GEDANKEN ZUM TAG 15. Juli

STOLZ

Leute wie wir haben seit Jahrtausenden immer mehr Sicherheit, Prestige und
Verehrung gefordert, als ihnen zustand. Wenn wir scheinbar Erfolg hatten,
tranken wir, damit der Traum großartiger wurde. Bei der geringsten
Enttäuschung tranken wir, um zu vergessen. Es gab nie genug von dem, was wir
nach unserer Meinung brauchten. Alle unsere manchmal sogar ernstgemeinten
Bemühungen scheiterten an fehlender Demut. Wir wussten nicht, dass
charakterliche und spirituelle Werte Vorrang haben müssen und dass die
Befriedigung der materiellen Wünsche nicht der Sinn des Lebens ist. Es war
ganz charakteristisch für uns, dass wir die Ziele mit dem Weg verwechsel-
ten. Statt die Befriedigung unserer materiellen Wünsche als Mittel zum
Leben zu betrachten, haben wir darin den Hauptsinn unseres Lebens gesehen.

ZWÖLF SCHRITTE UND ZWÖLF TRADITIONEN, S. 67

Immer und immer wieder nahm ich den Siebten Schritt in Angriff, nur um
wieder zurückzufallen und neu anzufangen. Irgend etwas fehlte, und der Sinn
des Siebten Schrittes blieb mir verborgen. Was hatte ich übersehen? Es war
nur ein einziges Wort, das ich gelesen, aber außer acht gelassen hatte, das
aber die Basis aller Schritte darstellt, ja sogar des gesamten Programms
der Anonymen Alkoholiker: dieses Wort heißt "demütig". Nun verstand ich
meine Fehler: Ich schob ständig Dinge vor mir her, ärgerte mich leicht,
empfand zuviel Selbstmitleid und dachte: Warum ich? Dann erinnerte ich mich
an das Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall" und verbannte den Stolz aus
meinem Leben.