1. Juni 

Die Freundschaft ist wie ein Baum, unter dem wir Schutz finden. (Samuel Taylor Coleridge) 

Einige Menschen behaupten, sie wollten oder bräuchten keine Freunde. Sie sagen vielleicht, dass eine Freundschaft mehr Schwierigkeiten bringt, als sie eigentlich wert ist. Manchmal gehen sie anderen in ihrer Umgebung sogar aus dem Weg, um sie vor den Kopf zu stoßen und dadurch klarzustellen, dass sie keine freundlichen Gefühle hegen. Und gewöhnlich bekommen sie auch, worauf sie bestehen: Trennung, Distanz, Einsamkeit. 

Warum verhält man sich so? Fast immer, weil es in vergangenen Freundschaften Verletzungen oder Verrat gab. Nachdem man jenen Vertrauen schenkte, die es nicht verdienten, ist man nicht länger bereit, ein Risiko einzugehen. Man streckt die Hand nicht mehr aus und lässt keinen anderen an sich heran. Man zieht sich einfach zurück. 

Wenn man ein gebranntes Kind ist, bedarf es einer großen Portion Mut, um erneut den versuch zu einer Freundschaft zu unternehmen. Die Hände werden dann vielleicht feucht und der Mund trocken, sobald man den ersten zögerlichen Kontakt wagt. Aber wir werden für diese wiederholte Anstrengung mit einem unbezahlbaren Schatz belohnt: einem Menschen, um den man sich kümmern, mit dem man feiern und auf den man zählen kann – einem Gefährten, für den wir uns entschieden haben, damit er uns auf dem Weg Gesellschaft leistet. 

Ich anerkenne mein Bedürfnis nach Nähe zu anderen.