacht. Ungeachtet der Gründe für unser Gefühl von Einsamkeit, für unser Bedürfnis nach Rückzug, aus dem heraus wir handeln, egal auch, wie gültig und zwingend jene Gründe sein mögen: Sobald wir uns einmal dieser Empfindung hingegeben haben, wird sie immer stärker.
Wenn wir uns zurückziehen aus der Gesellschaft oder es anderen Menschen schwer machen, uns kennen zu lernen, wird ein solches Verhalten uns in die Einsamkeit treiben. Wenn wir ständig aus dem Abseits einen unnahbaren Eindruck vermitteln, wird niemand sich uns nähern. Was wir tun (oder nicht tun), bestimmt darüber, was uns zuteil wird. Und wie jede Gewohnheit empfinden wir auch die Verhaltensweisen, die dazu beitragen, uns weiter zu isolieren, als ganz normal – und mit der Zeit sogar als unvermeidlich.
Solange wir lebendig sind, besitzen wir die Fähigkeit, Brücken zwischen uns und den anderen zu bauen. Chronische Einsamkeit muss kein Faktum des Lebens sein. Wenn wir bereit sind, an ihr zu arbeiten, können wir lernen, die Hand auszustrecken, Kontakte zu knüpfen und uns wohl zu fühlen in der Gesellschaft unserer Kameraden.
Heute will ich der erste sein, der die anderen grüßt und ein freundliches Wort sagt.