12. Juli
Allein zu sein ist eine spürbar andere Erfahrung als sich einsam zu fühlen. (Clark E. Moustakas)
Alleingelassen zu werden, ist für viele so ungefähr das Schlimmste, Angst einflößendste, was sie sich vorstellen können. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben uns gelehrt, Alleinsein mit Verlassensein gleichzusetzen, wenn nicht mit Bestrafung. Also tun wir, was immer wir tun müssen, um eine Trennung von der Gruppe zu vermeiden. Und wenn niemand sonst in der Nähe ist, geben wir uns mit einem Gesicht im Fernsehen oder einer Stimme im Radio zufrieden – mit allem, bloß nicht mit unserer eigenen Gesellschaft.
Doch berauben wir uns selbst einer Chance, wenn wir vor dem Alleinsein fliehen. So verständlich unsere Angst vor der Einsamkeit sein mag: nur in der stillen Zurückgezogenheit sind wir fähig, mit dem geistigen Auge zu schauen. Nur in vollkommener Ruhe können wir in den Spiegel unserer Schönheit und unserer Wahrheit blicken.
Es mag tatsächlich Übung notwendig sein und nicht wenig Mut – aber wir können lernen, die Abgeschiedenheit zu lieben. Wenn wir bereit werden, mit unserem besten Freund: mit uns selbst, die Zeit zu verbringen, brauchen wir niemals mehr einsam zu sein.
Ich will heute einige stille Stunden mit mir selbst verbringen. Ich kann lernen, keine Angst mehr zu haben vor meiner eigenen Gesellschaft.