15. Oktober
Hab Geduld mit allen Dingen - aber zuallererst mit dir selbst. (Francis de
Sales)
Manchmal werden wir alle von der in der Gesellschaft vorherrschenden Forderung beeinflusst: "Beeil dich". Wir sind umlagert von lauter Fertigprodukten, sei es Kartoffelbrei oder ein Foto aus der Sofortbild-Kamera. Wir hören andauernd, dass "schneller gleich besser" ist: "Mein Computer ist besser als deiner, weil er noch mehr Operationen in noch kürzerer Zeit durchführt." Von dieser neurotischen Forderung verhext, werden wir zu unglaublich ungeduldigen Menschen. Manchmal müssen wir uns erst beeilen, um überhaupt einmal langsamer machen zu können. Wir bekommen einen Tobsuchtsanfall, wenn Leute nach unserem Gefühl zu langsam fahren. Wir schelten eine Kellnerin dafür, dass sie uns nicht schnell genug bedient, und nehmen an, sie mache das absichtlich - obwohl es durchaus sein kann, dass ihr die Füße weh tun.
Und wie bei allen anderen Gewohnheiten, gewöhnen wir uns so sehr auch an diese Art, dass wir sie nicht einmal mehr in Frage stellen; es ist ganz einfach normal, so zu sein. Und weil sie schon derart Teil von und geworden ist, verlieren wir sogar grundsätzlich die Fähigkeit, sie überhaupt noch anzuzweifeln.
Alle großen Dinge brauchen Zeit. Jedes echte, wertvolle Wachstum braucht Zeit. Wachstum vollzieht sich nicht im Bereich von Millisekunden oder hastig ausgeführten Tätigkeiten. Wenn wir in der Hetze, die uns zu noch größerer Schnelligkeit antreibt, die Geduld verlieren, versäumen wir den unermesslichen Bestand an Schönheit, die uns umgibt.
Heute lebe ich friedlich, weil ich weiß, dass schneller nicht gleich besser ist; besser ist besser.